• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Malaria: Wettlauf gegen die Zeit" (06.05.2005)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Malaria: Wettlauf gegen die Zeit" (06.05.2005)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

D

ass Papst Benedikt XVI. eines Tages an Malaria stirbt, ist eher unwahr- scheinlich.In der Kirchengeschichte aber fielen immerhin 13 Petrus-Nachfol- ger dem Wechselfieber zum Opfer. Heut- zutage spielt Malaria in Rom und ganz Südeuropa keine Rolle mehr. Haupt- schauplatz ist – wie auch bei Tuberkulose und HIV – Afrika südlich der Sahara.

Schätzungen der Weltgesundheitsorgani- sation (WHO) gehen davon aus, dass mehr als eine Million Menschen jährlich an Malaria tropica sterben. Besonders Kinder sind betroffen. Anlässlich des

„Afrika-Malariatages“ am 25. April wies die Hilfsorganisation „Ärz-

te ohne Grenzen“ erneut auf den Mangel an wirksa- men Medikamenten hin.

Die erste Chloroquin- Resistenz trat 1980 in Ke- nia auf. Gerade in Ost- afrika ist das kostengünsti- ge Bayer-Präparat Re- sochin inzwischen kaum noch wirksam. Auch auf Sulfadoxin/Pyrimethamin (Fansidar) sprechen die Plasmodien oftmals nicht mehr an.Trotzdem sind die Präparate weiterhin im Einsatz. Auf diesen Zu-

stand hat die WHO mit ihrer „Roll Back Malaria“-Kampagne reagiert. Sie emp- fiehlt eine Kombinationstherapie auf Artemisin-Basis.

Das gut verträgliche Artemisin wird aus der in China seit Jahrhunderten be- kannten Heilpflanze Artemisia annua (einjähriger Beifuß) gewonnen. Isoliert wurde die Substanz erstmals 1971. Ge- gen Artemisin und seine Derivate Arte- sunat und Artemether sind bisher keine Resistenzen von Plasmodium falci- parum bekannt. Damit das so bleibt, empfiehlt die WHO zur Malariathera-

pie eine Kombination mit anderen Wirkstoffen: Amiodaquin, Mefloquin, Lumefantrin oder Pyrimethamin. Das erste verfügbare ACT-Präparat (Arte- misinclass Combination Therapy) stell- te Novartis her. Unter dem Namen Ria- met wird die Mischung aus Artemether und Lumefantrin in Industrienationen vertrieben. Zur Prophylaxe ist das Präparat nicht geeignet. In Entwick- lungsländern ist es unter dem Namen Coartem erhältlich.

Nach Angaben von Novartis ist Co- artem auch bei Multiresistenzen wirk- sam und für Kinder unbedenklich. 2001

verpflichtete sich der Konzern gegen- über der WHO, Coartem zum Produk- tionspreis an öffentliche Einrichtungen in Entwicklungsländern und nichtpro- fitorientierte Organisationen zum Ver- trieb abzugeben, zunächst für zehn Jahre. Der „Global Fund to Fight HIV/AIDS, Tuberculosis and Malaria“

hat für 2005 und 2006 170 Millionen US-Dollar für die Finanzierung zuge- sagt. Coartem ist bislang das einzige ACT-Präparat auf der Liste unentbehr- licher Medikamente der WHO. Die WHO empfahl – die afrikanischen Staa-

ten folgten. Zahlreiche Länder stellten ihre nationalen Behandlungsempfeh- lungen um.

Die erhöhte Nachfrage hat die Heil- pflanze allerdings inzwischen knapp werden lassen. Nur die Hälfte der gefor- derten Behandlungsrationen kann No- vartis in diesem Jahr liefern. Die Verant- wortung für die Fehlplanung will der Pharmariese nicht übernehmen. Nach Angaben des Konzerns hat die WHO ih- re Bedarfsschätzungen für 2005 inner- halb von drei Monaten von zehn auf 60 Millionen benötigte Behandlungen er- höht. „Ärzte ohne Grenzen“ wirft der WHO vor, sich zu sehr auf die Partner- schaft mit Novartis konzentriert zu ha- ben. „Dabei gibt es durchaus auch ande- re Hersteller von ACT, mit denen die WHO nicht zusammenarbeitet“, so Christiane Löll, Sprecherin von Ärzte ohne Grenzen. Beispiel: die indische Pharmafirma Ipca.

Mittlerweile haben auch andere Fir- men Artemisin-basierte Präparate ent- wickelt, beispielsweise GlaxoSmithKline das in klinischer Testung befindliche CDA (Chlorproguanil/Dapson/Artesu- nat). Finanziell unterstützt wird das Pharmaunternehmen dabei von der nicht- profitorientierten Organisation „Medi- cines for Malaria Venture“. Die Stiftung

„Drugs for Neglected Diseases Initia- tive“ (DNDI) wird in Zusammenarbeit mit dem Konzern Sanofi-Aventis voraus- sichtlich im kommenden Jahr eine Kom- bination aus Amiodaquin und Artesunat auf den Markt bringen. Der Preis soll unter einem US-Dollar pro Behandlung liegen. Die DNDI wird das Patent er- halten.

Das Institute for One World Health, eine US-amerikanische Non-profit-Phar- mafirma, entwickelt in Zusammen- arbeit mit dem Biotech-Unternehmen Amyris ebenfalls ein ACT-Präparat.

Der lebensrettende Rohstoff wird gen- technisch hergestellt. Bis zur Marktrei- fe werden voraussichtlich aber noch Jahre vergehen.

Aufgrund des Versorgungsengpasses mit Artemisinpräparaten werden auch in diesem Jahr Hunderttausende Menschen der Malaria tropica zum Opfer fallen. Mit einem Impfstoff ist frühestens in einigen Jahren zu rechnen. Im Kampf gegen Ma- laria scheint den Akteuren die Zeit da- vonzulaufen. Dr. med. Birgit Hibbeler P O L I T I K

A

A1254 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 186. Mai 2005

Malaria

Wettlauf gegen die Zeit

Artemisin-basierte Präparate zeigen eine gute Wirksamkeit gegen Malaria tropica. Der Bedarf übersteigt jedoch die vor- handenen Produktionskapazitäten.

Die weibliche Anopheles-Mücke ist Überträgerin des Plas- modium falciparum. Der Erreger der Malaria tropica zeigte gegen Artemisinpräparate bisher keine Resistenzen.

Foto:dpa

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

und andere europäische Institutionen empfehlen eine Prophylaxe für die Pro- vinz La Altagracia im Südosten des Lan- des mit den Touristenressorts Bávaro Beach, Punta Cana

Eine Kombinationstherapie könnte für Millionen von Menschen, die an Malaria erkrankt sind, eine Möglich- keit bieten, der Resistenzentwicklung der Erreger entgegenzuwirken.. Zu

Welche Unzahl bisher kaum übersehbarer, aber zu er- wartender und nicht mehr zu ver- antwortender Risiken beinhalten diese aufgezeigten Kunstgriffe zur

Nach Duff und Durum läßt sich die pyro- gene Wirkung von Interleukin 1 nicht von der Stimulation der T-Lymphozyten trennen.. Interleukin wirkt aber auch auf Leber, Pankreas,

ten die Auffassung, daß der Lyp- oxygenase-Weg, der durch Bil- dung von Leukotrienen eine wich- tige Rolle bei allergischen oder entzündlichen Reaktionen zu spie- len scheint,

Es ist unver- ständlich, dass die Verant- wortlichen auch die neuen Todesbescheinigungen so formuliert haben, dass der leichenschauende Arzt – in- dem er eine Todesursache at-

Dieser unmittel- bar nach der Infektion ablaufende Entwicklungsgang ist typisch für alle Malariaerreger, so auch für Plasmodium falciparum (Malaria tropica). Bei der

Man ver- mutete dann bereits Malaria, da die- ser Patient im Februar 1986 eine Reise nach Kenia unternommen hat- te.. Die Diagnose wurde durch Un- tersuchung mit der