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ls ich geboren wurde, beeilte man sich, mich notzutaufen, weil man glaubte, ich würde sterben.Meine Mutter hatte damals schon den Keim des Todes in sich. Sechs Jahre später raub- te die Schwindsucht fünf klei- nen Kindern ihre Mutter.
Krankheit,Wahnsinn und Tod hielten wie schwarze Engel Wache an meiner Wiege. Sie
haben mich durch mein gan- zes Leben begleitet. Mein Zu- hause war ein Zuhause der Krankheit und des Todes.
Wahrscheinlich bin ich über das Unheil dort niemals hin- weggekommen. Es hat auch meine Kunst geprägt.“
Dies gab Norwegens be- kanntester Maler und Grafi- ker, Edvard Munch (1863–
1944), von sich preis. 1877 starb seine Lieblingsschwe- ster Sophie mit 15 Jahren an Tuberkulose. 1895 starb sein Bruder Andreas, der ebenso wie sein Vater Arzt war. Die-
ser gab sein Amt als norwegi- scher Militärarzt auf und wur- de Armenarzt, der seine Kin- der in übertriebener Fröm- migkeit erzog. Seine jüngere Schwester Laura entwickelte eine religiöse Übersteige- rung, die schließlich in einer
„Geisteskrankheit“ mündete.
So wurde Munchs Blick früh- zeitig für die Nachtseiten des Lebens geschärft. Später plagten ihn Verfolgungs- ideen, litt er an Agoraphobie und Autismus. Seine frühen Werke, etwa „Tote Mutter und Kind“, „Tod im Kranken- zimmer“, „Am Sterbebett“,
„Melancholie“, Verzweiflung“
sind Ausdruck des Erlebten, Erlittenen. Sein wohl be- rühmtestes Werk „Der Schrei“
ist ein autobiografisches Do- kument, Zeugnis seiner chro- nischen Lebensangst.
Während seiner ersten Le- benshälfte führte ihn ein un- stetes Leben immer wieder nach Frankreich und Deutsch- land. Anfangs verkannt, ge- schmäht und abgelehnt, etwa in Berlin, wo 1892 bereits nach sieben Tagen seine 55 Bilder umfassende Ausstel- lung wieder geschlossen wur- de, wies man ihm 1912 auf der Sonderbund-Ausstellung in Köln neben Picasso als ein- zigem neben ihm noch leben- den Künstler einen eigenen Saal zu. Gleichwohl diffa- mierten später die National- sozialisten seine Werke als
„entartete Kunst“. Der Lü- becker Augenarzt und Kunst-
sammler Dr. Max Linde, sein erster großer Mäzen, erkann- te in ihm den „Maler der Zu- kunft“.
Neuer Stil und neue Sujets Munchs Konsum von Hypno- tika, Alkohol und Anregungs- mitteln stieg, bis er 1908 in Kopenhagen einen schweren
„Nervenzusammenbruch“ er- litt. Nach einem halbjährigen Sanatoriumsaufenthalt war die große Krise überwunden.
Schließlich ließ er sich in sei- ner Heimat auf Gut Ekely na- he Oslo nieder. Sein künstleri- sches Schaffen war fortan nicht mehr so beklemmend.
Er entwickelte einen neuen Stil und erschloss neue Sujets.
Seine Malerei wurde groß- flächiger, heller, von lockerer Pinselführung und gesteiger- ter Farbigkeit. Die Kunsthalle
in Emden widmet sich dem schaffensreichen Lebensab- schnitt nach Munchs Rück- kehr aus Frankreich und Deutschland und präsentiert 63 Ölgemälde aus Norwegen, hochkarätige Leihgaben des Munch-Museums in Oslo. Sie zeigen die andere, vielen un- bekannte Seite des „Malers der Einsamkeit“, der nun Landschaften, Menschen im Einklang mit der Natur, pflü- gende Pferde und Porträts auf der Leinwand festhielt. Er nahm aber auch seine trauma- bezogenen Bildthemen immer wieder auf. Munch stellte fest:
„Wie viel verdanke ich doch in meiner Kunst dem Leiden . . . Ohne Lebensangst und Krankheit wäre ich ein Schiff ohne Ruder gewesen.“ Der Vorsitzende des Vorstandes der „Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo“, Dr. med. Folkert Hinrichs, und seine norwegi- sche Ehefrau, die Zahnärztin Dr. med. dent. Anne Hinrichs, haben sich neben den wissen- schaftlichen Mitarbeitern in besonderer Weise am Zustan- dekommen dieser außerge- wöhnlichen Ausstellung enga- giert.Dr. med. Stephanie Krannich V A R I A
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A2700 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 401. Oktober 2004
Edvard Munch
Bilder aus Norwegen
Die Kunsthalle Emden präsentiert 63 hochkarätige Ölgemälde des Osloer Munch-Museums.
Die Ausstellung „Edvard Munch – Bilder aus Norwegen“ ist vom 2. Oktober 2004 bis zum 16. Januar 2005 in der Kunsthalle in Emden, Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo, Hinter dem Rahmen 13, 26721 Emden zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags 10 bis 20 Uhr, mittwochs bis frei- tags 10 bis 17 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen 11 bis 17 Uhr, mon- tags sowie am 24., 25. und 31. Dezember geschlossen. Weitere Informationen:
Tel.: 0 49 21/97 50 50, Internet: www.kunsthalle-emden.de. Der Katalog (Preis:
24,50 Euro) zeigt alle ausgestellten Werke in großformatigen Farbabbildungen.
Die Mädchen auf der Brücke, ca. 1927, Öl auf Leinwand, 100 × 90 cm, Munch Museum, Oslo
Frau mit Mohnblumen, 1918–1919, Öl auf Leinwand, 100 × 75 cm, Munch Museum, Oslo
Fotos:VG Bild-Kunst,Bonn
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