• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "KunstWIRKT: Moderne Kunst gegen blauen Dunst" (18.05.2001)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "KunstWIRKT: Moderne Kunst gegen blauen Dunst" (18.05.2001)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

D

ie Idee kam ganz spon- tan: Im vergangenen Jahr hatten Marlboro und Camel limitierte Sonder- editionen mit besonders auf- fällig gestalteten Zigaretten- schachteln herausgegeben.

„Wir mussten feststellen, wie kreativ die Tabakindustrie ist und mithilfe moderner Kunst Zigaretten vermarktet. Bei unserer Antwort müssen wir nun mindestens genauso kreativ sein“, begründet Dr.

Bertollini, Vizedirektor des Europabüros der Weltge- sundheitsorganisation (WHO), eine neue und ungewöhnli- che Kampagne gegen das Rauchen. Mit Kunstwerken soll für das Nichtrauchen und für die Tabakentwöhnung ge- worben werden.

Zwanzig europäische Künst- ler haben für die WHO Kunstwerke zum Themen- kreis „Rauchen und Tabak- entwöhnung“ geschaffen, die im Rahmen der Kunstaus- stellung „KunstWIRKT“ bis 3. Juni in Berlin zu sehen sind.

Die Themen „Rauchen, Ta- bakabhängigkeit und Rauch- stopp“ wurden vielfältig um- gesetzt: Skulpturen, Gemäl- de, Fotografien und Videos umfassen ein breites Spek- trum von der Darstellung der Risiken des Rauchens für Kinder und Erwachsene bis hin zur Demaskierung irre- führender Behauptungen in der Zigarettenwerbung.

Zu den ausgestellten Wer- ken gehört beispielsweise die plastische Darstellung

„Kristallwelt“ des Italieners Stefano Arienti, die ein- hundert Aschen- becher aus fein- stem Murano-Glas zeigt. Der Belgier Wim Delvoye pro- voziert in seiner Fotoarbeit mit ei- ner Scheibe Schin- ken, die er mit der Comic-Zeichnung eines rauchen-

den Jungen im Stil der 50er- Jahre schmückt. Die französi- schen Künstler Dominique Gonzalez-Foerster und Ange Leccia thematisieren hinge- gen in ihrem Video „Blue

Canyon“ die Schönheit einer unberührten Natur, um sie mit den rauen Eigenschaften der Wildnis zu kontrastie- ren, wie sie gerne in der Tabakwerbung gezeigt wer- den. Der Spanier Pedro Bar- beito lässt sich wie viele Künst- ler seiner Gene- ration von der modernen Infor- mationstechnolo- gie inspirieren.

„Digital Lungs“

entwickelte er aus einer Fotografie einer gesunden menschlichen Lunge, die er mit Mitteln der Com- putertechnologie zu einer ästhetischen und farbenfro- hen – jedoch abstrakten – Ab- bildung verfremdet hat.

Die Kunstwerke gehören nicht ausschließlich in die

klassische Kategorie einer Kunstausstellung, sondern sind Gegenstand einer Ge- sundheitskampagne. So wur- den von der großformatigen Fotografie des Düsseldorfer Künstlers Thomas Ruff 110 000 Kunstdrucke gefer- tigt, die allen interessierten Einrichtungen, insbesonde- re aber Apotheken und Arztpraxen, unentgeltlich zur Verfügung stehen, um Raucher zum Rauchstopp zu motivieren.

Das Poster zeigt einen rot- backigen kleinen Jungen in Lederhosen, der mit den Worten „Papa raucht nicht mehr“ stolz den erfolgreichen Rauchstopp des Vaters ver- kündet. „Die Zahl 110 000 wurde bewusst gewählt“, er- läutert Michaela Goecke, Projektkoordinatorin von KunstWIRKT, die Auflagen- zahl der Poster. „Jedes Jahr

sterben rund 110 000 Rauche- rinnen und Raucher an den Folgen ihres Tabakkonsums in Deutschland. Jedem von ihnen ist symbolisch ein Po- ster gewidmet.“

Darüber hinaus gibt es als Beratungsleitfaden für Ärzte, Psychologen und Apotheker die Broschüre „Raucher- sprechstunde“, die vom Deut- schen Krebsforschungszen- trum mit der Bundesärzte- kammer entwickelt wurde.

„Obwohl jährlich etwa ein Drittel aller Raucher ver- sucht aufzuhören, schaffen nur ein bis drei Prozent von ihnen den endgültigen Aus- stieg“, berichtet Dr. Martina Pötschke-Langer vom Deut- schen Krebsforschungszen- trum über die Schwierigkei- ten des dauerhaften Rauch- stopps. KunstWIRKT will mithilfe der Kunstwerke das Image des Nichtrauchens und des Rauchstopps fördern und Raucher ermutigen, ihre Ärz- te und Apotheker nach Hil- fen und Unterstützungsmaß- nahmen zu fragen.

Die Kunstkampagne der Weltgesundheitsorganisation findet auch im Deutschen Bundestag Unterstützer. Wer- ner Lensing (CDU), Initiator eines fraktionsübergreifenden Nichtraucherschutzgesetzes, schätzt, dass sein Antrag zur Änderung der Arbeitsstät- tenverordnung am 31. Mai im Bundestag eine Mehrheit findet. Dann würde der Schutzanspruch des Nicht- rauchers am Arbeitsplatz höherrangig eingestuft als der Entfaltungsraum des Rau- chers. Jürgen Hasler V A R I A

Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 20½½18. Mai 2001 AA1337

Das Poster und die Broschüre

„Rauchersprechstunde“ kön- nen bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unentgeltlich unter der Postfachadresse BZgA, 51101 Köln, per Fax: 02 21/89 92- 2 57 oder per E-Mail: order@

bzga.de angefordert werden.

Abbildungen der Kunstwerke sind als Downloads abrufbar unter: www.who.dk/tobacco/

ArtWorks/ArtWorks/Thumbnails.htm

KunstWIRKT

Moderne Kunst gegen

blauen Dunst

Eine neue und ungewöhnliche Kampagne gegen das Rauchen

Feuilleton

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Im berufsrechtlichen Teil des Gesetzes wird die Ausbildung der neuen Heilberufe „Psychologischer Psychotherapeut“ und „Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut“ defi-

In dem Vertrag sind neben den fünf von der Bundesärzte- kammer genannten Indikatio- nen für eine Substitutionsbe- handlung Drogenabhängiger außerdem schwere physische

Phar- mazeutische Betreuung beinhaltet die Anleitung des Patienten zum vorsich- tigen, sachgerechten Umgang mit Arzneimitteln und kann nur in Ko- operation zwischen dem Apotheker,

tragen sich auf die Jugendlichen und führen zu psychischen Barrieren in dieser Altersgruppe. Darstellung 2 zeigt, daß die Gruppe der 15- und 16jährigen eindeutig und weit

Nach fünf Jahren der Planung ist es soweit: König Ludwig II., der Märchenmonarch Bay- erns, darf wieder im See er- trinken.. Seit April hat er dazu täglich – außer Montag

Friese gab aber zu, daß es zum § 20 der Apothekenbetriebsordnung, wo- nach der Apotheker Kunden und auch zur Ausübung der Heilkunde berechtigte Personen über Arznei- mittel

Nach Konzerten in Deutschland, Italien, Belgien, Frankreich und Polen laufen nun die Planungen auf vollen Touren für unser neues Benefizkonzertprojekt im September 2021.. Wir

Diese sogenannte Schlusspunkt- methode eignet sich daher besten- falls für Gelegenheitsraucher oder solche Menschen, deren Abhängig- keit nicht allzu stark ausgeprägt ist.. Für