Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 42|
22. Oktober 2010 A 2017RANDNOTIZ
Birgit Hibbeler
Wenn der Alltag eintönig wird, dann gibt es einen simplen Trick, um sich bei Laune zu halten. Man stellt sich einfach die Frage: „Was wäre jetzt das Dümmste, das ich sagen könn- te?“ Folgende Situation: Sie wollen ei- nen Bootsführerschein machen. Der Prüfer führt mit Ihnen ein lockeres Gespräch über Wetter und Navigation.
Doch dann eine technische Frage:
„Weißer Rauch aus dem Motorraum.
Woran denken Sie?“ Vielleicht hätten Sie nun innerlich eine wirklich origi- nelle Antwort parat: „Weißer Rauch?
Lassen Sie mich überlegen. Ach so, ich weiß schon: ein neuer Papst an Bord. Habemus papam.“ Natürlich denken Sie das aber nur und sagen es nicht. Immerhin wollen Sie die Prü- fung bestehen und vermeiden, dass man Sie für unzurechnungsfähig hält.
Die Gedanken sind frei. Und glückli- cherweise kann man sie nicht hören.
Manchmal sprechen Menschen den Unfug, der in ihrem Kopf kur- siert, allerdings aus – obwohl sie die Situation gar nicht auflockern wol- len. So geschehen beim Deutschen Apothekertag in München. Gleich zwei der anwesenden Bundestags- abgeordneten sprachen vom „Apo- theken-“ und nicht vom „Apotheker- tag“. Die Wörter unterscheiden sich zwar nur durch einen Buchstaben.
Trotzdem entstand nicht gerade der Eindruck, als hätten sich die Redner in irgendeiner Form vorbereitet.
Bevor man spricht, ist es oft hilf- reich, einen Moment zu überlegen.
Wenn der Oberarzt fragt: „Wo blei- ben eigentlich Ihre ganzen Briefe?“, denken Sie möglicherweise: „Ja also, die meisten Akten sind hier im Schrank versteckt. Ein Stapel liegt da hinter der Gardine, und der Rest müsste im Aufzugschacht sein.“
Selbstverständlich sagen Sie aber:
„Ich kümmer mich drum.“ Schließlich sind Sie Arzt und kein Politiker.
Behalten Sie es für sich
Den Gesundheitssystemen in der Europäischen Union (EU) könnten im Jahr 2020 bis zu zwei Millionen Arbeitskräfte fehlen. Der Engpass dürfte die EU-Mitgliedsstaaten da- bei unterschiedlich hart treffen. Da- von geht die Europäische Kom - mission aus. Schätzungen zufolge könnten allein beim Pflegepersonal mindestens 600 000 Fachkräfte feh- len. Den Ärztemangel beziffert die Brüsseler Behörde auf 230 000.
Hauptgrund für die drohenden Eng- pässe seien die kontinuierlich stei- gende Lebenserwartung und der da- mit einhergehende höhere Versor- gungsbedarf.
Das Gesundheitswesen gilt zu- gleich als wichtiger Impulsgeber für den Arbeitsmarkt. Die EU- Kommission sieht sich daher in der Pflicht, gemeinsam mit den Mit- gliedsländern die Initiative zu er- greifen. Der drohende Fachkräfte- mangel könne im schlimmsten Fall bedeuten, dass rund 15 Prozent der Leistungen für die Patienten nicht mehr erbracht werden könnten, warnte Katja Neubauer, Expertin FACHKRÄFTEMANGEL IN DER EU
Mit attraktiven Arbeitsbedingungen gegensteuern
für Gesundheitssysteme und -stra- tegien in der EU-Kommission beim Europäischen Gesundheitsforum Gastein. Eine der dringendsten Auf- gabe sei es, Fachkräfte erfolgreich zu rekrutieren und in Beschäftigung zu halten. Dabei gelte es eine ein- seitige Abwanderung von Fachkräf- ten zu verhindern, die den Mangel in den ärmeren Mitgliedstaaten ver- schärfen könnte.
Einen zentralen Ansatzpunkt zur Abwendung einer handfesten Ver- sorgungskrise sehen die Experten vor allem darin, Gesundheitsberufe und Patientenbetreuung attraktiver zu machen. „Ein attraktives Ar- beitsumfeld erleichtert nicht nur die Rekrutierung neuer Mitarbeiter und die Bindung erfahrener Mitarbeiter an ihren Arbeitsplatz, sondern be- einflusst auch die Leistungen und die Motivation der Arbeitskräfte positiv“, sagte die Schweizer Ge- sundheitsexpertin Christiane Wis- kow. Wichtig seien die Balance zwischen Berufs- und Privatleben und Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit von Fachkräften. ps
Besonders ältere Personen, Schwan- gere und chronisch Kranke können durch schwere, mitunter tödliche Krankheitsverläufe einer Influen- zainfektion gefährdet sein. Nieder- gelassene Ärztinnen und Ärzte nehmen eine Schlüsselposition ein, wenn es darum geht, gefährdete Patienten zu identifizieren und an die jährliche Influenzaimpfung zu SAISONALE GRIPPE
Ärzte-Befragung zur Influenzaimpfung
erinnern. Um diese Prozesse durch gezielte Informationsangebote zu unterstützen, ist es für das Robert- Koch-Institut (RKI) und die Bun- deszentrale für gesundheitliche Auf- klärung (BZgA) wichtig, mehr über die Akzeptanz und Umsetzung der Grippeimpfung in der Ärzteschaft zu wissen.
Zur Ermittlung des Bedarfs an Informationen und Materialien, werden bundesweit 1 600 niederge- lassene Ärzte im Oktober und No- vember 2010 durch das Bonner In- stitut infas telefonisch befragt. Um eine möglichst repräsentative Erhe- bung zu gewährleisten, bitten das RKI und die BZgA die Ärzteschaft um Unterstützung und die Bereit- schaft, entsprechende Fragen im Fall der telefonischen Kontaktauf- nahme zu beantworten. EB Welchen Infor-
mationsbedarf haben Ärzte?
Das wollen RKI und BZgA mit der Telefonbefragung herausfinden.
Foto: vario images