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Archiv "Patente: Die Macht der Ärzte" (06.11.2009)

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A 2244 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 45

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6. November 2009

KOMMENTAR

Die Fremdbestim- mung im Beruf führt zu Unzufriedenheit (DÄ 37/2009: „Ge- sundheit von Ärzten:

Der Beruf macht krank“ von Sunna Gieseke).

Ins Herz getroffen

Herzlichen Dank an das DÄ und Frau S. Gieseke für diesen Kom- mentar. Er trifft ins Herz des deut- schen Gesundheitswesens und da- mit auch in die Seele aller seiner Beteiligten.

Ein Leitartikel sollte noch folgen, denn das Thema ist zentral. Ein ehemals freier Beruf wird zum öko- nomischen Steuerungsinstrument.

Zwei sehr konkrete Aspekte fehlen mir noch in der Betrachtung:

1. Durch die extreme Ökonomisie- rung werden Schwerkranke und Multimorbide in die Unter- oder gar Nichtversorgung gedrängt. Ärzte, die sich dennoch dieser Patienten annehmen, riskieren Regresse, da

sie nie mit dem Arzneimittelbudget auskommen – das heißt, auch diese werden durch existenzielle Regress- forderungen aus dem System elimi- niert . . . Die rein statistische Aufbe- reitung von Verordnungsdaten, die teure Einzelschicksale gar nicht erst prüfen, mit der sicheren Folge von Budgetüberschreitungen, bedarf meines Erachtens einer Verfas- sungsklage, da das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit dadurch nicht mehr gewährleistet ist.

Die strikte Anwendung der SGB-V- Regeln macht dann den besten Arzt arbeitsunfähig oder existenzunfähig durch Insolvenz – und lässt damit noch mehr Menschen erkranken, leiden – oder gar sterben.

2. Die individuelle Lösung gegen Burn-out ist gut vorgeschlagen, aber das übergeordnete gesell- schaftliche Problem sollte auch the- matisiert werden: Kann ein Gesund- heitssystem mit reiner Profitorien- tierung geleitet werden:

Viel Krankheit = viel Umsatz = mehr Profit?

Diese Gleichung kollidiert doch mit dem Prinzip Menschlichkeit, mit

der Ethik, mit dem hippokratischen Eid . . .

Dr. Wolfgang Baur, Lohnbachstraße 5, 38690 Vienenburg

MIGRATION

Wie kulturelle Miss- verständnisse abge- baut werden können (DÄ 39/2009: „Mi- gration und Gesund- heit: Andere Sitten – andere Diagnosen“

von Daria Boll-Palievskaya).

Das deutsche Gesund- heitssystem erklären

Die Darstellung von D. Boll-Palievs- kaya zu Besonderheiten im Umgang mit Patienten aus der ehemaligen Sowjetunion ist interessant und wichtig. Ebenso muss in diesem Zu- sammenhang berücksichtigt werden, dass neben Migranten aus dem russi- schen Kulturraum zahlreiche Men- schen aus anderen Regionen zum Teil erheblich unterschiedliche Me- dizinsysteme gewohnt sind. Hieraus lässt sich die dringende Notwendig- keit ableiten, im Vertrauen auf deren Integrationsbereitschaft den Betrof- fenen die Unterschiede zwischen dem bisher Erlebten und der in ihrer neuen Wahlheimat bestehenden Me- dizinkultur zu erklären, noch bevor sie zu Patienten werden. Hierin sehe ich einen dringenden Ansatz zur Ver- meidung von Missverständnissen unter Mitwirkung der Betroffenen.

Dr. med. Erik Allemeyer, Am Knapp 16, 48291 Telgte

PATENTE

Schutzurkunden für Pharmazeutika be- hindern zunehmend die Gesundheitsver- sorgung (DÄ 34–35/

2009: „Arzneimittel- patente: Medikamen- te sind keine Lieder“ von Harald Neuber).

Die Macht der Ärzte

Vielen Dank, dass Sie die Problema- tik des Patentschutzes auf Medika- mente und die sozialen Folgen öf- Obwohl drei chirurgische Fachärzte

in der Kleinstadt niedergelassen sind, will man die chirurgischen Chefärzte (Unfall-, Viszeral- und Gefäßchirurgie) verpflichten, einen chirurgischen Sitz im MVZ zu je 13 Stunden gemeinsam zu besetzen.

Die Kollegen haben weder die Zeit dazu, sich dort zu engagieren, noch das Personal, um einen anderen Fach- arzt abzustellen. Darüber hin aus soll der orthopädische Sitz derart aufgeteilt werden, dass ein Viertel der Stelle im Sinne einer Zweig- praxis an oben genanntes Schwer- punktkrankenhaus verlagert werden soll, sodass der dort ansässige Chef- arzt der Orthopädie ebenfalls seine Patienten ambulant behandeln kann.

In einer 20 Kilometer entfernten Nachbarstadt wird der chirurgische Sitz im MVZ von einem über 70-jährigen ehemaligen Chefarzt, dem Vater des dort tätigen Orthopä- den, besetzt, da sich trotz mehrfa- cher Ausschreibungen kein Bewer- ber für diese Stelle gefunden hat.

Die drei genannten Krankenhäuser sind über ein und denselben Kran- kenhausträger miteinander vernetzt.

Die Verwaltung versichert uns nie- dergelassenen Fachärzten, dass man in jedem Fall Rücksicht auf uns nehmen werde. Wir bräuchten nichts zu befürchten.

Ein Letztes ist zu bemerken: Uns fällt auf, dass von den Krankenhäu- sern in der Umgebung immer mehr teure Leistungen (onkologische, ra- diologische, kardiologische Leis- tungen etc.) aus dem stationären Bereich in die vorgeschalteten MVZ verlagert werden. So bleibt von den Fallpauschalen im stationä- ren Bereich ein erkleckliches Sümmchen für den Träger übrig.

Die Kosten werden dadurch aber in den gemeinsamen Topf der nieder- gelassenen Ärzte verschoben und schmälern deren Budget. Ich kann nur sagen: Wehret den Anfängen.

Dr. med. Joachim Hölle-Gindorf, Chirurgische Gemeinschaftspraxis Dres. Praeder/Hölle-Gindorf, Unterer Sehlemet 13, 54516 Wittlich

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W v b ( g h a von Daria Boll-Paliev

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6. November 2009 A 2245 fentlich gemacht haben. Der Artikel

geht allerdings kaum auf die Hand- lungsmöglichkeiten von uns Ärzten ein. Die Geschäftspolitik der Phar- mahersteller hat in den letzten Jahr- zehnten gezeigt, dass nur finanzielle Interessen bedeutsam sind und so- ziale und gesundheitspolitische Fak- toren keine Rolle spielen. Die Arz- neimittelhersteller sind allerdings darauf angewiesen, dass wir ihre Präparate verschreiben. Warum soll ich – vorausgesetzt es gibt Alternati- ven – Präparate von Firmen ver- schreiben, die durch ihre Patentpoli- tik in armen Ländern der Bevölke- rung den Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten erschweren? Wenn wir diese Botschaft in großer Zahl den Herstellern vermitteln, können die Kranken in armen Ländern auch auf eine fachgerechte und men- schenwürdige Behandlung hoffen.

Dr. Jan Salzmann, Jülicher Straße 88, 52070 Aachen

GESUNDHEITSDATEN

Die Probleme der Speicherung und der Datensicherheit wären ganz einfach zu lösen: mit einer Patientenakte aus Papier (DÄ 39/2009:

„Gesundheitsakten & Co.: Yes we can!“

von Tibor Kesztyüs).

Nicht verkehrt

Das, was hier als Glosse zur Ge- sundheitsakte dargestellt wird, ist gar nicht so weit von der Hand zu weisen.

In anderen Ländern (ich weiß es zumindest von den Unikliniken in der Türkei) ist es gang und gäbe, dass den Patienten in Form einer Mappe alle Befunde mitgegeben werden und diese eigenverant- wortlich damit umgehen müssen.

Zu jeder erneuten Vorstellung in der Fachabteilung muss der Pa- tient „seine Akte“ wieder mitbrin- gen.

Was ist daran verkehrt? Es entfällt das Suchen in Archiven, und jeder hat – wenn er will – sofort alle Be- funde beisammen.

Gerade bei multimorbiden Patien- ten ist der Bereitschaftsdienstarzt im Notfall ohne medizinische Unterlagen von dem Patienten recht hilflos, und auch der Haus- arzt hat alle Unterlagen der Fach- ärzte auf einem Blick vor sich liegen. Die auf einer CD gespei- cherten digitalen Daten kann ich im Notfall nicht einsehen und ge- rade die von Fachärzten lassen sich auch nicht immer auf dem Praxis-PC öffnen.

Warum also nicht?

Dr. Eckhard Jentsch, An den Sperrwiesen 8, 91781 Weißenburg D

S d w z P P Gesundheitsakten &

B R I E F E

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