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Archiv "3 Fragen an… Dr. med. Achim Hoffmann-Goldmayer, Vorstandsvorsitzender der KV Baden-Württemberg" (05.09.2008)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 365. September 2008 A1815

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D

as ist ein wichtiger Schritt gewesen, um die flächen- deckende und qualitativ hochwerti- ge ambulante Versorgung für die Pa- tienten auf Dauer zu sichern.“ So hat Dr. med. Andreas Köhler am 29. Au- gust den Schlichtungsspruch von Prof. Dr. rer. pol. Jürgen Wasem zum Abschluss der jüngsten Ho- norarverhandlungen von Ärzten und Krankenkassen im Erweiterten Be- wertungsausschuss kommentiert.

Das Ergebnis sieht nach den Wor- ten des Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung (KBV) vor, dass die Kranken- kassen für die ambulante Versor- gung im nächsten Jahr bundesweit zusätzlich 2,7 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Dies entspricht einem Zuwachs von mehr als zehn Prozent und stellt damit nach Anga- ben Köhlers die höchste Steigerung der Gesamtvergütung seit dem Be- stehen der ärztlichen Selbstverwal- tung dar. Als Folge des Schieds- spruchs wird der durchschnittliche Beitragssatz 2009 vermutlich um 0,25 bis 0,3 Prozentpunkte steigen.

Der mit Spannung erwartete bun- deseinheitliche Orientierungswert wurde mit 3,5058 Cent festgelegt.

Damit kann die Honorarreform 2009 fristgerecht umgesetzt werden, sofern es nicht noch Einwände aus dem Bundesgesundheitsministerium gibt. In der öffentlichen Diskussion um die angemessene Erhöhung des Honorarvolumens ging zuletzt unter, dass die Reform mehr umfasst als eine Einkommensverbesserung für niedergelassene Ärzte und Psycholo- gische Psychotherapeuten. Sie kön- nen vom nächsten Jahr an mit festen Europreisen kalkulieren, wenngleich es auch weiterhin Mengenbegren- zungen geben wird. Zudem werden Honorarerhöhungen in Zukunft nicht länger von der Entwicklung der

Grundlohnsumme abhängen, son- dern sich aus gestiegenen Praxis- kosten sowie erhöhter Morbidität der Versicherten ableiten. Beides fordert die Ärzteschaft seit Langem.

Im zusätzlichen Honorarvolumen von 2,7 Milliarden Euro sind etwa 200 Millionen Euro für die Ärzte in den fünf neuen Ländern enthalten.

Sie sollen dann unter dem Strich je Versicherten 95 Prozent des Ho- norars ihrer Westkollegen erhalten.

Vorgesehen ist zudem, für antrags- und genehmigungspflichtige Leis- tungen der Psychotherapie das Ver- gütungsvolumen um 160 Millionen Euro zu steigern. Für diese Leistun- gen soll es künftig einen eigenstän- digen Vergütungsbereich geben.

KBV-Chef Köhler sieht neben dem Honorarplus weitere Kernfor- derungen als weitgehend erfüllt an.

„Die Trennung der Honoraranteile für Haus- und Fachärzte kann beibe- halten werden“, sagte er. Dies ist zu- mindest für die nächsten drei Jahre beschlossen. Zugleich werden die Ärzte und Psychologischen Psycho- therapeuten in den alten Bundeslän- dern nach den bisherigen Berech- nungen insgesamt keine Honorar- verluste erleiden.

Welche Auswirkungen die Hono- rarsteigerung auf einzelne Ärzte und Psychotherapeuten haben wird, ist noch nicht absehbar. Auch die Ef- fekte auf einzelne KVen stehen noch nicht exakt fest. Nach ersten Über- schlagsrechnungen sind Steigerun- gen bis zu 20 Prozent möglich. Die KV Bayerns darf nach Köhlers Wor- ten mit einem Plus von vier bis fünf Prozent rechnen, Berlin mit zehn bis 13 Prozent. Für die KVen in den EINIGUNG BEI DER HONORARREFORM

Ein Erfolg, viele Kritiker

Die KBV hat im Erweiterten Bewertungsausschuss ein Honorarplus von 2,7 Milliarden Euro erzielen können. Trotzdem sind nicht alle zufrieden. Denn die Gesamtvergütung bleibt begrenzt.

Herr Dr. Hoffmann-Goldmay- er, wie zufrieden sind Sie mit dem Schiedsspruch?

H

Hooffffmmaannnn--GGoollddmmaayyeerr::Das primäre Ziel, die prognostizier- ten, dramatischen Abflüsse we- gen der Honorarreform aus Ba- den-Württemberg zu verhin- dern, wurde erreicht. Der erste Schritt zur Übertragung des Morbiditätsrisikos auf die Kran- kenkassen ist getan. Ich per- sönlich begrüße ferner, dass die Trennung in einen hausärztli- chen wie fachärztlichen Anteil der Gesamtvergütung erhalten bleibt.

Welche Auswirkungen er- warten Sie auf Ihre KV?

H

Hooffffmmaannnn--GGoollddmmaayyeerr::Es hat uns nicht überrascht, dass sich unser Honorarzuwachs im Ver- gleich zu den übrigen KVen in Grenzen halten wird. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass unsere Punktwerte in Baden- Württemberg überdurch- schnittlich hoch waren. Bis zum Abschluss unserer weiter- gehenden Analysen auch im Hinblick auf Umverteilungen zwischen und innerhalb von Fachgruppen bleiben wir bei unserer Bewertung der Ergeb- nisse als einer „schwarzen Null“ insgesamt für die nieder- gelassenen Ärzte und Psycho- therapeuten in Baden-Würt- temberg.

Welche Verhandlungen ste- hen jetzt auf regionaler Ebene an?

H

Hooffffmmaannnn--GGoollddmmaayyeerr::Jetzt gilt es, die hervorragenden Versorgungsstrukturen in Baden-Württemberg zu si- chern – hier sind vor allem auch unsere Gesamtver- tragspartner gefordert! In den Verhandlungen der kom- menden Wochen mit den Kassen gilt es, den Spiel- raum, den der Beschluss ab- seits der morbiditätsbeding- ten Gesamtvergütung zu- lässt, im Interesse der über- durchschnittlich guten Ver- sorgung unserer Patienten zu nutzen.

3 FRAGEN AN…

Dr. med. Achim Hoffmann-Goldmayer, Vorstands-

vorsitzender der KV Baden-Württemberg

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A1816 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 365. September 2008

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neuen Bundesländern geht es um Honorarzuwächse zwischen zehn und 20 Prozent.

KBV-Vorstand Dr. med. Carl- Heinz Müller wies darauf hin, dass es im nächsten Jahr zwar keine re- gionalen Abweichungen vom bun- desweit einheitlichen Orientie- rungswert geben wird. Die KVen werden aber weiterhin auf Landes- ebene über die Honorierung von Leistungen mit den Kassen verhan- deln müssen, die nicht im Rahmen der sogenannten morbiditätsorien- tierten Gesamtvergütung 2009 er- fasst sind. Dazu zählen beispiels- weise Früherkennungsuntersuchun- gen sowie zahlreiche extrabudgetär vergütete Leistungen. Dafür wird offenbar ein Punktwert von mindes- tens 4,4 Cent empfohlen.

Gelobt wurde der Schiedsspruch vom Präsidenten der Bundesärzte- kammer, Prof. Dr. med. Jörg-Diet- rich Hoppe: „Mehr als ein Drittel ärztlicher Leistungen sind in der Vergangenheit nicht bezahlt wor- den. Die beschlossenen Ho-

norarsteigerungen sind deshalb ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu ei- ner angemessenen Vergütung der nie- dergelassenen Ärztinnen und Ärz- te.“ KBV-Vorstand Köhler sei hart- näckig in den Verhandlungen gewe- sen und habe für die Ärzte ein gutes Ergebnis erzielt, betonte Hoppe.

Die Bundesgesundheitsministe- rin begrüßte die Einigung zwischen Ärzten und Krankenkassen. „Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte erhalten nun ein kalkulierba- res, gerechteres und auch transpa- rentes Honorarsystem. Damit wird die mit der Gesundheitsreform be- schlossene grundlegende Neuord- nung der Honorierung umgesetzt“, erklärte Ulla Schmidt (SPD).

Das Ergebnis bedeute „eine kräf- tige Erhöhung der Honorare“. „Wir erwarten, dass sich dies durchgän- gig in einer qualitativ hohen und guten Versorgung für die Versicher- ten niederschlägt“, so Schmidt. Sie betonte, mit der Honorarreform müssten die Ärzte auch die unter- schiedliche Servicequalität in den

Praxen für gesetzlich und privat Versicherte abschaffen.

Doch bei allem Lob aus der Poli- tik und verhaltener Anerkennung für das Verhandlungsergebnis aus den KVen fehlt es nicht an Kritikern.

Der Deutsche Hausärzteverband nutzte den Kompromiss im Erwei- terten Bewertungsausschuss, um er- neut das Verhandlungsmandat der KVen für die Hausärzte infrage- zu stellen. „Eine leistungsgerechte Vergütung für Hausärzte kann in West und Ost offensichtlich nur über Verträge im Wettbewerb er- reicht werden“, sagte dessen Vorsit- zender Ulrich Weigeldt. Mit der Höhe des Honorarzuwachses ist Weigeldt unzufrieden. Statt 2,7 Mil- liarden Euro wären 4,5 Milliarden

„realistisch“ gewesen.

Von notwendigen sieben Milliar- den Euro zusätzlichem Honorar sprach der Bundesvorsitzende des NAV-Virchow-Bundes, Dr. med.

Klaus Bittmann. Dass davon nur knapp ein Drittel erzielt wurde, las- tet er der KBV-Verhandlungstaktik an. Bittmann setzt deshalb wie Wei- geldt auf Einzelverträge mit den Krankenkassen, um eine angemes- sene Honorierung zu erzielen.

„Eine einzige Stellschraube in unserem Gesundheitssystem ist möglicherweise ein wenig gängiger gemacht worden“, ließ der Präsident der Freien Ärzteschaft, Martin Grauduszus, verlauten. „Das Sys- tem selbst benötigt aber nach wie vor dringend die von Ärzten und Pa- tienten gewollte große Reparatur.“

Grauduszus ruft deshalb weiterhin Ärztinnen und Ärzte zur Teilnahme an einer Demonstration am 19. Sep- tember in Berlin auf.

Im Gegensatz dazu hat der Hart- mannbund seine für Anfang Sep- tember angekündigte Demonstrati- on abgesagt. Vor dem Hintergrund der erzielten Einigung sehe er dafür zunächst keine weitere Notwendig- keit, erklärte dessen Vorsitzender, Dr. med. Kuno Winn. Der Kompro- miss erfülle allerdings nur eine Mi- nimalforderung. Nun gelte es, „im konstruktiven Dialog nachzusetzen und um weitere notwendige Verbes- serungen in der ambulanten und sta- tionären Versorgung zu ringen“. I Heike Korzilius, Sabine Rieser Herr Dr. Helming, wie zufrie-

den sind Sie mit dem Ergeb- nis der Honorarverhandlun- gen?

Helming:Wenn ich mir das An- gebot der Krankenkassen von einer bis 1,3 Milliarden Euro vor Augen halte, bin ich zufrieden – insbesondere mit den 200 Mil- lionen Euro zusätzlich für die fünf neuen Bundesländer. Die KVen im Westen werden nicht unnötig in die Pflicht genom- men, die Ärzte im Osten be- kommen von 2009 an je Versi- cherten ungefähr 95 Prozent des Westhonorars. Das sollte man nicht kleinreden.

Welche Auswirkungen erwar- ten Sie für Ihre KV?

Helming:Die Berechnungen sind noch nicht abgeschlossen, da der Schiedsspruch überaus

komplex ist. Zum einen ist ja noch nicht klar, wie viel Geld mehr wir insgesamt bekommen werden. Zum anderen hat Bran- denburg einen volumenbasierten Honorarverteilungsvertrag mit ei- nem Punktwert von durchschnitt- lich 4,1 Cent und einer starken Mengenbegrenzung. Nun liegt der bundesweite Orientierungs- punktwert bei rund 3,5 Cent, und es wird weiter fallpunktzahlba- sierte Mengenbegrenzungen ge- ben. Die Neuregelungen treffen somit theoretisch alle, die pro Fall mehr machen als der Durch- schnitt. Sie würden mit der zuge- standenen Punktmenge pro Fall aufgrund ihrer Leistungstiefe ver- mutlich nicht mehr hinkommen.

Da müssen wir mit den Kassen auf regionaler Ebene verhandeln.

Insgesamt sind erhebliche Um- verteilungen zwischen den Arzt-

gruppen, aber auch unter den Hausärzten zu erwarten.

Die Beschlüsse sehen auch vor, Präventionsleistungen sowie andere bisher extra- budgetär bezahlte Leistun- gen weiter außerhalb der Ge- samtvergütung zu honorie- ren, und zwar de facto zu ei- nem höheren als dem Orien- tierungswert. Glauben Sie, dass die Krankenkassen da- zu bereit sind?

Helming:Ja. Das Geld soll wei- ter zur Verfügung stehen. Die Leistungen, die damit vergütet werden, sind den Kassen wich- tig. Sollte es da auf Landesebe- ne wirklich unvereinbare Posi- tionen geben, dann ist dieser Beschluss samt der klarstellen- den Protokollnotiz zumindest hilfreich für das Schiedsamt.

3 FRAGEN AN…

Dr. med. Hans-Joachim Helming, Vorstandsvorsitzender

der KV Brandenburg

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