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Archiv "Vor dem Aufschwung?" (29.01.1976)

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DEUTSCHES Leserdienst

ÄRZTEBLATT

,

Hinweise .Anregungen

Vor dem Aufschwung?

WIRTSCHAFT:

Vor dem Aufschwung?

REISE:

Innsbruck: Wintersport auf olympischen Bahnen

PRAXIS UND HAUS:

Faserstifte Couchtisch Geschirrspüler- Düsen verstellbar Riesenleuchte

AUTO:

Ab Frühjahr:

Renault 20 Regenabweiser

Das Jahresgutachten 1975/76 des

„Sachverständigenrates zur Begut- achtung der gesamtwirtschaftli- chen Entwicklung" trägt den opti- mistischen Titel: „Vor dem Auf- schwung!"

Damit spricht die Kommission, die nach einem Bundesgesetz aus dem Jahre 1963 von der Bundesregie- rung berufen wird, etwas aus, was von eben dieser Bundesregierung auch hätte gesagt werden können.

Dennoch — die „Weisen" haben sich bisher als unabhängige Gut- achter erwiesen, die sich nur dem Gesetzesauftrag verpflichtet wuß- ten. Danach sind sie beauftragt, zur periodischen Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwick- lung in der Bundesrepublik und zur Erleichterung der Urteilsfindung bei allen wirtschaftspolitisch ver- antwortlichen Instanzen ein Gut- achten abzugeben, aus dem auch die absehbare Entwicklung hervor- geht. Das Gutachten selbst darf da- bei nicht im „luftleeren Raum" ste- hen, sondern muß die gesamtwirt- schaftliche Entwicklung im Rah- men der marktwirtschaftlichen

Ordnung, bei Gewährleistung eines stabilen Preisniveaus, eines hohen Beschäftigungsstandes und außen- wirtschaftlichen Gleichgewichts bei stetigem und angemessenem Wachstum betrachten.

Als wichtigste Schlüsselzahlen für 1976 nennen die Sachverständigen E> 4,5 Prozent Wirtschaftswachs- tum 1976 (nach einem etwa 3,5pro- zentigen Rückgang 1975),

I> 5 Prozent Preisanstieg (1975 etwa 6 Prozent),

> eine Million Arbeitslose im Jah- resdurchschnitt 1976 (1975 rund 1,1 Mill.).

Nach Ansicht des Rates ist die überschaubare Entwicklung im nächsten Jahr allerdings mit hohen Risiken behaftet. Zwar hat die Wirt- schaftspolitik die Voraussetzungen für einen stärkeren und stabilitäts- gerechten Aufschwung geschaffen, eine „Garantie" für das Zustande- kommen kann jedoch nicht über- nommen werden.

Anstieg wichtiger volkswirtschaftlicher Größen 1976 (in Prozent) Prognose optimistische pessimistische

Einschätzung Einschätzung

Sozialprodukt + 4,5 + 6 + 3

Ausfuhr + 7,5 + 9 + 6

Privater Verbrauch + 3,0 + 4 + 2

Bruttoanlage-Investitionen + 5,5 + 8,5 + 3 Nettoeinkommen aus

unselbständiger Arbeit + 3,5 + 4,5 + 3 Nettoeinkommen aus Unter-

nehmertätigkeit und Vermö-

gen + 14,5 + 19,5 + 10,5

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 5 vom 29. Januar 1976 293

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ZITAT

Bohren

„Das Potential dieses Systems zur Steuerumgehung wurde erstmals in den fünfziger Jahren in großem Maßstab genutzt.

Hochbezahlte Filmstars, Invest- mentvertreter und andere Leu- te, die Steuervergünstigungen brauchten, konnten nicht loszie- hen und selbst nach Öl bohren.

Aber nichts konnte sie davon abhalten, sich als Partner zu- sammenzuschließen, ihr Kapital in einen Fonds einzubringen und einen Manager anzustellen, der für die Bohrungen verant- wortlich war. Danach war es ganz natürlich, daß die Manager Promotor wurden und die Antei- le solcher Gesellschaften aktiv verkauften. Die Gebühren stie- gen, und da die Manager im all- gemeinen wenig oder gar kein Eigenkapital aufs Spiel setzten, war es oft fraglich, ob der Be-

treffende sich etwas daraus machte, ob seine Bohrungen fündig wurden oder nicht. Man- che Bohrungen existierten an- geblich nur in Steuererklärun- gen. Andere mußten mehr als einer Gesellschaft dienen, so daß es peinlich gewesen wäre, auf Öl zu stoßen, weil dann Ab- rechnungen fällig geworden wä- ren. Es soll einen Handel mit ,trockenen Bohrlöchern' gege- ben haben, um solchen Schwie- rigkeiten zu entgehen. Mißbräu- che dieser Art wurden aufge- deckt, als Ende der fünfziger Jahre einige Bohrfonds Konkurs anmelden mußten; sie beein- trächtigten das ganze Ge- schäft."

Raw/Page/Hodgon in ihrem kri- migleichen Bericht über die IOS: „Gebt uns Euer Geld und wir machen Euch reich" (Verlag Desch)

Leserdienst

Hinweise •Anregungen

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

Die Ursache für die optimistische Einschätzung der 1976er Entwick- lung liegt nach Meinung der Sach- verständigen darin, daß der Tief- punkt der Konjunktur inzwischen in den meisten westlichen Industrie- ländern erreicht und überschritten wurde und daß sowohl wichtige in- ländische wie auch ausländische Nachfrageblöcke (ausgehend z. B.

von den Staatsausgaben, Exporten, Investitionen und privatem Ver- brauch) wiederum ansteigen. Für die absehbare Entwicklung der deutschen Wirtschaft zeigen die Sachverständigen drei Wachstums- pfade auf. Neben der von den Gut- achtern als realistisch angesehe- nen Prognose stellen sie zwei von dieser Prognose nach oben und unten abweichende Einschätzun- gen („Variationen") vor, deren wichtigste Größen in der Tabelle wiedergegeben sind.

Die prognostizierte Entwicklung, die von den Sachverständigen als

realistisch unterstellt wird, geht da- von aus, daß auf Grund der sich bessernden Auslandskonjunktur das Welthandelsvolumen im kom- menden Jahr um rund 6 Prozent (1975 7 Prozent) ansteigt. Als Folge davon könnte die deutsche Ausfuhr in einer Größenordnung von 7 bis 8 Prozent anwachsen und so die Initialzündung für einen neuen Aufschwung bringen. Das Sozialprodukt nähme nach dieser Prognose um rund 4,5 Prozent zu, die Preissteigerungsrate um 5 Pro- zent. Auf Grund der niedrigen Ka- pazitätsauslastung ist eine Produk- tionssteigerung in den nächsten Monaten ohne zusätzliche Arbeits- kräfte möglich. Da bedeutet, daß die Arbeitslosenzahl im Jahres- durchschnitt 1976 bei rund einer Million liegen könnte. Keine großen Hoffnungen setzen die Sachver- ständigen auf den privaten Ver- brauch, der nach ihren Schätzun- gen wahrscheinlich um 3 Prozent wachsen wird.

Neben dieser möglichen Prognose zeigen die „fünf Weisen" zwei wei- tere gesamtwirtschaftliche Ent- wicklungen auf. Beide Male setzen die Sachverständigen eine mehr bzw. weniger wachsende Exporttä- tigkeit der deutschen Wirtschaft voraus. Bei der optimistischen Ein- schätzung wird unterstellt, daß die Konjunkturerholung in den wichtig- sten Industrieländern auf breiter Front zu einem relativ frühen Zeit- punkt einsetzt und sich sogar wechselseitig verstärkt. Die Folge davon wäre ein noch stärkeres Ansteigen des deutschen Exports (+ 9 Prozent), der damit allerdings immer noch nicht den Stand des Jahres 1974 erreichen würde. In diesem Falle müßten die Unterneh- mer sogar Erweiterungsinvestitio- nen durchführen. Auf Grund dieser Einschätzung könnte das Sozial- produkt um nicht weniger als 6 Prozent (real) zunehmen. Die pes- simistische Einschätzung geht da- von aus, daß die Belebung der Weltkonjunktur auf sich warten läßt, was übrigens nach Meinung der Sachverständigen mit der glei- chen Wahrscheinlichkeit wie eine Erholung eintreten kann. Steigt also die Exporttätigkeit nicht in dem erwarteten Maße, so würden Investitionen nur zurückhaltend ge- tätigt werden, so daß insgesamt mit einem realen Wachstum der deutschen Volkswirtschaft von 3 Prozent zu rechnen ist — immerhin wäre das noch ein schöner Erfolg nach dem 1975er Rückgang von etwa 3,5 Prozent!

Inzwischen hat der Teil des Gut- achtens, der sich mit der voraus- sehbaren Entwicklung beschäftigt, bereits die Kritiker in großer Zahl auf den Plan gerufen. Insbesonde- re die Voraussetzung einer stark expandierenden Weltwirtschaft mit ihren positiven Ausstrahlungen auf die deutsche Wirtschaft gab Anlaß zu Skepsis. Auch für das Gutach- ten der fünf Weisen muß recht sein, was vielen anderen Wirt- schaftsprognosen billig ist: Es ist eine „Zielprojektion, die unter be- stimmten Annahmen" gemacht wurde, nicht jedoch eine „zahlen-

getreue Voraussage"! wst

296 Heft 5 vom 29. Januar 1976 DEUTSCHES ÄRZTE BLATT

Referenzen

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