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Munch, Edvard

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261 Munch

Munch, Edvard, norwegischer Maler, Grafiker, Bild­

hauer, * 12. 12. 1863 Engelhaug b. Löten, t 23. 1. 1944 Oslo. 1864 Umzug nach Kristiania, dort Tod der Mutter im Dez. 1868. Div. Umzüge in der Kindheit und Jugend.

Tod der Schwester Sophie im Nov. 1877. 1879 Beginn ei­

nes Ingenieur-Stud. an der Technischen Schule. M. ent­

schließt sich 1880 Künstler zu werden, in diesem Jahr ent­

steht das Öl-Gem. Gamle Aker-Kirche (Standort unbek.).

1881 entstehen Interieurs und Stillleben im Wohnzimmer seiner Großtanten. Zus. mit Gustav Laerum und Jörgen Sö­

rensen fertigt er Skizzen der Stadt und ihrer Umgebung an.

1881 Zulassung zur kgl. Zeichenschule in Kristiania bei Julius Middelthun. Im Dez. 1881 mietet M. zus. mit ei­

ner Gruppe junger Künstler ein Atelier am Stortingplass 7 („Pultosten“). Der Maler Christian Krohg unterrichtet die Künstler unentgeltlich. Febr. 1882 erstes Selbstporträt in Dreiviertelansicht (Oslo, M.-Mus.). N. nimmt 1883 mit einer Kopfstudie an der Norske Industri- og Kunstudstil- ling an seiner ersten Ausst. teil. M.s erstes wichtiges Öl­

bild Früh Morgens (Priv.-Slg) wird noch im selben Jahr auf der Herbst-Ausst. Kristiania gezeigt. Im Herbst 1884 hält sich M. zus. mit Kalle Löchen und Sörensen in Mo- dum auf. Dort entsteht Morgen (Bergen, KM), das Porträt des Dienstmädchens der Pension, in der sich die Freun­

de einquartiert haben. Im April 1885 reist M. über Ant­

werpen nach Paris. Er besucht den Louvre, den Salon, das Mus. du Luxembourg und die Gal. von Georges Petit und Durand-Ruel. Auf der Expos. Universelle in Antwerpen stellt er das Gern. Inger in Schwarz (Oslo, NG) aus. Schon zu dieser Zeit wird M. von einer Reihe von Künstlern un­

terstützt, die seine außerordentliche Begabung erkennen.

Den Sommer 1885 verbringt er mit der Farn, in Borre b.

Horten (Norwegen). Dort beginnt M. eine Liebesaffäre mit der verh. Milly Thaulow. Diese Beziehung ist Ausgangs­

punkt vieler Bilder wie Abend auf Sankt Johans Gate (Ber­

gen, NM), Anziehung oder Melancholie (fünf Gern., u.a.

Bergen, KM). Im Herbst 1885 zieht die Farn, erneut in Kristiania, an den Schous Plass 1, um. Dort malt er Das kranke Kind (erste Fassung 1885/86 Oslo, NG), das den Tod seiner Schwester verarbeitet, sowie die ursprünglichen Fassungen von Pubertät und Der Tag danach, die später bei einem Schiffsunglück verbrennen. Wahrscheinlich im Frühjahr 1886 lemt er auf einem Faschingsball den Schrift­

steller und Philosophen Hans Jaeger kennen. Jaeger führt ihn in die avantgardistische „Kristiania-Boheme“ ein. Im Juni 1889 erhält M. das mit 1500 Kronen dotierte Staats- Stip. für Künstler. Anfang Okt. 1889 reist er nach Paris und studiert in der KSch von Leon Bonnat. Er lebt zus.

mit Valentin Kielland, einem realistischen Bildhauer, und mit dem Maler und Schauspieler Karl Löchen. 1889 stirbt sein Vater in Kristiania. A. 1890 zieht er zus. mit dem dän.

Dichter Emanuel Goldstein wegen einer in Paris grassie­

renden Grippewelle nach St. Cloud. Der Tod des Vaters wirft ihn in eine existenzielle Krise, die er in seinen Tage­

büchern und v.a. in dem symbolistischen Gern. Nacht in Saint Cloud (1890, Oslo, NG) festhält. Im Nov. 1890 liegt er zwei Monate mit einem rheumatischen Fieber im Kran­

kenhaus in Le Havre. Im Jan. 1891 verlässt er Le Havre und reist mit einem zweiten Frankreich-Stip. über Paris nach Nizza. Er bewirbt sich ein drittes Mal um das Stip., das er wegen seiner Krankheit in reduzierter Höhe von 1000 Kro­

nen erhält. Im Nov. 1891 reist er mit dem Künstler Christi­

an Skredsvig über Kopenhagen, Hamburg, Frankfurt, Ba­

sel, Mailand und Genua nach Nizza. Er besucht das Casi­

no in Monte Carlo und fertigt dort Beschreibungen, Skiz­

zen und später vier Öl-Gem. an. Im Febr. 1892 wird sei­

ne Schwester Laura mit einer akuten Schizophrenie in eine Anstalt eingeliefert. 1892 zeigt er in in den Räumen des Ju­

weliers Tostrup, Kristiania, insgesamt 110 Werke, darunter 50 Gern., 10 Studien und div. Zchngn aus den drei Jahren seines Stipendiums. Aufgrund dieser Ausst. erhält er auf Empfehlung des norwegischen Malers Adelsteen Norman eine Einladung für eine Ausst. im Ver. Berliner Künstler.

Unmittelbar nach E. der Ausst. in Kristiania reist M. mit sämtlichen Werken nach Berlin. Die Berliner Ausst. gerät zum Skandal, da M.s Malweise und seine Themen als Pro­

vokation empfunden werden. Die Schau schließt nach sie­

ben Tagen vorzeitig, führt letztlich zur Gründung der Ber­

liner Secession. Gleichzeitig übt das Werk eine immense Wirkung auf die jungen Künstler aus. M. wird zum Medi­

enstar. Die Ausst. geht danach als Tournee nach Düssel­

dorf, Köln, Breslau, Kopenhagen und München. Nach de­

ren E. mietet M. eig. Räume in der besten Lage Berlins im Equitable-Gebäude an, wo er die Gern, und Zchngn aus­

stellt und 1800 Mark Eintrittsgelder einnimmt. Die Bil­

der und Räume lässt er von dem Fotografen Max Mar­

schalk aufnehmen (L. Jacobsen, in: Ydstie/Guleng, 2008, 199-205). Spätestens im Nov. 1892 lernt er den schwed.

Dichter August Strindberg kennen, der sich zu dieser Zeit

Originalveröffentlichung in: Allgemeines Künstlerlexikon : die Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 91,

Berlin/Boston 2016, S. 261-264

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in Berlin aufhält und von dem ein Bildnis entsteht (Stock­

holm, MMA). M. wird Teil einer Boheme-Gemeinschaft von Literaten und Künstlern, die sich in einem Lokal trifft, dem Strindberg den Namen ’Zum schwarzen Ferkel’ ge­

geben hat, einem wichtigen intellektueller Schmelztiegel der damals zeitgen., geistes- und naturwissenschaftlichen Theoriebildungen. Er bleibt bis 1896 in Berlin und lernt dort eine R. von Sammlern kennen wie Harry Graf Kess­

ler, Arthur von Franquet oder Eberhard von Bodenhau­

sen. In diesen Jahren entsteht eine Reihe seiner wichtigsten Bilder wie Selbstporträt mit brennender Zigarette (1895, Oslo, NG), Am Tag danach (1894, Oslo, NG), Pubertät (1894-95, ebd.) oder Der Schrei (1893, ebd.). Im Winter 1892/93 hatte M. in einem Schreiben an Johan Rohde an­

gedeutet, dass er an Studien zu einer Bilder-Ser. über das Thema Liebe und Tod sitze und dass diese Bilder, wenn sie zusammen präsentiert werden, leichter verstanden werden.

Die ersten schriftlichen Ideen für eine serielle Anordnung seiner Gern, stammen vom Juni 1893. Zu Beginn betitelt er diese R. von zusammengehörenden Bildern als Studien oder als Serie. 1902 taucht zum ersten Mal dafür der Be­

griff Fries auf. Der Begriff Lebensfries, den er abschlie­

ßend für diese Ser. von Bildern von Geburt, Liebe und Tod verwendet, findet jedoch erst sehr viel später, näm­

lich in einer Tagebuchnotiz seines Vetters Ludvig Ravens­

berg vom 28. 4. 1916, seine erste Erwähnung. Der Begriff wird zum ersten Mal im Okt. 1918 in einem Kat.-Text zur Ausst. in der Kunsthandlung Blomqvist verwendet. In Ber­

lin beginnt M. 1894 mit Druckgrafik zu experimentieren, zunächst mit der Rad. und ein wenig später, E. 1894/A.

1895, auch mit der Lithografie. Er arbeitet von A. an mit Berliner Druckern wie Ludwig Angerer, Carl Sabo oder Otto Felsing zusammen. Die Lith. wurden bei Alexander Liebmann und M. W. Lassally gedruckt. 1895 erscheint eine Grafikmappe mit 8 Rad. und einem Text von Julius Meier-Graefe, deren Verkauf jedoch nur schleppend vor­

angeht. Im Dez. 1895 stirbt sein frisch verh. Bruder Peter Andreas mit 30 Jahren an einer Lungenentzündung. Die Behauptung, dass M.s Themen wie Tod, Krankheit, Angst oder Todesfurcht aus der traumatischen Erfahrung des frü­

hen Todes der Mutter, der Schwester Sophie und später der Schwester Laura und des Bruders Andreas entstanden sei­

en, ist eines der zahlr. Klischees der älteren M.-Literatur.

Man muss heute vielmehr davon ausgehen, dass es sich um wesentlich komplexere, lit. vorbereitete, Konstruktionen handelt. M. hat selbst mehrmals gesagt, dass es nicht um das Malen seiner eigenen Biogr. gehe, sondern darum, dass and. Menschen durch seine Bilder ihr Leben möglicher­

weise besser verstehen könnten. Er war also von A. an auf eine möglichst große Universalität seiner Gern, aus, was wiederum das große interkulturelle Interesse z.B. in Japan für M. erklären würde. Am 26. 2. 1896 reist M. von Ber­

lin nach Paris. Meier-Graefe hat sich bereits E. Nov. 1895 dort niedergelassen. M. hofft, auch in Frankreich Karrie­

re machen zu können und neue Ausst.-Möglichkeiten und Sammler zu finden. Im Mai 1896 zeigt er in der Gal. L'Art Nouveau von Siegfried Bing 12 Gern., 6 Zchngn und 42 graf. Werke. Letztendlich schafft eres in Frankreich jedoch

nicht, wie in Deutschland, einen künstlerischen Durch­

bruch zu erzielen. Aber er beginnt im Herbst 1896 in Paris mit Holzschnitten zu experimentieren, die er später auch zu einer einzigartigen Technik von laubgesägten Farbholz­

schnitten ausbaut. Im Mai 1897 endet der Paris-Aufenthalt.

Er geht nach Norwegen zurück und bringt eine kleine Druckerpresse und offenbar alle seine Druckstöcke mit.

In Kristiania teilt er sich mit Alfred Hauge, einem nahen Freund von Hans Jteger, ein Atelier. Im März 1898 ist M.

wieder in Berlin und reist anschl. nach Paris weiter. Am 10. 8. 1898 lernt er Tulla Larsen, die Tochter eines Wein­

händlers aus Kristiania kennen, und er kauft am 25. 8.1898 für 900 Kronen ein kleines Fischerhaus in Äsgärdstrand.

A. April 1899 unternimmt er eine Italienreise mit Tulla nach Florenz, wo er jedoch erkrankt und es Differenzen mit Tulla gibt, die nach Paris zurückreist. M. reist alleine nach Rom weiter. Mitte Nov. 1899 begibt er sich wegen schwerer Alkoholprobleme freiwillig in das Sanatorium Kornhaug, im Gudbrandstal, Norwegen. Er malt dort das wichtige Gern. Golgatha (1900, Oslo, M.-Mus), in dem er als gekreuzigter Christus von seinen Künstlerfreunden verhöhnt wird. Auch das Schlüsselwerk Der Tanz des Le­

bens (1899/1900, Oslo, NG), das seine Liebesbeziehungen zu Tulla Larsen und Milly Thaulow symbolisiert, entsteht in diesem Jahr. Am 23. 8. 1902 verübt Tulla Larsen ei­

nen Selbstmordversuch in Royken. In den Tagen darauf eskaliert die Lage im Fischerhaus in Äsgärdstrand. Am 12. 9. 1902 fällt ein Schuss aus einem Revolver, der M.

am linken Mittelfinger verletzt. Er begibt sich in das Kran­

kenhaus nach Kristiania, wo der zerschossene Mittelfinger amputiert wird. Dieser Zwischenfall ist Anlass für eine zu­

nehmende feindselige und paranoide Haltung gegenüber seinen Künstlerkollegen Christian Krogh, Sigurd Bptker und Gunnar Heiberg, die er einer Verschwörung bezich­

tigt. Den Zwischenfall mit der Schussverletzung verarbei­

tet M. in den Gern. Operation (1902/03, Oslo, M.-Mus.) und Tod des Marat (1907, ebd.). In den Folgejahren ist M.

weitestgehend in Deutschland, Frankreich und Norwegen auf Reisen. Den Sommer verbringt er meist in seiner Fi­

scherhütte in Äsgärdstrand. Er lernt seine ersten Sammler wie Max Linde, Lübeck, Gustav Schiefler, Hamburg, Her­

bert Esche, Chemnitz, und Ernst Thiel, Stockholm, ken­

nen. Im Frühjahr 1903 verliebt er sich in die engl. Geige­

rin Eva Mudocci in Paris. Drei wunderbare Lith. entste­

hen: Geigenkonzert, Die Brosche und Salome, alle 1903.

Es mehren sich nun die Porträtaufträge. M. wird ein ge­

fragter Porträtmaler. Er porträtiert u.a. den schwed. Ban­

kier Ernest Thiel, Harry Graf Kessler, Elisabeth Förster- Nietzsche und Walther Rathenau. In den Jahren 1905 und 1906 hält er sich in Thüringen, bei Weimar, Bad Elgers­

burg und Bad Kosen, auf. Auf der and. Seite nehmen sei­

ne Alkoholprobleme immer weiter zu, wie aus verseh. Be­

richten seiner Freunde hervorgeht. 1907 und 1908 lebt M.

in Warnemünde in einem Fischerhaus am Alten Strom 53.

Dort entstehen zahlr. Gern, von Badenden und Kindern. Es besuchen ihn Schiefler und Eberhard Grisebach. M. flüch­

tet nach Kopenhagen. Nach einem viertägigen Trinkgelage in Kopenhagen mit dem Dichter Sigurd Mathiesen bricht

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M. zus. und wird von seinem Freund Emanuel Goldstein mit der Diagnose akute Psychose in eine Privatklinik ein­

geliefert. Vom 3. 10. 1908 bis zum 30.4.1909 absolviert er einen siebenmonatigen Sanatoriumsaufenthalt in Kopen­

hagen in der Klinik von Dr. Daniel Jacobsen. Dort porträ­

tiert er den Arzt und die Krankenschwestern. Er arbeitet mit Fotogr. und Selbstauslöser. Nachdem er seine Alko­

holkrankheit überwunden hat, kehrt er in Begleitung sei­

nes Vetters Ravensberg nach Norwegen zurück. Die Wan­

derjahre, eine hektische Zeit unruhigen Reiselebens, die von zunehmender Nervosität, Verfolgungswahn und Ein­

samkeit geprägt waren, sind zu Ende. Er lässt sich weitab von Kristiania an der Westküste des Oslofjordes in Kra- gerp nieder und beginnt dort gleich für die Dekorationen der Aula der Univ. Kristiania zu arbeiten, einem Wettbe­

werb, der sich über viele Jahre hinweg zieht und erst im Sept. 1916 erfolgreich vollendet wird. M. fühlt sich mitt­

lerweile wieder etwas sicherer in Norwegen. Seine „Fein­

de“ in Kristiania sind weit weg, und er gewinnt die Über­

zeugung, dass er sein Leben im Griff hat. Im Nov. 1910 zieht er deshalb ein Stück näher an Kristiania heran. Er kauft ein wunderschön gelegenes Grundstück mit einem großen Wohnhaus, einer eig. Bucht, das Anwesen Nedre Ramme bei Hvitsten. Kurze Zeit später mietet er zusätz­

lich noch das große Gutshaus Grimsrpd mit über 24 Zim­

mern auf der Insel Jelpya b. Moss als Atelier an. Dort emp­

fängt er viele dt. Sammler wie Curt Glaser, Hugo Perls oder Carl Steinbart, die sich von ihm porträtieren lassen.

Bald wird ihm jedoch der Rummel um seine Bekanntheit zu viel. 1912 erhält er eine Einladung für die Teiln. an der Sonderbund-Ausst. in Köln, die eine wichtige Übersichts­

schau der Vorläufer und Klassiker der Mod. wurde. Er be­

kommt einen eig. Saal zugewiesen, in dem er 32 Gern, zei­

gen kann, die von dem damaligen Dir. der NG Oslo, Jens Thiis, gehängt werden. Mit dem Beginn des 1. WK rei­

ßen die Kontakte nach Deutschland ab. 1916 kauft M. die ehern. Gärtnerei Ekely am nordwestlichen Stadtrand von Kristiania, wo er bis zu seinem Lebensende bleibt. Ähn­

lich wie in Äsgärdstrand und Warnemünde entstehen seine Gern, wieder in der unmittelbaren Umgebung seines neu­

en Anwesens. Sie besitzen dennoch oft symbolische Be­

deutung, indem sie das Geschlechterverhältnis, das Leben und den Tod symbolisieren, wie Der Schnitter von 1916 (Oslo, M.-Mus.) oder Sternennacht II von 1922/24 (ebd.).

A. 1921 erhält er zum dritten Mal die Gelegenheit, einen Gem.-Fries für ein bestimmtes Gebäude zu gestalten und zwar für den Speisesaal der Frauen der Schokoladenfabrik Freia in Kristiania. Die Arbeiten befinden sich heute noch in der 1934 umgestalteten Kantine. Der Freia-Fries ist ne­

ben den Auladekorationen der zweite Zyklus von M., der sich heute noch am selben Ort befindet. Die wichtigsten Fragmente seiner Texte und Mss. stellt M. zu einem Pro­

jekt mit dem Titel Der Baurn der Erkenntnis im Guten und im Bösen zusammen. Zchngn, Drucke und farbige Schrift­

seiten wechseln sich ab. Ab 1928 lässt sich eine bemer­

kenswerte Weiterentwicklung seines Werkes beobachten.

Die malerische Produktivität lässt zwar nach, aber die The­

men der letzten beiden Lebensjahrzehnte sind in erster Li­

nie Selbstporträts, Porträts befreundeter Personen, die Ar­

beit mit jungen Modellen, das Thema des alternden Künst­

lers sowie Lsch.-Gem. in der Umgebung. Das Selbstbild­

nis Der Nachtwandler von 1923/24 (Oslo, M.-Mus.) mar­

kiert den Beginn dieser Altersporträts. Es entstehen hoch­

interessante Selbstporträts wie das Selbstbildnis nach der spanischen Grippe (1919, Oslo, M.-Mus.) oder das wich­

tige, letzte Selbstbildnis zw. Uhr und Bett (1940—42, ebd.).

1937 werden in Deutschland über 82 Gern, und eine noch viel größere Anzahl von graf. Werken von dem Präs, der Reichskammer Adolf Ziegler beschlagnahmt und aus den dt. Mus. entfernt. Ein T! davon wird 1938 wieder von dem Kunsthändler Harald Holst Halvorsen zurückgekauft und 1939 in Oslo versteigert. Am 9. 4. 1940 marschiert die dt.

Wehrmacht in Norwegen ein. M. hat Angst, dass nun auch in Norwegen seine Werke als entartet eingestuft und be­

schlagnahmt werden könnten. Er sieht sein gesamtes Le­

benswerk gefährdet. Zehn Tage nach dem Einmarsch der Deutschen in Norwegen verfasst er ein Test., in dem er al­

le seine Werke der Stadt Oslo vermacht. Seine Schwester Inger bekommt 100000 Kronen, seine Nichte Andrea El­

lingsen 40000 Kronen, und für bedürftige Künstler hinter­

lässt er 30000 Kronen. Die Nationalsozialisten fordern M.

auf, Ekeley innerhalb von 14 Tagen zu verlassen. M. wei­

gert sich, und er wird nicht von der Gestapo verhaftet. Sein Besitz Nedre Ramme in Hvitsten wird jedoch 1942 unter militärischem Vorwand von den Nazis beschlagnahmt. Im Jan. 1944 ist er gesundheitlich schwach auf den Beinen, dennoch arbeitet er künstlerisch weiter. Am Sonntag, dem 23. 1. 1944, kann er nicht aufstehen. Sein Freund, Samm­

ler und Hausarzt Kristian Emil Schreiner findet ihn im Bett liegend. Am Abend desselben Tages scheidet er aus dem Leben. M. hatte stets Angst, frühzeitig sterben zu müssen wie seine Mutter, seine Schwestern oder sein Bruder oder ebenfalls in der psychiatrischen Klinik zu landen. Nun ist er doch stolze 81 Jahre alt geworden, der hypochondrische Junggeselle, wie ihn Gustav Schiefler einmal genannt hat­

te. - Von seiner zeitlichen Stellung in der Kunstgesch. her gesehen, ist M. in der ersten H. seines Lebens im 19. Jh.

verankert, aber in der zweiten Hälfte ist er ein Künstler des 20. Jh. Er ist zus. mit Vincent van Gogh, Paul Gauguin und Paul Cezanne einer der wichtigsten Vorbereiter und Pionie­

re der Moderne. Dies zeigt sich u.a. an dem großen Inter­

esse, das die Brücke-Künstler wie Emst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel an seiner Kunst hatten. Heckel und M. begegnen sich am 18. 9. 1907 im Hause von Schiefler in Hamburg persönlich. Es gibt Auf­

zeichnungen in den Tagebüchern Schieflers über diese Be­

gegnung (M./Schiefler: Briefwechsel. Bd. 1, 256). Ande­

rerseits hat M. jede Teiln. an einer Künstlergruppe abge­

lehnt. Er wurde mehrmals aufgefordert, der Brücke beizu­

treten, was er jedoch nicht getan hat. Auch für Künstler wie Georg Baselitz, Andy Warhol, Günter Förg oder Tra- cey Emin war M. von großer Bedeutung, m Bergen, KM. Berlin, Neue NG. - SM. Boston, MFA. Oslo, M.- Mus. - Astrup Fearnley MMK. - NG. Stockholm, Thiels- kagall. El Livs-Frisen avE. M. [Oslo 1919]; E. H. Bang (Ed.): E. M. og J. Nilsen. Efterlatte Brev og Kritikker, Os­

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lo 1946; M., I.: E. M.s brev. Familien, Oslo 1949; J. H.

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1901 Hollamdergärden (K); 1897, 1900, ’03, ’04, ’IO, ’ll Dioramalokalet (K) / Berlin: 1892 Ver. Berliner Künst­

ler (K); 1892/93 Equitable-Pal. (K); 1893 Unter den Lin­

den 19 (K); 1903, ’07 P. Cassirer; 1927 NG (Retr., K) / 1896 Paris, Salon de l’Art Nouveau (K) / 1903 Leipzig, P. H. Beyer & Sohn / 1905 Prag, Umelcü „Manes“ V Praze (K) / 1905 Bremen, KH / 1909 Helsinki, Atene- um / 1909 Bergen, Bergens Kunstforeningen / 1922 Zü­

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