Von der wahren Schwangerschaft
Wie viele Gattungen der Schwangerschaft gibt es? Über- haupt gibt es nur zwei Gattun- gen, welche in Rücksicht auf die Natur des bei der Empfängnis gebildeten Körpers verschieden sind. Die erste entsteht von ei- nem oder mehreren Kindern mit den zugehörigen Teilen und diese nennt man eine wahre Schwangerschaft. Die zweite, welche ebenfalls eine Folge der Empfängnis ist, wird mit dem Namen der falschen Schwan- gerschaft belegt, weil bei der- selben bloß ein schwammiges, der Nachgeburt ähnliches We- sen, welches man ein Mondkalb oder Aftergeburt nennt, zuge- gen ist.
Unterscheidet man nicht selbst bei der wahren Schwanger- schaft verschiedene Abarten?
Die wahre Schwangerschaft er- hält verschiedene Benennun- gen: 1. nach dem Orte, welchen die Frucht einnimmt, 2. nach der Zahl der gezeugten Kinder, 3.
nach den Zufällen, welche sich während derselben einstellen.
Man nennt sie die gute oder ge- wöhnliche Schwangerschaft, die
Gebärmutterschwangerschaft, wenn die Frucht sich in der Ge- bärmutter befindet. Diese teilt man wieder in einfache, zusam- mengesetzte und verwickelte.
Die einfache Schwangerschaft entsteht, wie es mehrenteils der Fall ist, von einem Kinde und die zusammengesetzte von mehre- ren Kindern oder von einem Kin- de samt einem Mondkalbe.
Die böse Schwangerschaft, rich- tig die Schwangerschaft außer der Gebärmutter, erhält eben- falls verschiedene Benennun- gen nach dem Orte, an welchem
das Kind und seine Nachgeburt ansitzen. So nennt man sie Schwangerschaft in den Mutter- röhren, Schwangerschaft in den Eierstöcken, Schwangerschaft in der Bauchhöhle, wenn die Frucht sich in einem von diesen Teilen entwickelt. Auch kann zu gleicher Zeit, welches aber sehr selten ist, eine Schwangerschaft in der Gebärmutter und außer derselben stattfinden.
Aus: „Anfangsgründe der Geburtshül- fe zum Unterricht der Hebammen"
von J. L. Baudelocque, Colmar 1807, übermittelt von Professor Dr. med. Pe- ter Stoll, Direktor der Universitäts- Frauenklinik Mannheim.
„Schön, daß Sie mich besuchen, die Leute fangen heutzutage an, auch wieder an den Klapperstorch zu glauben ..." Zeichnung: Halbinger/Sukowski
POST SCRIPTUM
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
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3378 (118) Heft 45 vom 7. November 1984 81. Jahrgang Ausgabe A