der Verschwendungssucht vonseiten der Krankenkas- sen ausgesetzt, wenn sie AT1- Rezeptorantagonisten ge- genüber ACE-Hemmern vorziehen.
Prof. Dr. med. W. Brech, Erster Vorsitzender KV Südwürttemberg, Haldenhaustraße 11, 72770 Reutlingen
Leichenschau
Zu dem Varia-Beitrag „Trauer um die Leichenschau“ von Dr. med.
Regina Klakow-Franck in Heft 48/2001:
Thema für den Deutschen Ärztetag
Frau Dr. Klakow-Franck scheint nicht zu der Gruppe von Ärzten und Ärztinnen zu gehören, die Leichenschauen tatsächlich durchführt. Mit ihrer Vermutung, dass schät- zungsweise 40 % der auf- grund der äußeren Leichen- schau festgestellten Todesur- sachen nicht zutreffen, liegt sie wohl weit daneben. Die tatsächliche Zahl dürfte wohl über 80 % liegen.
Denn, da wir Ärzte – im Normalfall – nicht hellsehen können, kann ein Arzt, der zu einer ihm unbekannten Leiche zur Feststellung des Todes und Dokumentation der Todesursache gerufen wird, wohl kaum diese Auf- gabe auch nur mit einer annähernden Wahrschein- lichkeit ausschließlich mit- hilfe der Inspektion und Palpation lösen. Es ist unver- ständlich, dass die Verant- wortlichen auch die neuen Todesbescheinigungen so formuliert haben, dass der leichenschauende Arzt – in- dem er eine Todesursache at- testiert, die er gar nicht ken- nen kann – kriminell wird oder bei jeder Leiche die Po- lizei einschalten muss. Den meisten Kolleginnen und Kollegen scheint es aber gar nicht bewusst zu sein, dass die Todesbescheinigung nicht nur ein Dokument von erheblicher forensischer Be- deutung ist, sondern dass sie auch die Todesursachenstati- stik begründet, was bei so
viel Unsicherheit bei der Feststellung der tatsächli- chen Todesursache die ganze Todesursachenstatistik ad absurdum führt.
Diese Thematik gehört auf die Tagesordnung des Deut- schen Ärztetages. Ich selbst kann besser damit leben, un- nötig die Polizei eingeschal- tet zu haben, weil ich einen natürlichen Tod bei einer mir unbekannten Leiche nicht feststellen kann, als einen solchen zu bescheinigen, ob- wohl ich zu dieser Feststel- lung gar nicht in der Lage bin.
Dr. Eckhard Jentsch, An den Sperr- wiesen 9, 91781 Weißenburg
Malaria
Zu dem Beitrag „Robert Koch auf Brioni“ von Dr. med. Karsten Mülder in Heft 48/2001:
Malaria war in
Mitteleuropa heimisch
Der Verfasser schreibt, bezo- gen auf Malaria, „doch gab es noch bis 1902 in Deutsch- land eingeschleppte Epide- mien“. Die Malaria war nicht eingeschleppt, sondern in Mitteleuropa heimisch, bis zum 60. nördlichen Breiten- grad. Überwiegend als Mala- ria tertiana, in den Niede- rungen soll auch Malaria tro- pica vorgekommen sein. Je- dem Kind war der Begriff
„Wechselfieber“ geläufig. Im 18. Jahrhundert führte man die Malaria auf schlechte Luft, mala aria, zurück. Als Schiller 1783 in Mannheim war, sollen dort 2 000 Ein- wohner an einer Malaria- Epidemie gestorben sein, auch Schiller erkrankte.
1826/27 waren in Teilen Schleswig-Holsteins 30 % der Bevölkerung durchseucht.
Im Ersten Weltkrieg hatte das deutsche Heer über 120 000 gemeldete Mala- riafälle, und die letzte Epide- mie in Deutschland gab es 1918 im Kreis Emden mit 4 107 mikroskopisch gesi- cherten Erkrankungen.
Dr. med. Rolf Klimm, Bach 2, 83093 Bad Endorf
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A420 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 7½½½½15. Februar 2002 B R I E F E