M E D I Z I N
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A3276 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 47⏐⏐25. November 2005
Die Ursache chronisch entzündlicher Darmerkrankungen ist nach wie vor unklar; diskutiert wird eine fehlerhafte Immun- reaktion gegenüber der eigenen Darmflora.
Helminthen können eine überschießende Immunreaktion im Darm unterdrücken; im Tierversuch ließ sich eine Ab- schwächung der Entzündungsreaktionen bei einer experi- mentellen Colitis durch Zufuhr von Helmintheneiern nach- weisen.
Die Autoren berichten über eine randomisierte doppel- blinde, placebokontrollierte Studie, an der 54 Patienten mit florider Colitis ulcerosa teilnahmen. Die Patienten erhielten 2 500 Eier von Trichuris suis, dem apathogenen Schweine- peitschenwurm, in zweiwöchigem Intervall über zwölf Wo- chen. 13 der 30 Patienten (43,3 Prozent) zeigten eine Besse- rung der Symptomatik im Vergleich zu der Placebogruppe, in der nur 4 von 24 Patienten (16,7 Prozent) eine Besserung auf- wiesen. Unerwünschte Wirkungen wurden in der Gruppe, die die Helmintheneier erhalten hat, nicht beobachtet. w Summers RW, Elliot DE, Urban JF et al.: Trichuris suis therapy for active ulcerative colitis:
a randomized controlled trial. Gastroenterology 2005; 128: 825–32.
Dr. R. W. Summers, James A. Clifton Center for Digestive Diseases, Department of Internal Medicine, University of Iowa Carver College of Medicine, 200 Hawkins Drive, Iowa City, Iowa 52242, USA, E-Mail: Robert-summers@uiowa.edu
Die häufigste Ursache einer chronischen Pankreatitis bei Männern ist Alkoholmissbrauch, dabei wirkt sich zusätzlicher Nikotinkonsum negativ aus.
Die Autoren führten eine retrospektive Analyse bei 934 Patienten mit chronischer Alkohol-Pankreatitis durch, um Risikofaktoren zu ermitteln, die ein Fortschreiten des Krank- heitsbildes negativ beeinflussen könnten. Bei Rauchern wur- de die Diagnose einer Alkohol-Pankreatitis durchschnittlich 4,7 Jahre früher gestellt als bei Nichtrauchern (p = 0,001). Ni- kotinkonsum führte darüber hinaus zu einer signifikanten Beschleunigung von Kalzifikationen der Bauchspeicheldrüse im Vergleich zu Nichtrauchen. Auch das Risiko, einen Insu- linmangel-Diabetes zu entwickeln, lag bei Rauchern um den Faktor 2 höher als bei Nichtrauchern.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Nikotinkon- sum den chronischen Verlauf einer Alkohol-induzierten Pankreatitis negativ beeinflusst, sodass es früher zu Verkal- kungen und einem Diabetes mellitus kommt als bei Nichtrau- chern, die die gleiche Menge Alkohol konsumieren. w Maisonneuve P, Lowenfels AB, Müllhaupt B et al.: Cigarette smoking accelerates pro- gression of alcoholic chronic pancreatitis. Gut 2005; 54: 510–4.
Dr. P. Maisonneuve, Epidemiology Unit, European Institute of Oncology, Via Ripamonti 435, 20141 Mailand, Italien, E-Mail: patrick.maisonneuve@ieo.it
Trichuris-suis-Behandlung der Colitis ulcerosa
Rauchen begünstigt chronische Alkohol-Pankreatitis
Nach einem langen Bereitschaftsdienst passieren genauso viele Fehler wie in an- getrunkenem Zustand. Die Konzentrati- onsfähigkeit nach einem Arbeitspensum mit nur 3 h Schlaf entsprach in einer Un- tersuchung derjenigen von Probanden, die ausgeschlafen waren, dafür aber ei- nen Alkoholgehalt von etwa 4 bis 5 Pro- mille aufwiesen.
Dies geht aus einer Studie mit 34 durchschnittlich 28,7 Jahre alten Ärzten hervor, die an der University of Michigan in Ann Arbor untersucht wurden. Hier- bei testeten Todd Arnedt und Mitarbei- ter alle Probanden am Ende eines Bereit- schaftsdienstes mit nächtlicher Rufbe- reitschaft auf einer pädiatrischen Intensiv- station oder nach Dienst auf einer Stati- on nach einem wöchentlichen Pensum von 80 bis 90 h. Zum Vergleich absolvier- ten die Studienteilnehmer die gleichen Tests nach einer viertägigen Schicht, in der sie durchschnittlich 44 h Dienst hat-
ten. In den 24 h vor der Untersuchung schliefen die Testpersonen durchschnitt- lich 3 h nach dem Bereitschaftsdienst und 6 h 37 min nach dem regulären Dienst.
Das Leistungsvermögen wurde mit zwei Aufmerksamkeitstests und einer Autofahrprüfung am Computer erfasst.
Nachdem die Probanden die Aufgaben ausgeführt hatten, tranken sie nach der 44-h-Woche soviel von einem alkoholi- schen Mixgetränk, bis ein Alkoholspie- gel von 0,4 und 0,5 Promille erreicht wur- de. Nach dem anstrengenden Bereit- schaftsdienst nahmen die Teilnehmer das gleiche Getränk, aber ohne Alkohol, zu sich. Im Vergleich zur 44-h-Woche hatten die Studienteilnehmer nach star- ker Arbeitsbelastung und Schlafentzug eine um sieben Prozent verlangsamte Reaktionszeit, Bedienungsfehler waren 40 Prozent häufiger, und im Fahrtest kam es zu 27 Prozent mehr Spurabwei- chungen sowie 71 Prozent häufiger zu
Abweichungen von der vorgegebenen Geschwindigkeit. Nach der Alkoholgabe schnitten die Probanden beim Halten der Geschwindigkeit immer noch um 29 Pro- zent besser ab als die 80-h-Gruppe nach Einnahme des Placebos, wohingegen das Reaktionsvermögen und die Fehlerhäu- figkeit in beiden Gruppen gleich waren.
Arnedt und Mitarbeiter stellten fest, dass die Selbsteinschätzung hinsichtlich des Abschneidens bei den Tests einge- schränkt war und in Abhängigkeit von der zu lösenden Aufgabe variierte.
Nach Ansicht der Autoren sollte den Ärzten die nach dem Schlafentzug ab- nehmende Schnelligkeit und Konzentra- tionsfähigkeit vermittelt und die Dienst- pläne auch hinsichtlich ausreichender Erholungsphasen gestaltet werden. me Arnedt JT, Owens J, Crouch M, Stahl J, Carskadon MA: Neu- robehavoiral performance of residents after heavy night call vs after alcohol ingestion. JAMA 2005; 294: 1025–33.
J.Todd Arnedt, Sleep and Chronophysiology Laboratory, De- partment of Psychiatry, University of Michigan, 2101 Com- monwealth Boulevard Suite D, Ann Arbor, MI 48105, USA, E-Mail: tarnedt@med.umich.edu
Hohe Fehlerquote nach langem Bereitschaftsdienst
Referiert