DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
AUSSPRACHE
Wilmstumoren bei Kindern
Zu dem Beitrag von Professor Dr. med. Peter Gutjahr in Heft 48/1983
Die oben genannte Übersichtsar- beit hat mich außerordentlich in- teressiert. Inzwischen ist durch Cotlier und Mitarb. (1978) belegt, daß dem Miller-Syndrom — also der Kombination sporadischer Aniridie und Wilmstumor—ein De- fekt am Chromosom 11p zugrun- de liegt. Deshalb ist unsererseits die Forderung erhoben worden,
bei jedem Patienten mit einer sporadischen Aniridie obligat eine pädiatrische Untersuchung zum Ausschluß eines Wilmstumors zu veranlassen.
Bei Vorliegen eines positiven Chromosomenbefundes würde auch bei klinisch nicht nachweis- barem Wilmstumor das Risiko für die Manifestation eines solchen Tumors sehr hoch sein, weshalb engmaschige Kontrollen ratsam sind.
Literatur
Cotlier, E.; Rose, M.; Moel, St. A.: Aniridia, Ca- taracts and Wilms' Tumor in monozygous
twins, Amer. J. Ophthalmol. 86 (1978) 129-132
— Cotlier, E: Aniridia, Cataracts and Wilms' Tu- mor, Amer. J. Ophthalmol. 86 (1978) 578-579 — Miller, R. W.; Fraumeni, J. F., Manning, M. D.:
Association of Wilms tumor with aniridia, he- mihypertrophie and other congenital malfor- mations, New England J. Med. 270 (1964) 922-927 — Ruprecht, K. W., und Naumann, G.
0. H.: Aniridie und Wilmstumor, Ber. Dtsch.
Ophthal. Ges. 75. Zusammenkunft 1977 Berg- mann München (1978) 588-590
Professor Dr. med.
Klaus W. Ruprecht Oberarzt
Augenklinik mit Poliklinik Universität
Erlangen-Nürnberg Schwabachanlage 6 8520 Erlangen
KONGRESS-NACHRICHTEN
Sulpirid (Dogmatil®) bei dyspeptischen
Beschwerden erfolgreich
Dyspeptische Beschwerden wer- den außerordentlich häufig in der Praxis geklagt, ohne daß sich eine organische Ursache im Rahmen ei- ner gezielten Diagnostik finden lie- ße. Lam (Hong Kong) konnte in einer Placebo-kontrollierten Stu- die an 100 Patienten mit normaler Gastroskopie und oraler Cholezy- stographie über günstige Ergeb- nisse mit Sulpirid auf der Jahresta- gung der Amerikanischen Gastro- enterologen berichten. Die Patien- ten erhielten dreimal 100 mg Sulpi- rid in der ersten und dreimal 50 mg in der 2. bis 4. Woche oder ein Placebopräparat. Epigastrischer Schmerz, Übelkeit, Erbrechen und Aufstoßen nahmen unter dem Dop- aminantagonisten signifikant ra- scher ab, wobei die Ergebnisse bei neurotischen Patienten deutlich schlechter lagen. Aufgrund dervor- gelegten Daten erscheint ein The- rapieversuch mit Sulpirid bei dieser therapeutisch im allgemeinen schwer zu beeinflussenden Patien- tengruppeempfehlenswert.
Lam, S. K.; Lok, A.; Woo, W.; Wong, K. L.; Hui, W. M.; Fok, K. H.; Ng, M.: Sulpiride improves functional dyspepsia — a double blind control- led study, University of Hong Kong (Digestive Disease Week, Washington, 1983)
Antazidatherapie:
280 mval Neutralisations- Kapazität ausreichend
Petersen konnte 1977 erstmals zeigen, daß unter einer hochdo- sierten Antazidatherapie das UI- cus duodeni beschleunigt zur Ab- heilung gebracht werden kann.
In den vergangenen Jahren ist ei- ne Reihe von Studien vorgelegt worden, in denen die Dosierung kontinuierlich reduziert wurde.
Lux, Erlangen, berichtete auf der Jahrestagung der Deutschen Ge- sellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten in Mün- chen, daß eine beschleunigte UI- kusheilung auch mit 4 x 1 Beutel Maalox 70 (280 mval Neutralisa- tionskapazität) erreicht werden kann.
In einer endoskopisch kontrollier- ten Vergleichsstudie waren die Ergebnisse zwischen dem Antazi- dum und Cimetidin weitgehend identisch. Weder in bezug auf Be- schwerdefreiheit noch auf Neben- wirkungen fanden sich signifikan- te Unterschiede in beiden Thera- piegruppen.
(38. Jahrestagung der Dt. Gesellschaft für Ver- dauungs- und Stoffwechselkrankheiten, Mün- chen, September 1983)
Führt die
Magenverweilsonde zu Refluxösophagitis?
Nach länger liegender Magenver- weilsonde wird nicht selten eine tubuläre Stenose der Speiseröhre beobachtet, die bislang auf einen durch die Sonde ermöglichten ge- steigerten Reflux von Magensäure in die Speiseröhre erklärt wurde.
Wie Berges (Düsseldorf) auf der diesjährigen Tagung der Amerika- nischen Gastroenterologen be- richtete, ist diese Theorie nicht länger haltbar. 12stündige pH- Messungen im Ösophagus bei Pa- tienten mit und ohne Magenver- weilsonde ergaben nämlich, auch gegenüber gesunden Probanden, keine gehäuften Refluxepisoden.
Im Gegenteil ließ sich bei den intu- bierten Patienten eine Abnahme des Refluxes und eine Zunahme der Selbstreinigungskraft nach- weisen. Stenosen nach Magenver- weilsonde gehen demnach weni- ger auf eine Zunahme des ga- stroösophagealen Refluxes zu- rück als vielmehr auf eine mecha- nische Schädigung der Speiseröh- renschleimhaut.
Berges, W.; Baumgärtner, U.; Baum, J.; Ulrich, B.; Ercken brecht, J.; Wien beck, M.: Does post- operative gastric intubation promote gas- troeso phageal reflux? (Digestive Disease Week Washington, 1983)
806 (82) Heft 11 vom 16. März 1984 81. Jahrgang Ausgabe A