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Archiv "Internet: Unterstützung für psychisch Kranke" (27.04.2001)

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esundheitsthemen stehen bei In- ternet-Nutzern an vorderer Stel- le. Nach amerikanischen Unter- suchungen sind in der Gruppe der 18- bis 34-jährigen Nutzer, die ein Gesund- heitsportal im Internet besuchen, 91 Prozent Frauen. Etwa ein Drittel inter- essiert sich speziell für psychische Er- krankungen. In Deutschland ist die Entwicklung noch nicht so weit. Nach einer nicht repräsentativen Umfrage der Psychiatrischen Klinik der Univer- sität München nutzen 42 Prozent der Patienten dieser Klinik das Internet.

Das ist mehr als der Durchschnitt der Allgemeinbevölkerung. Jeder Zweite – so das Umfrageergebnis – sucht nach Gesundheitsinformationen, etwa ein Drittel speziell zur eigenen Krank- heit. Gerade im Bereich der Psychiatrie biete das Internet neue Perspektiven, sagte Prof. Ulrich Hegerl (Psychiatri- sche Klinik der Universität München) beim 1. Internationalen Symposium

„Internet und Psychiatrie“ in der bayerischen Landeshauptstadt. Das In- ternet sei ein anonymes, niederschwel- liges Angebot, das vielen den Kontakt zu anderen Betroffenen erleichtere.

Vor dem Hintergrund, dass psychi- sche Erkrankungen in der Öffentlich- keit noch immer weitgehend tabuisiert sind, stelle das Internet eine zusätz- liche Unterstützung im Umgang mit einer psychischen Erkrankung dar, sag- te Hegerl zu den Chancen des neuen Mediums. Der direkte Kontakt zwi- schen Arzt und Patient könne dadurch aber nicht ersetzt, sondern allenfalls ergänzt werden. Auf der Homepage des bundesweiten Großforschungspro- jektes Kompetenznetz „Depression“

(www.kompetenznetz-depression.de) könnten Internet-Nutzer beispielsweise einen Selbsttest ausfüllen und so erfah- ren, ob sie möglicherweise an einer be-

handlungsbedürftigen Depression lei- den, berichtete Hegerl.

Zu den Risiken des Internets gehö- re andererseits aber auch die Gefahr der Vereinsamung und des Rückzugs, räumte der Münchner Psychiater ein.

Gurus und Wunderheiler gehörten ebenso zu den Schattenseiten wie die in jüngster Zeit auftauchenden Web-Sites,

auf denen der Suizid mystifiziert und heroisiert wird. Umso wichtiger sei es, die Seriosität und die Qualität von Gesundheitsinformationen im Internet zu verbessern. Einen Beitrag dazu lei- stet das MedCERTAIN-Projekt (www.

medcertain.org), das von Dr. Gunther Eysenbach von der Universität Heidel- berg geleitet und von der Europäischen Union gefördert wird.

Während in Deutschland das Standes- recht eine Behandlung über das Internet verbietet, gibt es in den Niederlanden be- reits erste Erfahrungen mit der Online- Therapie im Bereich der Psychiatrie.

Prof. Alfred Lange von der Universität Amsterdam berichtete über die Pilotstu- die „Interapy“ (www.interapy.nl), in der bislang etwa 300 Klienten mit posttrau- matischem Stress-Syndrom on- line behandelt wurden.

Das Programm, das vorerst nur in niederländischer Sprache zur Verfügung steht, diene der kognitiven Restrukturierung und damit der Verarbeitung des Trau- mas, erläuterte Lange. Innerhalb von fünf Wochen müssen die Kli- enten nach einem vorgegebenen Schema zehn Texte verfassen, in denen sie das belastende Ereignis und seine Folgen im Alltag schil- dern. Die Texte werden von Psy- chologen der Universität Am- sterdam im Feed-back mit den Klienten beurteilt.

Der Effekt der Behandlung werde zu Beginn, am Ende und sechs Wochen nach der Behand- lung mit normierten Fragebögen gemessen. Mehr als 80 Prozent der Klienten in der Pilotstudie sei- en geheilt, berichtete Lange. Die Ergebnisse der Behandlung sind eine Verminderung des posttrau- matischen Stresses, weniger wie- derholte Erinnerungen, Ängste und Vermeidung sowie eine Verminderung depressiver und körperlicher Beschwer- den. Der Effekt sei im Vergleich zu einer Face-to-face-Behandlung sogar größer. Von den Klienten, die im Durch- schnitt 40 Jahre alt sind, hätten jene den meisten Nutzen, die zuvor nicht oder nur sehr wenig über ihr Trauma gesprochen haben, sagte Lange. Jürgen Stoschek P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 17½½27. April 2001 AA1099

Internet

Unterstützung für psychisch Kranke

Das Internet kann den Kontakt zu anderen Betroffenen erleichtern.

In den Niederlanden hat man bereits erste Erfahrungen mit der „online“-Therapie im Bereich der Psychiatrie.

Kommunikation ist für psychisch Kranke eine Säule der Therapie. Neue Medien können das Arzt-Patienten-Ge- spräch zwar nicht ersetzen, stellen aber ein nieder- schwelliges Angebot dar. Foto: Superbild

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