Psychische Gesundheit
Was Führungskräfte wollen...
Marlene Eisele1, Belinda Seeg2 und Falko Papenfuß1
Robert Bosch GmbH1
Kompetenzzentrum für Angewandte Personalpsychologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg2
Fehlende Offenheit, Wissensdefizite und Tabuisierung psychischer Probleme bei gleichzeitig hoher Arbeitsbelastung werden von den Führungskräften als wesentliche Hemmnisse für eine als wichtig eingeschätzte aktive Gesundheitsförderung angesehen.
Abgeleitete Maßnahmen zur nachhaltigen Förderung psychischer Gesundheit:
Maßgeschneiderter Handlungsleitfaden inklusive Schulungsprogramm für Führungskräfte
Mehrstufige Kommunikationskampagne und systematischer Ausbau des bestehenden Netzwerks zur Unterstützung von Mitarbeitern mit psychischen Belastungen
Vereinbarung von Gesamtbetriebsvereinbarungen zu Aufklärungs-, Präventions- und Reaktionskonzepten für den Umgang mit psychischen Erkrankungen
Ergebnisse
Schlussfolgerung
Ausgangslage und Zielsetzung
Literatur
Bundespsychotherapeutenkammer (2015). BPtK-Studie zur Arbeitsunfähigkeit. Psychische Erkrankungen und Krankengeldmanagement. Berlin.
Franke, F., Felfe, J. & Pundt, A. (2014). The impact of health-oriented leadership on follower health: development and test of a new instrument measuring health-promoting leadership. Zeitschrift für Personalforschung, 28 (1-2), 139-161.
Rudow, B. (2014). Die gesunde Arbeit. Arbeitsgestaltung, Arbeitsorganisation und Personalführung (3. Aufl.). München: Oldenbourg.
Schwarzer, R. (2008). Modeling Health Behavior Change: How to Predict and Modify the Adoption and Maintenance of Health Behaviors. Applied Psychology, 57 (1), 1–29.
Seiler, K. & Jansing, P. (2014). Erkrankungsrisiken durch arbeitsbedingte psychische Belastung. Landesinstitut für Arbeitsgestaltung des Landes Nordrhein-Westfalen (LIA. nrw), Düsseldorf.
Kontakt: Marlene.Eisele@de.bosch.com und Belinda.Seeg@uni-bamberg.de
Vorgehen bei Bedarfsanalyse
0,91%
0,91%
0,91%
1,82%
1,82%
1,82%
1,82%
1,82%
1,82%
1,82%
1,82%
1,82%
2,73%
4,55%
4,55%
5,45%
6,36%
7,27%
7,27%
11,82%
13,64%
16,36%
0,00% 2,00% 4,00% 6,00% 8,00% 10,00% 12,00% 14,00% 16,00% 18,00% 20,00%
bestehendes Angebot ausreichend (n=1) Führung über Ziele (n=1) Sonderbudget (n=1) anonyme Unterstützung (n=2) Vorbild sein (n=2) Coaching (n=2) gute Arbeitsatmosphäre schaffen (n=2) medizinische Angebote (n=2) Rahmenbedingungen anpassen (n=2) Schulungen Mitarbeiter (n=2) Strukturen schaffen (n=2) Vortrag MA (n=2) Angebote für geistige Leistungsfähigkeit (n=3) Bedeutung Thema im UN steigern (n=5) Beratung durch Psychologe (n=5) klare Ansprechpartner (n=6) Vortrag FK (n=7) Austausch schaffen (n=8) Schulungen FK (n=8) Informationen geben & Aufklären (n=13) Bekanntheit Unterstützungsangebot steigern (n=15) Offenheit & Sensibilität schaffen (n=18)
Mehrfachnennungen möglich 5 Enthaltungen
Ideale Unterstützung beim Thema psychische Gesundheit (N=36)
Ableitung von Handlungsempfehlungen
Interviews zur Förderung psychischer Gesundheit
Identifikation förderlicher und hemmender Einflussfaktoren im Umgang mit psychischen Erkrankungen
Analyse der Ergebnisse der weltweiten Mitarbeiterbefragung 2013
Ableitung der Zielgruppe von 42 Führungskräften aus 2 Geschäftsbereichen für halbstandardisierte Interviews
Vorschläge zu Fördermaßnahmen
Relevanzeinschätzung der psychischen Gesundheit durch die teilnehmenden
Führungskräfte (FK) auf einer Skala von 1 „nicht relevant“ bis 5 „äußerst relevant“
ist generell sehr hoch (M=4,66, SD=0,61)
Vorhandene betriebliche Unterstützungsangebote zur psychischen Gesundheit sind nur 20% der FK bekannt
Schwierigkeiten bei der Förderung psychischer Gesundheit sahen die FK vor allem in der Stigmatisierung durch das Umfeld (23%) und die Arbeitsbelastung (23%)
Als persönliche Hemmnisse wurden am häufigsten angegeben:
Unsicherheit beim Erkennen von Problemen (16% der Nennungen)
Unsicherheit beim Umgang mit erkrankten Mitarbeitenden (10% der Nennungen)
Tabuisierung psychischer Erkrankungen (10% der Nennungen)
In der heutigen Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft treten verstärkt Risiken durch zunehmende psychische
Belastungen auf. Langfristige Arbeitsbelastungen erhöhen unter anderem die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Depression oder Angststörung um 50% (Seiler & Jansing, 2014).
Die Zunahme arbeits- und stressbedingter psychischer Erkrankungen führt wiederum zu erheblichen ökonomischen
Einbußen: Psychische Erkrankungen sind der dritthäufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit. Dabei sind Fehlzeiten mit durchschnittlich ca. 35 Tagen im Jahr deutlich höher als bei körperlichen Erkrankungen (BPtK-Studie zur Arbeitsunfähigkeit, 2015).
Um auf diese Entwicklung von betrieblicher Seite aus zu reagieren, führte Bosch in Kooperation mit der Universität Bamberg eine Studie zur Ermittlung von Handlungsempfehlungen für die nachhaltige Förderung psychischer Gesundheit durch. Da Führungskräfte durch ihre Vorbild- und Weisungsfunktion als Multiplikatoren eine zentrale Rolle für die Förderung psychischen Wohlbefindens spielen, dienen diese als Quelle und Zielgruppe der abgeleiteten Maßnahmen.