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Archiv "Placebo-Wirkungen" (24.04.1975)

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Zur Fortbildung

Aktuelle Medizin

D-Penicillamin bei Rheuma

ten befallen waren. Mit der Haut- biopsie konnten zwei Arten von Lä- sionen festgestellt werden:

~ eine Nekrose der Epidermis, ähnlich dem Befund der Taxider- mie,

~ eine partielle Akantolyse, die eine Pemphigusblase hervorruft, der aber die charakteristischen Zellen fehlten.

Mit 8,1 Prozent waren Symptome des Magen-Darm-Trakts die zweit- häufigsten Nebenwirkungen. Zur Zeit erproben wir eine dünndarm- lösliche Tablettencharge, bei der diese Symptomatik nahezu voll- ständig wegfällt.

Störungen des Geschmacksemp- findens in Form von Hypo- oder Ageusie traten bei 7,1 Prozent un- serer Patienten auf. Diese unange- nehme Komplikation wird bisher der chelierenden Wirkung von D- Penicillamin auf Kupfer zuge- schrieben, wenn D-Penicillamin auf einen Organismus wirkt, dessen Cu-Reserven erschöpft sind. Aller- dings ergab ein Vergleich der Se- rumkupferspiegel von Hypogeusie- Patienten mit denen von Patienten ohne Geschmacksstörungen keine nennenswerten Unterschiede.

Da außerdem der Serumkupferspie- gel der Hypogeusie-Patienten weder vor noch während der D-Penicill- amintherapie unter der Norm lag, konnte eine Hypocaeruloplasmin- ämie als Ursache ausgeschlossen werden; einen Zusammenhang zwi- schen Kupfermetabilismus und Physiologie der Geschmacksemp- findungen konnten wir also nicht nachweisen. Die bis zum Auftreten der Geschmacksstörungen einge- nommene Tablettenmenge diffe- rierte bei unseren Patienten bis zu 100 Stück. Ein ursächlicher Zusam- menhang kann also auch hier aus- geschlossen werden. Von Interesse ist noch die Frage nach der Dosis- abhängigkeit. Nur in einem Fall wurde eine Geschmacksstörung bei sehr niedrigen D-Penicillamin- dosen angegeben, während bei al- len anderen Hypogeusiepatienten

nach Dosisreduzierung das Medi- kament beschwerdefrei vertragen wurde. Die kritische Dosis lag bei 900 bis 1200 Milligramm. Nach Re- duzierung der Dosis auf ein bis zwei Tabletten täglich normalisier- te sich die Geschmacksempfin- dung und kehrte auch im weiteren Verlauf der Therapie nicht wieder.

Zu den ernsten, also "harten" Ne- benwirkungen gehören auch Nie- renkomplikationen, die in unserem Kollektiv in 6,6 Prozent der Fälle zu verzeichnen waren. Der Ansicht, geringfügige Proteinurien - soweit diese nicht banal bakteriell bedingt sind unter D-Penicillaminbe- handlung noch als harmlos zu be- trachten, nur sorgfältig zu überwa- chen, kann nicht mehr zugestimmt werden. Vielmehr zwingt jede, auch noch so geringfügige Protein- urie zum sofortigen Absetzen von D-Penicillamin.

Die Nierenschädigung beruht auf einer lmmunkomplexnephritis.

Elektronenmikroskopisch konnten die Zeichen der perimembranösen Glomerulanephritis im Stadium 111 bis IV nachgewiesen werden. Bei einer 36jährigen Patientin mit chro- nischer Polyarthritis stellten wir unter D-Penicillaminbehandlung, bei nur geringer Proteinurie (zwi- schen 0,5 bis 1,5 Promille Esbach), stellenweise diffus verbreitete Ba- salmembranen der Kapillaren fest.

Schwere Störungen der Blutbil- dung sind unter D-Penicillaminthe- rapie selten aber sehr ernst zu nehmen. Von dieser Nebenwirkung waren über ein Prozent unserer Kranken betroffen. Zweimal be- stand eine Leukopenie mit weniger als 3000 Leukozyten; in weiteren zwei Fällen mußte die Therapie so- fort wegen einer lebensbedrohen- den Agranulozytose abgebrochen werden. Bei drei Patienten kam es zu einer ausgeprägten Thrombope- nie. Die riesigen, flächenhaften Un- terhautblutungen, an denen eine Patientin mit Thrombopenie von 63 000 Thrombozyten litt, waren möglicherweise ein Hinweis auf eine gleichzeitige Aktivierung der Fibrinolyse.

1212 Heft 17 vom 24.April1975

DEUTSCHES ARZTEBLATI'

Neurologische Störungen unter der D-Penicillaminmedikation sind in letzter Zeit von mehreren Autoren mitgeteilt worden. Wir beobachte- ten 1973 eine Patientin mit Myathe- nia gravis, die sich nach Abset- zen des Mittels zurückbildete, die aber mit erneuter D-Penicillamin- gabe wieder exazerbierte. Mögli- cherweise liegt in solchen Fällen das Histokompatibilitätsantigen 8 vor, das bei Autoimmunkrankheiten gehäuft gefunden wird. Bei unserer Patientin konnte dieses Antigen nicht nachgewiesen werden.

Anschrift der Verfasser:

Prof. Dr. med. K. Miehlke Dr. med. D. Jentsch 62 Wiesbaden Langgasse 38

ECHO

Placebo-Wirkungen

Zu: "Wirkungen und Indikatio- nen von Placebo" von Prof. Dr.

med. Gustav Kuschinsky in Heft 10/1975, Seite 663 ff.

"Der Glaube an Arzt und Arz- neimittel wirkt offenbar bei vielen kranken Menschen psychologisch erklärbare Wunder. Mit an sich wir- kungslosen Scheinmedika- menten (sogenannten Place- bos), die den Patienten ver- abreicht werden, können nämlich bis zu 80 Prozent der Fälle von Schlafstörun- gen, 50 bis 70 Prozent der Kopfschmerzfälle sowie 50 bis 60 Prozent der rheumati- schen und der Beschwerden im Magen-Darm-Kanal ge- bessert oder gar ,geheilt' werden. Diese ,aus zahlrei- chen Versuchsreihen gewon- nenen Zahlen' nennt Prof.

Gustav Kuschinsky vom Pharmakologischen Institut der Universität Mainz im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT ... " (Jeversches Wochenblatt und andere Zeitungen)

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