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Archiv "Arteriosklerose: Prävention tut not" (29.10.1993)

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KOMMENTAR

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Arteriosklerose

Prävention tut not

Wenn sich die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben immer weiter öffnet, muß eine solche Ent- wicklung schnell unterbunden wer- den! Dazu ist eine sorgfältige Analy- se der Ursachen unerläßlich, wie das jetzt im Gesundheitswesen der Fall ist. "Vorbeugen ist besser als Heilen"

ist zu einer überholten Spruchweis- heit geworden: In all den Jahren ist der Anteil der Vorsorgemaßnahmen an den Gesundheitskosten kontinu- ierlich zurückgegangen (1990 waren es für Westdeutschland nur noch drei Prozent). Bisher hat sich auch nie- mand der vielen Beteiligten dafür in- teressiert. Statt dessen herrscht Be- griffsverwirrung, indem man zum Beispiel statt von "Krebsfrüherken- nung" fälschlicherweise von "Krebs- vorsorge" spricht und die unzurei- chende Akzeptanz der Maßnahmen auf diesem Gebiet als Hinweis deu- tet, daß auch eine "Herzinfarktvor- sorge" niemanden interessiere.

Aber vielleicht wollen die Men- schen in diesem Lande doch frühzei- tig erfahren, ob sie zu den Arterio- sklerose-Gefährdeten gehören und möglicherweise Opfer der mit Ab- stand häufigsten Todesursache wer- den. Unter Umständen nimmt auch das Interesse an Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugenden Maßnah- men erheblich zu, wenn allgemein deutlich wird, daß die Ressourcen für die Versorgung chronisch Kranker und alter Menschen rapide zu Ende gehen. Eventuell setzt sich 'dann doch noch rechtzeitig die Einsicht durch, daß es kostengünstiger und mit mehr Lebensqualität verbunden ist, wenn der alte Mensch - im Jahr 2 000 ist fast jeder Vierte über 60 Jahre alt - möglichst lange unabhängig im ge- wohnten Umfeld lebt, statt auf einen der knappen und teuren Pflegeplätze zu warten.

Wenn also im Gesundheitswesen möglichst schnell Kosten eingespart werden sollen, so ist ein Blick auf die aktuellen Zuwachsraten in den ver- schiedenen Sparten vielleicht erfolg- versprechend: Mit einer Koronarby-

passoperation oder einer Ballondila- tation zum Beispiel hilft man mit ho- hen Kosten und nicht ohne Risko so- fort und unbestritten, während man über vorbeugende Langzeitmaßnah- men trefflich streiten kann. In der Tat drängt sich die Frage auf, wer ei- gentlich ein Interesse daran haben sollte, in Maßnahmen zu investieren, deren Nutzen erst in Jahrzehnten deutlich wird. Die Arteriosklerose entwickelt sich nämlich üblicherwei- se über sehr lange Zeiträume, wäh- rend Unternehmen Jahresbilanzen und Politiker Legislaturperioden als Zeitraster haben.

Der Verbraucher

ist

verwirrt

~ Es wird zwar beklagt, daß ei- ne bestimmte Gruppe vorbeugend wirksamer Medikamente eine sehr hohe Zuwachsrate hat, gleichzeitig werden im kurativen Bereich noch höhere Zuwächse verschwiegen. Da- bei sind in beiden Fällen aktuelle Neuerkenntnisse die Grundlage.

~ Man fragt zwar bei der Prä- vention der Arteriosklerose immer wieder stereotyp nach Belegen für die Wirksamkeit entsprechender Maßnahmen, geht aber hingegen - zum Glück - bei der Prävention der Verkehrsunfälle anhand der Belege davon aus, daß die Maßnahmen auch für Frauen und alte Menschen zu- treffen, ohne daß dafür jeweils eine eigene Studie gefordert wird.

~ Verwirrende Marketing- Schlachten werden mit Millionenauf- wand auf dem Rücken des Verbrau- chers ausgetragen, der dann als ge- sundheitsbewußter Konsument doch alle Probleme selbst lösen muß. Wie soll ein Ministerium, das zuständig ist für den Absatz fettreicher Agrarpro- dukte und für eine gesunde Ernäh- rung, transparente Politik betreiben?

Wer hat echtes Interesse an der Er- forschung von Sachfragen?

Verläßliche WHO-Daten, die ei- nen Rückgang der Herzinfarkttodes-

fälle zwischen 30 und 50 Prozent in einigen Ländern mit gesunder Er- nährung beziehungsweise intensiven Vorsorgemaßnahmen über einen Zeitraum von 15 Jahren zeigen, sind schon lange bekannt. In den alten Bundesländern betrug der Rückgang nur neun Prozent, für die ehemalige DDR hingegen ist sogar eine Zunah- me von 20 Prozent dokumentiert.

Diese international akzeptierten Da- ten hindern gleichzeitig die Verant- wortlichen bei uns nicht daran, diese wohl auch weiterbestehenden Unter- schiede zwischen Ost- und West- deutschland mit geänderten Erhe- bungstechniken zu verschleiern.

~ Schließlich wird immer da- von gesprochen, daß keine Mittel vorhanden sind, so daß zwar theore- tisches Umdenken erlaubt, aber eine praktische Urpsetzung nicht realisier- bar ist. Das trifft schon deshalb nicht zu, weil die Ressourcen nur zu einem Teil umgeschichtet werden müßten, um durch Krankheitsvermeidung dauerhaft zu sparen.

Wenn man teure Arztausbildun- gen weiter betreibt, dann muß man die Ausgebildeten auch sinnvoll und kostengünstig einsetzen: Gesunde Ernährung und Lebensweise können auch ohne Studienverlängerung zum Pflichtfach gemacht werden. So hat man dann eine Grundstruktur an Fachausbildung für Prävention, für die keine Mark mehr Honorar erfor- derlich wäre. Man muß nur den Um- gang mit den Menschen (gründliche Erhebung von Krankheitsgeschichte und körperliche Befunde sowie das sorgfältige Beratungsgespräch) ange- messen honorieren und die überbe- zahlten und über die Notwendigkeit hinaus strapazierten technischen Lei- stungen um das entsprechende Ho- norar reduzieren. Ohne großen Auf- wand lassen sich alle für die Präventi- on einsetzbaren Berufsgruppen zu ei- nem tragfähigen Netz verknüpfen.

Wann geschieht das endlich?

Univ.-Prof. Dr. med. Peter Schwandt, Arteriosklerose-Präventions-Institut, München

Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 43, 29. Oktober 1993 (19) A1-2827

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