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Tod durch Malaria tropica?

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Academic year: 2022

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Auch ein Tutanchamun entgeht nicht der modernen medizinischen Diagnostik. Seit Jahrzehnten versuchen Forscher herauszu- finden, warum der legendäre ägyptische Pharao anno 1324 v. Chr. im zarten Alter von 19 Jahren verschied. Was die Paläopa- thologen herausbrachten, war stets reich- lich spekulativer Stoff: Starb Tutanchamun an den Folgen eines Oberschenkelbruchs, raffte ihn eine Blutvergiftung dahin, ver- setzte ihm eine Fettembolie den Todes- stoss? Wurde er gar Opfer eines Mordes?

Jetzt haben Forscher um den Ägypter Zahi Hawass mit radiologischen und geneti- schen Untersuchungen an der Mumie neue Erkenntnisse geliefert, die geeignet sind, jeden Glanz von dem Kind-Pharao abzu- streifen. Tutanchamun muss ein wirklich armer Kerl gewesen sein. Er litt an asepti- scher Knochennekrose, war von Missbil-

dungen wie Klumpfuss und Gaumenspalte gezeichnet, ein an Krücken gehender Kyphoskoliotiker, der schliesslich von der Malaria tropica dahingerafft wurde. Das gilt nun tatsächlich als spektakulärer Befund:

Der Pharao war offenbar mit Plasmodium falciparum infiziert, in der Mumie fanden die Forscher genetisches Material des Erre- gers. Ob damit die Todesursache gefunden ist, bleibt umstritten. Skeptiker weisen da- rauf hin, dass eine Plasmodieninfektion angesichts der klimatischen Verhältnisse seinerzeit nicht ungewöhnlich gewesen sei, viele Menschen hätten aber eine Immunität entwickelt. Dass Tutanchamun unter einer aktiven Malaria gelitten haben könnte, dafür sollen verschiedene Pflanzenreste sprechen, die sich in seinem 1922 entdeck- ten Grab fanden – womöglich Kräuter mit fiebersenkender und schmerzlindernder

Wirkung. Auch diese sind aber nicht be- weiskräftig. Manche Forscher glauben, es könne sich auch um Gewürze gehandelt haben, gleichsam als königlicher Proviant für das Jenseits. Die Wissenschaftler wer- den also weiter Gründe finden, die Toten- ruhe des Pharao zu stören. ■ U.B.

Pharao Tutanchamun

Tod durch Malaria tropica?

M E D I E N

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M E D I Z I N

Etwa 5 Prozent der Kinder und etwa 1 Pro- zent der erwachsenen Bevölkerung leiden unter Stottern, fachsprachlich Balbuties oder Psellismus genannt. Bis heute ist die Ursache ungeklärt. An Hypothesen man- gelt es nicht. Psychodynamische Theorien etwa gehen davon aus, dass unbewusste Konflikte zum Stottern führen und die Be- troffenen damit Aufmerksamkeit oder Zu- wendung erheischen wollen. Lerntheore - tiker versuchen Stottern als Ausdruck klas- sischer und operanter Konditionierung zu erklären. Solche und andere psycholo - gische Hypothesen haben im Grossen und Ganzen nicht überzeugen können. Unstrit- tig ist jedoch die Be obachtung, dass Stot- tern familiär gehäuft vorkommt. Zwillings- studien zeigen, dass diese Häufung nicht mit dem sozialen Milieu oder mit bestimm- ten Umweltfaktoren zusammenhängt. So rücken unweigerlich die Erbanlagen in den Mittelpunkt des Interesses. US-amerikani- sche Forscher haben nun bei Stotterern auf

Chromosom 12 Mutationen in drei Genen entdeckt. Diese Gene kodieren lysosomale Enzyme, Stottern könnte letztlich Aus- druck einer Stoffwechselstörung sein.

Die kürzlich im «New England Journal of Medicine» (2010; doi: 10.1056/NEJMoa 0902630) publizierten Resultate haben eine Vorgeschichte. Sie beginnt mit einer Asso- ziationsstudie bei konsanguinen Stotterer- familien aus Pakistan. Den Genetikern um Dennis Drayna vom US-National Institute on Deafness and Other Communication Disorders in Bethesda/Maryland, gelang es dabei, die genetische Disposition zum Stot- tern auf den langen Arm des Chromosoms 12 einzugrenzen (Am J Hum Genet 2005; 76:

647–651). In den folgenden Jahren haben die Wissenschaftler bei den Betroffenen und bei gesunden Kontrollen aus Pakistan, Nordamerika und Grossbritannien mehr als 10 Millionen Basenpaare durchforstet.

Sie stiessen dabei zunächst auf Mutationen des Gens GNPTAB. Defekte an diesem Gen

haben oft lysosomale Speicherkrankheiten wie die Tay-Sachs-Krankheit zur Folge. Bald darauf fanden die Forscher zwei weitere

«Stotter»-Gene (GNPTG und NAGPA), die ebenfalls für den lysosomalen Stoffwechsel von Bedeutung sind. Mutationen in diesen Genen können zu der äusserst seltenen Stoffwechselerkrankung Mukolipidose füh- ren. Die autosomal rezessive Erbkrankheit führt zu einer schweren psychomotorischen Retardierung, die betroffenen Kinder lernen nicht sprechen und sterben in jungen Jah- ren. Die Forscher halten es für möglich, dass Stottern eine Minimalvariante dieser Mukolipidosen darstellt.

Für eine Reihe anderer lysosomaler Spei- cherkrankheiten kann heute durch regel- mässige Infusion der fehlenden Enzyme das Ausmass der Behinderungen gelindert werden. Ob eines Tages solche Therapien auch gegen das Stottern eingesetzt werden, ist derzeit reine Spekulation. ■ U.B.

Balbuties könnte sich als Stoffwechselkrankheit erweisen

Stottern — Ursache im langen Arm von Chromosom 12?

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ARS MEDICI 5 2010

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