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Archiv "Psychiatrie: Unfertige Diagnose" (08.01.1996)

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Krankenhaus

Zu der Meldung in Heft 36/1995

„Krankenhausneubau in Mecklen- burg-Vorpommern eröffnet“:

Einige Details fehlen

Um das „Krankenhaus Plau am See“, welches nach dem Krankenhausplan Mecklenburg-Vorpommern 180 Betten hat, zu eröffnen, war es notwendig, zum 30. Ju- ni 1995 das bis dahin beste- hende Regionalkrankenhaus Lübz, nach 110jährigem Be- stehen, zu schließen. Diese Einrichtung hatte in den bei- den Betriebsstätten Lübz und Plau ursprünglich ebenfalls 180 Betten, bis, schon im Zu- ge der Ansiedlung der Hurr- le-Kliniken in Plau, die Plau- er Betriebsstätte geschlossen wurde. Das Lübzer Haus war in den letzten Jahren aus För- der- und Eigenmitteln reno- viert worden und entsprach mit seiner modernen medizi- nischen Ausstattung allen Ansprüchen, die an ein Haus dieser Größe gestellt werden können. Es gibt in den alten Bundesländern mit Sicher- heit eine Vielzahl von Kom- munen, die sich wünschten, ein Krankenhaus in einem so guten baulichen und medizi- nisch-technischen Zustand zu haben.

Eine Bedarfsanpassung und Umstrukturierung wäre selbstverständlich in Zukunft nötig gewesen, da die Kapa- zität für die Region zu groß war. Sie hätte aber den Steu- erzahler inklusive aller not- wendigen Um- und Anbau- maßnahmen deutlich weni- ger gekostet als der zu 100 Prozent aus öffentlichen Mit- teln geförderte Kranken- hausneubau im Landschafts- schutzgebiet, in der Ufer- schutzzone des Plauer Sees.

Auch für die Patienten und ihre Angehörigen waren die bisherigen Einrichtungen günstiger, da sie relativ zen- tral lagen und nicht zirka fünf km vom nächsten öffentli- chen Verkehrsmittel.

Es ist vermutlich von In- teresse, daß die Hurrle- Gruppe den im „Kranken-

haus Plau am See“ Beschäf- tigten Gehälter zahlt, welche zirka 30 Prozent unter dem BAT-Ost liegen, das heißt, sie betragen zirka 55 Prozent des BAT-West. Auch wur- den, entgegen einer soge- nannten Option von Herrn Hurrle, nicht alle Mitarbeiter des Regionalkrankenhauses Lübz übernommen (im ärzt- lichen Bereich waren es le- diglich fünf von zuletzt neun Mitarbeitern, die übernom- men wurden), wobei die Um- stände der Einstellung bezie- hungsweise Nichteinstellung durch die Hurrle-Gruppe nur als sittenwidrig bezeich- net werden können. Um das Bild abzurunden: Selbstver- ständlich sind auch die im Regionalkrankenhaus Lübz vorgehaltenen Ausbildungs- plätze im Pflegebereich (rund zehn pro Jahr) entfal- len, und auch für die bereits sich in der Ausbildung Befin- denden war die Fortsetzung ihrer Ausbildung nicht zu je- dem Zeitpunkt außer Frage gestellt.

Hermann Lessing, Goethe- straße 27, 40237 Düsseldorf

Entwicklungsländer

Zu dem Beitrag „Chancen beim Ein- satz in der ,Dritten Welt‘: Entwick- lungshilfe für arbeitslose Ärzte“ von Dr. med. Wolfgang Mohr in Heft 47/1995:

Romantisierend

Es war zu befürchten.

Nun soll uns die Dritte Welt neben der Müllentsorgung auch noch bei der Lösung des zunehmenden Problems ar- beitsloser Ärzte helfen.

Nicht gemeint sind hier die längerfristigen Auslandstä- tigkeiten gut ausgebildeter Mediziner und die Kurz- einsätze von Spezialisten, sondern die in dem Artikel propagierten kurzfristigen Aufenthalte arbeitsloser deutscher Ärzte zu Ausbil- dungszwecken. Das hat der Dritten Welt gerade noch ge- fehlt: Medizinische Nischen suchende, unerfahrene ar- beitslose Ärzte mit Sen-

dungsbewußtsein, die zum Beispiel ein paar Monate nach Afrika gehen, um dort Medizin zu lernen. Die Pein- lichkeit und Zumutung für alle Beteiligten während sol- cher Kurzauftritte westlicher Ärzte-Famulanten mußte ich während meiner eigenen mehrjährigen Tätigkeit in der Entwicklungshilfe mehr- fach beobachten. Das Echo in Ländern, die selbst einen Mangel an gut ausgebildeten Ärzten haben, ist verhee- rend. Deswegen erschreckt mich auch die romantisieren- de Naivität, die aus dem Arti- kel von Herrn Mohr spricht.

Ich kann nur jeden Unerfah- renen vor solchen kurzfristi- gen ärztlichen Einsätzen in Entwicklungsländern war- nen. Die Arbeits- und Lebensbedingungen unter- scheiden sich so sehr von de- nen bei uns, und jeder Neu- ankömmling hat erfahrungs- gemäß mehr mit sich selbst und seiner Adaptation an die Verhältnisse zu tun, als halb- wegs nutzbringende ärztliche Tätigkeiten ausführen zu können. Kaum halbwegs ein- gelebt, reist man wieder ab.

Einblicke in die Probleme von Entwicklungsländern ge- winnt man auch dabei aller- dings. Leider muß ich auch die Illusion nehmen, daß Zeugnisse über Tätigkeiten in Entwicklungsländern Vor- teile bei ärztlichen Stellenbe- werbungen bringen. Das Ge- genteil ist der Fall. Zumeist gilt dies als vertane Zeit und Spinnerei und bringt einen Wettbewerbsnachteil mit Mitbewerbern. Soviel zur heutigen Realität.

Ansonsten kann ich bei entsprechender medizini- scher Ausbildung in Deutsch- land, eigenem Engagement, Bereitschaft zu Verzicht und einer vernünftigen Vorberei- tung auf Land, Menschen und deren Sprache zu einer längerfristigen Auslandstä- tigkeit in einem Entwick- lungsland nur raten, es gibt in der Tat kaum etwas Befriedi- genderes im beruflichen und privaten Bereich. Unsere Probleme mit einer zuneh- menden Arbeitslosigkeit von

Ärzten müssen wir aber zu Hause lösen.

Dr. Rolf Schmitt, Rhein- straße 28, 53332 Bornheim- Hersel

Erhebliche Einwände

Aus mehreren Gründen habe ich – nach mehrjähriger Facharzttätigkeit in Afrika – erhebliche Einwände gegen den gutgemeinten Vorschlag des Kollegen Mohr, junge, ar- beitslose Kollegen in Ent- wicklungsländern Erfahrun- gen sammeln zu lassen.

Möge sich doch Herr Mohr einmal in die Rolle die- ses jungen „gerade in der Ausbildung“ befindlichen Kollegen versetzen: Ent- täuscht von Hunderten von Absagen, von unserem Aus- bildungssystem und dem Ar- beitsmarkt greift er wirklich blauäugig diese Idee auf, gibt Familie, Wohnung und ande- res auf, um sich in das Aben- teuer „Entwicklungshilfe“ zu stürzen. Schon bei seinen An- fragen an die meisten der ge- nannten Entwicklungshilfe- organisationen wird er das erstemal enttäuscht werden, denn das, was gefragt wird, ist spezifische (Tropenmedizin, Public Health) oder sehr all- gemeine (chirurgische, gynä- kologische) Erfahrung – wie aus der Tabelle des Artikels ersichtlich ist –, die er ja gera- de nicht hat. Aber vielleicht hat er ja „Glück“ und findet sich in einem afrikanischen oder asiatischen Wald- und Wiesenkrankenhaus wieder.

Nun soll er – frisch von seiner Ausbildung weg – Kaiser- schnitte machen, Frakturen behandeln, Tropenkrankhei- ten, die er noch nie gesehen hat, therapieren, Kinder hei- len, Impfkampagnen durch- ziehen und Präventivmedizin betreiben. Schlimmer noch, es gibt keinen, der ihm helfen oder etwas beibringen kann, denn man hat ihn natürlich dahin geschickt, wo kaum an- dere Ärzte sind. Vielleicht schafft er es wirklich, sich au- todidaktisch fortzubilden und dabei nicht allzu viele Opfer seiner Unerfahrenheit in der dortigen Bevölkerung A-6 (6) Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 1–2, 8. Januar 1996

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zu hinterlassen, und kehrt nach einigen Jahren stolz auf den hiesigen Arbeitsmarkt zurück. Wohlgerüstet mit Er- fahrungen in Äthernarkosen, Malariatherapie, Mangel- ernährungsbehandlung und Lepradiagnostik begibt er sich zum ersten Bewerbungs- gespräch. Der Chefarzt klopft ihm auf die Schultern, lobt sein soziales Engage- ment und fragt ihn nach sei- nen Kenntnissen in der mo- dernen Therapie des Herzin- farkts, der Herzechokardio- graphie oder den Qualitäts- standards der operativen Frakturversorgung. Viel- leicht hört unser junger Kol- lege noch ein Wort des Be- dauerns, daß er ja nun doch etwas den Anschluß verloren hätte, und steht mit seinen fünf Sinnen genauso arbeits- los da wie vor seinem „Ent- wicklungsabenteuer“.

Herr Kollege Mohr, sind Sie wirklich der Überzeu- gung, daß wir die Mängel un- serer Ausbildungs- und Ar- beitsmarktpolitik mit den Geldern der Entwicklungs- hilfe verbessern sollten?

Christian Bauereis, Josef- straße 37, 82441 Ohlstadt

Schlußwort

Mein Artikel war nichts weiter als eine Zusammen- stellung von Organisationen, die für ihre Tätigkeit Ärzte suchen. Diese Zusammen- stellung hat mit Romantik nichts zu tun, ich weiß, wovon

ich rede, ich war fünf Jahre in Persien, in Algerien und an der Elfenbeinküste tätig. Ich kann nicht bewerten, ob kurzfristige Einsätze proble- matisch sind. Ich habe mich dazu auch nicht geäußert. Es werden jedoch Ärzte ge- sucht, und ich meine, mit den Argumenten, die in beiden Briefen zum Ausdruck kom- men, kann man sich dieser Aufforderung nicht entzie- hen. In einem gebe ich bei- den Zuschriften recht: Es wä- re mir auch lieber, wenn wir für jeden Assistenten im ei- genen Land einen Ausbil- dungsplatz finden könnten.

Nur leider war in keiner Zu- schrift hierzu eine bemer- kenswerte Lösung angege- ben. Und da weder ich noch andere diese Lösung kennen, ist zumindest für eine Über- brückungszeit eine Tätigkeit in Übersee eine wenn auch nicht für jeden zutreffende Alternative. Allein die For- derung, daß wir die Probleme zu Hause lösen müssen, löst kein Problem. Und ich erlau- be mir die Aussage, daß die- ses Problem auch in absehba- rer Zeit wohl kaum lösbar sein wird. Ich bleibe bei dem, was ich geschrieben habe.

Schließlich ist es eine Ent- scheidung, die jeder für sich selbst treffen kann. Der Arti- kel dient ausschließlich der Information.

Dr. med. Wolfgang Mohr, Kassenärztliche Vereinigung Nord-Württemberg, Alb- stadtweg 11, 70567 Stuttgart

A-8 (8) Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 1–2, 8. Januar 1996

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Kuren

Zur vermeintlich ungleichen Behand- lung von Armen und Reichen:

Kranke Gesellschaft

Wir leben in einer völlig kranken Gesellschaft. Medi- zinisch gesehen heißt das:

konventionelles Röntgen für die „Armen“ und Kernspin für die „Reichen“ bei gleicher Indikation! Das ist gerecht.

Selbst schuld, wer nicht genug

„qualifiziert“ ist oder nichts geerbt hat. Frankreich scheint das inzwischen begrif-

fen zu haben. Bei uns wird es wohl auch nicht mehr allzu- lang auf sich warten lassen.

Das Faß ist bereits übergelau- fen!

Gesunde bekommen eine Kur. Kranke müssen dafür kämpfen. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich habe fünf Jahre in einer Kurklinik in Oberbayern gearbeitet. Die Betuchten kommen im Som- mer mit ihrem Mercedes oder sonstigen noblen Autos zur Kur. Fahrräder bringen sie natürlich mit – im Winter sind es dann Ski –, die auf den Gepäckträgern „strahlen“.

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Sie fahren selbstverständlich vor die Eingangstür der Kli- nik und fordern natürlich Hil- fe beim Tragen, weil sie ja so krank sind. Der „Normalver- braucher“ kommt mit einem Kleinwagen oder dem Zug.

Der Witz bei der ganzen Sa- che ist, daß die Betuchten zu mehr als zwei Drittel gesund sind, während die Nichtbe- tuchten doch tatsächlich krank sind. Die Betuchten müssen also Beziehungen ha- ben, die die Nichtbetuchten nicht vorweisen können. In der Klinik, in der ich gearbei- tet habe, gab es durchschnitt- lich 60 Prozent Betuchte und folglich 40 Prozent Nichtbe- tuchte.

Ziehen Sie bitte selbst Ih- re Schlußfolgerungen daraus!

Ich wette, daß der Brief nicht veröffentlicht wird, denn die Betuchten wollen ja wieder zur Kur, um Kraft für einen

neuen Aufschwung mit nach Hause zu bringen.

Uwe Trautmann, Guardini- straße 96, 81375 München

Körpergewicht

Zu dem Spektrum-Beitrag „Körper- gewicht und Mortalität: Schlanksein allein genügt nicht“ von Rüdiger Mey- er in Heft 45/1995:

Mißverständlich

Es wurden zwei Publika- tionen aus dem New England Journal of Medicine zur Be- ziehung zwischen Überge- wicht beziehungsweise Ge- wichtsschwankung und Mor- talität referiert. Die mißver- ständliche Darstellung dieses Themas erfordert einige An- merkungen.

Die neueste Auswertung der Nurses’ Health Study

zeigt in der Tat eindrucksvoll, daß das Sterberisiko mit stei- gendem Body Mass Index (BMI gleich Körpergewicht in kg/Körpergröße in Meter im Quadrat) ansteigt, und zwar besonders oberhalb von 27 kg/m2 und nicht, wie fälschlich genannt, unterhalb davon. Ein BMI von 27 kg/m2 oder höher stellt jedoch kein

„extremes Übergewicht“ dar, sondern liegt beispielsweise bei einer 170 cm großen Per- son bereits bei einem Ge- wicht von 78 kg vor und ent- spricht in etwa 10 Prozent Übergewicht nach der Broca- Formel. Mindestens jeder dritte erwachsene Deutsche erreicht oder übertrifft diesen Wert. Dies bedeutet, daß je- der dritte Bundesbürger ge- fährdet ist, wegen seines Übergewichts vorzeitig zu sterben. Damit ist aber das Gesundheitsrisiko des Über-

gewichts keineswegs ausrei- chend gewürdigt. Eine ande- re Auswertung der Nurses’

Health Study ergab kürzlich, daß bei Frauen bereits ein Körpergewicht im oberen Normalgewichtsbereich be- ziehungsweise ein moderater Gewichtsanstieg ab dem Al- ter von 18 Jahren das Risi- ko für die koronare Herz- krankheit erhöht (JAMA 1995; 273 : 461-465). Allein diese Ergebnisse sind so alar- mierend, daß eine Neubewer- tung des Gesundheitsrisikos der Adipositas und damit auch eine Revision der Ge- wichtsempfehlung dringend geboten erscheint.

Schließlich sei noch ein Kommentar zu der Schluß- aussage gestattet, daß das Körpergewicht mit einer cho- lesterinarmen Ernährung nicht kontrolliert werden kann. Hier wurde wohl Cho-

Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 1–2, 8. Januar 1996 (9) A-9

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lesterinzufuhr mit Fettauf- nahme verwechselt. Richtig und hervorzuheben ist, daß das wachsende Angebot fett- armer beziehungsweise fett- reduzierter Lebensmittel nicht verhindern konnte, daß die Prävalenz des Überge- wichts in den Industrielän- dern in den letzten Jahrzehn- ten weiter angestiegen ist.

Der Verzehr solcher „Light- Produkte“, um damit das Körpergewicht zu halten oder zu senken, ist ohne gleichzeitige Begrenzung der Gesamtfettmenge und der übrigen Kalorienträger leider unwirksam beziehungsweise sinnlos.

Prof. Dr. med. Hans Hauner, Jahnstraße 37, 41464 Neuss

Einkommen

Gedanken zur Einkommenssituation von Ärzten:

Wo bleibt da die Gerechtigkeit ?

Schon wieder wird nach der Salami-Taktik am Ein- kommen der Ärzte geschnip- pelt! Wie der Tagespresse zu entnehmen war, macht die Colonia-Versicherung wohl den Anfang: Sie will an ihre Mitglieder Listen verteilen mit den Namen der Ärzte, die bereit sind, Privatpatienten preiswerter zu behandeln als die Kollegen. Sucht also ein Patient einen Arzt auf, der

nicht auf der Liste steht, wird er nur 80 Prozent der Rech- nungssumme ersetzt bekom- men. Der Nutznießer ist natürlich die Versicherung, die zwar weniger erstatten muß, mit Sicherheit aber nicht entsprechende Prä- miennachlässe gewähren wird!

Ich bin gespannt, ob unse- re Standesvertreter es viel- leicht diesmal schaffen, uns Ärzte zur Solidarität und zum Boykott aufzurufen.

Wenn nämlich keiner von uns zu diesen Diskontpreisen ab- rechnet, wird sich für die Pa- tienten bei der Auswahl ihrer Ärzte nichts ändern. Wahr- scheinlich werden wir aber wieder wie Schlachtvieh gott- ergeben auch diese Beschnei- dung unseres Einkommens hinnehmen, getreu der Devi- se: Um Schlimmeres zu ver- hüten! Apropos Einkom- men: 1978 hatten wir noch ei- nen Punktwert von 10,0 Pfen- nig, jetzt sind wir bereits bei 7,95 Pfennig gelandet, also zirka 20 Prozent weniger.

Gleichzeitig empfinden Ge- werkschaften eine Lohner- höhung von nur drei Prozent schon als Grund zum Strei- ken und die Bundestagsabge- ordneten eine Diätener- höhung um 24 Prozent als maßvoll. Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Oder können wir alle nicht rechnen?

Dr. med. Brigitte Schönert, Hauptstraße 21, 83684 Te- gernsee

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S P E K T R U M LESERBRIEFE/BÜCHER

Psychiatrie

Zu der Besprechung des Buches von Birger Dulz und Angela Schneider:

„Borderline-Störungen“ durch An- dreas Dehne in Heft 47/1995:

Unfertige Diagnose

Die Bezeichnung „Bor- derline“ ist aus der Sicht der heutigen (empirischen) Psychiatrie in der Regel eine unfertige Diagnose. Eine Un- terscheidung zwischen biolo- gisch bedingter Psychose und persönlichkeitsbedingter/er- lebnisreaktiver Störung ist meist möglich. Es handelt

sich häufig um Patienten mit (subtileren) Basissymptomen idiopathischer Psychosen (Gerd Huber), bei denen früher oder später auch akti- ve psychotische (schizophre- ne) Manifestationen beob- achtet werden. Basissympto- me sind einer Kombination bewältigungsorientierter Kurzzeit-Psychotherapie mit psychiatrischer Betreuung (Psychopharmaka in scho- nender Dosierung) zugäng- lich.

Literatur beim Verfasser Dr. med. J. Paul Klärner, Zur Gloria 54, 42399 Wuppertal

Chirotherapie

Detaillierte Ausführungen

Herbert Frisch: Program- mierte Therapie am Bewe- gungsapparat.Chirotherapie, Springer Verlag, Berlin, Hei- delberg u. a., 1995, XVII, 751 Seiten, 198 DM

Die „Manuelle Medizin“

oder „Chirotherapie“ gehört längst nicht mehr zu den er- klärten Außenseitern unter den Behandlungsmethoden, vielmehr hat sie sich einen festen und anerkannten Platz im täglichen Behandlungs- spektrum durch ausgewiese- ne Erfolge erobert.

Vor der Abhandlung der Besonderheiten der einzel- nen Gelenke werden zu- nächst unter anderem detail- lierte Ausführungen zu Ge- lenkfunktionsstörungen, der Steuerung des Bewegungssy- stems, der Therapieplanung bei Funktionsstörungen am Bewegungsapparat sowie der grundlegenden Biomechanik

des Wirbelsegments gemacht.

Auf dieser Basis kommen dann für 13 Gelenkarten die einzelnen Behandlungsvari- anten zur ausführlichen Dar- stellung. Dabei sind nicht nur die Indikationen exakt ausge- wiesen, die übersichtliche Gestaltungsart unter optima- ler Integration von fotografi- schen, zeichnerischen und symbolisierten Abbildungen garantiert eine nachvollzieh- bare Anleitung der notwendi- gen Folgen von Handgriffen.

Damit wird der Band zur repoduzierbaren Arbeitsan- leitung und zugleich zum Nachschlagewerk für ein um- fangreiches therapeutisches Thema. Getrennt zum aus- führlichen Literaturverzeich- nis findet sich hilfreiche wei- terführende Literatur zu ein- zelnen, differenziert ausge- wählten Stichwörtern.

Der Titel ist für Chirur- gen, Orthopäden und Kran- kengymnasten zu empfehlen und sollte in keiner Handbi- bliothek entsprechender Ein- richtungen fehlen.

Andreas Dehne, Siegen

Medizintheorie

Neue Konzepte

Axel Bauer (Hrsg.): Theo- rie der Medizin.Dialog zwi- schen Grundlagenfächern und Klinik, Johann Ambrosi- us Barth Verlag, Heidelberg, Leipzig, 1995, XI, 201 Seiten, 68 DM

Hat die Medizin eine Theorie und benötigt sie über- haupt eine? Wie könnte eine moderne Theorie der Medizin aussehen? Die Medizin der Gegenwart präsentiert sich nach außen als ein vorwiegend von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und techni- schen Errungenschaften ge- prägtes Expertensystem, das einem linearen „Fortschritt“

verpflichtet scheint.

In Zusammenarbeit mit elf Fachspezialisten legt der Herausgeber hier eine Be-

standsaufnahme der moder- nen Medizintheorie vor. Die Autoren bleiben dabei der wissenschaftlichen Methodik ihrer jeweiligen Disziplin ver- pflichtet, ohne spekulatives Wunschdenken zuzulassen.

Ausführlich wird auf Virchows Zellularpathologie und auf die Rolle der Bioche- mie für den praktischen Arzt eingegangen. Neue Konzepte von Schmerz und Schmerzbe- handlung werden vorgestellt.

Besonders hervorzuheben sind die Abschnitte „Stand- ortbestimmung der Hygiene zwischen theoretischer und praktisch-klinischer Medi- zin“ und der „Beitrag der Psychosomatik zur Theorie und Praxis der Medizin“.

Eine ausführliche Biblio- graphie beschließt das wert- volle und instruktive Buch, das neben dem Arzt jeglicher Fachrichtung auch den Medi- zinstudenten anspricht.

Hellmut Schrüffer, Augsburg

Referenzen

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