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Archiv "Psychosomatische Medizin und Psychotherapie: Frühzeitig psychosomatisch denken" (11.04.2014)

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A 620 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 15

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11. April 2014

PSYCHOSOMATISCHE MEDIZIN UND PSYCHOTHERAPIE

Frühzeitig psychosomatisch denken

Bei ihrem Jahreskongress in Berlin wies die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie auf die Wechselwirkungen zwischen körperlichen und psychischen Erkrankungen hin.

P

sychische und körperliche Er- krankungen verstärken sich wechselseitig. „Psychische Störun- gen gehen in Verbindung mit chroni- schen körperlichen Erkrankungen mit einer deutlich verkürzten Le- benserwartung einher“, erklärte Prof. Dr. med. Johannes Kruse, Vor- sitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) beim Jahreskongress der Fachgesell- schaft Ende März in Berlin.

Dass Depressionen bei Men- schen mit Typ-2-Diabetes doppelt so häufig auftreten wie bei jenen, die nicht unter der Stoffwechsel - erkrankung leiden, ist bekannt.

Kruse, Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychothera- pie, Universitätsklinikum Gießen

und Marburg, stellte eine neue Metaanalyse vor, die zudem zeigt, dass sich Depressionen negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken und die Betroffenen im Durch- schnitt schneller sterben. Denn häu- fig führten Diabeteserkrankte mit Depressionen die anspruchsvolle Therapie nicht richtig durch und schafften es nicht, einen gesunden Lebensstil zu pflegen, der der Dia- beteserkrankung entgegenwirkt.

„Eine frühzeitige psychosomatische Mitbetreuung kann die negativen Auswirkungen auf den Blutzucker- stoffwechsel mildern“, betonte Kruse.

Depressionen gelten auch als ei- genständiger Risikofaktor für die Entstehung und den Verlauf von ko- ronaren Herzkrankheiten. Darauf wies Prof. Dr. med. Christoph Herr-

mann-Lingen, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Göttingen, hin: „Bereits leichte de- pressive Symptome erhöhen das Komplikations- und Sterblichkeits- risiko.“ In einer deutschlandweiten Studie untersuchten Herrmann-Lin- gen und Kollegen daher den Effekt von gruppenpsychotherapeutischen Angeboten bei depressiven Herzpa- tienten im Vergleich zu konventio- neller kardiologischer Behandlung.

Signifikant überlegen zeigte sich die Psychotherapie vor allem bei den Patienten mit sogenannter Risi- ko-Persönlichkeit (Typ-D). Deren depressive Symptome konnten deutlich verringert werden. Hin- sichtlich des Verlaufs der Herzer- krankung fand man keine bedeut - samen Unterschiede zwischen den Studiengruppen.

Auf den präventiven Nutzen von psychosomatischen Sprechstunden in Betrieben wies Prof. Dr. med.

Harald Gündel, Direktor der Uni- versitätsklinik für Psychosomati- sche Medizin und Psychotherapie in Ulm, hin. „Das ist ein neues Ver- sorgungsmodell, das erfolgreich zu sein scheint“, sagte Gündel. Die Zahl der Betriebsärzte, die in psy- chosomatischer Grundversorgung geschult sind, habe deutlich zuge- nommen. Der hohe Anstieg an Fehltagen und Frühverrentungen aufgrund psychischer Erkrankun- gen hat dazu beigetragen, dass die Politik 2013 auch mit einer Ände- rung im Arbeitsschutzgesetz rea- gierte: Auch psychische Belastun- gen wurden als verpflichtend bei der Gefährdungsbeurteilung aufge- nommen. „Wenig Kontrolle über die Tätigkeit bei gleichzeitig hohen Anforderungen gilt als höchstes Ri- siko für psychische Belastungen“,

erklärte Gündel.

Petra Bühring Werden die falschen Patien-

ten behandelt, die mit den

„leichten“ Störungen?

Kruse: Das ist ein Vorurteil. Die Versorgungsforschung zeigt, dass Menschen, die sich in psychotherapeutischer/psycho- somatischer Behandlung befin- den, eine gleichhohe Krank- heitslast haben, wie Patienten in der psychiatrischen Versor- gung. Hinter dieser Polemik ei- niger Psychiater steckt die Sor- ge, dass die psychiatrische Ver- sorgung zu schlecht bezahlt wird. Das stößt eine Rationie- rungsdebatte an. Ich kann diese Stimmungsmache – leichte ver- sus schwere Störungen – nicht nachvollziehen und halte sie für falsch. Wir sollten gemeinsam für eine bessere Versorgung

von psychisch und psychoso- matisch Kranken sorgen.

Werden Patienten mit psy- chosomatischen Störungen ausreichend versorgt?

Kruse: Patienten mit somato- formen Störungen, Schmerzstö- rungen oder mit körperlichen Erkrankungen und psychischer Komorbidität erreichen wir nicht richtig. Die Schnittstellen sind nicht gut. Häufig werden sie von Ärzten nicht ausreichend erkannt, auch weil viele Patien- ten nur ihre Körpersymptome wahrnehmen und keinen Zu- gang haben zum inneren Erle- ben und ihre Symptome ent- sprechend schildern. Eine früh- zeitige psychosomatische Ab- klärung wäre sinnvoll.

Die psychotherapeutische Versorgung wird reformiert werden. Was fordern Sie?

Kruse: Wir brauchen eine Akutversorgung und eine psy- chosomatische Sprechstunde.

Es muss möglich sein, ein 50-Minuten-Gespräch in einer Sprechstunde mit ausreichen- der Honorierung zu führen. Die Patienten brauchen ein initia- les Gespräch und eine gute Diagnostik. Dann muss ab - geklärt werden, ob der Patient eine stationäre Behandlung, eine Reha, ambulante Psycho- therapie oder Medikamente braucht. Für den Patienten ist das schon eine deutliche Ent- lastung, und er kann dann auch drei Monate auf einen Therapieplatz warten.

3 FRAGEN AN . . .

Prof. Dr. med. Johannes Kruse, Vorsitzender der DGPM

P O L I T I K

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