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eder zwölfte Arbeitsunfä- higkeitstag in Deutschland ist inzwischen mit einer psych- iatrischen Diagnose verbun- den. Dies belegt der aktuelle Gesundheitsreport des BKK Bundesverbands. Um den Be-troffenen, Arbeitgebern und Kollegen den Umgang mit psychischen Erkrankungen im Berufsalltag zu erleichtern, haben die Familien-Selbsthil- fe Psychiatrie e.V. (BApK) und der BKK Bundesver- band die Broschüre „Psychisch krank im Job. Was tun?“ ent- wickelt.
In der 44-seitigen Praxis- hilfe werden die einzelnen Krankheitsbilder und ihre Auswirkungen im Arbeitsle- ben erläutert. Dargestellt wird, wie Stress, Burn-out-Syndrom und Mobbing eine psychi- sche Erkrankung auslösen können und auch, wie man mit Prävention gegensteuern kann. Erklärt wird, wie eine psychische Erkrankung im Arbeitsumfeld erkannt wer- den kann und was dann zu tun ist. Konkrete Handlungshil- fen gibt auch das H-I-L-F-E- Konzept für Unternehmen, das als Grundlage für Schu- lungen von Führungskräften dienen soll.
Die Broschüre ist kostenlos erhältlich bei der Familien- Selbsthilfe Psychiatrie, E-Mail:
bapk@psychiatrie.de oder beim BKK Bundesverband: prae vention@bkk-bv.de. PB A K T U E L L
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 34–35⏐⏐28. August 2006 AA2209
Tuberkulose
Neuer Stamm mit extremer Letalität
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eben multiresistenten Tuberkulose- Stämmen (MDR) beobachten In- fektiologen zunehmend extensiv-resi- stente Stämme (XDR). Eine Studie, die auf der 16. Internationalen Aids-Kon- ferenz in Toronto vorgestellt wurde, verdeutlicht ihr Bedrohungspotenzial.Als XDR klassifizieren die US-Centers of Disease Control and Prevention (CDC) Mycobacterium-tuberculosis- Stämme, die sowohl gegen die Mittel der ersten Wahl (Isoniazid und Rifam- picin) als auch der zweiten Wahl versa- gen (wenigstens drei der folgenden sechs Medikamentenklassen: Amino- glykoside, Polypeptide, Fluorochino- lone, Thioamide, Cycloserin und Para- Aminosalicylsäure). Kürzlich haben
die CDC und die Weltgesundheitsorga- nisation (WHO) eine internationale Umfrage durchgeführt (MMWR 2006;
55: 301–5). Unter 17 690 Isolaten befan- den sich 3 520 MDR-Stämme, von de- nen wiederum 347 – also etwa jeder zehnte – XDR-Eigenschaften hatten.
In den Industrieländern waren sie sel- tener (sechs Prozent), in Osteuropa und Asien dagegen doppelt so häufig.
Die höchste Prävalenz (15 Prozent) wurde in Südkorea gefunden.
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elche Folgen dies hat, zeigte die Gruppe um Gerald Friedland (Yale-Universität, New Haven), die ein Programm zur antiretroviralen Be- handlung von Aids-Patienten in der Provinz KwaZulu-Natal in Südafrika betreut. Koinfektionen von HIV und Tuberkulose sind dort fast schon die Regel. Mit der zunehmenden Verbrei- tung der antiretroviralen Medikamen- te steigen die Chancen der Patienten, nicht mehr an Aids, sondern eher an Tu-berkulose zu sterben. Zwischen Januar 2005 und März 2006 wurde im Spu- tum von 536 von 1 540 HIV-Patienten Mycobacterium tuberculosis nachge- wiesen. Von diesen hatten 53 Patienten eine XDR-Tuberkulose, an der 52 ver- starben, die Hälfte davon innerhalb von 25 Tagen.
D
ie durch HIV geschwächte Abwehr- lage dürfte ein Grund für die schlech- te Prognose gewesen sein. Doch die ho- he Letalität, die der anderer gefürchte- ter Virusinfektionen wie Ebola sehr na- he kommt, hat die Behörden aufge- schreckt. Auch deutete die genetische Untersuchung an, dass es sich um einen neuen XDR-Stamm handelt, der sich unter den HIV-Patienten Südafrikas schnell ausbreiten könnte. Laut Presse- berichten hat die WHO für die näch- sten Wochen eine Tagung in Südafrika anberaumt, um Strategien zur Behand- lung der XDR-Tuberkulose zu ent-wickeln. Rüdiger Meyer
Akut
Qualitätssicherung
Neuer Report von der BQS
Polonius: Künftig auch Qualität im ambulanten Bereich dokumentieren
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ie weit überwiegende Mehr- heit der Patienten, deren Behandlung in die Auswer- tung der Bundesgeschäftsstel- le Qualitätssicherung (BQS) 2005 eingeflossen ist, hat in den Krankenhäusern eine gu- te Versorgung erhalten: 21 Prozent der BQS-Qualitäts- ziele wurden in vollem Um- fang erreicht, 63 Prozent im Wesentlichen. In rund zehn Prozent der Fälle waren die Ergebnisse allerdings schlecht.Darauf wies BQS-Hauptge- schäftsführer Dr. Volker D.
Mohr hin.
Mohr zufolge wurden mit der Auswertung für den Be- richt 2005 rund 16 Prozent der 17 Millionen Kranken- hausfälle in Deutschland er- fasst. Derzeit werden Qua- litätsdaten zu 21 Erkrankun-
gen analysiert. Mohr wies darauf hin, dass die über- mittelten Datensätze zu 98 Prozent von guter Qualität seien. Um Fälschungen von Ergebnissen zu verhindern, wurde Ende 2005 mit ei- nem Validierungsverfahren be- gonnen, das Stichproben vor Ort und den Abgleich mit den übermittelten Daten vor- sieht.
Marion Rink, Patienten- vertreterin im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), lob- te die Arbeit der BQS wie auch die Mitarbeit der Kran- kenhäuser. Sie forderte aber, der strukturierte Dialog zwi- schen der BQS und den Krankenhäusern müsse ver- einfacht und transparenter werden.
Mit dem bisherigen Ver- fahren werde die Ergebnis- qualität von Krankenhausbe- handlungen kontinuierlich ver- bessert, sagte Prof. Dr. med.
Michael-Jürgen Polonius. Der für Krankenhausbehandlun- gen zuständige G-BA-Vorsit- zende ergänzte, künftig müs- se die Behandlungsqualität auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus dokumen-
tiert werden. Rie