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Archiv "Karzinomserie: Die interstitielle Strahlentherapie in der Behandlung des Prostatakarzinoms" (17.05.1979)

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(1)

KARZINOMSERIE:

Die interstitielle Strahlentherapie in der Behandlung

des Prostatakarzinoms

Die perkutane Strahlenthera- pie hat sich als kurative Be- handlungsform lokal begrenz- ter Prostatakarzinome durch- gesetzt. Die interstitielle Strahlentherapie mit Jod-125- Kapseln im Rahmen eines operativen Eingriffs stellt eine neue, noch wirksamere Form der Strahlentherapie dar. Sie ermöglicht es. lokal eine au- ßerordenttich hohe Strahlen- dosis zu applizieren. ohne da- bei die kritischen Nachbaror- gane höher zu belasten; so werden die akuten Begleit- erscheinungen und die mögli- chen Spätfolgen auf ein Mini- mum reduziert.

Einleitung

In der kurativen Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms hat sich die perkutane Strahlentherapie in den letzten Jahren einen festen Platz erobert; dies vor allem durch die im Vergleich zur radikalen Pro- statektomie geringeren Nebenwir- kungen bei gleichen Heilungserfol- gen. Aber auch die perkutane Strahlentherapie muß nach Alken (1)*) wegen der hohen zu applizie- renden Dosis gelegentlich passage- re entzündliche Begleiterscheinun- gen und in seltenen Fällen auch Spätschäden der benachbarten kri- tischen Organe in Kauf nehmen.

Deswegen wurden seit Ende der 60er Jahre in den USA Methoden der interstitiellen Strahlentherapie ent- wickelt, die diese Nachteile ausglei- chen sollen. Bei diesen werden im Rahmen eines operativen Eingriffes radioaktive Strahlenquellen direkt in den Tumor oder die ganze Prostata implantiert. Die ersten Versuche ei- ner solchen interstitiellen Therapie wurden von Flocks (7) schon 1952 unternommen, der Gold-198 in flüs-

siger, kolloidaler Form als adjuvante Therapie im Rahmen einer radikalen Prostatektomie einsetzte. Heute ver- wendet man ausschließlich um- schlossene Radionuklide, die ent- weder zur lokalen Dosiserhöhung nur in den Tumor eingebracht wer- den wie Gold-198 (4, 5) oder Iridium- 192 (über einen perinealen Zugang) (6) und die anschließend noch einer perkutanen Strahlentherapie bedür- fen oder aber in das gesamte Ziel- volumen (Prostata, Tumor und periprostatisches Gewebe) implan- tiert werden. Bei dieser letztgenann- ten Anwendungsform wird aus- schließlich Jod-125 (2, 8) und zwar dann als alleinige Form der Strah- lentherapie angewandt. Tabelle 1 zeigt die wichtigsten strahlenphysi- kalischen Daten dieser Radionu- klide.

Bezüglich der therapeutischen Wirksamkeit, der dosimetrischen Planung, der Langzeitbeobachtun- gen und der Nebenwirkungen sind

*) Die in Klammern stehenden Ziffern bezie- hen sich auf das Literaturverzeichnis.

Michael Wannenmacher, Horst Sommerkamp, Hubertus Knüfermann und Klaus Kuphal

Aus der Abteilung Urologie des Zentrums Chirurgie

(Ärztlicher Direktor: Professor Dr. med. Horst Sommerkamp)

und der Abteilung Strahlentherapie des Zentrums Radiologie

(Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Dr. med. Michael Wannenmacher)

Klinikum der Ludwig-Albert-Universität Freiburg im Breisgau

(2)

Prostatakarzinom

für die alleinige Strahlenbehandlung mit Jod-125 die präzisesten Daten für ein größeres Patientengut veröf- fentlicht (2, 8). Strahlenbiologisch bietet es auf Grund seiner langen Halbwertzeit den Vorteil der optima- len Ausnutzung der differentiellen Regenerationsfähigkeit zwischen

normalem Gewebe und den Tumor- zellen, so daß lokal eine sehr hohe Strahlendosis erzielt werden kann.

Die niedrige Gammastrahlenenergie ermöglicht zudem die enge Abgren- zung des zu bestrahlenden Volu- mens.

Strahlentherapeutische Anwendung von Jod-125

Therapeutisches Prinzip: Nach der Durchführung einer diagnosti- schen pelvinen Lymphadenektomie werden die Prostata freigelegt und mit Hilfe eines speziellen Applika-

Abbildung 1: Durchstechen des Zielvolumens mit Hohlnadeln (unten). Vorgang der Implantation der Jod-125-Kapseln mit dem Mick-Applikator (rechts).

Zielvolumen: rot. Kritische Organe: grün

(3)

fY

-z

-Y

Abbildung 2: lsodosen bei interstitieller Strahlentherapie (links oben): im ap-Strahlengang: rechts oben: im seitlichen Strahlengang. Im Vergleich zur perkutanen Pendelbestrahlung ( 6 mal 6 Zentimeter großes Feld mit einem Rotationswinkel von 360 Grad). links unten: im ap-Strahlengang; rechts unten: im seitlichen Strahlengang. Zielvolumen: rot; Herdvolumen:

dunkelblau; bestrahltes Volumen bis 20 Gy (2000 rd) blau markiert. Man beachte insbesondere den steilen Dosisabfall bei der interstitiellen Strahlentherapie von 220 Gy (22 000 rd) auf 50 Gy (5000 rd) und das wesentlich höhere Bestrahlungsvolu- men bei der perkutanen Strahlentherapie mit einer höheren Belastung der kritischen Organe

tors Jod-125-Kapseln in einem geo- metrischen Gitter in das Zielvolu- men appliziert. Bei histologisch ge- sichertem Befall der pelvinen Lymphknoten wird (unter Ausschluß des interstitiell bestrahlten Zielvolu- mens) eine perkutane Bestrahlung der Beckenlymphknoten ange- schlossen.

Q

Operationstechnik: Der Patient wird in Allgemeinnarkose auf den Operationstisch mit gespreizten Bei- nen gelagert. Der Unterbauch, das Genitale und das Rektum (mit einem Rektalschild) werden steril abge- deckt. Von einem Unterbauchmittel- schnitt zwischen Nabel und Sym- physe aus werden zunächst die

Lymphknoten des kleinen Beckens (iliaca communis, iliaca externa, ilia- ca interna, hypogastrica, obturato- ria) exstirpiert. Anschließend wird die Ventralfläche der Prostata retro- pubisch freipräpariert. Danach er- folgt zusammen mit den Stahlen- therapeuten in Gegenwart des Medi- zinphysikers die interstitielle Appli-

(4)

2,7

Gold-198 410 10 4

4 300-600 10

74,2 Iridium-192

2 0,025

60,2 28-35 Jod-125

Tabelle 1: Strahlenphysikalische Daten für verschiedene umschlos- sene Radionuklide

Isotop Halbwert- zeit in Tagen

Gamma- Energie in keV

Halbwert- tiefe in H 2 O (cm)

Halbwert- schicht in Blei (mm)

interstitielle Strahlentherapie perkutane

Strahlentherapie 85% (n = 34) Stadium A

(T1)

100% (n = 105) 79%

(n = 364)

Tabelle 2: Vergleich der 5-Jahres-Überlebensraten bei alleiniger perkutaner Strahlentherapie (10) und interstitieller Strahlentherapie mit pelviner Lymphadenektomie (8)

5-Jahres-Überlebensraten

Stadium B (T2)

77% (n = 333)

Stadium C (T3)

51% (n = 751) 65% (n = 108)

Alle Stadien 60% (n = 1141) 75% (n = 208) Prostatakarzinom

kation der Jod-125-Körnchen (siehe unten). Anschließend wird die Wun- de geschlossen und drainiert; der Urin wird über eine Woche suprapu- bisch abgeleitet.

Die durchschnittliche Operations- zeit beträgt drei Stunden, der Klinik- aufenthalt 10 bis 14 Tage.

Siehe Abbildungen 1 A, 1 B

e

Technik der interstitiellen Strah- lentherapie: Prinzipiell handelt es sich bei dieser Form der interstitiel- len Strahlentherapie um eine „after- loading"-Technik; das heißt in ei- nem ersten Schritt wird das Zielvolu- men (gesamte Prostata mit Tumor und periprostatischem Bindegewe- be) mit leeren Hohlnadeln in einer

regelmäßigen Anordnung durchsto- chen, durch die dann in einem zwei- ten Schritt die radioaktiven Kapseln eingebracht werden.

Dazu wird das Zielvolumen in seiner Längen-, Breiten- und Tiefenaus- dehnung vermessen. Mit diesen Da- ten wird, basierend auf den dosime- trischen Berechnungen von Kuan (9), die zu implantierende Gesamt- aktivität an Hand eines Nomo- gramms ermittelt; entsprechend der Aktivität der einzelnen Kapseln er- gibt sich daraus die Gesamtzahl der zu implantierenden Kapseln.

Dem gleichen Nomogramm ent- nimmt man den Abstand zwischen den einzelnen Hohlnadeln und den Abstand der Kapseln voneinander

innerhalb dieser Hohlnadeln. Nach Festlegung dieser Daten kann die Zahl der insgesamt benötigten Na- deln abgeschätzt werden. Diese werden dann von ventral in das Ziel- volumen eingestochen und unter rektal-digitaler Kontrolle bis zur Rektumwand vorgeschoben. An- schließend wird nun mit dem Appli- kator die vorbestimmte Zahl von Seeds in regelmäßigen Abständen voneinander über die einzelnen Hohlnadeln in das Zielvolumen ein- gebracht.

Durch dieses Vorgehen wird er- reicht, daß das Zielvolumen durch das regelmäßige geometrische Mu- ster der Kapseln von der zu fordern- den Tumordosis von um 25 000 rad (250 Gy) umschlossen ist.

Indikation

zur interstitiellen Strahlentherapie Siehe Abbildungen 2 A, 2 B, 2 C, 2 D Entsprechend dem ausgedehnten operativen Eingriff kann die Indika- tion zur interstitiellen Strahlenthera- pie nur für einen begrenzten und daher positiv selektionierten Patien- tenkreis gestellt werden. Dabei soll- ten folgende Kriterien erfüllt sein:

• Guter Allgemeinzustand des Pa- tienten ohne zusätzliche Risikofak- toren und eine hinreichende Le- benserwartung (oberste Altersgren- ze bei 70 Jahren).

• Histologische Sicherung und Malignitätseinteilung des Tumors.

• Der Tumor sollte das Stadium T 3 (Tumor über die Kapsel ausgedehnt mit oder ohne Befall der Samenbla- sen) nicht wesentlich überschreiten.

(j) Ausschluß von Fernmetastasen durch klinische, biochemische, röntgenologische (einschließlich Lymphographie) und szintigraphi- sche Untersuchungen.

Was die histologische Malignitäts- einteilung betrifft, behandeln wir wenig differenzierte, cribriforme und anaplastische Karzinome von mittlerer und starker Kernaplasie (3).

(5)

Therapie- form

Vorteil Nachteil

Tabelle 3: Vergleich zwischen perkutaner und interstitieller Strah- lentherapie mit Jod-125

perkutane Strahlentherapie

für alle Altersgruppen anwendbar

Dauer 6 bis 8 Wochen

kein Operationsrisiko, leichte Anwendbarkeit

lokale Tumorkontrolle wird nicht immer erreicht

keine besonderen Strahlenschutzmaß- nahmen erforderlich

Befall der Becken- lymphknoten nicht bekannt

für alle Stadien an- wendbar

ca. 30 Prozent Impo- tenzrate

interstitielle Therapie

Dauer 10 bis 14 Tage nur für ausgewählten Patientenkreis an- wendbar

höhere Tumordosis, höhere lokale Tumor- kontrolle

Operationsrisiko

geringere entzündli- che Begleitreaktion

Befall der Becken- lymphknoten bekannt und entsprechend ei- ner Therapie zu- führbar

komplexer arbeitsin- tensiver Vorgang

ca. 7 Prozent Impo- tenzquote

nur für die Stadien T,—T, anwendbar Fälle eines „incidental carcinoma"

(nach Tumorresektion beziehungs- weise -ektomie; Tumorstadium T o) eignen sich wegen des zu geringen Restgewebes nicht für diese Thera- pieform. Bei Patienten mit Blasen- entleerungsstörungen und einer Restharnmenge von über 50 bis 70 ml muß sechs Wochen vor der Implantation eine sparsame Elektro- resektion vorgenommen werden, um einer postoperativen Verstär- kung dieser Symptomatik infolge ei- nes Prostataödems vorzubeugen.

Ergebnisse, Verlauf und Komplikationen

Im postoperativen Verlauf können die folgenden Komplikationen auf- treten: Lymphozele und lokales Hä- matom (10 Prozent), Genitalödem (10 Prozent) sowie thromboemboli- sche Ereignisse in der postoperati- ven Phase. Literaturangaben zufol- ge, die sich auf die Beobachtung von über 200 Patienten stützen, ver- laufen die akuten strahlenbedingten Begleitentzündungen außerordent- lich milde; zu Spätkomplikationen wie Ureterstrikturen, andauernde Zystitiden und Rektumstenosen kommt es bei dieser Therapieform nicht. Besonders hervorzuheben ist, daß es bei der interstitiellen Strah- lentherapie nur in etwa 7 Prozent der Behandelten zu einer erektilen Impotenz (11) kommt.

Die lokale Tumorkontrolle ist direkt abhängig von der applizierten Strah- lendosis. Sie beträgt 90 Prozent bei einer Dosis von 18 000 rad (180 Gy) und 100 Prozent bei einer Dosis von 30 000 rad (300 Gy). Die Tumorrück- bildung verläuft sehr langsam; eine komplette Fibrosierung des Tumors ist im Mittel nach 18 Monaten er- reicht. Die Festlegung des Befalls der pelvinen Lymphknoten ist von hohem prognostischen Wert. Die Häufigkeit eines positiven Lymph- knotenbefalls liegt bei 9 Prozent im Stadium T 1 , 40 Prozent im Stadium T2 und 65 Prozent im Stadium T 3 (8).

Es besteht eine deutlich höhere Inzi- denz des Auftretens von Knochen- metastasen bei positivem histologi-

schen Befund der regionären Lymphknoten. Entsprechend die- sem Zusammenhang lassen sich prognostisch drei Patientengruppen voneinander abgrenzen (8):

Patienten mit einem auf die Pro- stata beschränkten Tumor (T 1 —T2 ) ohne regionäre Lymphknotenmeta- stasen. Ihre 5-Jahres-Überlebens- zeiten sind exzellent und liegen bei 100 Prozent.

Q Patienten mit einem größeren Primärtumor T3 bei negativem Lymphknotenstatus und solche mit begrenztem Tumor (T 1 und T 2), aber positivem Lymphknotenbefall. Diese Gruppe hat zwar eine hohe 5-Jah- res-Überlebensrate von etwa 90 Pro- zent, aber sie entwickelt in etwa 30 Prozent Fernmetastasen.

• Die dritte Gruppe umfaßt jene Patienten mit fortgeschrittenen

(6)

Prostatakarzinom

Tumoren (T3 und T4 ) und positivem Lymphknotenbefall. Ihre 5-Jahres- Überlebenszeiten liegen bei 70 Pro- zent; bei ihnen kommt es in etwa 50 Prozent zum Auftreten von Fernme- tastasen.

Aspekte zum Strahlenschutz Durch die Implantation mit Jod-125 wird der Patient zum Träger von Radioaktivität. Dementsprechend müssen die diesbezüglichen Geset- zesnormen beachtet werden. Die Strahlenschutzbestimmungen in Deutschland lassen bei strenger Auslegung nicht zu, daß ein Patient aus der stationären Beobachtung entlassen wird, solange er eine Akti- vität von mehr als 5 mCi in Form eines radioaktiven Dauerimplantats trägt. Bei der langen Halbwertzeit von Jod-125 von etwa 60 Tagen, die strahlenbiologisch gerade wün- schenswert ist, wäre eine solche Forderung nicht erfüllbar. Da es aber bei der Einhaltung der Strah- lenschutzverordnung letzten Endes nicht auf die implantierte Aktivität, sondern auf die außerhalb des Pa- tienten mögliche Strahlenbelastung seiner Mitmenschen ankommt und diese bei Jod-125 um Größenord- nungen geringer ist als bei anderen Radionukliden, wurde uns -in Baden Württemberg die Genehmigung zum Umgang mit Jod-125-Kapseln erteilt.

Diese Genehmigung regelt die Ent- lassung des Patienten aus der klini- schen Behandlung.

Die notwendigen Maßnahmen zum Strahlenschutz umfassen die Auf- klärung und dosimetrische Überwa- chung des klinischen Personals. Die ersten Auswertungen von solchen Messungen haben gezeigt, daß beim ärztlichen Personal und dem Medi- zinphysiker pro Implantation eine Ganzkörperdosis von unter 2 mrem und eine Fingerbelastung von unter 50 mrem auftritt. Beim stationären Pflegepersonal konnte mit Filmdosi- metern bisher keine Ganzkörperbe- lastung festgestellt werden. In die- sem Zusammenhang sei erwähnt, daß der Umgang mit Jod-125 keine Maßnahmen zum baulichen Strah- lenschutz erfordert (im Gegensatz

zum Umgang mit Gold-198). Hinge- gen muß der Patient während des stationären Aufenthaltes in einem Einbettzimmer liegen. Wegen der langen Halbwertzeit des Jod-125 ist es zudem zwingend erforderlich den Patienten, zusammen mit seinen bei ihm wohnenden Angehörigen, über die Natur der radioaktiven Strahlen aufzuklären und ihm dabei den Zu- sammenhang zwischen Zeit und Ab- stand im Umgang mit anderen Per- sonen im alltäglichen Leben zu ver- deutlichen.

Die diesbezügliche Einhaltung ge- wisser Regeln für einen bestimmten Zeitraum ist dem Patienten zur Pflicht zu machen; insbesondere ist der körperliche Kontakt mit Kindern, Jugendlichen und Schwangeren zu untersagen. Die Aufklärung umfaßt auch die notwendigen Regelungen im Todesfall des Patienten.

Insgesamt läßt sich aber feststellen, daß alle bisher gewonnenen Daten eindeutig zeigen, daß diese Thera- pieform den gesetzlichen Normen der Strahlenschutzverordnung ge- nügt.

Eine Wiederaufnahme der Arbeit durch den Patienten ist im wesentli- chen von der von ihm noch ausge- henden Strahlung sowie den spe- ziellen Bedingungen am Arbeits- platz abhängig. Sie muß im Einzel- fall von Strahlentherapeuten festge- legt werden.

Vergleich zwischen perkutaner und interstitieller Strahlentherapie Bei einer vergleichenden Gegen- überstellung der beiden Bestrah- lungstechniken sind zwei Gesichts- punkte zu berücksichtigen, nämlich erstens der Therapieerfolg an Hand der 5-Jahres-Überlebenszeiten und zweitens die Möglichkeit, eine be- stimmte Therapie an einem be- stimmten Patienten durchzuführen unter Berücksichtigung des Grades der Beeinträchtigung durch die je- weilige Therapie.

Was die 5-Jahres-Überlebenszeiten betrifft, so scheinen diese bei der

interstitiellen Therapie günstiger zu sein. Es muß jedoch derzeit noch betont werden, daß es sich bei den bisher zum Vergleich zur Verfügung stehenden Daten der interstitiellen Strahlentherapie um ein zahlenmä- ßig begrenztes und entsprechend der Indikationstellung positiv selek- tioniertes Patientenkollektiv han- delt. Trotzdem sind die Ergebnisse ermutigend und rechtfertigen eine weitere Anwendung und Verbrei- tung dieser Therapieform.

Tabelle 2 stellt die 5-Jahres-Überle- bensraten bei ausschließlich perku- taner Strahlentherapie denen bei der interstitiellen Strahlentherapie gegenüber. Die eingegrenzte Indika- tion ist ein wesentlicher Nachteil der Methode, da sie dem älteren Patien- ten wegen eines dann zu hohen Operationsrisikos nicht mehr zuge- führt werden kann. Tabelle 3 faßt die Vor- und Nachteile beider Methoden noch einmal zusammen.

Schlußbemerkung

Die intraoperative Implantation von Jod-125-Kapseln in die freipräpa- rierte Prostata bietet strahlenthera- peutisch den erheblichen Vorteil, daß das Zielvolumen lokal unter di- rekter optischer und palpatorischer Kontrolle behandelt werden kann.

Damit wird erreicht, daß das Zielvo- lumen und das bestrahlte Herdvolu- men nahezu identisch sind. Die da- durch bedingte Reduktion des be- strahlten Gesamtvolumens und die speziellen strahlenphysikalischen Eigenschaften des Jod-125 erlauben die scharf umgrenzte Anwendung höherer kurativer Strahlendosen;

damit wird gleichzeitig eine minima- le Belastung der Nachbarorgane er- reicht.

Die im Vergleich zur perkutanen Te- letherapie höhere Inhomogenität der Dosisverteilung kann durch computerunterstützte Modellrech- nungen und die zu erwartende Wei- terentwicklung der Implantations- techniken ausgeglichen werden. So kann man mit Sicherheit voraussa- gen, daß diese strahlentherapeuti-

(7)

Chenodeoxycholsäure peroral ge- geben führt zu einer Abnahme des lithogenen Index der Galle und be- wirkt eine Auflösung von Choleste- ringallensteinen. Einige Patienten erweisen sich jedoch gegenüber ei- ner Behandlung mit 15 mg/kg/d re- sistent. Chenosäure führt zu einer Abnahme der biliären Cholesterin- sekretion durch Hemmung der en- dogenen Synthese in der Leber.

Durch eine Einschränkung der exo- genen Cholesterinzufuhr läßt sich offensichtlich die Cholesterinaus- scheidung in der Galle noch günsti- ger gestalten. Bei 15 Patienten mit Gallensteinen, die abends 15 mg/

kg/d Chenodeoxycholsäure einnah- men, wurde die Cholesterinzufuhr einmal auf 100 mg pro Tag während eines einwöchigen Klinikaufenthalts reduziert, nachdem sie zuvor entwe- der uneingeschränkt oder 600 mg Cholesterin zu sich genommen hat-

Die Belastungsergometrie ist die klassische nichtinvasive Methode in der Diagnostik bei Patienten mit präkordialen Schmerzen. Wenn man dabei nur das Kriterium der ST- T-Segment-Veränderungen heran- zieht, so liegen die falsch-negativen Diagnosen immerhin bei 20 bis 65 Prozent je nach Untersuchergruppe.

Die diagnostische Bedeutung der Angina pectoris bei koronarer Herz- krankheit liegt dagegen bei 85 bis 92 Prozent. Wenn man allerdings Pa- tienten mit atypischen präkordialen Schmerzen koronarangiographiert und analysiert, so haben nur 29 bis 66 Prozent davon eine koronare Herzkrankheit. Eine amerikanische Arbeitsgruppe untersuchte jetzt ins- gesamt 302 Patienten ergometrisch und unterzog diese Patienten im An- schluß daran einer Herzkatheterun- tersuchung mit Koronarangiogra-

ten. Während ohne Chenobehand- lung eine diätetische Einschränkung der Cholesterinzufuhr keinen Effekt auf den Sättigungsindex der Galle zeigte, kam es unter gleichzeitiger Gabe von Chenodeoxycholsäure zu einer signifikanten Abnahme. Die exogene Zufuhr von 3 g Pflanzenste- rolen pro Tag ließ den Index wieder ansteigen, während der Anteil der Chenosäure in der Galle durch Ände- rungen der Cholesterinzufuhr nicht alteriert wurde. Eine cholesterinarme Diät läßt somit in Verbindung mit der Einnahme von Chenodeoxycholsäu- re wahrscheinlich Gallensteine ra- scher zur Auflösung bringen.

Maudgal, D. P.; Bird, R.; Blackwood, W. S., Northfield, T. C.: Low-cholesterol diet: en- hancement of effect of CDCA in patients with galt stones, Br. med. J. 2 (1978) 851-853, Nor- man Tanner Gastroenterology Unit, St. James's Hospital, and Department of Medicine, St.

George's Hospital Medical School, Cranmer Terrace, London SW 17

phie. Es zeigte sich, daß unabhängig von den EKG-Veränderungen der prädiktive Wert einer belastungsin- duzierten Angina pectoris für die Diagnose koronare Herzerkrankung bei 90 Prozent liegt. Präkordiale Schmerzen unter ergometrischer Belastung sind deshalb ein zuverläs- sigeres diagnostisches Kriterium als die Anamnese der Brustschmerz- symptomatik.

Die Daten zeigen, daß ischämische ST-Segmentveränderungen und präkordiale Schmerzen zusammen wesentlich aussagekräftiger sind als eine dieser Methoden allein. Dem

Weiner, D. A.; McCabe, C.; Hueter, D. C.; Ryan, Th. J.; Hood, W. B.: The predictive value of anginal chest pain as an indicator of coronary disease during exercise testing, Am. Heart J. 96 (1978) No 4, Frov the Cardiology Department and the Division of Medicine of the University Hospital and Boston City Hospital, Boston, University School of Medicine, Boston Mass.

schen Methoden nicht nur beim Prostatakarzinom, sondern auch bei anderen lokal begrenzten Karzino- men alleine oder kombiniert mit der perkutanen Strahlentherapie einge- setzt werden können, so zum Bei- spiel bei Pankreaskarzinomen und bei Weichteilsarkomen.

Die interstitielle Strahlentherapie stellt so einen weiteren Fortschritt zur lokalen Tumorkontrolle auch bei weniger strahlensensiblen Tumoren dar.

Literatur

(1) Alken, C. E.; Dhom, G.; Kopper, B.; Rehker, H.; Dietz, R.; Kopp, S., und Ziegler, M.: Ver- laufskontrolle nach Hochvolttherapie des Prostatacarcinoms. Urologe A, 16 (1977) 272-278 — (2) Barzell, W.; Bean, M. A.; Hilaris, B. S., and Whitmore, W. F.: Prostatic adenocar- cinoma: Relationship of grade and local extent to the pattern of metastases, J. Urol. 118 (1977) 278-282 — (3) Böcking, A.; Singagowitz, E.;

Thon, W.; Nattenmüller, E., und Wagner, J.:

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Modified dimension averaging method for J- 125 interstitial inplants, (1978 Zur Veröffentli- chung eingereicht) — (10) Wannenmacher, M., und Knüfermann, H.: Strahlentherapie des Prostatakarzinoms, Onkologie (1979) zur Ver- öffentlichung eingereicht — (11) Whitmore, W.

F.: Vortrag AUA Washington (1978)

Anschrift für die Verfasser:

Professor Dr. med.

Michael Wannenmacher Abteilung Strahlentherapie Hugstetterstraße 55 7800 Freiburg im Breisgau

Cholesterinarme Diät

bei Cheno-Behandlung von Gallensteinen

Angina pectoris

unter ergometrischer Belastung

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