A432 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 10⏐⏐6. März 2009
A K T U E L L
Mehr als die Hälfte der rund 2 000 Ärztinnen und Ärzte bei der Deut- schen Rentenversicherung (DRV) sind dem Aufruf des Marburger Bundes (MB) gefolgt und haben am 26. Februar gestreikt. Zur Zentral- demonstration in Berlin reisten rund 300 Ärzte aus dem gesamten Bun- desgebiet an, wie der MB berichte- te. Am Folgetag legten erneut 500 Ärzte die Arbeit nieder.
„Der enorme Zuspruch ist ein deutliches Signal an die Deutsche Rentenversicherung, miserable Ar- beitsbedingungen und unterdurch- schnittliche Einkommen nicht mehr wort- und klaglos zu ertragen“, so der MB. Sollte die Rentenversiche- rung weiter Verhandlungen ableh- nen, würden die Streiks intensiviert.
Die Ärzte bestreikten bisher überwiegend den Sozialmedizini- schen Dienst. Im Fokus der Arbeits- niederlegungen stand die Bearbei- tung von Versichertenanträgen auf Rehamaßnahmen und Erwerbsmin- derungsrenten. In einem zweiten Schritt soll sich der Arbeitskampf in den Rehakliniken abspielen. Der MB kündigte außerdem an, am 9. März in Münster eine weitere
Demonstration zu veranstalten. Dort sollen die Ärzte den Beginn des von der DRV organisierten Rehabilita- tionswissenschaftlichen Kolloqui- ums nutzen, um auf ihre Anliegen
In Zukunft werden Kliniken, die zur Früh- und Neugeborenenversor- gung zugelassen sind, ihre Qua- litätsdaten im Internet veröffent- lichen. Diesen Beschluss fasste der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA). Qualität und Transparenz der Behandlung sollen dadurch ge- steigert werden. Ärzten und Eltern will man Informationen und Entscheidungshilfen an die Hand geben.
Im Dezember vergangenen Jahres hatte der G-BAeine „Re- gelmäßigkeitszahl“ von min- destens zwölf Behandlungen im Jahr in der Frühgeborenen- versorgung in Krankenhäusern beschlossen. Diese Entschei- dung war vor allem bei der
Ärzteschaft auf Kritik gestoßen. Dr.
med. Günther Jonitz, Vorsitzender der Qualitätssicherungsgremien der Bundesärztekammer und Berliner Kammerpräsident, sprach in die- sem Zusammenhang von einer „Ge- fährdung der flächendeckenden Pa- tientenversorgung“. Er bezeichnete
Mindestmengen bei der Betreuung von Frühgeborenen als „Irrweg“.
Ein weiterer G-BA-Beschluss betrifft die Aufnahme zweier neuer Wirkstoffe in das Zweitmeinungs- verfahren zur Verordnung beson- ders hochpreisiger Arzneimittel.
Fortan können die Substanzen Am- brisentan und Treprostinil zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie nur dann zulasten der gesetzli- chen Krankenversicherung ver- schrieben werden, wenn eine zusätzliche ärztliche Bewer- tung vorliegt. Die Wirkstoffe Bosentan, Iloprost zur Inhalati- on, Sildenafil und Sitaxentan unterliegen bereits dem Zweit- meinungsverfahren. WU QUALITÄTSSICHERUNG
Perinatalzentren sollen Daten veröffentlichen
MARBURGER BUND
Ärzte bei der Rentenversicherung streiken
Rund 300 Ärztinnen und Ärzte kamen zur Zentral- kundgebung nach Berlin.
Mindestens zwölf Behandlungen im Jahr müssen Krankenhäuser vorweisen, die Frühgeborene behandeln.
Foto:dpa
aufmerksam zu machen. Mit dem unbefristeten Ärztestreik will der MB die Rentenversicherung zur Aufnahme von Tarifverhandlungen
bewegen. hil
Zahl der Woche
Prozent der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte waren 2007 19,2
mindestens 60 Jahre alt. Im Vorjahr waren es 18,7 Prozent.
Foto:ddp