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Archiv "Zum neuen Jahr: In Zeiten des Umbruchs" (05.01.2004)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1–25. Januar 2004 AA1

S E I T E E I N S

Zum neuen Jahr

In Zeiten des Umbruchs D

ie fortwährende Suche nach Re-

formen ist typisch für Zeiten des Umbruchs. Die alten Strukturen passen nicht mehr (oder man glaubt, sie passten nicht), neue sind noch nicht da (oder noch nicht eingeübt).

Das sorgt für Unsicherheit, und die ist hierzulande weit verbreitet.

Doch Zeiten des Umbruchs bie- ten auch Chancen. Da werden Wei- chen gestellt. Wer beherzt ins Stell- werk greift, gibt die Richtung vor.

Und wer sich nicht traut, der muss sich damit bescheiden, dass ihm die Richtung gewiesen wird.

Wenden wir solche Erfahrungen auf das aktuelle Gesundheitswesen und die Rolle der Ärzte an. Die jüngste so genannte Gesundheitsre- form, die mit Beginn des Jahres in Kraft tritt, wird die Strukturen der medizinisch-ärztlichen Versorgung ändern. Man mag die Reform be- grüßen, bedauern, für überflüssig oder für blödsinnig halten – sie kommt, und es gilt, das Beste daraus zu machen.

Zum Beispiel bei der Integration der ärztlichen Versorgung. Im enge- ren Sinne des Gesetzgebers ist damit das Ineinandergreifen von ambulan- ter und stationärer Diagnostik und Therapie gemeint. Bis zu einem Pro- zentpunkt der Vergütungen soll dafür reserviert werden. Das ist prozentual relativ wenig, macht allerdings locker eine halbe Milliarde Euro aus; vor allem aber: hier ist ein Einstieg in bisher unzugängliches Terrain eröff- net worden. Integration wird auch mit den medizinischen Versorgungs- zentren beabsichtigt, wenn auch nicht sektorenübergreifend wie bei der Integrierten Versorgung, sondern beschränkt auf den ambulanten Sek- tor. Für die Ärzteschaft und ihre Organisationen bedeutet es Chance und Herausforderung, bei dieser

zweifachen Integration aktiv mitzu- machen und das Feld nicht anderen – Krankenhausträgern, Klinikketten, Unternehmern, Geschäftemachern – zu überlassen.

Die heftige Auseinandersetzung auf der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Anfang Dezember letzten Jahres lässt zumindest erkennen, dass man eine aktive Rolle anstrebt, nach Auffassung der Mehrheit mit KV- eigenen Strukturen, nach Meinung der Minderheit mithilfe von Paral- lelorganisationen. Ein (hoffentlich) edler Wettstreit zeichnet sich ab.

Ganz gleich, was sich durchsetzt (vielleicht auch ein Nebeneinander von körperschaftlichen und verband- lichen Organisationen), entscheidend ist es, dass die Ärzte selbst ihre Zukunft in die Hand nehmen.

D

ie Kassenärztlichen Vereinigun- gen der Zukunft werden anders aussehen als bisher. Sie werden, so der Gesetzeswille, „professionali- siert“. Aus den zurzeit halbwegs basisdemokratischen Vertreterver- sammlungen wird eine Art von Auf- sichtsräten. Die bisher mehr oder weniger ehrenamtlichen Vorstände werden hauptamtliche. Pate gestan- den haben angeblich die Kranken- kassen; die sind seit langem ähnlich organisiert. Deren Art der Selbst- verwaltung ist allerdings eher ab- schreckend. Praktisch haben die Versicherten nämlich nichts zu be- stellen. Die Kassen sind Funktio- närsvereine, ein Gemenge aus Ge- werkschaftern, Arbeitgebern und Politikern, die Wahlen eine Farce.

Die Kassenärztlichen Vereinigun- gen der Zukunft wären schlecht be- raten, diesem Beispiel zu folgen. Sie verlören vollends ihre Fundierung in der ärztlichen Basis und wären bloße

Zwangsvereinigungen. Die Vertre- tung kassenärztlicher Auffassungen ginge über kurz oder lang an andere, demokratisch fundierte Vereinigun- gen über. Chance und Herausforde- rung also auch hier, zu wünschen ist, dass sie im Sinne der Ärzteschaft bestanden wird.

U

mbruchzeiten auch für Ärztinnen und Ärzte im und am Kranken- haus. Das „Ausfiltern“ von Patienten durch Hausärzte, das mit dem GKV- Modernisierungsgesetz angelegt ist und wofür die Praxisgebühr/Kassen- gebühr nur ein Indiz ist, kann mittel- fristig zu einer Straffung der ambu- lanten fachärztlichen Versorgung führen. Nimmt man den Einstieg in die Integrierte Versorgung hinzu, zieht man ferner ins Kalkül, dass me- dizinische Versorgungszentren viel- fach mit Krankenhäusern verbunden sein werden – aus dieser neuen Mi- schung können andere Strukturen der fachärztlichen Versorgung resul- tieren, ambulant wie stationär: der angestellte Facharzt, der integriert ambulant diagnostiziert und behan- delt, der halb freie Facharzt, der seine Praxis im Krankenhaus betreibt.Was es heute ansatzweise bereits gibt, könnte regelhaft werden. Und damit ergeben sich neue berufliche Per- spektiven auch für den Kranken- hausarzt: eine Art Niederlassung mit begrenztem unternehmerischen Ri- siko, allerdings mit der Gefahr der Abhängigkeit und Erpressbarkeit durch den Krankenhausträger. Auch das eine Herausforderung für ärztli- che Berufsorganisationen, die ihren Mitgliedern zur Seite stehen wollen.

Chancen und Risiken in Zeiten des Umbruchs. Das waren nur wenige Beispiele. Mehr davon im neuen Jahr.

Das DÄ wird die Entwicklung sorg- fältig beobachten. Norbert Jachertz

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