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Archiv "3 Fragen an… Dr. med. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung" (25.08.2008)

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A1768 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 34–3525. August 2008

P O L I T I K

ter zusammenhängen und damit, dass akute Erkrankungen auch einer vordringlichen Behandlung bedür- fen. Es könnte aber auch darauf zurückzuführen sein, dass alte Men- schen grundsätzlich geduldiger auf einen Termin warten.

Bei aller Diskussion über Warte- zeiten ist es jedoch entscheidend, ob die Betroffenen die Wartezeit für an- gemessen halten. Hier zeigt sich ein positives Bild: Bei 80 Prozent der Pa- tienten mit einer Wartezeit von min- destens einem Tag ist das der Fall.

Diese Rate erhöht sich sogar auf 90 Prozent, wenn man davon ausgeht, dass sämtliche Versicherte, die am sel- ben Tag einen Arzttermin bekommen haben (50 Prozent), ihre Wartezeit als angemessen beurteilen würden.

Mittlerweile ist die Wartezeit in der Arztpraxis zu einem Qualitäts- kriterium der ärztlichen Dienstleis- tung geworden. Abgesehen von der Fachkompetenz des Arztes ist die kurze Wartezeit in der Praxis – nach

der Freundlichkeit und Zuwendung, die Patienten beim Besuch der Pra- xis erwarten – das zweitwichtigste Motiv für die Auswahl einer Arzt- praxis (Grafik 2).

Die Ergebnisse der KBV-Befra- gung zeugen von einer relativ hohen Managementqualität in deutschen Arztpraxen: 71 Prozent der Patien- ten gaben an, nicht länger als eine halbe Stunde beim letzten Arzt- besuch gewartet zu haben. Dieses Ergebnis widerspricht den in der Öffentlichkeit häufig verbreiteten Meldungen über lange Wartezeiten in den Arztpraxen. Dieser Vorwurf konnte in der Studie nicht belegt werden. Hier nannten nur elf Pro- zent der Befragten eine Wartezeit von mehr als einer Stunde.

Bewertung des Arztbesuchs 17 Prozent der Befragten waren bei einem Arztbesuch in den letzten zwöf Monaten schon einmal so un- zufrieden, dass sie sich beschweren

wollten, wobei die jüngeren und mittleren Altersgruppen (bis 59 Jahre) im Vergleich zu den Älteren häufiger unzufrieden sind. Männer und Frau- en unterscheiden sich nicht wesent- lich in ihren Beschwerdeabsichten.

Wenn die Befragten sich be- schweren, ist der Arzt die erste An- laufstelle: Knapp zwei Drittel äußerten ihre Unzufriedenheit dem Arzt gegenüber (64 Prozent); an zweiter Stelle stehen die Kranken- kassen (21 Prozent) und an dritter Stelle die Mitarbeiter der Arztpraxis (14 Prozent).

Die Unzufriedenheit mit einem Arzt führte bei elf Prozent der Be- fragten, die in den letzten zwölf Mo- naten einen Arzt besucht haben, zum Wechsel des Arztes. Jüngere Befragte haben häufiger den Arzt gewechselt als ältere. I Klaus Balke* , Susanne Schnitzer**, Andreas Walter*, Dr. phil. Stefanie Richter**, Prof. Dr. phil. Adelheid Kuhlmey**

* Kassenärztliche Bundesvereinigung

** Charité – Universitätsmedizin Berlin

Die Umfrage zeigt, dass gesetzlich Versicherte länger auf einen Termin warten als Privatversicherte.

Wie bewerten Sie das?

Köhler:Einige Politiker nutzen diese Unterschiede dazu, eine vermeintliche Zweiklassenmedizin anzuprangern und eine Angleichung der Versicherungen zu fordern. Dazu muss man aber erst einmal fragen: Woher kommen diese Unterschiede? Die Antwort liegt auf der Hand: Privatversicherte sind für die meisten Praxen überlebensnotwendig, weil es dort keine Budgets gibt und die Vergütung in der Regel besser ist. Sie werden daher bevorzugt mit Terminen versorgt.

Ich fände es völlig falsch, die schlechteren Konditionen der GKV auf alle zu übertragen. Der gegenteilige Weg – eine bessere vertragsärztliche Vergütung bei gesetzlich Versicherten und die Abschaffung der Budgets – ist der richtige! Zudem wirft niemand den Vertragsärzten vor, dass sie gesetzlich Versicherte schlechter behandeln als

Privatversicherte. Die Unterschiede bestehen ausschließlich in der Service- qualität.

Wie beurteilen die Versicherten die Auswirkungen der Gesundheits- reform?

Köhler:Die Befragung lässt erkennen, dass sich die Versorgungslage ge- genüber dem Jahr 2006 noch nicht nachhaltig verändert hat. Die Zufrie- denheit ist nach wie vor insgesamt hoch. Die Auswirkungen der Gesund- heitsreform beginnen erst zu greifen;

noch spüren die Versicherten nur in geringem Umfang, was sich wie än- dert. Dies gilt insbesondere für die Hausarzttarife. Versicherte, die damit bereits heute Erfahrungen gesammelt haben, befinden sich in Tarifen, die im Kollektivvertrag eingebettet sind und nicht bereinigt werden. Das wird sich allerdings in Kürze deutlich ändern:

Der Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung in Baden-Württemberg ist nur der Vorbote.

Sie haben die Versicherten auch nach ihren Erfahrungen mit der Substitution von Medikamenten befragt – mit welchem Ergebnis?

Köhler:Unter den Betroffenen haben 74 Prozent keinen Unterschied in der Wirkung festgestellt, 15 Prozent sagen, das neue Medikament habe schlechter gewirkt, und ein Prozent geht von einer besseren Wirkung aus. Zehn Prozent konnten diese Frage nicht beantworten.

Die überwiegende Mehrheit hat kein Problem mit der Aut-idem-Regelung.

Aber es gibt die fünf Prozent der Be- fragten, die aufgrund der Substitution ihr Medikament nicht wie vorgesehen eingenommen haben. Obwohl es nur wenige sind, die durch die neuen Rege- lungen ein neues Medikament bekom- men, es aber nicht einnehmen, zeigt sich, dass es gelegentlich Versorgungs- schwierigkeiten gibt. Das sollte den Ver- antwortlichen zu denken geben! Hier sind innovative Lösungen zur Verbesse- rung der Compliance zu entwickeln. I Die Fragen stellte Thomas Gerst.

3 FRAGEN AN…

Dr. med. Andreas Köhler,

Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

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