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Archiv "Einige Höhepunkte des Fortschritts in Medizin und Technik" (04.05.1989)

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Environtologie — Futurologie —

Bionik — Informatik — Molekularbiologie — Biomedizinische Technik —

Mikroelektronik — Computerisierung — Weltraumforschung — Extraterrestrische Physik —

Pharmakokinetik — Nuklearmedizin — Radiobiologie Kernphysik Kybernetik

—1-1

1945 1950 1955 1960 1965 19170 1975 1980 Wissensexplosion

Das „Wissen" der Menschheit verdoppelt sich zur Zeit etwa alle 10 Jahre!

(aus E. H. Graul u. B. Zink der 29. Tag - biologische Programmierung als Schicksal, Jaeger- Verlag, Speyer 1974)

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

1949 1989

Beispiele zu zeigen, daß das Deut- sche Ärzteblatt von Anfang an die deutschen Ärzte auf neue, zukunfts- trächtige und interessante Entwick- lungen in der Medizin und in den Naturwissenschaften aufmerksam gemacht hat. Hierbei werde ich mich selbstverständlich auf die Gebiete beschränken, welche ich in der Nachkriegszeit mitaufgebaut habe.

Fast alle deutschen Wissen- schaftler sahen auf der ersten inter- nationalen Konferenz für die fried- liche Nutzung der Atomenergie 1955 in Genf, an der 70 Nationen mit ein-

Die fri,edliche Nutzung

I der Atomenergie

AKI. m Ende des II. Weltkrieges war das deutsche Volk wie gelähmt. Die durch den ieg schwer angeschlage- ne deutsche Wirtschaft begann sich erst ganz allmählich wieder zu erho- len. Auch auf technischem und me- dizinischem Gebiet zeigte sich, wel- chen enormen Schaden der verlore- ne Krieg hinterlassen hatte. Zehn Jahre vom Informationsfluß aus dem Ausland abgeschnitten - das mußte zu einer Verarmung des geistigen Potentials fiihren. Die Machthaber des 1000jährigen Reiches hatten ei- ne „deutsche" Physik und „deut- sche" Medizin etabliert, die, abge- schnitten von der internationalen Entwicklung, dahinvegetierte, bis es gelang, allmählich wieder den An- schluß an die Leistungen und Erfol- ge der internationalen Familie der Wissenschaftler in der ganzen Welt zu finden.

Der Nachholbedarf war auch für uns Ärzte in den ersten Nachkriegs- jahren enorm. Deshalb entschlossen

sich auch die Herausgeber der dama- ligen Ärztlichen Mitteilungen (heute DEUTSCHES ÄRZTEBLATT - Ärztliche Mitteilungen") Mitte der fünfziger Jahre, einer Anregung von mir folgend und gefördert insbeson- dere vom damaligen Hauptgeschäfts- führer der Bundesärztekammer, Dr.

Josef Stockhausen, und vom damali- gen Hauptschriftleiter Dr. Berthold Rodewald, in die Zeitschrift einen wissenschaftlichen Fortbildungsteil zu integrieren, der von da an unter der Rubrik „Zur Fortbildung - Aktu- elle Medizin" firmierte.

Als erster Schriftleiter für diese Rubrik will ich nachfolgend versu- chen, anhand einiger ausgewählter

drucksvollen Exponaten teilnahmen, was sich auf dem Gebiete der ange- wandten Atomenergie inzwischen al- les getan hatte. Im Vordergrund stand bei dieser Schau der Vereinten Nationen die Nutzung der Kernener- durch den Bau von Reaktoren und Atomkraftwerken.

Der Präsident dieser ersten in- ternationalen Atomkonferenz war der indische Nobelpreisträger und Physiker Babha. In seiner Eröff- nungsrede machte er die sensationel- le Mitteilung, daß die Energiegewin- nung durch Kernspaltung bald der Vergangenheit angehören und in ei- nigen Jahren die Energiegewinnung mittels Kernverschmelzung stattfin- den werde, wodurch weitgehend die mit der Atomenergie verbundenen Gefährdungspotentiale abgebaut würden. Bei der Energiegewinnung durch Kernverschmelzung handelt es sich um sogenannte thermonukleare Reaktionen, welche bereits bei dem Bau der ersten Wasserstoffbombe realisiert wurden.

Durch die Zündung der ersten Wasserstoffbombe auf den Marshall- inseln in der Südsee wurde der Menschheit erschreckend vor Augen geführt, daß die damit verbundene radioaktive Verseuchung nicht nur lokal, sondern weltweit zu einer zu- sätzlichen Strahlenexposition führt.

Einige Höhepunkte des Fortschritts

in Medizin und Technik

Emil Heinz Graul

(2)

10'-

1950 1960 1970 1980 1991 0 2000 Jahre n. Chr.

10° - 10' -

104

102 10' -

-

...0007fransistoren

Relais

Elektronenröhren

,#monoatomare Schichten

anorganische monomolekulare Schichten

#monomolekulare Schichten von Makromolekülen I .00

# •." dünne Schichten

(zum Vergleich: Genorte in Chromosomen) ,1 witegnerte Schaltungen

Mikromodulen Schaltelemente pro cm

Ä

Abbildung 2: Der Fortschritt der Informationsspeicherung - vom einfachen Schaltkreis bis zu molekularen und sogar atomaren Speicherschichten

Die Herausforderung an die Wissen- schaftler bestand nun darin, diese thermonuklearen Reaktionen zu steuern, um sie in Reaktoren zur Energiegewinnung für die Mensch- heit nutzbar zu machen. Der Vorteil solcher thermonuklearen Reaktoren würde vor allen Dingen darin liegen, daß gerade die biologisch gefähr- lichen radioaktiven Spaltprodukte nicht entstünden.

Aber bereits 1956 haben wir im Ärzteblatt die optimistische Progno- se des Herrn Babha angezweifelt.

Die Möglichkeit zur friedlichen Nut- zung thermonuklearer Reaktionen wurde von uns wegen der Fülle unge- löster Probleme frühestens im Jahre 2000 erwartet. Damals wurde unsere Prognose von Fachleuten als „Medi- ziner-Ignoranz" abgestempelt. Heu- te rechnet man allgemein vorsichti- ger. Experten halten es sogar fiir un- wahrscheinlich, daß es vor dem Jah- re 2010 gelingen wird, auf diesem

„eleganten Weg" Energie zu gewin- nen.

War bis 1945 das Problem der Schädigung durch ionisierende Strahlen eine mehr oder weniger esoterische Angelegenheit der Ra- diologen, so wurde es Mitte der 50er Jahre durch die Einführung von Kernreaktoren und durch die ober- irdischen Versuchsexplosionen der atomführenden Mächte zu einem weltweiten Problem. Das Wort

„Strahlenbelastung" machte die Runde. Auch dieses Thema wurde damals im Ärzteblatt der Ärzteschaft vor Äugen geführt; entsprechende Artikel zum Beispiel: „Zum Problem der Strahlenbelastung" oder „Das spekulative Strontium 90-Problem".

Wie viele Zuschriften und Sonder- druckanforderungen zeigten, be- stand auf diesem Gebiet ein großer Fortbildungsbedarf, waren doch die in der damaligen Zeit praktizieren- den Ärzte weder im Studium noch sonst mit diesen Fragen konfrontiert worden.

Und ein Beispiel aus jüngster Zeit: Sehr schnell hat das DEUT- SCHE ÄRZTEBLATT den Kernre- aktordurchgang in Tschernobyl auf- gegriffen, über die radioaktive Kon- tamination diskutiert und die Meß- werte zu den früheren Kontamina- tionen relativiert. Ein besonderer

Schwerpunkt war hierbei die Frage nach der „Wirkung von kleinen Do- sen und Mikrodosen ionisierender Strahlung", welche sich auch heute noch weitgehend einer statistischen Bewertung entziehen.

Medizinische Probleme des Raumfluges

Bereits dreieinhalb Jahre bevor Juri Gagarin im Raumschiff Wostok den ersten sensationellen bemann- ten Satellitenflug absolvierte und da- mit die Ära „Mensch im Weltraum"

begann, war im Ärzteblatt im De- zember 1957 eine Arbeit mit dem Ti- tel „Medizinische Probleme des Raumfluges" publiziert worden. Sich vor der eigentlichen Raumfahrtära mit dem Problem des bemannten Raumfluges zu beschäftigen, mußte für jeden Wissenschaftler als persön- licher Mut angesprochen werden, hatten doch namhafte Wissenschaft- ler, darunter Nobelpreisträger, be- hauptet, daß der Mensch nur kurze Zeit im Zustand der Schwerelosig- keit existieren könne. Deshalb hat der Autor dieses Beitrages, um seine wissenschaftliche Reputation zu be- wahren, damals diesen Artikel unter dem Pseudonym K. Arnold im Ärzteblatt veröffentlicht. Die von uns am Ende des Beitrages „Medizi- nische Probleme des Raumfluges"

gegebene Zusammenfassung hat da-

mals schon die wesentlichen Aspekte erfaßt; sie ist heute noch gültig:

„Da der Weltraum praktisch ein Vakuum ist, kann ein bemannter Flug nur in Raumschiffen mit her- metisch abgeschlossenen Kabinen stattfinden. Ein solches Raumschiff wird nichts anderes sein als ein Mi- niaturplanet mit eigener Atmosphä- re, mit künstlichem, den terrestri- schen Verhältnissen angepaßten Wechsel von Tag und Nacht und ei- ner eigenen, dem Menschen adäqua- ten Schwerkraft. Dabei treten, vom medizinischen Standpunkt aus gese- hen, folgende Gefahrenmomente und Hauptprobleme auf:

1. Bereitstellung des zur Auf- rechterhaltung der Lebensfunktio- nen notwendigen Sauerstoffs und Filterung der Luft (Beseitigung von CO2 u. a. m.).

2. Belastung des Organismus durch Beschleunigungs- und Verzö- gerungskräfte beim Starten, Landen und Manövrieren des Raumschiffes.

3. Konfrontierung des Organis- mus mit dem Zustand der Schwere- losigkeit.

4. Plötzlicher explosiver Druck- abfall zum Beispiel infolge eines Meteoritendurchschlags der Kabi- nenwandung („Temperatur"-Sturz, Luftembolie, Lungenriß, Gefäßrup- tur usw.).

5. Radiobiologische Probleme der Einwirkung kosmischer Strahlen auf dem Organismus.

Dt. Ärztebl. 86, Heft 18, 4. Mai 1989 (45) A-1297

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Konzept einer Kyborg-Konstruktion Aufnahmeorgane

(Sensoren)

Anschlußstellen vom technischen zum organischen System, Umcodierung in Nervenimpulse

Anschlußstellen vom ausführende Organe organischen zum (Werkzeuge) technischen System;

Verstärker für Nervenimpulse Wärmerezeptor

Sonde für radioaktive Strahlung

Ultraviolett

Fernsehkamera (Licht)

Infrarot

Radaraufnahme Kanäle für chemische Sinne (Geruch, Geschmack) Sensoren (Tastsinn)

Infraschall

Mikrophon

Ultraschall Lageanzeiger (Gravitation Beschleunigung) Anschlußstellen vom technischen zum organischen System, Umcodierung in Nervenimpulse Schmerzleitung zeigt schädliche Intensität aller Reize an

EI II

Gehirn)

Gehirnversorgung, Sauerstoff, Nahrflüssigkeit, Blut usw.

- 111). Leitungen zu sämtlichen - IN> Organen und

Schalteinheiten

'nnerer Strahlenschutz

Lautsprecher T73"

2

Funk

Lichtsignale

Abwehrsysteme

Greiforgane verschiedene Antriebssysteme

Flug- und Fahrwerk

ü ü

0

El •

von allen Sinnesorganen und Meßeinheiten

mit allen Sensoren verbunden

Computer, äußerer Speicher

zau sämtlichen usfuhrenden Organen

Auszug oder Nachdruck vorbehalten innere Versorgung

Energie, Wärme usw.

Abbildung 3: Kyborg —

„Cybemetic Orga- nism": Die totale Ver- schmelzung von Mensch und Maschine

— alle Organe außer dem Gehirn sind durch Automaten er- setzt (aus E. H. Graul und H. W. Franke „Die unbewältigte Zulcunft")

6. „Treffer" durch sogenannten kosmischen Staub („Meteoriten- staub").

7. Psychologische Probleme bei länger dauerndem Raumflug („Raumangst") u. ä.".

Daß der damals von manchen als Spinnerei apostrophierte Artikel sinnvoll gewesen ist, hat die über 30 Jahre bestehende Raumfahrtära mehr als bewiesen. Deshalb sind bis in die heutige Zeit in unregelmäßi- gen Abständen immer wieder Publi- kationen zu diesem Problem im Deutschen Ärzteblatt erschienen.

Mit der Anwendung von künst- lich erzeugten Radionuldiden in der Medizin kam ein neues Gebiet auf uns Ärzte zu. Um in den ersten Nachkriegsjahren den Anschluß an die internationale Forschung zu er-

halten, mußten illegale Wege be- schritten werden. Unter Umgehung der Militärbestimmungen besorgten wir uns Radionuklide (Jod-131, Phosphor-32 und Schwefel-35) aus dem Kernforschungszentrum Har- well in England. Unter der Bezeich- nung „Isotopenforschung" und „An- wendung von radioaktiven Isotopen in der Medizin" wurden interessante wissenschaftliche Forschungen be- trieben, bis schließlich dieser Zweig der Medizin als „Nuklearmedizin"

den heute gültigen Stellenwert er- reichte.

Im Ärzteblatt sind darüber die ersten Publikationen in den 50er Jahren erschienen. Mit der Einfüh- rung des radioaktiven Jods zu Dia- gnostik und Therapie von Schilddrü- senerkrankungen wurde das neue Gebiet durch zahlreiche Publikatio- nen der Ärzteschaft verständlich ge- macht.

Inzwischen hat die Nuklearme- dizin eine rasante Entwicklung er-

fahren. Damals mußten wir noch Geräte in der eigenen Werkstatt bauen, die geeignet waren, Meßda- ten zu liefern, um Radionuklide zur Untersuchung und Behandlung in der Klinik einsetzen zu können. Bei- spielhaft sei hier das Simultan-Ra- diotestgerät genannt, mit dem über zwölf Meßsonden gleichzeitig wichti- ge Herz- und Kreislaufparameter er- faßt wurden. Zur Auswertung dieser dynamischen Studien bedurfte es umfangreicher Rechenprogramme, die nur vom mathematisch vorgebil- deten Spezialisten ausgeführt wer- den konnten. Erst durch die Compu- terisierung konnten schnell ablau- fende Vorgänge quantitativ regi- striert und berechnet werden. Nu- klearmedizin als Schrittmacher fiir die Computerisierung! Inzwischen haben Computer und nachgeordnete Datenverarbeitung in der Medizin einen festen Stellenwert.

Zweifellos hat sich die Entwick- lung der Computertomographie und

I Die Entwicklung

der Nuklearmedizin

(4)

Abbildung 4: Verbesserung der Bildqualität von 1979 bis 1984 in der Kemspin-Tomographie (NMR-Tomographie)

der NMR-Tomographie mit nachge- ordneter Datenverarbeitung berei- chernd auch auf die nuklearmedizi- nische Geräteentwicklung ausge- wirkt. Bereits in den 60er Jahren konnten Gammakameras ihren Sie- geszug antreten. Durch Computer wurde es möglich, aufgenommene Impulse topographisch zuzuordnen, so daß daraus die Szintigramme der zweiten Generation entstanden. An- geführt sei hier die frühe Diagnostik von Knochenmetastasen und Hirntu- moren. Durch den Einsatz der SPECT-Methode (Single-Photon- Emissions-Computertomographie;

ECT) hat sich die Leistungsfähigkeit computerisierter Gammakameras wesentlich verbessern können. Ne- ben planaren statischen Aufnahmen sowie Frequenzaufnahmen in ra- scher Bildfolge ist es nun möglich, Rotationsbilder zu registrieren, die durch Computerisierung nachgeord- net später in allen Ebenen rekon- struiert werden können (Lungen- szintigramme zur Emboliediagno- stik, Myokardszintigraphie etc.).

EKG-getriggert können Bildserien aufgenommen werden, die quantita- tiv die Funktion des Herzens sowohl in Ruhe als auch während der Ergo- meterbelastung ermitteln.

Während das erstgenannte Ver- fahren inzwischen einen festen Platz in der nuklearmedizinischen Diagno- stik hat, stehen einer breiten Einfüh- rung des PET-Verfahrens in der ärztlichen Praxis neben den damit verbundenen enormen Kosten vor allen Dingen technische Probleme gegenüber. Das PET-Verfahren zeichnet sich dadurch aus, daß zum Beispiel mittels Zyklotronen herge- stellte kurzlebige Radionuklide am Ort weiterverarbeitet und dem Pa- tienten appliziert werden müssen.

Jedoch muß auch hier festgestellt werden, daß die konkurrierenden Methoden der bildgebenden Verfah- ren damit nicht abgeschlossen, son- dern noch weitere Fortschritte in Zukunft zu erwarten sind.

Spielen sich obengenannte Un- tersuchungen in vivo, das heißt di- rekt am Menschen ab, so ist der Ein- satz sogenannter „in vitro"-Bestim- mungen vor allem in der medizini- schen Immunologie nicht mehr weg- zudenken. Mittels solcher radioim-

munologischer Methoden ist es mög- lich geworden, aus wenigen Millili- tern Serum Hormone oder Tumor- marker zu bestimmen in einem Meß- bereich von Nano-Pikogramm. Auch bei der Allergiediagnostik spielt die in-vitro-Bestimmung zum Beispiel des IgE eine bedeutende Rolle. Er- ste Arbeiten darüber sind im Ärzte- blatt zu finden: „IgE-Bestimmung mittels RIA-Methoden".

Die Bedeutung der bild- gebenden Verfahren

Mit besonderem Interesse ha- ben die Autoren des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES die Entwicklung auf dem Gebiete der bildgebenden Verfahren beobachtet und zeitge- recht darüber berichtet.

Als eindrucksvolles Beispiel sei hier die Computertomographie ge- nannt. Mit diesem medizinisch-tech- nischen Verfahren ist es gelun- gen, computergesteuerte Teil- oder Ganzkörper-Röntgenbilder zu erhal- ten, die von hervorragender Qualität sind und geradezu anatomischen Schnitten entsprechen.

Sensationelle Erfolge verzeich- nete die Forschung mit dem Einsatz der sogenannten NMR-Tomogra- phie, heute allgemein als Kernspin- tomographie bezeichnet. Im Gegen- satz zur Computertomographie, die Röntgenstrahlen nutzt, werden hier starke Magnetfelder zur bildlichen Darstellung herangezogen.

Mit der Vielfalt der bildgeben- den diagnostischen Möglichkeiten wurde es notwendig, kritisch zu ana- lysieren, wann welches Verfahren einzusetzen ist. Auf der einen Seite teure high-tech-Apparaturen, wie CT und NMRT, andererseits ver- gleichsweise billige Sonographie.

„Kostenlawine" in der Medizin lau- teten die Schlagzeilen nicht nur in der Boulevard-Presse.

Das Ärzteblatt hat sich auch mit dieser Problematik auseinanderge- setzt und über die sogenannte „Stu- fenleiter" der medizinischen Diagno- stik publiziert. Gerade auf dem Ge- biet der Nierendiagnostik hat sich die Sonographie als aussagekräftige Methode den Platz eins erobert.

Reicht die so gewonnene Informa- tion zur Klärung der Diagnostik nicht aus, kommen neben nuklear- medizinischen Verfahren wie Szin- tigraphie und Radionephrographie die speziellen Methoden der Radio- logie zum Einsatz. Dagegen sollte man zum Beispiel bei unklaren Hirn- erkrankungen als Primärdiagnostik gleich die high tech einsetzen.

Es ist müßig, darüber zu klagen und zu diskutieren, ob diese moder- nen und teuren Geräte heute in die ökonomisch-politische Landschaft passen, in der es um immer mehr Einsparungen in der Medizin geht.

Solche teuren und modernen Unter- suchungsmethoden stehen also nicht immer am Anfang, sondern meist am Ende des diagnostischen Re- pertoires. Die high-tech-Diagnostik Dt. Ärztebl. 86, Heft 18, 4. Mai 1989 (51) A-1301

(5)

Hamburg IP Berlin Bochum Köln. e:Frankfurt

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DAVOS

TV-Signal INTELSAT III

London

San Houston Antonio

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Chicago --- ew York

TV-Signal

Medizin Intercontinental-Eidophor Cape Kennedy

---- .......... .........

in Davos, Schweiz, am 13. 3. 1970, 20.30 Uhr,

im Rahmen des XVIII. Internationalen Fortbildungskongresses der Bundesärztekammer: - Ein Markstein der Fortbildung zwischen europäischen und amerikanischen Ärzten als Simultan-TV-Live-Sendung via Satelliten (Intelsat), _ Angeschlossen sind voraussichtlich mehr als 20 000 Arge direkt über Eidophor-Fernsehgroßübertragung.

Themen der Sendung:

1. Sequenz: Aktuelle Weltraumforschung

Es ist geplant, telemetrisch Meßdaten von EKG's, Temperatur- kurven etc. aus dem Raumschiff Apollo 13, das sich arn Tage dieser interkontinentalen medizinischen Fernsehdiskussion auf dem Wege zum Mond befindet, unmittelbar auf die Fernseh- schirme in Houston und Davos sowie in den angeschlossenen europäischen Stationen zu übertragen und zu diskutieren 2. Sequenz: Früherkennung des Krebses

(Cytologie, Endoskopie, Mammographie)

3. Sequenz: Grundlagenforschung der Weltraummedizin und ihr Nutzen für die tägliche Praxis

...

Madrid

Rom

März 1970: Davos

Medizinhistorisches Ereignis - Meilenstein auf dem Wege der ärztlichen Fortbildung

Abbildung 5: Die An- kündigung einer Welt- premiere — eine inter- kontinentale Fortbil- dungsveranstaltung über Satelliten und „Ei- dophor" in Houston, New York tmd Davos im März 1970, organi- siert und wissenschaft- lich geleitet von Prof.

E. H. Graul

pauschal abzulehnen, ist eben so tö- richt wie medizinethisch nicht zu ver- antworten, denn wenn wir mit diesen Methoden einem Patienten helfen können, der anderweitig nicht zu diagnostizieren und zu behandeln ist, dann können und dürfen wir dar- auf nicht verzichten. Auch hier sei an den alten Spruch erinnert: „Das Bes- sere ist der Feind des Guten!"

In den 60er Jahren sind im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT vie- le Beiträge zum Thema „Medizin und Zukunftsforschung" zu finden.

Die Zukunftsforschung, zunächst

„Futurologie" genannt, wurde falsch verstanden und quasi gleichgesetzt mit dem Lesen der Zukunft aus dem Kaffeesatz. Die modernen und hoch- leistungsfähigen Großcomputer ha- ben es aber möglich gemacht, unter Berücksichtigung der Vorgeschichte und des Status quo Entwicklungen auf allen Gebieten als Trend zu ana- lysieren, um Voraussagen über die Zukunft zu machen. Solche Voraus- sagen vvurden auch auf medizini- schem Gebiet gemacht, wobei retro- spektiv festzustellen ist, daß viele dieser Entwicklungen tatsächlich eingetreten sind (Ersatz künstlicher Organe, Weltraummedizin etc.), auf

der anderen Seite auch manche Ver- mutungen sich nicht realisierten.

Der moderne Systemanalytiker kann eben nicht göttergleich das Schicksal voraussagen, kann aber mögliche Entwicklungstendenzen er- kennen. Ob sie nun eintreffen oder nicht, das Entscheidende dabei ist, daß man unerwünschte Fehlentwick- lungen rechtzeitig erkennt, um im Sinne des assessment (Abschätzung) unerwünschte Entwicklungen zu ver- meiden.

Ein gutes Beispiel hierfür ist die derzeit heißumstrittene Frage nach der Anwendung gentechnologischer Verfahren. Gentechnologie in toto zu verdammen, ist ebenso dumm, wie diese neuen Methoden kritiklos auf allen Gebieten anzuwenden. So gesehen hat also die richtig verstan- dene Zukunftsforschung auch in Zu- kunft ihren Sinn — speziell auch auf medizinischem und biologischem Gebiet.

Die modernen Errungenschaf- ten der Nachrichtentechnik haben wir frühzeitig erkannt Wir, und da- mit das DEUTSCHE ÄRZTE- BLATT, sind stolz darauf, daß wir bereits vor fast 20 Jahren die erste Satelliten-Live-Konferenz auf dem Gebiete der Weltraummedizin und deren Nutzen für die Menschheit zwischen dem NASA-Zentrum Hou- ston/Texas und den Teilnehmern beim Internationalen Fortbildungs-

kongress der Bundesärztekammer in Davos durchgefiihrt haben. Die Großprojektion mittels des Eido- phor®-Verfahrens machte es mög- lich, daß an dieser Satelliten-Konfe- renz live in verschiedenen Städten in Europa mehr als 25 000 Ärzte teil- nehmen konnten. Auch in Zukunft werden diese modernen Möglich- keiten genutzt. Unabhängig davon wird aber die aktuelle Medizin im Printmedium „DEUTSCHES ÄRZTEBLATT" weiterhin ihren hohen Stellenwert behalten.

Denkt man an die Zukunft der Medizin, so braucht man kein Pro- phet zu sein, um festzustellen, daß durch elektronische Mikrominiaturi- sierung erkrankte Organe und ge- störte Funktionskreise „bionisch"

behandelt werden können. Metho- den künftigen Organersatzes werden eine immer größere Bedeutung fin- den. So gibt es immer bessere Me- thoden zum Beispiel für die Herstel- lung und für den Einbau von Prothe- sen. Molekularbiologie, Gentechno- logie und vor allem im Verein damit die Immunologie werden künftig die wissenschaftliche und auch die prak- tizierte Medizin wesentlich beein- flussen.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.

Emil Heinz Graul Körnerstraße 36 3550 Marburg/Lahn

I Die Zukunftsforschung

in der Medizin

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