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Archiv "Malaria: Gefährlicher Mückenstich" (04.05.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 18⏐⏐4. Mai 2007 A1209

E

s klafft eine große Lücke zwi- schen den offiziellen Verspre- chen und den Taten. Die Zahl der Malariaerkrankungen soll bis zum Jahr 2010 halbiert werden. Das be- schlossen afrikanische Staatschefs vor zehn Jahren auf einer Konferenz in Abuja. Die Roll-Back-Malaria- Initiative, die von der Weltgesund- heitsorganisation (WHO), UNICEF, UNDP und der Weltbank gegründet wurde, verfolgt denselben Ansatz.

Doch es fehlen nicht nur finanzielle Mittel, um dieses hehre Ziel umzu- setzen. Auch die Forschung nach neuen wirksamen Medikamenten hinkt meilenweit hinterher.

Afrika am stärksten betroffen

„Wenn Malaria die Menschen in den Industrieländern bedrohen würde, hätten wir schon längst billige, wirk- same Medikamente. Aber leider er- kranken zurzeit die meisten Men- schen in Entwicklungsländern an dieser Tropenkrankheit“, kritisierte jüngst Entwicklungshilfe-Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Die Zahlen sprechen für sich: Eine Milli- on Menschen stirbt nach Angaben der WHO jährlich an Malaria. Etwa 90 Prozent der Todesfälle entfallen auf die afrikanischen Länder. Beson- ders betroffen sind dabei Kinder un- ter fünf Jahren und Schwangere. In den ärmsten Ländern Afrikas ist Ma- laria eine der häufigsten Todesursa- chen bei Kindern unter fünf Jahren.

Alle 30 Sekunden, so UNICEF, stirbt ein Kind daran.

Das UN-Kinderhilfswerk ist der weltweit größte Beschaffer und Lie- ferant von Moskitonetzen, die mit In- sektiziden imprägniert sind. 24 Mil- lionen dieser Netze wurden im ver- gangenen Jahr in Malariagebieten verteilt. Sie sind bislang das beste Mittel, um sich vor dem Stich der Mücke zu schützen. Dennoch schla-

fen im südlichen Afrika nach Anga- ben von UNICEF bislang nur etwa vier Prozent aller Kinder unter einem solchen Netz. Würden sie flächen- deckend benutzt, könnte die Sterb- lichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren um bis zu 25 Prozent gesenkt werden. Doch die meisten Menschen in diesen Ländern sind zu arm, um sich ein Netz kaufen zu können. Ma- laria gilt als Armutskrankheit und verursacht darüber hinaus Armut. Es wird geschätzt, dass das Bruttoin- landsprodukt allein auf dem afrikani- schen Kontinent durch Malaria um rund zwölf Milliarden US-Dollar verringert wird.

Eines der Haupthindernisse im Kampf gegen Malaria ist, dass der Erreger mittlerweile gegen Chloro- quin, das billigste und weitverbrei- tetste Malariamedikament, resistent geworden ist. Viele afrikanische Staaten, in denen die Krankheit ende- misch ist, haben zwar ihr nationales Gesundheitsprotokoll auf Kombina-

tionspräparate, die auf Artemesinin basieren (ACT), umgestellt. Doch fehlen ihnen oftmals die finanziellen Ressourcen, um die Medikamente flächendeckend einzuführen. Denn ACT ist um ein Vielfaches teurer als das wirkungslose Chloroquin.

Kein lukrativer Markt

Selbst wenn es gelänge, ACT in allen Gesundheitszentren vorrätig zu ha- ben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Erreger auch gegen dieses Kombinationspräparat resistent wird.

Es ist also dringend erforderlich, nach neuen wirksamen und kostengünsti- gen Medikamenten und diagnosti- schen Mitteln zu forschen. Allerdings sind die Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln, die in erster Linie Krankheiten in ärmeren Ländern be- treffen, für die Pharmaindustrie we- nig lukrativ. So wurden in den ver- gangenen 30 Jahren nur acht Malaria- medikamente entwickelt.

Für die Prävention und Behand- lung von Malaria sind weltweit rund 3,2 Milliarden Dollar pro Jahr nötig, allein Afrika benötigt etwa 1,9 Mil- liarden Dollar. Im Jahr 2004 standen indes nur 0,6 Milliarden Dollar zur Verfügung. Die „Europäische Alli- anz gegen Malaria“, ein neues Bündnis von zehn Organisationen aus fünf Ländern, will sich jetzt dafür einsetzen, dass die Finanzie- rungslücke im Kampf gegen Mala- ria langfristig geschlossen wird. Sie fordert zudem mehr Transparenz vom Globalen Fonds für Aids, Tu- berkulose und Malaria. Denn bis- lang ist unklar, wie viele Mittel aus diesem Fonds tatsächlich in die Malariabekämpfung fließen. Zu den deutschen Hilfswerken dieser Alli- anz gehören das Deutsche Rote Kreuz und die Deutsche Stiftung

Weltbevölkerung. I

Petra Meyer

SCHWANGERE EHER INFIZIERT

Übertragen wird der Erreger „Plasmodium falciparum“

durch den Stich der weiblichen Anophelesmücke.

Der Parasit zerstört die roten Blutkörperchen, was zu einer lebensbedrohlichen Blutarmut führen kann. In schweren Fällen kommt es auch zu neurologischen Erkrankungen.

Unbehandelt führt die Infektion häufig zum Tod. Typische Anzeichen einer Malaria sind Kopfschmerzen, Erschöpfung, Gliederschmerzen, Erbrechen und wiederkehrende Fieberschübe.

Schwangere erkranken aufgrund ihrer verringerten Immunabwehr bis zu dreimal häufiger an Malaria. Eine Infektion während der Schwangerschaft erhöht zudem das Risiko einer Fehl-, Tod- oder Frühgeburt. Aus diesem Grunde ist es wichtig, die Prävention und Behandlung von Malaria in reproduktive Gesundheitsprogramme zu inte- grieren. Gleichzeitig muss den Menschen erklärt werden, wie die Moskitonetze zu benutzen sind, was die ersten Anzeichen von Malaria sind und wie sie behandelt wird.

MALARIA

Gefährlicher Mückenstich

Zwischen 300 und 500 Millionen Menschen erkranken

jährlich an Malaria. Trotzdem wird zu wenig getan,

um der Krankheit vorzubeugen und sie zu heilen.

Foto: dpa

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