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Archiv "Malaria tropica: Chininum dihydrochloricum: „Orphan drug“-Status gefordert" (18.11.2005)

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benden Tumorgewebe offenbar Fakto- ren überwiegen, die die Angiogenese hemmen. Der Tumor stirbt ab. Dieser Vorgang ist zwar selten, aber am häufig- sten geht einer SR von soliden Tumoren ein chirurgischer Eingriff mit unvollstän- diger Tumorentfernung voraus.

Vor allem sensationsjournalistische Medienberichte über unerwartete Krebs- heilungen schreiben bestimmte Per- sönlichkeitsmerkmale, Verhaltenswei- sen und psychospirituelle Faktoren der Genesung des Patienten zu. Tatsächlich sind einige Fälle von SR gut dokumen- tiert, die mit einem religiösen Hinter- grund und tiefer Gläubigkeit einhergin- gen. Ob hierbei eine ursächliche oder zu- fällige Assoziation vorliegt, bleibt unbe- antwortet.

Sicher ist, dass psychosoziale Faktoren für das Krankheitsverhalten, die Krank- heitsbewältigung und die Lebensqualität von Karzinompatienten eine große Rolle spielen. Es kann eine „existenzielle Trans- formation“ ausgelöst werden, durch die der Kranke das „Sein“ oder Gott ent- deckt. Er ist dann dankbar für seine Krankheit, und diese Einstellung setzt psychoimmunologische Mechanismen in Gang, die eine SR fördern können.

Dr. med. Lothar Böning (München) stellte zwei außergewöhnliche und schwer erklärbare Patientenschicksale vor. Der eine Patient litt an einem Bron- chialkarzinom, der andere an einem ma- lignen Melanom. In beiden Fällen hatten multiple Metastasen verschiedene le- benswichtige Organe befallen. Beim er- sten Patienten war nur noch eine palliati- ve Behandlung möglich. Ohne jede wei- tere medizinische Therapie bildeten sich sämtliche Tumoren zurück, und der Pati- ent lebte noch zehn Jahre ohne Tumor.

Er starb an einer Lungenembolie.

Der Melanom-Patient war persönlich anwesend. Der Primärtumor wurde chir- urgisch entfernt, gegen die Metastasen wurde eine Chemotherapie durchge- führt. Gehirnmetastasen wurden strah- lentherapeutisch behandelt. Außerdem begann der Patient mit einer alter- nativen Therapie (BCG-Impfung und Echinacin-Tropfen) und stellte seine Ernährung auf Vollwertprodukte und ei- nen minimalen Fleischkonsum um. Sämt- liche Tumorlokalisationen verschwan- den innerhalb von drei Jahren. Seit 1986 lebt der Mann tumorfrei.

Menschen, die eine unerwartete Ge- nesung erlebt haben, bringen dies gerne mit dem eigenen Bemühen in Zusam- menhang. Internationale Studiengruppen sammeln seit einigen Jahren alle verfüg- baren Daten, in Deutschland beispiels- weise Gruppen des Klinikums Nürnberg und Universitätsklinikums Heidelberg.

Ihre ernüchternde Botschaft: Beim heuti- gen Wissensstand gibt es keine Empfeh- lungen,wie eine Spontanremission zu för-

dern wäre. Siegfried Hoc

Patientenkongress: „Medizinische Wunder in der Onko- logie“ der Deutschen Krebsgesellschaft e.V., Frankfurt/

Main, in München M E D I Z I N R E P O R T

A

A3164 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 46⏐⏐18. November 2005

Bei der Therapie der komplizierten Ma- laria tropica, die schnelles Handeln erfor- dert, stellt die intravenöse Gabe von Chi- nin die Therapie der Wahl dar – andere Medikamente sind hierzulande nicht zu- gelassen. Aus markttechnischen Grün- den ist Chinin als Injektionsflüssigkeit (Chininum dihydrochloricum) allerdings seit 2003 nicht mehr im Handel. Tropen- medizinische Institutionen haben auf un- terschiedliche Weise auf diese Situation reagiert, zum Beispiel Herstellung durch eigene Krankenhaus-Apotheken.

Es gibt jedoch rechtliche Schwierig- keiten bei der Abgabe patientenbezogen hergestellter Medikamente zum Beispiel an Dritte, sodass keine Vorhaltung im Krankenhaus möglich ist. Andererseits hat eine Gerichtsverhandlung gegen ärztliche Kollegen eines Krankenhauses stattgefunden, die der fahrlässigen Tö- tung beschuldigt wurden, weil ein Mala- riapatient unter Mefloquintherapie ge- storben war und intravenöses Chinin nicht rechtzeitig zur Verfügung stand.

Nach einer Umfrage des europäischen Netzwerkes zur Surveillance importier- ter Infektionen – TropNetEurop (www.

tropnet.net) – sind auch Finnland, die Niederlande, Polen, Portugal, die Schweiz, Spanien und Tschechien von derselben Entwicklung betroffen. In einigen Län- dern sind jedoch allgemein zugängliche Depots durch Ministerien oder Zen- tralkrankenhäuser angelegt worden. In Deutschland sind entsprechende Be- mühungen nicht zu erkennen. Paradox ist die Situation insofern, als es in Europa verschiedene Hersteller gibt, die Chinin- Dihydrochlorid in malaria-endemische Länder liefern. Da Chinin-Ampullen in

Europa verhältnismäßig selten benötigt werden, lohnt es sich für diese Hersteller nicht, die erforderlichen aufwendigen Zulassungsverfahren einzugehen. Im Notfall können heute in Deutschland hergestellte Chininampullen über eine Internationale Apotheke, zum Beispiel aus Uganda, wieder eingeführt werden.

Eine Vereinfachung dieses Zustandes be- stünde darin, dem Medikament den Sta- tus einer „orphan drug“ zu verleihen und die Finanzierung der Wiederzulassung in Deutschland durch das Gesundheitsmi- nisterium zu unterstützen.

Patienten mit schwerer Malaria tropi- ca sollten in tropenmedizinischen Institu- tionen behandelt werden (www.dtg.mwn.

de/lnstitut.htm), da hier Chinin zur Verfü- gung steht. Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Ge- sundheit sowie die Arbeitsgemeinschaft Malaria der Paul-Ehrlich Gesellschaft für Chemotherapie rufen aber erneut dazu auf, auch andernorts, zum Beispiel in Krankenhausapotheken von Universi- tätskliniken und Kliniken der Maximal- versorgung, Chinin vorrätig zu halten, da ein Transport von schwer kranken Patien- ten nicht in jedem Fall möglich sein wird.

Auch wenn es sich bei der komplizierten Malaria tropica um ein in Deutschland seltenes Krankheitsbild handelt, bleibt es unverständlich, warum auf die Versor- gung mit einem effektiven Medikament verzichtet wird. Mit Chinin steht eine be- währte, kostengünstige und leicht zu la- gernde Substanz zur Verfügung, die le- bensrettend sein kann.

Priv.-Doz. Dott. Univ. Pisa Joachim Richter Priv.-Doz. Dr. med. Tomas Jelinek Prof. Dr. med. Gerd D. Burchard

Malaria tropica: Chininum dihydrochloricum

„Orphan drug“-Status gefordert

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