DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Pankreatitis
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Es wurde bewußt darauf ver- zichtet, ätiologische Faktoren in die Klassifikation der Pankreatitis aufzunehmen. Der Grund für die- se Entscheidung war und ist die Tatsache, daß — mit Ausnahme der Form der obstruktiven chroni- schen Pankreatitis — weder kli- nisch noch pathomorphologisch eine bestimmte Pankreatitisform einer bestimmten Ätiologie zuge- ordnet werden kann. Unbestritten scheint zumindest in der westli- chen Welt die chronische Pan-kreatitis am häufigsten mit einem chronischen Alkoholabusus asso- ziiert zu sein. Umgekehrt ist eine Cholelithiasis am häufigsten mit einer akuten Pankreatitis assozi- iert.
Privatdozent Dr. med.
Manfred V. Singer
Universitätsklinikum Essen Medizinische Klinik
Abteilung Gastroenterologie Hufelandstraße 55
4300 Essen 1
Professor Dr. med. Klaus Gyr Kantonsspital
Departement Innere Medizin Abteilung Gastroenterologie CH-4031 Basel
Professor Dr. med.
Henri Sarles INSERM — U 31
46, Boulevard de la Gaye F-13009 Marseille
(Sonderdruckanforderungen bitte an M. V.
Singer richten.)
FÜR SIE GELESEN
Herpes genitalis:
Orale Acyclovir-Therapie zur Rezidivprophylaxe
Patienten mit häufig rezidivieren- dem Herpes genitalis nahmen an einem plazebokontrollierten Dop- pelblindversuch teil, wobei die Wirksamkeit von 200 Milligramm Acyclovir-Kapseln zwei- oder fünf- mal pro Tag mit Plazebo vergli- chen wurde.
Von 47 Plazebo-Empfängern hat- ten 44 (94 Prozent) während der 120 Tage Therapiedauer Rezidive im Vergleich zu 13 (29 Prozent) von 45 Patienten unter Acyclovir fünfmal pro Tag und 18 von 51 Pa- tienten (35 Prozent) unter Acyclo- vir zweimal pro Tag. Die mittlere Zeit bis zum ersten klinischen Re- zidiv betrug bei Placebo-Patien- ten 18 Tage im Vergleich zu über 120 Tagen bei beiden Acyclovir- Patientengruppen. Die monat- liche Rezidivrate unter der Medi- kation lag im Mittel bei 0,86 in der Plazebo-Gruppe gegenüber 0,13 bei Patienten mit fünfmal pro Tag Acyclovir und 0,14 bei Patienten mit zweimal pro Tag Acyclovir.
Unter der Therapie hatten 86 der 96 mit Acyclovir behandelten Pa- tienten einen über 50prozentigen Rückgang der Rezidive und auch der Rezidivdauer im Vergleich zum Zeitraum vor der Therapie.
Nach Unterbrechung der Medika-
tion erreichte die spätere Rezidiv- rate die Häufigkeit vor Beginn der Therapie. Tägliche Acyclovir-Ein- nahme wurde gut vertragen. Die Autoren schließen daraus, daß ei- ne viermonatige orale Acyclovir- Therapie die Rezidivhäufigkeit zwar deutlich reduziert, jedoch nicht völlig unterdrückt und den langfristigen natürlichen Krank- heitsverlauf nicht beeinflußt.
Ein anderes Autorenteam kommt im wesentlichen zum gleichen Er- gebnis. Bei Untersuchungen der isolierten Viren aus Rezidivläsio- nen fanden diese Autoren noch, daß sich bei Patienten, die Acyclo- vir einnahmen, Bläschen entwik- kelten, die arzneimittelresistente Viren enthielten. Spätere Rezidive bei diesen Patienten standen je- doch in Zusammenhang mit arz- neimittelempfindlichen Viren. Die Probleme im Zusammenhang mit Arzneimittelresistenz und der Langzeittherapie müssen weiter erforscht werden. dpe
Douglas, J. M., et al.: A Double-Blind Study of Oral Acyclovir for Suppression of Recurrences of Genital Herpes simplex Virus Infection, The New England Journal of Medicine 310 (1984) 1551-1556; Dr. Corey, Division of Virology, G-830, Children's Orthopedic Hospital, P. 0.
Box C-5371, Seattle, WA 98105, USA — and Straus, S. E., et al.: Suppression of Frequently Recurring Genital Herpes: A Placebo-Control- led Double-Blind Trial of Oral Acyclovir, The New England Journal of Medicine 310 (1984) 1545-1550; Dr. Straus, Medical Virology Sec- tion, Laboratory of Clinical Investigation, Bldg.
10, Rm. 11N-113. National Institute of Allergy and lnfectious Diseases, National Institutes of Health, Bethesda, MD 20205, USA
Schluckauf
als Hinweis auf eine Refluxösophagitis
Singultus (Schluckauf) ist ein Phä- nomen, das praktisch jedermann bereits einmal selbst erlebt und mit einfachen, der Volksmedizin entlehnten Mitteln erfolgreich zum Stillstand gebracht hat. Ver- mittler ist der N. phrenicus; der zumeist linksseitig lokalisierte Zwerchfellspasmus macht nur sel- ten ein Eingreifen des Arztes er- forderlich. Als Ursachen müssen
intraabdominelle, throrakozervi- cale, zentralnervöse und infekti- ös-toxische Einflüsse unterschie- den werden. Zu den nicht gerade seltenen Ursachen eines oft tage- lang anhaltenden Schluckaufs ge- hört die Refluxösophagitis, wobei während des Singultus der Reflux von Mageninhalt in die Speiseröh- re besonders augenfällig ist.
Wenn es nicht gelingt, die Sympto- me durch eine H 2-Rezeptorant- agonisten-Behandlung mit Cime- tidin oder Ranitidin zum Ver- schwinden zu bringen, muß in die- sen durch eine Refluxösophagitis bedingten therapieresistenten Singultusfällen eine Fundoplica- tio durchgeführt werden.
Shay, S. S.; Myers, R. L.; Johnson, L. F.: Hic- cups associated with reflux esophagitis. Ga- stroenterology 87 (1984) 204-207 — Walter Reed Army Medical Center, Washington, D. C.
20307, USA
118 (68) Heft 3 vom 16. Januar 1985 82. Jahrgang Ausgabe A