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Archiv "Bye-bye Darmstadt" (07.05.1987)

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ereits seit 1970 ist er das, was man gemeinhin unter einem

„freien Schriftsteller" ver- steht. Aber erst seit wenigen Wo- chen schreibt er an seinem „ersten ernsthaften, autobiographischen Roman". Sagt er jedem, der es wis- sen will. „Bye-bye love" ist der kaum interpretationsbedürftige Ti- tel. Es ist die Geschichte einer Tren- nung. Genauer: „Der Aufarbeitung von Trennungen und Lieben und all den Phasen dazwischen." Frankfurt, Marburg, Bad Soden sind die Hauptschauplätze der Handlung,

„Darmstadt spielt dabei kaum eine Rolle". Und dies, obwohl er hier 1950 geboren wurde und manches ihn auch heute noch mit seiner

„Heimatstadt" verbindet.

Wolfgang G(ünther) Fienhold, dessen allererstes Gedicht vom Darmstädter Echo veröffentlicht wurde, ist eigentlich und auch auf den zweiten Blick kaum ein Mensch des Sentiments. Kein Träumer, eher ein Realist. Einer, der — obgleich noch jung an Jahren — schon früh (schriftstellerischen) Überlebens- kampf proben mußte. Einer, der über jenen langen Atem verfügt, oh- ne den ein Autor im Buchgeschäft heute allenfalls noch Statistenrollen übernehmen darf.

1973 erscheint sein erstes Buch, die von ihm herausgegebene Antho- logie „IG Papier und Schreibma- schine". Es folgten Gedichtbände (die zu seinen besten, wenn auch al- les andere als erfolgreichsten Arbei- ten zählten), Sachbücher, Story- Sammlungen, Satirebändchen (die zwar zu seinen erfolgreichsten Ar- beiten zählten, aber . . . das weiß er selbst am besten) und mit dem Ro- man „Die flambierte Frau" ein Ro- man, der ihn im Zuge der Verfil- mung schlagartig bundesweit be- kannt machte. Wer ihn heute nach all seinen Buchveröffentlichungen fragt und den Verlagen, in denen sie erschienen sind, braucht bereits den großen Block. Da kommen zusam- men große und kleine, feine und pu- blicity-trächtige wie etwa: der Raith- Verlag, Eichborn, Goldmann, Ro- wohlt, die Davids Drucke, Ullstein, Spectrum, Heyne, die Pawel Pan Presse, Gauke, Prothese und der Verlag Eric van der Wal.

Wolfgang G. Fienhold, Verfasser von Satiren wie „Peepshow auf der Wega oder „Edgar Wallace: Der Frosch mit der Glatze", schrieb auch den mit Gudrun Landgraebe verfilmten Roman „Die flambierte Frau"

Und zumindest was Satiren an- geht, da ist Wolfgang Fienhold mitt- lerweile eine allbekannte Adresse.

„Michel Anfang: Die endliche Ge- schichte" stammt ebenso aus seiner Feder wie etwa die „Peepshow auf der Wega", „Orcan von Choleria" ,

„Edgar Wallatze: Der Frosch mit der Glatze" oder die nicht unbe- dingt von allen Kritikern wie Buch- händlern so verstandene und einge- ordnete Parodie „Der Schwarzwald- Puff. Abenteur in einer idyllischen Sexklinik".

Mit einem gewissen zeitlichen Abstand war Wolfgang Fienhold bis- lang immer bereit, Selbstkritik zu üben. So ordnet er heute die seiner- zeit von ihm herausgegebenen und gar nicht so schlecht gemachten (auf jeden Fall den damaligen Zeitgeist widerspiegelnden) Subkultur-Blättli

„Gummibaum" und „Nonsenf" als

„Jugendsünden" ein.

Vielleicht geht es in „Bye-bye love" ja auch um die Aufarbeitung so mancher Jugendsünde. „Der gan- ze Seelenschrott", sagt er, „muß verarbeitet werden". Das, was bei

ihm in der Spanne zwischen dem 16.

und 36. Lebensjahr „aufgelaufen"

ist. Keine Harmonie-Story, eher

„gemein und schmutzig" und — falls dies für irgendwen ein Trost sein mag, so fügt er hinzu — „auch ich komme dabei nicht gut weg". Mehr als 200 (Buch-)Seiten werde er für diese seine Vergangenheitsbewälti- gung nicht brauchen. Einer Art Au- tobiographie, in der sich möglicher- weise mancher aus der Szene der frühen und späten 70er Jahre wie- dererkennen könnte.

Ob er für Kritiker, Beobachter, Neugierige noch ein Zuckerl mehr habe, will ich wissen. „Mein Le- ben", sagt er, als blicke er bereits auf das ganze zurück, „ist eine per- manente Krise gewesen mit ein paar etwas längeren guten Phasen." Und er fügt an: „Wenn ich in einer schlechten Phase bin, dann schreibe ich Gedichte." So wie etwa den Text

„Hoffnung?" (oder „Deine Lie- be"),

der das auf wenige Zeilen zu

reduzieren scheint, was Thema sei- nes Buches ist.

W. Christian Schmitt

Bye-bye Darmstadt

Aus der Literaturwerkstatt von Wolfgang G. Fienhold

Dt. Ärztebl. 84, Heft 19, 7. Mai 1987 (99) A-1325

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