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Archiv "Polen: 24 000 neue Krankenhausbetten" (15.10.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Dr. Anatolij Korjagin FORUM

Bettenabbau und Kostendämpfung Das "Beispiel" Berlin und die Folgen

ohne rechtliche Begründung, das Recht auf Einkauf im Lagerkiosk weg. So sieht ihr Humanismus aus.

Das Ziel des KGB und der Ärzte Lyssenko und Kosyrew ist es, mich wegen meines Engagements zum Krüppel zu machen. Der KGB- Agent Anatolij Semjonow droht mir, mich umzubringen. Sie has- sen und quälen mich so beson- ders grausam wegen meiner hu- manitären Überzeugungen.

Dr. Anatolij Korjagin"

Die Hilfsaktion „Ärzte in Not"

zur Rettung von Dr. Korjagin ist von vielen deutschen Kolle- gen auch finanziell unterstützt worden. Diese Spenden ha- ben es unter anderem möglich gemacht, zwei Vertreter der IGFM zur Verleihung des Frie- densnobelpreises an die IPPNW nach Oslo zu entsen- den, um den sowjetischen Re- präsentanten dieser Organisa- tion, den stellvertretenden Ge- sundheitsminister und Mit- glied des Zentralkomitees der KPdSU, Professor Ischasow, vor Zeugen um Hilfe für Dr.

Korjagin zu bitten — bisher oh- ne Erfolg. Die IGFM setzt ihre Bemühungen für Dr. Korjagin unverändert fort. Spenden- konto Deutsche Bank Frank- furt/Main, IGFM-Sonderkonto

„Ärzte in Not" 4 052 031-02.

Polen: 24 000 neue Krankenhausbetten

Im letzten Fünfjahrplan Polens sind insgesamt 24 000 neue Kran- kenhausbetten übergeben wor- den, wie Gesundheitsminister Mi- roslaw Cybulko anläßlich eines DDR-Besuchs mitteilte. Im laufen- den Jahr sollen weitere 2200 Bet- ten hinzukommen. Das von der Polnischen Vereinigten Arbeiter- partei gesetzte Ziel für das Jahr 2000 —100 Krankenhausbetten für je 10 000 Einwohner — erfordere, daß bis dahin noch 23 Kranken- häuser mit je 600 bis 800 Betten errichtet werden. gb

Im Spätsommer 1985 wurden in Berlin Pläne des Gesundheitsse- nators Ulf Fink (CDU) und der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) bekannt, die bereits erheb- lich reduzierten Akutbetten der Krankenhäuser um weitere 10 bis 15 Prozent abzubauen. In einer Anhörung vor dem Gesundheits- ausschuß am 20. Januar 1986 wur- de berichtet, daß es in Berlin pro 10 000 Einwohner durchschnitt- lich 121,8 Akutbetten gäbe (Bun- desdurchschnitt: 75,6).

Schlüsselt man die Krankenhaus- betten getrennt nach einzelnen Fachabteilungen auf, so stellt man fest, daß in der Zahl der Akutbet- ten Berlins ein Anteil von Sonder- betten') von 24,0 Prozent verbor- gen ist (bundesweit = 2,8 Pro- zent). Außerdem ergibt sich, daß Berlin bereits 1983 mit der Anzahl der Allgemein- und Unfallchirurgi- schen Betten unter dem Bundes- durchschnitt liegt, mit der Zahl der Gynäkologischen Betten aber so- gar an vorletzter Stelle der Bun- desstatistik (Reduzierung von 1980 zu 1983 um 10,5 Prozent).

Folgen für die Bevölkerung Die starken Bettenreduzierungen der jüngsten Zeit haben bereits jetzt schwerwiegende Folgen für die Berliner Bevölkerung:

1983 liegt die Sterblichkeit an ausgewählten allgemein-chirurgi- schen Erkrankungen (Eingriffe und Komplikationen) weit über

1) Sonderbetten: In Berlin vorwiegend Betten für psychisch und für chronisch Kranke.

Von den 15 396 Betten für chronisch Kran- ke der Bundesrepublik Deutschland befin- den sich 10 037 in Berlin (West). Die Kosten übernimmt nicht die gesetzliche Kranken- versicherung, sondern der Patient muß selbst zahlen. Folgen: häufig Verlust von Wohnung und jedem persönlichen Eigen- tum für Alleinstehende; finanzielle Not für Angehörige beispielsweise von jungen Kar- zinompatienten.

dem Bundesdurchschnitt (Tabelle auf Seite 2852).

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Bei den über 65jährigen trat in- folge der hohen Sterblichkeit in Berlin ein starker Rückgang der absoluten Zahlen der Rentner von 1971 zur 1983 ein, so daß die Über- alterung der Berliner Bevölkerung gegenüber dem Bundesgebiet er- heblich zurückging.

Beispiel: In Berlin Rückgang um 76 000 Personen = — 17 Prozent;

in Bayern Zunahme um 190 000 Personen = + 14 Prozent. Im Ver- gleich zu anderen Bundesländern ist es dadurch in Berlin zu einer beträchtlichen „Entlastung" der Versicherungsträger, insbesonde-

re der AOK, und der Sozialämter gekommen.

• Die seit Mitte der siebziger Jah- re international erzielten Fort- schritte der Medizin und der Un- fallverhütung, welche bundesweit zu einer Senkung der Sterblichkeit aller Altersgruppen geführt haben, sind in Berlin wesentlich weniger spürbar als im Bundesgebiet. In verschiedenen Altersgruppen nahm die Sterblichkeit im Zeit- raum von 1972 bis 1983 sogar zu.

Das betrifft nicht nur Hochbetagte, sondern zum Beispiel bei Män- nern auch die Altersgruppen 35 bis 40 Jahre und 50 bis 55 Jahre.

• Die Sterblichkeit der Neugebo- renen gilt als Gradmesser für die Güte der medizinischen Versor- gung eines Landes. Bis 1978 war Berlin in der Betreuung der Neu- geborenen eines der führenden Bundesländer. Seit 1981/82 gehört Berlin zu den Bundesländern mit der höchsten Neugeborenensterb- lichkeit. — Das kann eine signifi- kante Folge der Einsparung gynä- kologischer Krankenhausbetten sein.

Nicht erst seit 1980, sondern be- reits seit 1975 wird in Berlin die Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 42 vom 15. Oktober 1986 (35) 2851

(2)

1 860 928 Bevölkerung

1

61 423 051

1781 l 152,2 33 145 1170

417 22 0,68 1,18 173,5

Blinddarmentzündung

1,371

Gallensteinleiden 101 2,23 5,43 243,5

422 47 0,69 2,53 366,7

Bauchfellentzündung

Tabelle: Sterblichkeit in Berlin 1983 bei einigen ausgewählten allgemein-chirurgischen Erkran- kungen (Eingriffe und Komplikationen) im Vergleich zur Bundesrepublik (einschließlich Berlin)

Absolute Zahlen

Bundes- republik

Relative Zahlen (Todesfälle pro 100 000

Einwohner) Bundes- Berlin republik

Berlin

Berlin standardisiert

auf Bund (Bund = 100) Grunddaten

Todesfälle bei ausgewählten allgemein-chirurgischen Eingriffen

Magen- und Zwölf- fingerdarmgeschwür

197 5,63 10,58 187,9

3 462

Todesfälle bei Komplikationen nach Eingriffen am

Verdauungstrakt

Darmlähmung (Paralyt. Ileus) 1 300 77 2,11 4,14 196,2

Summe dieser Todesfälle 6 972 444 11,35 23,86 210,2

Chirurgische Krankenhausbetten

129 313 3 768 i 211 202 95,7

I

718 337

Alle Todesfälle

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Bettenabbau: „Beispiel" Berlin

(amtliche) Kostendämpfung im Gesundheitswesen mit besonde- rer Intensität betrieben. Das be- gann mit der Zusammenfassung gut arbeitender Kliniken zu „Groß- betrieben" und durchgreifenden Personalsparmaßnahmen, welche besonders den Pflegebereich be- trafen. Gegen die dadurch einge- tretenen Mißstände gab es im Frühjahr 1979 eine Anzeigenkam- pagne von Ärzten und Pflegeper- sonal, ohne daß Abhilfe geschaf- fen worden wäre. Nicht allein die Technik, sondern vorwiegend die Pflege entscheidet über das Schicksal jedes Operierten oder Schwerstkranken.

Bei Überlastung des Pflegeperso- nals durch eine zu hohe Zahl von Schwerstkranken und Todesfällen pro Krankenhausbett muß es

zwangsläufig zu weiteren Kompli- kationen und Todesfällen kom- men, denn es fehlt die Zeit zur Be- obachtung und Pflege der weniger gefährdet erscheinenden Patien- ten.

Gründe

für die lange Verweildauer Im Jahr 1983 betrug die Sterblich- keitsrate in den Berliner Akutkran- kenhäusern 5,75 Prozent (Bund:

3,6 Prozent), in den Sonderkran- kenhäusern 11,4 Prozent (Bund = 1,1 Prozent) aller stationär behan- delten Patienten. Dies erklärt ei- nerseits die lange Verweildauer in den Berliner Kliniken und ist ande- rerseits ein Hinweis darauf, daß die Ausstattung mit Pflegeperso- nal in Berlin eine andere sein muß als in vielen Kliniken des Bundes-

gebiets, wenn man Sterbende und Genesende in Berlin optimal be- treuen möchte.

Eine weitere Reduzierung von Krankenhausbetten in Berlin be- dingt automatisch eine weitere Reduzierung des Pflegepersonals:

Pro Bett müssen noch mehr Schwerstkranke und Sterbende gepflegt werden.

Einen weiteren Abbau von Kran- kenhausbetten kann daher nur vertreten, wer bereit ist, das Wohl von Neugeborenen, von Schwerst- kranken und von alten Menschen aufs Spiel zu setzen.

Anschrift der Verfasserin:

Dr. med. Annemarie Wiegand Flotowstraße 6

1000 Berlin 21 2852 (36) Heft 42 vom 15. Oktober 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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