Diese Therapie kann beim me- tastasierenden Prostatakarzi- nom eingesetzt werden oder wird bei Patienten angewandt, die keine Kastration wün- schen. Die Methode wird zur Zeit auch empfohlen, um die Wirkung einer Hormonthera- pie bzw. einer Kastration zu testen. Finden sich drei Mona- te nach der Therapie keine re- gressiven Veränderungen bei zytologischen Kontrollen im
Prostatagewebe, spricht diese Therapie nicht an. Andere Me- dikamente müssen dann ein- gesetzt werden; Langzeiter- fahrungen stehen noch aus.
Zweifel sind angebracht, ob eine Therapietreue (Compli- ance) bei täglicher sechsmali- ger Gabe des Nasensprays im- mer erreicht werden kann, bzw. ob die optimale Resorp- tion immer gewährleistet ist (zum Beispiel bei Erkältungs- krankheiten).
Weitere Therapieformen Bei Tumorprogression oder Versagen der initialen Thera- pie kommen weitere Behand- lungsmaßnahmen in Betracht:
O
Estracyt®- ein Doppelester aus Stickstoff-Lost und einem natürlichen Östrogen. Es han- delt sich um ein Zytostatikum, das den Chemotherapeutika zugeordnet wird. Umfangrei- che Untersuchungen in Skan- dinavien, den USA und Deutsch- land haben gezeigt, das Estra- cyt bei Hormonresistenz da~Mittel der Wahl in der Sekun- därbehandlung ist, da bei fehl- enden Nebenwirkungen auf das Blutbild bei 40 Prozent mit einem Ansprechen des Tu- mors gerechnet werden kann. Bei einem entdifferenzierten Karzinom kommt Estracyt ge- legentlich auch als Primär- therapie in Frage.
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
EDITORIAL
f) Eine Therapie mit Allge- meinzytostatika kann wegen der allgemein anerkannten Er- folge von Estracyt® nur als Tertiärtherapie angesehen werden. Bewährt haben sich Endoxan® und 5-Fiuorouracil als Monotherapie. Andere Zy- tostatika und Kombinationen werden noch erprobt. Da die subjektiven Nebenwirkungen bei zytostatischer Therapie für ältere Patienten häufig bela- stend sind, sollte die Zytostati- kabehandlung nur bei Versa- gen aller anderen Therapiefor- men angewandt werden. Faßt man die Therapiemög- lichkeiten zusammen, sind in den letzten Jahren
~ durch die Modifikationen der Radikaloperation mit Er- haltung der Potenz,
~ durch die lntensivien,mg der Radiotherapie,
~ durch eine differenzierte Hemmung der Androgenpro- duktion und
~ durch die Einführung von Estracyt® und Zytostatika eindeutige Fortschritte in der Behandlung des Prostatakarzi- noms erzielt worden.
Im internationalen Vergleich- die Behandlung des Prostata- karzinoms ist ja kein Problem, das sich auf die Bundesrepu- blik Deutschland beschränkt- entspricht dieses Vorgehen dem derzeit weltweit üblichen Standard.
Professor Dr. med.
Jürgen Sökeland Direktor der
Urologischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten
Westfalendamm 403-407 4600 Dortmund 1
FÜR SIE GELESEN
Medikamentöse Behandlung
der akuten Magenblutung
Angaben über die Wirksamkeit ei- ner medikamentösen Behandlung der akuten Magenblutung, zum Beispiel mit H2-Antagonisten, sind widersprüchlich. ln einer umfang- reichen kontrollierten Studie wur- den 285 Patienten mit einer akti- ven Blutung entweder mit 4 x 300 Milligramm Cimetidin (Tagamet®) intravenös oder Placebo behan- delt. Unter dieser Therapie kam es bei 71 Prozent der mit Cimetidin behandelten und bei 77 Prozent der mit Placebo behandelten Pa- tienten zu einem Sistieren der Blutung. Auch bei einer Analyse der verschiedenen in Frage kom- menden Blutungsquellen ergab sich kein signifikanter Unter- schied zwischen Wirksubstanz und Placebo.
ln einer zweiten Studie an 194 Pa- tienten wurden drei Therapie- schemata analysiert: 4 x 300 Milli- gramm Cimetidin per os, 30 Millili- ter eines flüssigen Antazidums (Mylanta II) stündlich oder eine Kombinationsbehandlung. Auch hier ergaben sich keine signifi- kanten Unterschiede in der Blu- tungsprophylaxe, auch wenn ver- schiedene Blutungsraten zu ver- zeichnen waren: Cimetidin allein 26 Prozent, Antazidum 13 Prozent, Kombination 11 Prozent, Placebo 26 Prozent.
Die Ergebnisse, aus denen man schließen könnte, daß die Sup- pression der Säure keinen Einfluß auf die Blutungsneigung hat, ste- hen allerdings im Gegensatz zu zwei deutschen Studien, bei de- nen eine erfolgreiche Blutungsre- zidivprophylaxe mit einer Kombi- nationsbehandlung von Cimetidin und Gastropezin® (Pirenzepin) so- wie eines H2-Biockers mit Antazi- da gesehen wurde. W
Zuckerman, G., Welch, R., Douglas, A., Troxell, R., et al.: Contraliedtrial of medical therapy for active bleeding and prevention of rebleeding from the upper gastrointestinal tract. Am. J.
Med. 76 (1984)- Washington University School of Medicine, Barnes Hospital Plaza, St. Louis, Missouri 63110, USA
Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 10 vom 6. März 1985 (59) 655