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Archiv "Arbeitszeit: Good bye, Klinik" (02.08.2004)

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Arbeitszeit

Zu dem Leserbrief „Funktionärsge- schrei steht auf tönernen Füßen“ von Prof. Dr. med. Wolfgang Pförringer in Heft 21/2004:

Kein Funktionärsgeschrei, sondern Realität

Zur Aussage des Kollegen Prof. Pförringer nur so viel:

Die Aussage, dass klinisch täti- ge Kollegen auf den Zusatz- verdienst durch Nachtdienst und Überstunden angewiesen sind, ist sehr wohl aus folgen- den Gründen bestreitbar!

Überstunden werden in den meisten Fällen eben nicht be- zahlt, und von den Zusatzdien- sten bleibt bei großem Zeit- aufwand netto oft nur wenig übrig!

Immer mehr jüngere Kolle- gen sehen glücklicherweise ih- re Zukunft in einem harmoni- schen Gleichgewicht aus er- fülltem Arztsein mit Blick über den Tellerrand, Familie und Freizeit.

Die Aussage, dass es in den letzten 100 Jahren noch kei- nem Arzt geschadet hat, mehr als der Bevölkerungsdurch- schnitt zu arbeiten, wirkt äußerst sarkastisch in Anbe- tracht der bei weitem unter- durchschnittlichen Lebenser- wartung der Ärzte (insbeson- dere der Chirurgen!) und der deutlich erhöhten Suizidrate von Ärzten. Außerdem gibt es das für die Generation von Sauerbruch bis Barnard viel- leicht neumodisch wirkende Konzept einer Familie, in der beide Partner berufstätig sind und sein wollen. Dieses Mo- dell funktioniert nicht mit ei- ner wie im Brief zitierten 80- Stunden-Woche (bzw. entspre- chend 40 Std. bei einer 50-Pro-

zent-Teilzeitstelle). Es geht in meiner „Kollegen-Generati- on“ nicht um die Frage einer Arbeitszeit von 38 oder 40 Stunden, sondern es geht dar- um, den Arztberuf mit einem verantwortungsvollen Familien-/

Privatleben vereinbaren zu können, wie es auch anderen Arbeitnehmern möglich ist.

(An dieser Stelle vielen Dank an meinen Mann und viele männliche Kollegen, die sich ihrer nicht nur finanziellen Verantwortung für Familie und Kindererziehung bewusst sind – übrigens wird bei die- sem Modell ja die finanzielle Verantwortung geteilt, was von vielen als Entlastung emp- funden wird).

Also bitte, die Arbeitszeitdis- kussion ist kein Funktionärs- geschrei, sondern die Realität, in der immer mehr Arztstellen in Krankenhäusern eben aus diesen Gründen unbesetzt bleiben.

Dr. med. Stefanie Joos, Hirschstraße 76, 76133 Karlsruhe

Vertreter des MB oder HB befragen

Genau diese Einstellung von Chefärzten und Verantwortli- chen in der Gesundheitspoli- tik hat doch dazu geführt, dass bis heute keine vernünftigen und finanziell lohnenden An- reize in den Kliniken geschaf- fen worden sind. Es wird im- mer darauf hingewiesen, dass man selbst ja alle diese „Tortu- ren“ auch überlebt habe und gestärkt daraus hervorgegan- gen ist. Aber ist dies in der heutigen Zeit überhaupt noch relevant? Inzwischen ist es all- gemeiner Wissensstand, dass die Fehlerquote bei allen Ärz- ten nach einem Nachtdienst

überproportional hoch ist. In Zeiten, in denen schon klein- ste Fehler mit großen Prozes- sen verfolgt werden, kann und darf es nicht im Sinne des Krankenhauses und auch des betreffenden Arztes sein, dies durch überlange Dienstzeiten auch noch herauszufordern.

Und daneben sollte man auch den sozialen Aspekt nicht aus den Augen verlieren. Schon mit den heutigen Arbeitszei- ten und Arbeitsbedingungen ist es nur sehr schwer möglich, eine funktionierende Bezie- hung aufzubauen und über ei- ne längere Zeit aufrechtzuer- halten. Dass von Herrn Prof.

Pförringer zusätzlich noch die Frage der höheren Bezahlung für deutliche Mehrarbeit in den Raum gestellt wird, zeugt doch von einigem Hohn den im Krankenhaus beschäftigten Ärzten gegenüber. Verschlei- erte Überstunden und laufen- de Verstöße gegen das gelten- de Arbeitszeitgesetz sind die Probleme, die es zuerst zu lö- sen gilt.

Es ist immer wieder traurig, dass junge Ärzte feststellen müssen, dass Vertreter in Gre- mien die wirkliche Lage an der Basis nicht kennen oder kennen wollen. Vielleicht soll- te Herr Prof. Pförringer ein- fach mal die Vertreter des MB oder HB befragen, die sich seit Jahren um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern bemü- hen. Dann hätte er ein echtes Bild davon, was die Klinikärz- te in toto wünschen.

Sven A. Mörk,

Hirschweg 8, 73061 Ebersbach a. F.

Schlechtes Beispiel

Laut Professor Pförringer war der berühmte Prof. Sauer- bruch – arbeitszeitlich gesehen – wirklich ein Vorbild für un- sere heutigen Assistenzärzte.

Als Sauerbruch 1904 bei Mi- kulicz in Breslau als Assistenz- arzt anfing, ließ ihn Mikulicz rund um die Uhr wochenlang arbeiten, natürlich auch For- schungsaufträge, und das ohne Bezahlung! Sauerbruch, der zu dieser Zeit eine Freundin hat- te und leidenschaftlicher Mu-

siker war, musste diese und sein Hobby auf Geheiß seines Chefs aufgeben („verheiratete Ärzte fliegen raus – Musik findet im Krankenhaus statt“).

Mikulicz selbst brüllte und schrie Sauerbruch je nach Lust und Laune an. Stand eine Operation an, dann mussten die Assistenzärzte, Schwe- stern, Anästhesisten und natürlich auch der Patient stundenlang auf den Professor warten, der damals häufig vierspännig unterwegs war – und auch noch in Breslau ein- kehrte. Überstundenbezah- lung gab es nicht. Tagelang kam Sauerbruch nicht zum Schlafen wegen vieler und un- unterbrochener Nachtdienste.

Sauerbruch sagte später, als Chefarzt immer zu seinen Stu- denten: „Von dem Mikulicz hättet ihr viel lernen können.“

Da müssen wir alle zustim- men!

G. Beaumont,

Gerichtsstraße 2, 66740 Saarlouis

Good bye, Klinik

Es zeugt schon von einer ge- wissen Bizarrerie, wenn der zuständige EU-Kommissar jetzt auf eine Änderung der Arbeitszeitdefinition in der EU-Richtlinie 93/104 drängt.

Dies sollte man sich vor allem im Hinblick auf die Nach- wuchssorgen dieses Berufs- stands vor Augen halten, die demographisch versierte Ge- sundheitsexperten befallen, wenn sie an zukünftige Ärzte- generationen in Deutschland denken. Da bei der Änderung der Richtlinie eine Einigung der Sozialpartner unwahr- scheinlich ist, dürfte das nun- mehr jahrzehntelange Gezer- re weiter an der Attraktivität des „Arbeitsplatzes Kranken- haus“ kratzen. Solange aber auf Dauer für Ärztinnen und Ärzte nicht attraktive Ar- beitszeiten für die Vereinbar- keit von Beruf und Familie, Arbeit und Freizeit, bei ange- messener Bezahlung beste- hen, wird dies zu einer erneu- ten „Abstimmung mit den Füßen“ führen, deren Verlie- rer die hiesige Krankenhaus- landschaft sein wird. Ver-

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 31–322. August 2004 AA2173

B R I E F E

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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meintliche sozioökonomische Zwänge, die eine Änderung rechtfertigen sollen, werden aber das Problem eher ver- schärfen als lösen. Es ist nie- mandem zu verübeln, wenn er im Ausland oder in klinikfer- nen Branchen attraktivere Bedingungen angeboten be- kommt und diese Chance wahrnimmt. Dies belegt wie- der einmal mehr eine Fehlent- wicklung in unserem Gesund- heitssystem (und in Brüssel), die mit zunehmender Manife- station immer schwerer zu be- seitigen sein wird.

Dr. med. Matthias Kruse, Helgolandstraße 3, 14199 Berlin

Krankenhaus

Zu dem Beitrag „Krankenhausentlas- sungen: Hausarzt bleibt außen vor“

von Martina Merten in Heft 24/2004:

War klar abzusehen

Die zusätzliche Belastung der ambulanten Behandlung durch die DRG-Einführung kommt weder überraschend noch ist sie unbeabsichtigt.

Ein Blick in andere Länder, die über diesbezügliche Er- fahrungen verfügen, zeigt das klar. 20 bis 30 Prozent Mehr- belastung des ambulanten Sektors, speziell also der hausärztlichen Betreuung und auch der häuslichen Pfle- ge. Natürlich werden auch Pflegeheime die Auswirkun- gen zu spüren bekommen.

Der so genannte Homecare- sektor ist von 0,3 % Marktan- teil auf über 20 % in wenigen Jahren nach DRG-Ein- führung angestiegen, und das wohlgemerkt an den Gesamt- gesundheitsausgaben.

Wie könnte es auch anders sein, wenn sich die Liegedauer von durchschnittlich elf auf sechs Tage reduziert! Das klingt so, als wäre man davon ausgegangen, dass der Patient völlig sinnloserweise im Durchschnitt fünf Tage im Krankenhaus betreut wurde.

Klar, es gab Fehlbelegung im Sinne der strengen Kriterien, die nun an eine vollstationäre Krankenhausbehandlung ge- knüpft sind, aber das heißt ja

nicht, dass die Patienten nicht noch einen sehr hohen Be- treuungsbedarf hatten.

Dieser muss jetzt durch ande- re, auch durch die Haus- und Fachärzte, geleistet werden.

Da dies vorher ja im Kranken- haus passierte, klafft jetzt, quasi systemimmanent und damit letztlich politisch billi- gend in Kauf genommen, eine Versorgungslücke. Erschwe- rend kommen noch die be- schriebenen Kommunikati- onsdefizite zwischen Nieder- gelassenen und Krankenhäu- sern, die ja auch nicht wirklich neu sind, hinzu, und der Pati- ent ist (wie eigentlich immer) der Dumme. Schuldzuweisun- gen an die Krankenhäuser helfen da überhaupt nicht, und die‚ ach so bösen verant- wortungslosen Kollegen, die den Patienten „blutig“ ent- lassen, müssen sich inzwi- schen bei fast jedem zweiten Fall den Kassen gegenüber rechtfertigen, warum denn die stationäre Behandlung noch notwendig ist, und häu- fig würde eine nahtlos gut organisierte Anschlussbe- treuung durch ambulante Pflege und Hausärzte ja auch genügen, wenn es sie denn nur gäbe. Nur, dieses Argument hält vor keinem MDK-Gutachter stand. Da steht dann, ambulant wäre möglich gewesen, die Kasse argumentiert „also Rech- nungskürzung“ und das heißt Ablaufänderungen und früher entlassen. Und wenn man als Krankenhaus seine Entlassun- gen nicht über alle Wochenta- ge gleichmäßig verteilt, also auch am Freitag, Samstag und Sonntag entlässt (mit all den geschilderten Folgen), gibt’s bei der nächsten Pflegesatz- verhandlung unter Umstän- den ein böses Erwachen, da Häufungen, zum Beispiel am Montag, zur Fehlbelegungs- unterstellung führen.

Den einzigen Ausweg aus die- ser Misere sehe ich in dem Aufbau eines leistungsfähigen Homecare-Bereichs, natürlich unter Beteiligung von Häu- sern und Niedergelassenen und Pflegediensten, nur geht das wohl bald über die Fi- nanzmittel der Integrierten

Versorgung hinaus, und das will wirklich kein Politiker hören . . .

Thomas Lückert, Hügelstraße 62, 61453 Lorsch

Adipositas

Zu dem Beitrag „Was adipösen Kin- dern hilft“ von Dr. med. Dagmar Hutzler in Heft 23/2004:

Wo bleibt die

Eigenverantwortung?

Mich erstaunt, dass die Darle- gung (einschließlich bisher völlig unbefriedigender Effek- te der althergebrachten Me-

thoden der Einflussnahme) kein einziges Mal den Begriff

„Eigenverantwortung“ be- nutzt. Sind die Zeiten nicht vorbei, in denen die Solidarge- meinschaft auf diese Gegen- leistung verzichten kann? Das frage ich als älter gewordener

„Linker“.

Also: gerne noch einmal zum Beispiel per Schularzt Infor- mationen über den Zusam- menhang von Lebensstil so- wie Nahrungsgewohnheiten einerseits und Adipositas mit nachfolgenden Krankheitsko- sten (!) infolge Hochdruck, Diabetes, Arteriosklerose, Gelenkverschleiß, seniler De- menz andererseits, aber bitte

bei Nichterfolg deutlich höhere Krankenkassen- beiträge bzw. Neueinführung von Beiträgen für adipöse Kinder (Malus) oder alterna- tiv deutliche Beitragsgut- schrift für Schlanke (Bonus).

Die üblen Konsequenzen der Adipositas sollten sinnfällig gemacht werden, wie das bei anderen Versicherungen längst gang und gäbe ist. Am Portemonnaie ist noch jeder empfindlich.

Dr. Peter Bethke,

Kurt-Brinck-Straße 5,23701 Eutin

Deutscher Ärztetag

Zu den Entschließungen des 107.

Deutschen Ärztetags zur (Muster-) Berufsordnung und (Muster-)Weiter- bildungsordnung in Heft 22/2004:

Statt Delegierte:

Abstimmungsstatisten

Der 107. Deutsche Ärztetag war geprägt von Abstimmun- gen über eine neue (Muster-) Berufsordnung, über eine neue (Muster-)Weiterbildungsord- nung und über eine neue (Mu- ster-)Fortbildungsordnung.

Die Delegierten waren aber weitgehend zu Abstimmungs- statisten degradiert, denn die entsprechenden Ordnungen waren in ihren Inhalten schon weitgehend vom Gesetzgeber im SGB V festgeschrieben und nach diesen „Vorgaben“ von den standespolitischen Gremi- en ausgearbeitet. Dieser 107.

Deutsche Ärztetag war ein Be-

gräbnis erster Klasse für die Freiberuflichkeit des Arztes, für die ortsnahe Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Bereich, er war der Todesstoß für viele kleine hoch qualifi- zierte Krankenhäuser für den Fall, dass die DRGs dies nicht schon regeln. Dieser Ärztetag wird mit seinen Entscheidun- gen wesentlich mit dazu beitra- gen, dass eine flächendecken- de ambulante hausärztliche Versorgung durch einen Arzt seines Vertrauens nur noch sehr schwer sicherzustellen sein wird, da die notwendige Anzahl an „Fachärzten für In- nere und Allgemeinmedizin“

nach der beschlossenen Wei- terbildungsordnung aufgrund fehlender Ausbildungsplätze und unzumutbaren wechseln- den Ausbildungsplätzen nicht mehr ausreichend vorhanden sein wird.

Die Frage sei erlaubt, wie sol- len unter den kommenden A

A2174 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 31–322. August 2004

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Foto:DAK/Wigger

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Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 31–322. August 2004 AA2175

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Voraussetzungen von EBM 2000plus, von Richtgrößen und Regelleistungsvolumina im niedergelassenen Bereich, die finanziellen Mittel erwirt- schaftet werden, um einen Ausbildungsassistenten lei- stungsgerecht bezahlen zu können? Schon jetzt müssen die Weiterbildungsplätze für

„Allgemeinmedizin“ im am- bulanten Bereich mit Millio- nenbeträgen aus den Honora- ren der niedergelassenen Ärz- teschaft subventioniert wer- den. Die Frage sei erlaubt, wer bekommt unter welchen Vor- aussetzungen die Weiterbil- dungserlaubnis für zwei Jahre?

Die Frage sei erlaubt, woher sollen die kleineren Kranken- häuser ihre Fortbildungsassi- stenten bekommen, wenn kei- ne Weiterbildungsmöglichkeit im Rotationsverfahren mög- lich sein wird?

Die sozialen Konsequenzen für die Patienten, für ihre An- gehörigen und die sozialen Konsequenzen für die nach- rückende Medizinergenerati- on werden dramatisch sein und sicher weiter dafür sor- gen, dass sich weniger Abituri- enten für ein Medizinstudium entscheiden oder sich ver- mehrt Hochschulabsolventen gegen eine Tätigkeit im nie- dergelassenen hausärztlichen Bereich, besonders in ländli- chen Gebieten, entscheiden.

Um gerade auf diese Gefah- ren noch einmal aufmerksam zu machen, wurden von Kolle- ginnen und Kollegen aus den verschiedenen Landesverbän- den und aus unterschiedlichen Fachgruppen gemeinsame An- träge erarbeitet und einge- reicht, um den zukünftigen Korridor für die ärztliche Tätigkeit sowohl im sta- tionären Bereich als auch im niedergelassenen Bereich ein wenig weiter offen zu halten, ohne dabei die Grundstruktur der vorgelegten (Muster-)Wei- terbildungsordnung infrage zu stellen, Anträge, über die noch auf keinem Deutschen Ärzte- tag entschieden wurde. So war es sehr erstaunlich, dass der Ärztetag einem Antrag auf

„Nichtbefassung“ zustimmte.

So darf sich ein Ärzteparla- ment nicht verhalten. Die Zu-

kunft wird wahrscheinlich lei- der zeigen, dass dieser 107.

Deutsche Ärztetag mit seinen Entscheidungen im vorausei- lenden Gehorsam zu den poli- tischen Vorgaben die Grundla- ge zu Entwicklungen im medi- zinischen Versorgungsbereich sein wird und eine wesentliche Verschlechterung sowohl für unsere Patienten als auch für uns Ärzte mit sich bringt.

Zusammenfassend ist zu sa- gen, dass auf dem 107. Deut- schen Ärztetag eine (Muster-) Berufsordnung beschlossen wurde, die mit eine der Ursa- chen sein wird, dass eine flächendeckende Versorgung sowohl im stationären Bereich mit der Schließung kleinerer Krankenhäuser als auch im ambulanten Bereich, unter Verlust der Einzelpraxis und der freien Arztwahl, nur noch durch untereinander konkur- rierende Versorgungszentren möglich sein wird.

Es wurde eine (Muster-)Wei- terbildungsordnung beschlos- sen, welche aufgrund von EG- Richtlinien allenfalls mittelfri- stig Gültigkeit behält und auf deren Grundlage sich der Ärz- temangel besonders im haus- ärztlichen Bereich dramatisch entwickeln wird. Es wurde ei- ne (Muster-)Fortbildungsord- nung beschlossen, deren Um- setzung zu enormen Verwal- tungskosten und zu einem enormen Zeitaufwand für die Kolleginnen und Kollegen in ländlichen Gebieten führen wird und deren Punktezertifi- kat keinerlei Qualitätsan- sprüchen genügt – ein Punkte- zertifikat, das einer freien Ärz- teschaft unwürdig ist. Es gibt kaum einen Beruf, in welchem nicht schon immer die freiwil- lige Fortbildung eine so große Rolle spielte und die schon immer in der Berufsordnung festgeschrieben war.

Dieser 107. Deutsche Ärztetag hat nicht die Berufsaussichten junger Kollegen gesichert, son- dern die Berufsaussichten von profitorientierten medizini- schen Versorgungszentren, von Betriebswirtschaftlern, von Kontrolleuren und von Rechtsanwälten.

Dr. med. Ekkhart Blum,

Ansbacher Straße 15, 91541 Rothenburg

Berufsbild

Zu dem Leserbrief „Kollegiales Be- wusstsein stärken“ von Dr. Gottfried Hillmann in Heft 24/2004:

Tabuthema aufgegriffen

Die Zuschrift spricht erfreuli- cherweise einmal ein Tabu unter Ärzten an. Ich (Ex- amensjahrgang 1948) möchte dieses noch um einen Hinweis ergänzen auf eine spezielle Si- tuation im Beziehungsgefüge Arzt – Patient: die Beziehung eines praktizierenden Arztes zu einem Kollegen als Patient und Chroniker im Greisenal- ter, wenn der, wie öfters in den neuen Bundesländern, wegen der zu hohen Prämien, nicht privat zusatzversichert und auf ärztliche Behandlung nur in Wohnnähe angewiesen ist.

Hier möchte ich, der Kürze wegen, nur auf zwei Faktoren hinweisen, welche diese spezi- elle Beziehung belasten könn- ten:Schuldgefühle des für den

Ablauf einer Sprechstunde und ihrer lebensnotwendigen Gewinnmaximierung lästigen Chronikers gegenüber den ar- beits- und budgetbelasteten Kollegen.

Ein Informationsvorsprung des jüngeren Arztes auf dem Gebiet der Medizintechnik und der Medikation, aber nicht unbedingt auch ein Vor- sprung in seiner Fähigkeit zur Einsicht in die spezielle Krankheitssituation und zur kritischen Beurteilung der

„Behandlung“.

Dass es nicht immer erbaulich ist, im Wartezimmer von ehe- maligen eigenen Patienten in Gespräche über Krankheiten verwickelt zu werden, sei nur am Rande erwähnt. Also kurz formuliert: Der Arzt als geria- trischer (Problem-)Patient?

Ist er noch oder nicht mehr

„Kollege“?

Vielleicht gibt es noch einige andere Kolleginnen oder Kol- legen meiner Generation, de- nen die hier genannte Proble- matik auch nicht ganz fremd ist. Wie sich (natürlich falsche) Schuldgefühle einerseits und Ängste andererseits in einer therapeutischen Beziehung

auswirken können, müssten ja die Tiefenpsychologen und Psychosomatiker am besten wissen. Als junger Arzt habe auch ich mir keine Gedanken darüber gemacht, wie es ein- mal sein könnte, wenn man als körperbehinderter Greis zwangsläufig in die Hände junger oder jüngerer Kollegen fällt, die heute ganz anderen sozialen Zwängen unterliegen als ich zu meiner Zeit . . . Dr. med. Eberhard Bäßler, Hirschfelder Weg 9, 12679 Berlin

Marburger Bund

Zu dem Beitrag zur 105. Hauptver- sammlung des Marburger Bundes

„Nach Euphorie jetzt Frust an der Ba- sis“ von Dr. rer. pol. Harald Clade in Heft 23/2004:

Warum streiken Ärzte nicht?

Als Ehepartner einer jungen Neurologin mit Familie darf ich das Jammertal des Arztbe- rufs im Klinikalltag aus näch- ster Nähe beobachten. Für mich als Nichtmediziner ist nicht erstaunlich, dass die Ärz- te mit Überlastung und Dien- sten ausgenutzt werden, ver- blüffend ist für mich, mit wel- cher Demut sie das ertragen.

Alle streiken für mehr Lohn und weniger Arbeitszeit: Pilo- ten, Fluglotsen, Lokführer, Metaller, Postangestellte, war- um nicht die Ärzte? Hat das etwas mit dem Berufsethos zu tun? Das wäre albern. Kosten- lose Hilfe für Bedürftige ist ei- ne sehr schöne Sache, aber wo und wie man das macht, ent- scheidet jeder in seiner Frei- zeit. Oder ist es Standesdün- kel? Als Arzt steht man nicht mit Plakaten auf der Straße?

Jedenfalls würde ich es hilf- reich finden, wenn der Mar- burger Bund als Klinikge- werkschaft nicht nur Tarifver- handlungen fordern würde, sondern gleichzeitig auch Warnstreiks organisiert und Flächenstreiks vorbereitet.

Ansonsten ist es kein Wunder, wenn er von den Arbeitgebern nicht ernst genommen wird.

Dipl.-Ing. Jörg Urban, Talstraße 15, 01099 Dresden

Referenzen

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