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Archiv "Potentielle Gesundheitsgefahren durch Emissionen aus Müllverbrennungsanlagen: Störfälle" (20.08.1993)

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Academic year: 2022

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(1)

MEDIZIN

Emission von Arsen aus natürli- chen Quellen: 8000 t/Jahr, Emission von Arsen aus anthropogenen Quel- len: 24 000 t/Jahr (2). Konzentration im Meerwasser: 2-5 ii,g/1 (3), in indu- striellen Abwässern: 6 mg bis 3 g (!)/1 (1). Hintergrundbelastung des Bo- dens: 20 mg/kg Trockensubstanz (4), in der Nähe von Metallschmelzereien und auf landwirtschaftlichem Boden mit hohem Pestizid- und Herbizid- einsatz: bis 1000 mg/kg (2). „Natür- lich" alles klar?!

Literatur:

1. Koch, R.: Umweltchemikalien, VCH Wein- heim 1989

2. Merian, E.: Metals and their Compounds in the Environment, VCH Weinheim 1991 3. Merian, E.: Metalle in der Umwelt, VCH

Weinheim 1984

4. Eikmann, Th.; Kloke A.: Nutzungs- und schutzgutbezogene Orientierungswerte für Schadstoffe in Böden, in: D. Rosenkranz, G. Ensele und H. H. Harraß Handbuch Bo- denschutz, Erich Schmidt Verlag Berlin 1989

Dr. med. Armin Mainz Stadtgesundheitsamt Obere Königstraße 3 34117 Kassel

6. Störfälle

Die Abhandlung ließ hoffen, daß einige Erkenntnisse der Auswir- kungen von Emissionen auf den Menschen einem größeren Kreis von Ärzten zugänglich gemacht würde:

Wie die von Oberg, Rappe et al. fest- gestellte Katalyse von Chlorphenolen zum Seveso-Dioxin durch das körper- eigene Enzym „Peroxidase" und die von Glenn Miller beschriebene Kata- lyse des OCCD zum Seveso-Dioxin durch Abspaltung von Chloratomen.

Beide Effekte erhöhen den Dioxin- gehalt (Toxisches Äquivalent des 2, 3, 7, 8-TCDD) um das mehrtausend- fache nach der Dioxinaufnahme, so daß ein Fachbeitrag aus medizini- scher Sicht auf großes Interesse sto- ßen würde.

Die Stellungnahme basiert auf Emissionen, wie sie von künftigen Verbrennungsanlagen im Normalbe- trieb von der 17. BImSchV gefordert werden. Wie sehen jedoch die Emis- sionen nach Berechnungen der Um- weltverträglichkeitsuntersuchung (UVU) zum Bau der zweiten Sonder-

DISKUSSION

müllverbrennungsanlage in Baden- Württemberg aus? Warum sind diese modernsten Anlagen nicht gegen Störungen gefeit, damit sie die Emis- sionen nach der 17. BImSchV einhal- ten?

Die Antwort gibt die Umweltver- träglichkeitsprüfung: Die schwersten Verseuchungen werden außerhalb der Verbrennungsanlage verursacht und sind nicht beherrschbar. Nach Angabe der Umweltverträglichkeits- prüfung lassen sich Störfälle und Verpuffungen (Explosionen) nicht ausschließen. Ebensowenig lassen sich falsch beschriftete Behälter, Be- hälter mit Beschädigungen und un- kontrollierte chemische Reaktionen verhindern (1).

Von den drei angenommenen Störfällen seien hier zwei erwähnt:

a) Ein Tanklastwagen mit einer leichtentzündlichen Flüssigkeit, die 12 g polychlorierte Biphenyle, 12 kg Benzol und je 600 kg Tetrachlor- ethen, Trichlorbenzol, Trichlorethan und Trichlorethen enthält, läuft aus und die Flüssigkeit gerät in Brand.

Der Brand dauert 4,8 Minuten. Die- ser Störfall erzeugt noch in 10 km Entfernung vom Störfall eine Dioxin- belastung der Luft von 12 678 000 fg/m3 TE (Toxisches Äquivalent) (1).

Dieser Spitzenwert in der Luft ist 705 000 mal höher als die US-Behör- de EPA als gesamte Dioxindauerbe- lastung (Luft, Wasser, Nahrungsmit- tel) zuläßt (2).

Nach einem derartigen Störfall wird auf die Betrachtung der Störfallauswirkungen auf Boden, Wasser, Pflanzen und die Nahrungs- kette verzichtet, da verhindert wird, daß die verseuchte Bevölkerung zu- sätzlich dioxinbelastete Nahrungs- mittel (Pflanzen, Tierprodukte, Fi- sche, Wein, Milch, Most, Wasser usw.) zu sich nimmt (1).

b) Der erwähnte Vilmar-Bericht gibt für einen Verdünnungsfaktor von 1 : 1,5 Millionen eine Benzolkon- zentration von < 0,01 ng/m 3 und eine Seveso-Dioxinkonzentration von <

0,1 fg/m3 an (1 femtogramm = 10 -15 Gramm). Die Benzolkonzentration beträgt jedoch nach Angabe der UVU bei Auslaufen eines Tanks, der unter anderem 52,5 kg Benzol ent- hält, in 1 km Entfernung 8 301 000 ng/m3 und in 3 km Entfernung

1 440 000 ng/m3 (1), dies sind 830 Millionen bzw. 144 Millionen mal mehr als der Vilmar-Bericht angibt.

Die Dioxinkonzentration ist in 10 km Entfernung vom Störfall 127 Mil- lionen mal höher (12 678 000 fg/m3 ge- genüber 0,1 fg/m 3). Bei dieser Dioxin- konzentration muß nach Berech- nungsunterlagen der US-EPA mit ei- ner Krebssterblichkeit von 2,4 Prozent der Bevölkerung für jeden Tag, den die Giftwolke über der Landschaft liegt, gerechnet werden (2).

Wenn Müllverbrennungsanlagen und Giftmülltransporte (alle 6 Jahre ein Störfall) (1) nicht beherrschbar sind, dürfen wir uns und unseren Nachkommen derartige Gefahren hinterlassen?

Anmerkungen:

1. Umweltverträglichkeitsuntersuchung für vier potentielle Standorte der zweiten Son- derabfallverbrennungsanlage in Baden- Württemberg. Auftraggeber: Regierungs- präsidium Stuttgart. Kapitel 8.6: Bewertung unter sicherheitstechnischen Gesichts- punkten.

2. 1985 gab die US-EPA den Wert von 0,006 pg TCDD TE/kg Körpergewicht für einen zusätzlichen Krebsfall auf 1 Million gesun- der Menschen an. Dieser Wert wurde bei einer Anhörung der EPA im September 1992 in Washington bestätigt.

Peter Bruch

Hohenlohestraße 74 74638 Waldenburg

7. „Pi mal Daumen"

Wir möchten uns in unserer Stel- lungnahme auf die Erfahrungen be- schränken, die wir als eine Gruppe von Ärzten in der praktischen Aus- einandersetzung mit dem Planungs- vorhaben Giftmüllverbrennungsanla- ge Kehl gewonnen haben. Wegen der gleichartigen Technik sind die Ver- hältnisse auf eine Hausmüllverbren- nungsanlage übertragbar, auch das Bewertungsverfahren ist identisch.

Alle Aussagen beziehen sich auf die offiziellen Genehmigungsunterlagen.

Der Bevölkerung in Kehl und Straßburg wurde eine funkelnagel- neue Anlage neuen Typs angeboten.

Geld spielte (damals noch) keine Rolle. Wir hatten die Erwartung von revolutionärer Technik und sicherer Schadstoffmessung, von fundierten Emissionsdaten und deren kontinu- Al-2194 (52) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 33, 20. August 1993

(2)

MEDIZIN

ierlicher Kontrolle, von einer verläß- lichen Bestimmung der Auswirkun- gen auf die Umwelt und die Gesund- heit des Menschen.

In allen Punkten erlebten wir ei- ne Enttäuschung!

1. Anlagentechnik:

Kehl: Uralttechnik Drehrohr- ofen (bekannt von den Zementöfen der Jahrhundertwende), Verbren- nungschemie bei der Mischverbren- nung weitgehend unbekannt und un- vorhersehbar, Mengenausweitung von 50 000 t Müll auf 650 000 t Roh- gas, das auf über 1000 °C aufgeheizt ist, Zusammensetzung des eingesetz- ten Müllgemischs unbekannt.

Es herrscht Einigkeit, daß die ei- gentliche Müllverbrennung ein über- aus schmutziges Verfahren ist. Das Unbedenklichkeitsversprechen grün- det sich auf eine perfekte nachge- schaltete Reinigung der riesigen, glü- hendheißen Rohgasmengen in kathe- draleartigen Reinigungssystemen. Es gibt damit keine primäre oder gar in- härente Sicherheit, sondern nur se- kundäre und damit störanfällige Si- cherheit.

Wie im Gutachten des Beirats:

kein Wort von wechselnden Betriebs- zuständen, Pannen, größeren Störfäl- len, keine Erwähnung von Ablage- rungen in den kilometerlangen Rohr- leitungen, Alterung der Filter, Ab- nutzung der Anlage.

2. Emissionsdaten:

Kehl: Abgeschrieben aus Ver- waltungsvorschriften, Übernahme von Werten aus einmaligen Messun- gen bei nicht näher bezeichneten An- lagen, freihändige Schätzungen, nur ein Bruchteil der emittierten Sub- stanzen bekannt (20 Prozent), kein Bezug zum verbrannten Müll.

Auch das Beiratsgutachten un- terstellt die Dauereinhaltung der Verwaltungsverordnungen.

3. Emissionsmessungen/

Immissionsbeurteilung:

Kehl: Meßtechnische Unsicher- heit von 20 Prozent für Reizgase, 40 Prozent für Cadmium im Staub, 50

DISKUSSION

Prozent für Dioxine und Furane, Stichprobenunsicherheit 20 bis 30 Prozent, Unsicherheit der Gesamtbe- urteilung 40 bis 60 Prozent.

Angaben nach TÜV Südwest, mögliche Bandbreite ( — bis +) der Jahresmittelwerte. Dies wird im Bei- ratsgutachten nicht diskutiert oder gar in Rechnung gestellt.

4. Emissionskontrolle:

Kehl: Kontinuierliche Kontrolle nur für wenige „klassische" Schad- stoffe, spärliche Stichproben bei den Ultragiften (Dioxine und ähnliches), TÜV-Kontrolle im Abstand von drei Jahren.

Im Gutachten des Beirats nicht problematisiert.

5. Auswirkungen auf die Umgebungsluft:

Kehl: Zahlenspiel mit theoreti- schen Verdünnungen, Verdünnungs- faktoren zwischen 1:500 000 und 1:800 000 stehen zur Auswahl, unrea- listische Rechenverfahren, kein Be- zug zu den regionalen Ausbreitungs- bedingungen und dem Bodenprofil.

Übernimmt man eine theoreti- sche Verdünnung, wie sie die WHO annimmt, so ergeben sich folgende Erhöhungen der Jahresmittelwerte (!) durch den Anlagenbetrieb: Cad- mium + 38 Prozent, Thallium + 25 Prozent, Kobalt + 17 Prozent, Quecksilber + 13 Prozent, Arsen + 11 Prozent. Chlorkohlenwasser- stoffe: Tetrachlorethen + 25 Pro- zent, Trichlormethan + 18 Prozent.

Selbst die Zuwächse bei den klassi- schen Schadstoffen sind nicht zu ver- nachlässigen: SO 2 + 10 Prozent, NO 2

+ 8 Prozent und HC1 + 6 Prozent.

Im Gutachten des Beirats hat der Leser die Wahl zwischen Ver- dünnungen von 1:150 000, 1:500 000 und 1:1 500 000, je nach Tabelle und Laune. Immerhin wird ein Absinken der Verdünnung auf 1:1000 zuge- standen, allerdings nur als Kurzzeit- wert.

In Kehl mit nachgewiesenen Zir- kularwinden (Kreisverkehr der Win- de in der Vorbergzone des Rhein- tals), darüber ein Inversionswetter- Deckel, dazu 70 Nebeltage im Jahre,

wird die Nichtverdünnung zum Dau- erfall. Alle Schönwetterschätzungen brechen dann zusammen.

6. Dioxinaufnahme durch den Menschen:

Die Dioxinrechnungen sollen ein Beispiel sein. Sie gelten sinnge- mäß auch für die anderen kumulie- renden Schadstoffe.

Kehl: Gutachter Wichmann un- terstellt den Emissionstraumwert von 0,1 ng/m3 . Die orale Zusatzbelastung beträgt dann 31 fg/kg u. Tag, wenn ei- ne Verdünnung in der Umgebungs- luft auf 1:500 000 angenommen wird.

Auf diese Weise ergibt sich eine zu- sätzliche Dioxinaufnahme von 3 Pro- zent des Richtwertes, den das BGA für wünschenswert hält (unter 1 pg/

kg u. Tag).

Nimmt man aber eine Verdün- nung von 1:100 000 (WHO) an, so beträgt die Zusatzbelastung schon 15,5 Prozent. Handelt es sich um ein Kleinkind, so ergeben sich + 36,5 Prozent Mehraufnahme wegen der erhöhten Nahrungszufuhr und des gesteigerten Stoffwechsels. Bei fett- reicher Ernährung steigt die Zusatz- belastung noch weiter.

Im Beiratsgutachten fehlt der Bezug zum wünschenswerten Richt- wert des BGA. Kinder oder fettrei- che Ernährungsform sind der Erwäh- nung nicht wert. Die orale Aufnahme wird gar nicht im Detail betrachtet.

Sie ist schlicht „viel mehr" als die in- halative Aufnahme.

Ein wahrhaft unglaubliches wis- senschaftliches Vorgehen! Wird hier doch einfach der Hauptaufnahme- pfad vernachlässigt. Er macht nach den Kehler Daten immerhin 99,8 Prozent der Gesamtaufnahme aus, beträgt also das 500fache der inhala- tiven Aufnahme.

Bei dieser L6gert6 darf man na- türlich unerwähnt lassen, daß die Di- oxinwerte in der Kuhmilch in der Umgebung von Müllverbrennungsan- lagen drastisch erhöht sind, so in der Schweiz um das 3,5fache gegenüber unbelasteten Gebieten.

Und das Muttermilchproblem ist nicht einmal eine Fußnote wert.

Sehr wichtig wäre gewesen, aus den „verwendeten Schriften", näm- lich Nr. 7, dem Abfallwirtschafts-

A1 -2196 (54) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 33, 20. August 1993

(3)

MEDIZIN

Sondergutachten des Beiratsmit- glieds Greim, zu zitieren: „Eine ge- naue Abschätzung der Zusatzbela- stung durch PCDD/F aus Müllver- brennungsanlagen ist beim gegen- wärtigen Kenntnisstand schwierig.

Zu zahlreichen Einzelfaktoren, die in die Berechnung eingehen, liegen kei- ne ausreichend abgesicherten Werte vor." (Textziffer 1848) und „Die Un- sicherheiten bei der Abschätzung der Zusatzbelastung durch eine Müllver- brennungsanlage sind demnach er- heblich. Dies liegt an experimentell wenig abgesicherten Parametern, wie Ablagerungsgeschwindigkeit, Trans- ferfaktoren aus Boden und Luft in pflanzliche und tierische Nahrungs- mittel, Stabilität in Luft, Boden und Nahrungsmitteln" (Textziffer 1853).

Minimale und maximale Ab- schätzung schwanken um folgende Faktoren: Depositionsrate 1:100, An- reicherung im Boden 1:360, Pflan- zenaufnahme aus dem Boden 1:3600, Pflanzenaufnahme über Haftstaub 1:260, Futteraufnahme für Kuh 1:500, Konzentration im Milchfett 1:500 und Anreicherung im mensch- lichen Fettgewebe 1:1660 (!).

Kein Kommentar!

7. Toxikologische Bewertung:

Kehl: Wir vermißten fundierte Kenntnisse über die einzelnen Schadstoffwirkungen (die Toxikolo- gie steht an ihrem Anfang), gesicher- te Grenzwerte, Untersuchung von Schadstoffinteraktionen, Bezug zu Empfindlichen wie Kindern und Al- ten, Kranken als einem Riesenanteil in der Bevölkerung, zu Schwangeren.

Statt dessen wie im Beiratsgut- achten theoretische Rechenspiele mit ungeprüften Modellen, spärli- chen Erkenntnissen aus Tierversu- chen (meist Ratten), unit risks bei Durchschnittsmenschen, virtuell si- cheren Dosen, starren Dosis-Wir- kungsbeziehungen, Ausblendung ganzer Schädigungsbereiche wie Neurotoxizität und Immuntoxizität.

In Kehl errechnete der Gutach- ter Wichmann auf Grund theore- tischer Modelle folgende zusätzliche Krebstodesfälle bei lebenslanger Ex- position durch die Anlage:

+ 0,00000009 Tote via Atemluft und + 0,000124 Tote via Nahrung. Dies

DISKUSSION

verdient für die Wissenschaftsge- schichte festgehalten zu werden.

Deswegen finden sich im Beiratsgut- achten nur vage Formulierungen von

„vernachlässigbar einzustufenden ge- sundheitlichen Risiken".

Genauso vage und pauschal wer- den Daten über gesundheitliche Auf- fälligkeiten in der Umgebung von Müllverbrennungsanlagen als irrele- vant abgetan. Es findet nicht einmal eine Diskussion statt. Ex cathedra wird gesprochen. Die Möglichkeit kausaler Beziehungen wird nicht an- erkannt.

8. Bodenkontamination berechenbar

Sicherlich sind die toxikologi- schen Daten der Stellungnahme sorgfältig und sachkundig zusam- mengestellt. Sie berücksichtigen je- doch fast nur die inhalatorische Toxi- zität. In der Gesamtschau muß so ein unvollständiges und damit unrichti- ges Bild entstehen. Dies wird auch dadurch deutlich, daß zum Beispiel im Zusammenhang mit Arsen ver- merkt wird: „Der Einfluß auf die Nahrungskette ist zur Zeit noch nicht ausreichend quantifizierbar" (dies gilt übrigens auch für weitere der emittierten Stoffe). Nach diesem Eingeständnis ist die Folgerung in der Zusammenfassung unzulässig, daß „nur äußerst geringe und des- halb als vernachlässigbar einzustu- fende gesundheitliche Risiken . . . zu erwarten sind".

Wenn auch der Einfluß der emittierten Stoffe auf die Nahrungs- kette sich nicht genau quantifizieren läßt, so ist doch der Grad der Konta- mination der Bodenoberfläche bere- chenbar. Diese Berechnung ist auch erforderlich, denn alles, was emittiert wird, gelangt zuletzt auf die Erdober- fläche und führt hier zu einer irrever- siblen Giftstoffanreicherung und in- folge zum Teil sehr langer Boden- halbwertszeiten (10, 20 und mehr Jahre) zu erheblicher Kumulation.

Der für die Einatmungskonzen- trationen eingeführte Verdünnungs- faktor von 5 x 10 -5 und der Bezug auf jeweils 1 m3 täuscht über die emittierten Gesamtmengen hinweg, deren Größenordnung aus einigen

So können unsere Offenburger Kollegen und wir als Autoren von epidemiologischen Studien zu die- sem Thema lediglich feststellen: Al- les ist unsicher, eines aber ist immer sicher, die Unbedenklichkeit.

Dr. med. Bauer, Dr. med. Göger, Dr. med. Hinke, Dr. med. Knebusch, Dr. med. Köhrle, Dr. med. Löchner, Priv.-Doz. Dr. med. Seufert,

Dr. med. Theopold Ärzteinitiative Kehl

Hauptstraße 41, 77694 Kehl

Beispielen deutlich werden soll: Von den geplanten 70 Verbrennungsanla- gen werden innerhalb eines Jahres jeweils mehr als 70 Tonnen Blei, Chrom, Nickel, Kupfer und Arsen über die Bundesrepublik Deutsch- land verteilt werden. Bei SO 2, wird die Gesamtmenge über 7000 Tonnen und bei NOx nahezu 30 000 Tonnen pro Jahr betragen.

Der Sachverständigenbeirat be- rechnet für das emittierte Benzo- (a)pyren ein zusätzliches Letalrisiko an Krebs mit 6,3 x 10 -6 bis 6,3 x 10 -v . Das heißt, daß bis zu 13 der derzeit in Deutschland lebenden Menschen hierdurch zusätzlich an Krebs sterben werden. Es fallen aber noch etliche weitere Karzinogene an.

Die Zahl der infolge der Müllver- brennung zu erwartenden Krebsto- ten wird also noch um ein Mehrfa- ches höher liegen. Diese Tatsache ist wahrlich nicht „vernachlässigbar".

In diesem Rahmen können nicht alle Punkte angesprochen werden, die zu Bedenken Anlaß geben, wie auch der enorm hohe CO 2-Ausstoß, der sich für das Leben künftiger Ge- nerationen katastrophal auszuwirken droht.

Die Gesamtbeurteilung muß da- her lauten: Falls alle bestehenden und geplanten Verbrennungsanlagen auf modernsten Stand gebracht sind und tatsächlich stets die vorgegebe- nen Grenzwerte einhalten, wird sich die durch sie verursachte zusätzliche inhalative Toxizität in mäßigen Gren- zen halten. Die zu erwartende Bo- denkontamination mit giftigen Schadstoffen ist jedoch auf längere Sicht beträchtlich und läßt, ebenso Deutsches Ärzteblatt 90 , Heft 33, 20. August 1993 (55) A1-2197

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