A-2160 (56) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 34–35, 26. August 1996
E
twa 40 Prozent der Pati- enten mit einem Schä- del-Hirn-Trauma weisen auch eine traumatische Sub- arachnoidalblutung (tSAB) auf, wodurch die Prognose der Betroffenen deutlich ver- schlechtert wird. Patienten mit dieser ungünstigen Ver- laufsform der Hirnverletzung profitieren von der Therapie mit dem Kalziumantagoni- sten Nimodipin (Nimotop®, Bayer AG), wie eine Studie unter der Leitung von Dr.Albrecht Harders (Univer- sität Bochum) belegt (J. Neu- rosurg. 85, 82–89, 1996).
Weniger Spätschäden
Hierzu wurden 123 Pati- enten mit computertomogra- phisch nachgewiesener trau- matischer Subarachnoidal- blutung innerhalb von zwölf Stunden nach dem Unfall in zwei Gruppen randomisiert:
60 Patienten hatten Nimodi- pin zuerst sieben bis zehn Ta-
ge intravenös und an- schließend bis zur Vollen- dung der 3. Woche oral erhal- ten, 63 Patienten ein Placebo.
Sechs Monate nach dem Unfall wurde der Zustand der Patienten entsprechend der „Glasgow Outcome Scale“ erfaßt und in zwei Gruppen eingestuft: Als
„ungünstig“ (unfavourable) wurde bewertet, wenn der Patient tot, im komaähnli- chen „vegetativen Zustand“
oder schwer behindert war.
Günstig (favourable) wur- de der Zustand bewertet, wenn die Patienten eine
„mäßige Behinderung“ zu- rückbehielten oder sich „gut erholt“ hatten. Das Ergebnis:
In der Placebo-Gruppe wur- de der Zustand von 46 Pro- zent der Patienten als ungün-
stig bewertet, in der Nimodi- pin-Gruppe lag dieser Anteil bei 25 Prozent, also signifi- kant niedriger. Eine mäßige Blutdrucksenkung unter Ni- modipin-Therapie war kli- nisch nicht relevant.
Die Verschiebung zu gün- stigerem Ausgang durch die Nimodipin-Gabe spiegelt sich auch in einigen anderen Details wider: So traten bei 23 Prozent der Placebo-Pati- enten sekundäre Hirninfark- te auf, in der Nimodipin- Gruppe lediglich bei sieben Prozent. Auch posttraumati- sche epileptische Anfälle wurden in der Nimodipin- Gruppe mit vier Prozent sel- tener beobachtet als unter Placebo mit 13 Prozent. Die positive Wirkung des Kalzi- umantagonisten zeigte sich
besonders bei massiver Sub- arachnoidalblutung und aus- geprägten Vasospasmen wäh- rend der Doppler-Untersu- chung. Dies legt nahe, daß die Bedeutung der traumati- schen Subarachnoidalblu- tung offenbar nicht viel an- ders als eine spontane Blu- tung einzuschätzen ist, bei der Nimodipin bereits seit 1985 eingesetzt wird.
Kalziumkanäle
Zwei Mechanismen wer- den für den positiven Effekt von Nimodipin bei tSAB ver- antwortlich gemacht: Die ge- fäßerweiternde Wirkung des Kalziumantagonisten verbes- sert die Kollateraldurchblu- tung und verringert somit die Ischämie. Außerdem wird der erhöhte Kalziumeinstrom in die ischämischen Neuronen verringert. So weisen einige Regionen des Gehirns recht hohe Konzentrationen der vom Nimodipin beeinflußten Kalziumkanäle des L-Typs auf. Dr. Vera Zylka-Menhorn
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Traumatische Subarachnoidalblutung
Einfluß von Nimodipin durch Studie belegt
Um seltene, aber schwer- wiegende Nebenwirkungen des Thrombozytenfunktions- hemmers Tiklyd® (Ticlopi- din) des Uternehmens Sanofi Winthrop auszuschließen, ist ein sorgfältiges Therapiema- nagement erforderlich. Bis zwei Wochen nach Abschluß der Behandlung sollte das Differentialblutbild kontrol- liert werden. Bei bestimmten Blutbild-Parametern (Neu- trophile < 1 500, Thrombo- zyten < 100 000/mm3) sollte das Medikament abgesetzt werden. Patienten, deren Ko- operation bei der Kontrolle des Blutbilds nicht zu erwar- ten ist, sollten nicht mit Ti- klyd®behandelt werden.
Besonderer Beachtung bedürfen klinische Zeichen
von Thrombozytopenie wie erhöhte Blutungsneigung, Hämatome, Purpura oder Teerstuhl sowie Anzeichen von Neutropenie wie Fieber, Halsentzündung oder Mund- geschwüre.
Wirkungsprinzip Die Substanz Ticlopidin wird zur Sekundärprophylaxe des Schlaganfalls nach kom- plettem Hirninfarkt sowie nach Schlaganfallvorboten eingesetzt. Sie wirkt spezi- fisch auf die Fibrinogenbin- dung an den GPIIb/IIIa-Re- zeptoren der Thrombozyten und verhindert so die ADP- induzierte Thrombozyten-
aggregation. EB
In den USA und Japan gibt es längst einen Markt für menschliches Erbgut. So ver- wundert es nicht, daß von den 15 führenden Unternehmen, die Patente auf die menschliche Erbsubstanz halten, acht in Japan und fünf in den USA ansässig sind. Nur die Schweiz durchbricht diese japanisch-amerikanische Vorherrschaft. Von 1981 bis 1995 wurden weltweit 1 175 Patente auf menschliches Erbgut erteilt. Private Institu- tionen halten davon einen Anteil von 76 Prozent. 17 Prozent der Patente gehören öf- fentlichen Organisationen, sieben Prozent sind im Besitz von einzelnen Personen.