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Archiv "Krankenhausmanagement: Kleine Schritte bewegen viel" (27.07.2007)

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A2108 Deutsches ÄrzteblattJg. 104Heft 3027. Juli 2007

T H E M E N D E R Z E I T

B

evor ich nach Deutschland kam, wusste ich wie man Pa- tienten behandelt – aber jetzt kann ich auch ein Krankenhaus führen“, sagt Abraham Joseph Galuwapa- nanji. Der 40-jährige Arzt aus Ma- lawi ist mit 24 weiteren Gesund- heitsexperten aus Kamerun, Kenia, Ruanda und Tansania seit knapp

einem Jahr in Deutschland. Hier nimmt er an dem von der Organisati- on InWEnt – Internationale Weiter- bildung und Entwicklung e.V. ange- botenen Trainingsprogramm „Kran- kenhausmanagement“ teil. Ziel die- ser Zusatzqualifikation ist es, die ge- sundheitliche Versorgung in Afrika zu verbessern. „Hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit, schlechte Müttergesundheit, HIV/Aids und Malaria bilden häufig die Rahmen- bedingungen in Afrika“, erklärt Jo- hannes Kleinschmidt, Projektleiter des InWEnt-Kurses. Es fehle vor al- lem an qualifiziertem Personal und

Geld, um Verbandsmaterial und die notwendige Technik zu besorgen.

Zudem seien viele Krankenhäuser marode. Besonders die öffentlichen Krankenhäuser spielten aber in den Entwicklungsländern eine entschei- dende Rolle im staatlichen Gesund- heitssystem. Hier würde ein Groß- teil des Gesundheitsbudgets der

Länder eingesetzt werden. Trotz- dem seien die Qualität und die Ver- fügbarkeit ihrer Leistungen sehr eingeschränkt. Die Teilnehmer des Trainingsprogramms sollen daher in Zukunft moderne Managementtech- niken in ihren Krankenhäusern ein- setzen können, um eine bessere Kos- tenkontrolle zu ermöglichen.

Verschiedene Stationen Die Kursteilnehmer haben zunächst Sprachkurse in Nairobi und Saar- brücken besucht – hier wurden Vo- kabeln wie „Fallpauschale“ und

„Krankenkasse“ gelernt –, danach

ging es an die Fachhochschule in Neu-Ulm. In diesem Ausbildungs- block wurden Fächer wie Gesund- heitsökonomie, Personalmanagement, Controlling und Buchhaltung un- terrichtet. Das theoretisch Erlernte wurde anschließend in einem drei- monatigen Praktikum an deutschen Krankenhäusern angewandt.

Galuwapananji macht sein Prakti- kum an den Berufsgenossenschaftli- chen (BG) Unfallkliniken in Tü- bingen. Drei Monate lang hat er verschiedene Stationen, wie Ambu- lanz, Verwaltung, Röntgenaufnah- me und Labor, durchlaufen. Es sei schon eine Umstellung gewesen, in einem deutschen Krankenhaus zu arbeiten. Die deutschen Kollegen hätten ihn aber herzlich aufgenom- men und seine Fragen gerne beant- wortet, auch wenn er erst einmal häufig „Keine Zeit!“ als Antwort bekam. „In Deutschland ist Zeit Geld“, findet Galuwapananji. In Afrika gehe man zum Arzt, wenn man ein Problem habe. Hier müsse man aber auf einen Termin warten.

Galuwapananji sind während sei- nes Praktikums in Tübingen noch weitere Unterschiede aufgefallen.

Die Dokumentation sei in Malawi nicht ganz so ausgefeilt wie in Deutschland, da es dort quasi kein technisches Equipment wie Com- puter gebe. Vor allem dauere es in Malawi einige Tage, bis Patienten ihre Laborwerte erhielten. In den BG-Unfallkliniken dauere es nur wenige Stunden. Die Auswertung gehe durch das technische Equip- ment einfach viel schneller. „Dies bedeutet auch für die Patienten mehr Komfort“, erklärt Galuwa- pananji. Es sei in Malawi zudem schwer überschaubar, was eigent- lich eine Operation koste und wie lange die Patienten im Kranken- haus blieben. Daher sei es fast un- KRANKENHAUSMANAGEMENT

Kleine Schritte bewegen viel

Die Gesundheitssysteme in den meisten Ländern Afrikas gelten als defizitiär und chronisch unterfinanziert. 25 afrikanische Gesundheitsexperten lernen zurzeit die Grundlagen des Krankenhausmanagements in Deutschland.

Praktikum im Krankenhaus:

Die Ambulanz ist dem Arzt Abraham Galuwapananji aus Malawi gut bekannt.

In Deutschland macht er eine Fort- bildung zum Kran- kenhausmanager.

Fotos:Christian Hass

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Deutsches ÄrzteblattJg. 104Heft 3027. Juli 2007 A2109

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möglich, ein größeres Budget beim Staat zu beantragen. In Kenia bei- spielsweise, weiß die Kursteilneh- merin Irene Muronge zu berichten, entscheide der Arzt, wie lange der Patient im Krankenhaus bleibe. Es gebe keine Richtlinien. Es fehle vor allem an Daten, und das mache die Kostenerfassung zu schwierig.

Eine vollständigere Dokumentati- on ermögliche aber eine bessere Planungsmöglichkeit und damit auch eine bessere Kostenkontrolle, sagt Galuwapananji. „Ein solches Sys- tem zu etablieren braucht aber viel Zeit. In Deutschland ist das System auch langsam gewachsen. Wir dür- fen in Malawi nicht den Fehler ma- chen, direkt ein perfektes System zu erwarten“, erläutert Galuwapa- nanji.

Es geht den Teilnehmern vor al- lem um Kostensenkung und eine bessere Kontrolle der Ausgaben.

Galuwapananji bezweifelt, dass es möglich ist, die Einnahmen an dem staatlichen Krankenhaus, in dem er arbeitet, zu steigern. Es gebe in Ma- lawi nur wenige Menschen, die ei- ne Krankenversicherung haben. Der Staat komme für die Kosten auf, aber das Geld sei knapp, und die Budgets deckten nicht unbedingt al- le Kosten. Der Arzt müsse sich aber die erbrachten Leistungen von den Patienten quittieren lassen. Dies sei ein Vorteil gegenüber Deutschland:

Er schütze vor Missbrauch.

„Kurze Wartezeiten und Kummerkästen“

Das deutsche Gesundheitssystem habe ihn beeindruckt. „In Malawi wissen wir gar nicht, dass man aus Krankenhäusern auch Hotels ma- chen kann.“ Er sei nur etwas ent- täuscht von den Deutschen, die sei- ner Meinung nach ein hervorragen- des Gesundheitssystem hätten und sich dennoch andauernd beschwer- ten. Sobald er wieder in Malawi ist, möchte er die Patienten noch mehr in den Mittelpunkt stellen und mehr über deren Wünsche und Bedürfnis- se erfahren. „Kurze Wartezeiten und ansprechend eingerichtete Warte- zimmer, die keine Langeweile auf- kommen lassen, und Kummerkäs- ten – so etwas brauchen wir auch in Malawi.“

Schon der Vater und Großvater von Galuwapananji haben kranken Menschen geholfen. Sie haben ihm beispielsweise gezeigt, wie mit Kräutern Malaria gelindert werden kann. Er wollte der Gesellschaft et- was zurückgeben und hat sich des- halb dazu entschlossen, Arzt zu wer- den. Seine Ausbildung absolvierte er am „Malawi College of Health Science“ in der Hauptstadt Lilongwe.

Nun wolle er lernen, mit den knap- pen Mitteln in Malawi umzuge- hen. Ihm sei es wichtig, auf die Bedürfnisse der Patienten einzuge- hen, und das Geld so effizient wie möglich einzusetzen. Daher habe er sich auch für die Weiterbildung in Deutschland entschieden. 1986 und 1987 war er bereits in Großbritan- nien, Australien und Kanada. Zwi- schenzeitlich hat Galuwapananji aber

auch seine Kenntnisse in der freien Wirtschaft eingesetzt und Ange- stellte in Firmen über die HIV-/

Aids-Risiken aufgeklärt. Zu dieser Zeit hatte er bereits InWEnt-Semi- nare zum Thema HIV/Aids in Süd- afrika besucht. Inzwischen arbeitet er in dem staatlichen Queen-Eli- zabeth-Krankenhaus in Blantyre, Malawi.

„Zurück in Afrika wird das Pro- gramm für die Teilnehmer der Fort- bildung keinesfalls beendet sein“, erklärt InWEnt-Mitarbeiter Klein- schmidt. Jeder Teilnehmer habe sich ein kleines Projekt überlegt, dass er in seinem Heimatland um- setzen möchte. Auf diesem Weg soll das hier Erlernte im Heimat- land sinnvoll umgesetzt werden.

Die Projekte sind ganz unterschied- lich: Kostenkalkulation, Dokumen- tation, Motivation von Mitarbei- tern. Galuwapananji hat sich vorge- nommen, die Abläufe in seiner Krankenhausabteilung zu optimie- ren. „Ich möchte nicht direkt ein zu großes Projekt wählen. Es geht dar- um, in kleinen Schritten die Prozes- se zu verbessern, um den Patienten besser helfen zu können.“ Er möch- te vor allem Behandlungsrichtli- nien erstellen und diese besser do- kumentieren. Aber das Allerwich- tigste sei zunächst eine fundierte Diagnose. Mit seinem Wissen im Krankenhausmanagement wird Ga- luwapananji ein wichtiger Multipli-

kator sein. n

Sunna Gieseke In den BG-Unfall-

kliniken in Tübin- gen lernt der mala- wische Arzt ver- schiedene Stationen wie beispielsweise das Labor kennen.

Prozesse strukturieren:In seiner Abteilung im Queen- Elisabeth-Krankenhaus in Blantyre, Malawi, will Galuwa- pananji für eine bessere Dokumentation sorgen.

Foto:flickr

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