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Archiv "Medizingrundlagen: Letztlich ärztliche Kunst" (27.02.1998)

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äußeren Einflüssen. Emotional ge- prägte langjährige soziale Beziehun- gen über den Ehepartner hinaus sind bei Männern selten anzutreffen.

Eine weitere Überlegung betrifft die Frage, welche oberen Grenzen für die Lebenserwartung in Industriena- tionen eigentlich bestehen. Olshansky und Mitarbeiter (1990) haben anhand theoretischer Überlegungen für die USA berechnet, daß eine weitere Er- höhung der durchschnittlichen Le- benserwartung bei Geburt auf mehr als 85 Jahre sehr unwahrscheinlich ist.

Um dieses Ziel zu erreichen, müßten die Mortalitätsraten für alle Alters- stufen um 55 Prozent, vom 50. Le- bensjahr an um 60 Prozent reduziert werden (Olshansky et al., 1990). Mo- dellrechnungen ergeben, daß die Eli- mination aller ischämischen Herz- krankheiten die mittlere Lebenser- wartung von Frauen nur um drei Jah- re und die der Männer um 3,55 Jahre ansteigen lassen würde. Die Elimina- tion aller Krebserkrankungen würde die Lebenserwartung um 3,17 Jahre für Frauen und 3,2 Jahre für Männer erhöhen.

Daß die Gesellschaft die notwen- digen Ressourcen dafür aufbringt, er- scheint weder wahrscheinlich, noch würden sie effizient eingesetzt. Als weniger utopisch erscheint es aller- dings, die Lebenserwartung von Män- nern denen von Frauen anzugleichen.

Die Beschäftigung mit dem Thema

„Männergesundheit“ wäre zudem nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Gleichberechtigung. Sie würde, ne- ben einer gesundheitspolitisch effizi- enten Verteilung der Ressourcen, mit Sicherheit Erkenntnisse in der Grundlagenforschung hervorbringen, die beiden Geschlechtern dienen.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 1998; 95: A-460–464 [Heft 9]

Die Literaturhinweise beziehen sich auf das Li- teraturverzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über die Internetseiten (un- ter http://www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.

Anschrift für die Verfasser Dr. med. Theo Klotz, MPH Klinik für Urologie der Universität zu Köln Joseph-Stelzmann-Straße 9 50924 Köln

A-464 (32) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 9, 27. Februar 1998

T H E M E N D E R Z E I T AUFSÄTZE/DAS BESONDERE BUCH

Mit diesem Buch ist den Autoren ein großartiger Wurf gelungen. In ei- ner Zeit, in der auf allen Gebieten der Wissenschaft die zunehmende Spezia- lisierung häufig den Blick auf das Ganze zu trüben beginnt, führen sie uns auf die Grundlagen der theoreti- schen und klinischen Medizin zurück.

Ihnen gelingt es, den Hintergrund zu zeichnen, auf dem ärztliches Handeln fußt und aus dem heraus sich das An- gebot einer modernen Medizin in Theorie und Praxis zu entwickeln hat.

In einer klaren Gliederung wer- den die Krankheiten und ihr Umfeld, die schwierigen Abgrenzungen von

Gesundheit und Krankheit, die klassi- sche und die moderne Methodologie der ärztlichen Untersuchung, die We- ge und die Irrwege zur Diagnose so- wie die sich daraus ableitenden Kon- sequenzen aufgezeichnet. Grundle- gende Überlegungen zur Symptom- oder Diagnoseprävalenz führen in komplizierte Betrachtungen der Wahrscheinlichkeitstheorie. Detail- lierte Überlegungen basieren auf Kenntnissen der Mathematik und theoretischen Physik. Logistische Konsequenzen werden abgeleitet und auf ihre Verwertbarkeit in der klini-

schen Praxis kritisch untersucht. Kon- sequenterweise schließt sich ein Kapi- tel über diagnostisch-therapeutische Entscheidungen an. Fragen des Nut- zen-Risikos werden genauso abge- handelt, wie Behandlungsmöglichkei- ten ohne Diagnose nicht unangespro- chen bleiben.

In fließendem Übergang werden in einem Extrakapitel Theorien und praktische Anwendung der ärztlichen Vorhersage, der Prognose, abgehan- delt. Obwohl die Autoren deutlich be- tonen, daß die ethischen Fragestellun- gen in diesem Buch weniger ange- sprochen werden, wird gerade in die- sem Kapitel ihre Bindung an eine ärztliche Ethik un- übersehbar. Ob es das Schrei- ben einer Krankengeschichte, das Verfassen des Arztbriefes, den Umgang mit der Literatur betrifft, immer merkt man, daß eigene Erfahrungen die Basis für die theoretischen Überle- gungen ausmachen.

Dieses Buch ist auch das Buch der Philosophie der Me- dizin. Ihr kommt die Aufgabe zu, die Bausteine für ein wis- senschaftliches Weltbild zu- sammenzutragen. Begriffliche Klarheit, Systematisierung von Argumenten und die Integration un- terschiedlichster Erfahrungsbereiche sollten sich zu einem Bild verdichten, aus dem sich eine moderne Medizin in ihren theoretischen und praktischen Belangen zu entwickeln weiß. Das Vorhaben ist den Autoren mit ihrem Buch gelungen. „Die Prinzipien der Medizin“ gehören in die Hand jedes Arztes, nicht nur als unmittelbare Handlungsanweisung in der täglichen Praxis, sondern auch als stetige Mahnung, daß Medizin nicht Natur- wissenschaft allein und auch nicht Geisteswissenschaft, sondern letzt- endlich ärztliche Kunst sein kann.

Prof. Dr. med. Dr. med. vet. h. c. mult.

Hans-Gotthard Lasch Aulweg 103, 35392 Gießen

Medizingrundlagen

Letztlich ärztliche Kunst

Rudolf Gross, Markus Löffler: Prinzipien der Medizin. Eine Einführung in ihre Grundlagen und Methoden, Springer-Verlag, Berlin, Hei- delberg u. a., 1997, XVIII, 442 Seiten, 86 Ab- bildungen, 36 Tabellen, gebunden, 98 DM

Rudolf Gross, einer der Verfasser von „Prinzipien der Medizin“

Foto: Max Grönert

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