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Archiv "Qualifizierter Hausarzt: Eine neue Leitfigur" (08.10.1993)

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THEMEN DER ZEIT KURZBERICHT / TAGUNGSBERICHT

Mit Inkrafttreten des Gesund- heitsstrukturgesetzes (GSG) zu Jah- resbeginn 1993 ist das Sorgenbündel der praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin und der übrigen in die primärärztliche Versorgung ein- geschalteten Fachärzte (im wesentli- chen Allgemein-Internisten und Päd- iater) nicht leichter geworden. Ganz im Gegenteil: Infolge der sektoralen Budgetierung und Ausgabendecke- lung der gesetzlichen Krankenkassen sehen sich die berufspolitisch im

„Praktikerverband" BPA engagierten Ärztinnen und Ärzte als Hauptlast- träger der fiskal- und kostenpolitisch motivierten intervenistischen Maß- nahmen Und in der Tat: Die Gruppe der Allgemeinärzte und praktischen Ärzte ist durch das gesetzlich festge- schriebene Honorarbudget und durch die Niederlassungswelle am meisten betroffen; der durchschnitt- liche reale Umsatzrückgang wird vom BPA auf 10 Prozent und der Gewinn- rückgang je Vertragsarzt auf 30 Pro- zent für das Jahr 1993 prognostiziert.

Trotz der gesundheitspolitischen Restriktionen gibt es für den Berufs- verband der Praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin Deutschlands (BPA) e.V. einige Lichtblicke: Mit Inkrafttreten des GSG ist die dreijährige Pflichtweiter- bildung in Allgemeinmedizin gesetz- lich verankert worden, und damit ei- ne langgehegte Forderung des BPA — wenngleich nicht lupenrein — erfüllt worden. So das Fazit der Grundsatz- reden, der Statements und Diskussi- onsbeiträge der rund 100 BPA-Be- rufspolitiker anläßlich der BPA-De- legiertenversammlung während des 16. Deutschen Hausärztetages am 23.

September in Saarbrücken.

Die hausärztlich tätigen Ärzte stellen sich darauf ein, daß es in ab- sehbarer Zeit keine Entwarnung an der „Ausgaben-/Kostenfront" der Krankenkassen geben wird. Die Bon-

ner gesundheitspolitische Großwet- terlage und die bereits vom Bundes- gesundheitsminister avisierte dritte Stufe zur Strukturreform im Gesund- heitswesen bedingen nach den Darle- gungen des BPA-Bundesvorsitzen- den, Dr. med. Klaus-Dieter Kossow, Allgemeinarzt aus Achim-Uesen, daß sich die Spitzenverbände der Ärzte- schaft, sowohl die Körperschaften als auch die Berufsverbände, rechtzeitig auf die von der „hohen Politik" gou- tierten Reform-Optionen einstellen und mit ärztlichen Reformkonzepten antworten, die von einem breiten Konsens getragen sein müßten.

In der Absicht, die gesetzliche Krankenversicherung von obsoleten, versicherungsfremden und nicht ver- sicherbaren Leistungen zu entfrach- ten und das Leistungssystem sowie das Versicherungsrecht neu zu struk- turieren, lägen für die Hausärzte zwar Risiken, aber auch große Chan- cen.

Der „Praktikerverband" BPA streitet wie bisher schon für eine Aufwertung der allgemeinärztlichen Versorgung, eine Integration und Etablierung des Faches „Allgemein- medizin" an den Universitäten und Hochschulen, für die Anerkennung der Kärrnerarbeit qualifizierter Hausärzte. Sie müßten die „Leitfigur im Gesundheitswesen" sein, so der BPA-Bundesvorsitzende Kossow.

Die wachsende Zahl älterer, multimorbider Menschen würde auch künftig die Nachfrage nach hausärztlichen Leistungen erhöhen.

Nicht die klinische Geriatrie sei das Gebot der Stunde, sondern die Ent- wicklung einer Allgemeinmedizin mit

„starker geriatrischer Komponente".

Eine lebensbegleitende Betreuung des jungen und erwachsenen Patien- ten, seiner Familie unter Berücksich- tigung des beruflichen und sozialen Umfelds, die Versorgung des Kran- ken durch Hausbesuche, ambulante Außerdem besitzen Zellen aus Na-

belschnurblut eine geringere Immun- kompetenz. Und „mit empfindlichen Methoden können wir jetzt nachwei- sen, ob eine Kontamination mit müt- terlichen Zellen, die für den Empfän- ger des Transplantats ein immunolo- gisches Risiko bergen würden, gege- ben ist", so Dr. Gesine Kögler vom Spenderregister NRW.

Die sterile Entnahme der blut- bildenden Zellen aus der Nabel- schnurvene ist technisch ohne Schwierigkeiten durchführbar, das fachgerechte Einfrieren zur Routine- methode geworden. Im Mittel lassen sich 120 Milliliter Blut aus der Nabel- vene punktieren. Anschließend wird die Flüssigkeit ohne vorherige Zell- separation eingefroren. „Dieses Pro- cedere behindert in keiner Weise den normalen Ablauf der Geburt", be- tont Dr. Peter Wernet (Düsseldorf).

Erfolgreiche Therapie bei Fanconi-Anämie

Informationsblätter und eine Einverständniserklärung der Mutter enthalten die erforderlichen Hinwei- se auf serologische Untersuchungen:

Das mütterliche Blut muß zweifach auf HIV-Antikörper untersucht wer- den. Obligat sind auch Tests zum Nachweis von Treponema pallidum, HTLV 1, CMV, Toxoplasma gondii und Hepatitisviren A, B und C.

Dr. Hal E. Broxmeyer aus India- napolis — ein Pionier des Verfahrens

— hat auf diese Weise erfolgreich Pa- tienten mit Fanconi-Anämie behan- delt. Auch bei zwanzig Transplanta- tionen, die in Paris durchgeführt wurden, überschritt die gefürchtete Graft-versus-Host-Reaktion nie den Grad I, berichtete Dr. Glucktnan. In Kürze soll in Düsseldorf einem vier- jährigen Kind mit akuter lympha- tischer Leukämie das Nabelschnur- blut seines jüngeren Bruders übertra- gen werden — das Stammzelldepot war nach dessen Geburt im Sommer 1992 angelegt worden. Zellen aus Nabelschnurblut stellen, so die Ex- perten, zwar noch nicht das univer- selle Transplantat dar. Die immuno- logisch „naiven" Zelldepots bieten sich jedoch als ergänzendes Verfah- ren an. Dr. med. Klaus Tschirner

Qualifizierter Hausarzt:

Eine neue Leitfigur

16. Deutscher Hausärztetag: BPA beschließt

Grundsatzpapier „Allgemeinmedizin in Deutschland"

A1-2584 (24) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 40, 8. Oktober 1993

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THEMEN DER ZEIT

Rehabilitation, Koordination der Heilberufe untereinander und zu den Spezialärzten (diese werden im Grundsatzpapier des BPA als Zulie- ferer zu den Hausärzten bezeichnet), sei das angestammte Betätigungsfeld aller hausärztlich tätigen Ärzte. Der hochqualifizierte aus- und weiterge- bildete Allgemeinarzt sei der Idealty- pus des Hausarztes der Zukunft.

In Saarbrücken war man der Meinung, daß die obligatorische dreijährige Weiterbildung das äußer- ste des Kompromisses gewesen sei, auf den sich die Allgemeinmedizin habe einlassen können. Dies könne aber auf längere Sicht schon deshalb nicht bleiben, weil besonders auf dem geriatrischen Gebiet und bei der Koordinierung der ärztlichen Leistun- gen nicht die notwendigen Erfahrun- gen und die Kompetenz in drei Jahren erworben werden könnten. Das Pro- gramm des BPA und FDA (Fachver- band Deutscher Allgemeinärzte) postuliert eine Weiterbildungszeit von mindestens vier Jahren.

Der BPA tritt für ein breit ange- legtes Forschungsprogramm ein, das die Auswirkungen des geänderten Verordnungsverhaltens insbesondere auch in der Arzneitherapie des Haus- arztes untersucht und Hinweise für die Praxis gibt. Es dürfe nicht ange- hen, daß die bestehende Forschungs- lücke in der Allgemeinmedizin dazu führt, eine Positivliste am Bedarf des Patienten vorbei durch das „unab- hängige" Arzneimittelinstitut bis 1996 zusammenzustellen.

Beide Allgemeinärzte-Verbände drängen darauf, daß die im SGB V vorgesehenen Richtgrößen bald ver- traglich verankert werden. Diese könnten indikationsbezogen ausge- staltet sein. Keinesfalls will der BPA tolerieren, daß der „Regreßterror"

wieder auflebt.

Nach einer Analyse des Wissen- schaftlichen Instituts der Ortskran- kenkassen (WIdO), Bonn („Lei- stungsreport Ärzte"), erzielten die Allgemeinärzte und praktischen Ärz- te 1991 ein Durchschnittseinkommen von 162 272 DM vor Steuern, vor der Dotierung der Altersversorgung und obligatorischer berufs- und betriebs- bedingter Versicherungen. Dies be- deutet: Rund 6000 DM verfügbare fi- nanzielle Mittel je Hausarztfamilie

TAGUNGSBERICHT

bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 60 Stunden.

Überhaupt nicht honoriert se- hen die Allgemeinärzte ihre unver- zichtbare Managementfunktion, als Koordinator, Datensammler und -spender sowie als Integrationsfigur im Gesamt der gesundheitlichen Si- cherung. Kossow zog dabei einen Vergleich zur industriellen Wirt- schaft: Hier würden die Manager und die Managementfunktion am höch- sten bezahlt. Mit anderen Zahlen de- monstrierte Kossow die „beträchtli- che Honorar-Inbalance". Allgemein- ärzte und praktische Ärzte haben 1992 36,5 Prozent des kassenärztli- chen Honorars erhalten. Sie leisten aber bis zu 47 Prozent des ambulan- ten Versorgungsvolumens in der Pa- tientengruppe der 25- bis 69jährigen.

Im geriatrischen Bereich liegt der Versorgungsanteil sogar bei zwei Drittel der insgesamt behandelten Patienten.

Honorarpolitische Essentials

Der BPA unterstützt den zwi- schen der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung (KBV) und den Spitzen- verbänden der Krankenkassen ausge- handelten Vertrag zur Gliederung der ambulanten Behandlung in einen hausärztlichen und einen fachärztli- chen Bereich (§ 73 SGB V). Unter- halb des Budgetdeckels müsse eine Gebührenordnung Platz greifen, wel- che die hausärztlichen Leistungen im Vergleich zu anderen Gruppen ange- messen dotiert. Noch so sparsame Honorarzuwächse, wie beispielweise aus dem Grundlohnsummenanstieg (für 1993 werden weniger als vier Prozent prognostiziert) müßten vor- ab den Hausärzten zugute kommen Begründung: In den vergangenen Jahren habe die Punktzahlexplosion in anderen Fachgebieten den Hono- rarzuwachs abgeschöpft, bis für die Allgemeinärzte/Hausärzte kaum noch etwas übrig blieb.

In Saarbrücken beschlossen die Delegierten ein von einer gemeinsa- men Kommission des BPA und des FDA erarbeitetes Grundsatzpapier zur Standortbestimmung der Allge- meinmedizin in Deutschland. Da-

nach soll der Facharzt für Allgemein- medizin in der hausärztlichen Ver- sorgungsebene vor allem sechs Funk- tionen wahrnehmen:

— allgemeine und fortgesetzte ärztliche Betreuung des Patienten in Diagnostik und Therapie bei Kennt- nis des familiären Umfeldes;

— Koordination diagnostischer, therapeutischer und pflegerischer Maßnahmen;

— Erkennung und Dokumentati- on gesundheitsgefährdender Zustän- de und Vorgänge im Lebensraum des Patienten;

—Dokumentation, insbesondere Zusammenführung, Bewertung und Aufbewahrung der Behandlungs-, Befund- und Berichtsdaten aus dem ambulanten und stationären Versor- gungsbereich;

—Einleitung oder Durchführung präventiver und rehabilitativer Maß- nahmen und

—Integration nichtärztlicher Hil- fen und flankierender Dienste in den Behandlungsmaßnahmen.

Prinzipiell begrüßt der BPA den vom Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung unternommenen Schritt, den Einheitlichen Bewer- tungsmaßstab (EBM) nach Maßgabe der vier vorgegebenen Essentials zu reformieren. Mehr Transparenz, Ho- norargerechtigkeit und Abrech- nungsvereinfachung müsse bewerk- stelligt werden. „Die Gebührenord- nungsnummern als Richtschnur des ärztlichen Handelns müssen wieder aus unseren Köpfen verschwinden", so ein dringlich vorgebrachter Appell eines Delegierten „von der Basis".

Prinzipiell stellen sich auch die BPA- Delegierten hinter den EBM-Re- formentwurf der KBV, wenn auch die Vor- und Nachteile von Honorar- pauschalen und zu Honorarkomple- xen zusammengefaßten Gebühren- ordnungsnummern in Saarbrücken heftig diskutiert wurden. Dennoch wurde das EBM-Reformkonzept der KBV, das von Dr. med. Lothar Wit- tek, KBV-Vorstandsmitglied und Vorsitzender der KV Bayerns, in Saarbrücken erläutert wurde, wohl- wollend aufgenommen Skeptisch ist man allerdings, ob es künftig ausrei- chende Mittel gibt, um die hausärztli- che Grundvergütung angemessen zu dotieren. Dr. Harald Clade A1-2586 (26) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 40, 8. Oktober 1993

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