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Archiv "Psychische Störung: Kooperation erforderlich" (20.02.2004)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 820. Februar 2004 AA491

B R I E F E

warteten Gegenwind erhalten:

„Wir stehen unter Schweige- pflicht“, „der Klient will keine Information des Hausarztes“

usw. Ich ließ die Versammel- ten wissen, welch ein monate- langes Engagement oft einer Vorstellung oder stationärer Aufnahme bei ihnen voraus- ging. Umso stärker ist die Enttäuschung und die Verär- gerung, wenn keine Rückin- formation kommt. Mehrmals hatte ich schon die „ehrende Aufgabe“ in Notfällen dann einschreiten zu dürfen – natür- lich ohne Kenntnis des aktuel- len Krankheitsverlaufes oder der Medikationsänderung.

Verständnis finde ich aller- dings bei dem Chef der Psych- iatrieabteilung in der Nähe.

Seine Assistenzärzte verschan- zen sich aber „hinter viel Ar- beit“. Als ob ein vierteljährli- cher Kurzbrief aus den Noti- zen mit Diagnose (ICD), The- rapie und Ausblick nicht der Kooperation dienlich wäre.

Dr. med. Ernst Funck, Bassomer Straße 8, 27232 Sulingen

Versorgung nicht ausreichend

Sie schreiben, dass es in Deutschland 5 000 niederge- lassene Psychiater gäbe. Dies wäre zu schön, um wahr zu sein. Es gibt in Deutschland etwa 1 200 niedergelassene Fachärzte für Psychiatrie bzw.

Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie. Des Weiteren gibt es 3 500 Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie, die allerdings zur Hälfte eben auch der neurologischen Ver- sorgung der Bevölkerung zur Verfügung stehen. Während die Bundesrepublik Deutsch- land 82 Millionen Einwohner hat und Frankreich beispiels- weise 60 Millionen Einwoh- ner, gibt es in Frankreich über 8 000 niedergelassene Psychia- ter, die die Bevölkerung aus- schließlich psychiatrisch und psychotherapeutisch versor- gen. (In Frankreich gibt es 700 niedergelassene Neurologen.) Obwohl die psychiatrische Versorgung aus unserer Sicht in Frankreich günstiger ist als in der Bundesrepublik, wer-

den dort im Rahmen eines Notprogrammes Ärzte, die in Ausbildung zum Hausarzt stehen, durch Schnellumschu- lungen und ohne Facharztprü- fung zu Psychiatern weiter- gebildet, um den – aus franzö- sischer Sicht – erheblichen Engpass zu beheben! Die psychiatrische Versorgung in Deutschland durch niederge- lassene Psychiater ist, vergli- chen mit dem europäischen Ausland, leider nicht ausrei- chend.

Dr. med. Gerd Wermke, Talstraße 35–37, 66424 Homburg

Kooperation erforderlich

. . . Offensichtlich hat die Ver- fasserin des Artikels, der so locker-flockig beginnt – „Bild- zeitung“ und „Kicker“ lassen grüßen – mit Bedacht überse- hen, dass der größte Teil psy- chischer Störungen in fachpsy- chotherapeutische Behand- lung gehört. Dort kommen sie zum Schaden ihrer selbst und auf Kosten der Solidargemein- schaft oft zu spät an, weil Hausärzte häufig nicht dazu in der Lage sind, die Behand- lungsnotwendigkeit zu erken- nen oder Behandlungen, manchmal gegen Widerstände der Patienten, einzuleiten.

Natürlich sind viele Patienten nicht Willens, sich psychothe- rapeutisch behandeln zu las- sen, lieber nehmen sie eine Pil- le, die ihnen Gesundheit ver- spricht und ihnen, laut Beipack- zettel, jede psychische Arbeit an und mit sich selbst erspart.

Natürlich ist damit nicht ge- sagt, dass die Vergabe von Psy- chopharmaka nicht oft hilf- reich und manchmal geboten ist. Solche Vorurteile und Ab- wehrhaltungen gegen psycho- therapeutische Behandlung bedient die Autorin implizit.

Die große, größer werdende Zahl psychischer Erkrankun- gen ist nicht alleine von Psych- iatern und Hausärzten fach- lich ausreichend zu behandeln.

Da reicht auch das Coaching der Hausärzte nicht aus . . . Weiterbildung muss erfolgen, um die meist notwendige und schwierige Zusammenarbeit, die oft mit erheblichen Span-

(2)

Schenkelhalsbruch

Zu der Meldung „Binnen sechs Stun- den operieren“ aus der Rubrik Versi- cherungen in Heft 45/2003:

Besonderheit

Zur Vermeidung von Missver- ständnissen muss auf eine we- sentliche Besonderheit des Falles hingewiesen werden:

Bei der Patientin handelte es sich um eine 45-jährige Frau (Urteil vom 31. 5. 2001, Az.:

1 U 5146/00). Nach den Leitli- nien „Schenkelhalsfraktur“ der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie besteht bei

„Erwachsenen im aktiven Le- bensalter“ immer eine Indika- tion zur Osteosynthese. Diese muss wegen der Gefahr einer Hüftkopfnekrose durch das Hämarthros als absoluter Not- fall „sofort“ erfolgen.

Für eine 30 Jahre ältere Pati- entin wäre die Implantation einer Hüftgelenksprothese mit Entfernung des Hüftkopfs wahrscheinlich die beste Be- handlungsmöglichkeit gewe- sen. Ein sofortiger Notfallein- griff ist hier nicht indiziert. In

diesem Kollektiv versterben trotz zeitnaher Versorgung nahezu zehn Prozent inner- halb von sechs Monaten, etwa ein Drittel muss innerhalb dieses Zeitraums in ein Heim umziehen. Die Ursache ist in den zahlreichen Komorbiditä- ten zu suchen. Eine längere präoperative Stabilisierung und Optimierung ist ebenso angezeigt wie eine Betreuung in einem bestmöglichen Ar- beitsumfeld.

Als sehr kritisch zu bewerten ist aber die unreflektierte Dar- stellung des vorliegenden Fal- les, die zu dem fälschlichen Schluss führen könnte, alle Schenkelhalsfrakturen, d. h.

auch bei alten und morbiden Patienten, müssten notfall- mäßig versorgt werden.

Dr. Marc Schult, Prof. Dr. Michael J.

Raschke,Unfall-, Hand- und Wieder- herstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster, Waldeyerstraße 1,

48149 Münster,

Priv.-Doz. Dr. Andreas Meißner, Prof. Dr. Hugo Van Aken,Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und opera- tive Intensivmedizin, Universitätsklinikum Münster, Albert-Schweitzer-Straße 33, 48129 Münster

nungen verbunden ist, sicher- zustellen. Wir alle wissen, dass psychisch kranke Patienten in Übertragungsprozessen zu ihren Behandlern oft spalten, d. h. die verschiedenen Be- handler aus inneren Gründen gegeneinander ausspielen müssen, oder verhaltensthera- peutisch gesprochen, Patien- ten sich in ihren Interaktionen von dysfunktionalen Kognitio- nen und Verhaltensmustern leiten lassen. Um damit fach- lich angemessen umgehen zu können, braucht es Verständ- nis für die unterschiedlichen Behandlungsformen, Koope- rationsbereitschaft und nicht Alleinanspruch . . .

Jürgen Hart,Landeskammer für Psycho- logische Psychotherapeutinnen und -therapeuten und Kinder- und Jugend- lichenpsychotherapeutinnen und -thera- peuten Hessen,

Gutenbergplatz 3, 65187 Wiesbaden

Arbeitszeit

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Eu- ropäischer Bärendienst“ von Jens Flintrop in Heft 51–52/2003:

Deutscher Bärendienst?

Angeblich überraschend plä- diert die zuständige EU-Kom- missarin, Anna Diamanto- poulou, für einen Rückbau der eigenen Arbeitszeitrichtlinie.

Tatsächlich überraschend? In Gesprächen mit ihrem Umfeld wird bedeutet, dass das Ende der alten Richtlinie nur und ausschließlich Deutschland zuliebe kommt. Die von der Bundesregierung nun avisierte Verschiebung der zuerst doch direkt nach dem überhaupt nicht überraschenden EuGH- Urteil gedachten Umsetzung eines fraglos humanen und so- zialen Rechtsgutes um satte zwei Jahre hat nicht nur einen erheblichen Spareffekt, nein, sie soll auch sicherlich die Chance bieten, mit der späte- stens Mitte 2004 zu erwarten- den neuen EU-Richtlinie

„nach deutscher Art“ im Rücken, den Rückzug anzu- treten. Erste Entwürfe beste- hen ja bereits. Dann wird 2006, immerhin nach zwei Jahren, sicher niemand mehr vom

gar nicht so revolutionären EuGH-Urteil sprechen, denn es wird dann schlicht nur noch Makulatur sein.

In den üblich gut unterrichteten Kreisen in Brüssel und Straß- burg wird die keineswegs über- raschende Aktivität der Kom- missarin sogar ausdrücklich auf die vielfachen Äußerungen deutscher Standesvertreter zurückgeführt. Liegt es viel- leicht daran, dass viele deutsche

„Experten“ eine immense Zahl an fehlenden Ärzten – und da- mit eine Art Versorgungskata- strophe – prognostizierten?

Liegt es am Horrorszenario der explodierenden Folgekosten?

Eine solche Entwicklung ge- fährde die Gesundheitsversor- gung, sagt Frau Diamanto- poulou im Interview. Und dies gelte es zu verhindern.

Vielleicht hätte man sich in deutschen Landen so manche übertriebene Botschaft, auch aus so genannten „Experten- kreisen“, besser ersparen sol- len, denn, wie man sieht, be- scheren eher unausgegorene Zukunftsvisionen, auch manch- mal deutscher Standespoliti- ker, in Brüssel auf einmal nun einen heftigen Gegenwind mit Bumerangeffekt. Möglicher- weise glaubt man mancherorts in Deutschland, nur durch dra- stische Äußerungen noch et- was verändern zu können.

Nun, diesmal zumindest, hat man auf europäischer Seite mal sehr genau hingehört:

Beim Geld und bei möglichen Strukturkatastrophen versteht die EU eben keinen Spaß. Frau Diamantopoulou ist sich offen- bar auch völlig sicher, dass deutsche Mediziner für ihre Sa- che, gerade als Arbeitnehmer, nie auf die Straße gehen wür- den. Die Vergangenheit würde ihr leider Recht geben.

Gerhard Schuster,

11, rue Scribe, F-75009 Paris, Frankreich

EU-Kommissarin ohne Weitblick?

Die für das Gesundheitswesen zuständige EU-Kommissarin plädiert für eine Änderung der Arbeitszeitrichtlinien, die der Europäische Gerichtshof (EuGH) am 9. September

2003 entschied: Bereitschafts- dienste als Arbeitszeit zu wer- ten. Bei den EU-Überlegun- gen sollten neben den finanzi- ellen Aspekten auch andere bedacht werden:

Absolventen des Medizin- studiums nicht für Kliniken verlieren! Das EuGH-Urteil will u. a. weniger Arbeitszeit- verstöße. Davon berichten acht von zehn Chirurgen (DÄ, Heft 49/2003). Drei von vier Klinikchirurgen geben an, weniger Arbeit dokumen- tiert zu haben als effektiv ge- leistet wurde. Das geschieht unter Druck der Kliniklei- tung. Das Ziel „klinische Tätigkeit an Krankenhäu- sern“ wird so wenig attraktiv:

In den letzten sechs Jahren verringerte sich die Zahl der Absolventen des Medizinstu- diums um ein Viertel (DÄ, Heft 48/2003). Wenn die EU- Kommissarin die EuGH-Ur- teilsumsetzung zur Arbeits- zeit behindert, wird der Ärz- temangel verstärkt: Im Jahr

2003 konnten bei uns in Krankenhäusern 3 000 Arzt- stellen nicht besetzt werden.

Im Jahr 2004 werden über 15 000 Arztstellen zusätzlich nötig, um den EuGH-Ent- scheid umsetzen zu können.

Deshalb die EuGH-Urteils- umsetzung zu verzögern, wä- re kurzsichtig. Noch größerer Ärztemangel ist dann zu er- warten.

Zum Medizinstudium moti- vieren. In den letzten zehn Jahren sank die Zahl der Ab- solventen in der Humanmedi- zin um 14 % (DÄ, Heft 51–52/

2003). Mit „Studiermüdigkeit“

heutiger Studenten hat das nichts zu tun. Im Gegenteil gibt es eine Steigerung der Studienanfänger um 4,5 %, aber nicht in Medizin.

Das müsste eine weit blicken- de EU-Kommissarin motivie- ren, den Arztberuf attraktiver zu machen.

Prof. Dr. J. M. Wenderlein, Universitätsfrauenklinik, Prittwitzstraße 43, 89075 Ulm

A

A492 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 820. Februar 2004

B R I E F E

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