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in der Meinung, der Sultan sei eingeschlafen, gesprächsweise zu einer andern Person: „Die Selguken sind Leute ohne kräftiges Ehrgefühl

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808 Aquasie Boachi, über die Chinesen auf Java.

den Schatzbcamlen über die Verscbiedenbeit des Geldes und der Münz- sorle Streit gab und er sich's sehr angelegen scyn liess den vollen Be¬

trag herbeizuschaffen, unterblieb an dem dazu anberaumten Tage der Ab¬

scbluss des Geschüftes. Endlich am folgenden Tage , da sicb der Sultan w'ährend der Miltagshitze im Kühlzelle zur Ruhe gelegt halle, sagte ein Gar¬

derobediener (eig. ein VVaschbeckenhaller ')), in der Meinung, der Sultan sei eingeschlafen, gesprächsweise zu einer andern Person: „Die Selguken sind Leute ohne kräftiges Ehrgefühl. Ein Mensch bal alles dieses Leid über den Sultan gebracbl: einmal vermochte er einen Diener seines Vaters [Onar, s. Journ. Asial. 1853, Sept.-Oct. p. 242], nach der Oberberrsehafl zu streben und sicb zu empören, und er selbst beschaffte (ür ibn das zu fürstlicher Repräsen¬

tation Nöthige, den Sonnenschirm ') und das Sultanszelt; dann ging er wiederum nach Gen^e, hetzte seinen Bruder [Muhammed] auf und brachte es dahin, dass die¬

ser einige Zeit Freibeuterei trieb. Jetzt giebt ihm der Sultan das Vezirat, selzt sein Vertrauen auf ihn und lässt sich aus Geldgier seine unziemlichen und bocbmüthigen Reden gefallen."« Da gerieth der Sultan in Zorn, trat mit ei¬

nem wie Wasser [in der Sonne] funkelnden kurzen Säbel in der Hand

aus dem Zelte hervor, liess den Me^du'l-mulk herbeiholen. Ihm die Augen verbinden , ihn auf einen Schemmcl niedersitzen , und trennte ihm mit einem Hiebe den Kopf vom Rumpfe. Dann blickte der Sultan jenen Garderobediener an und spracb: ,,So slehl es mit dem Ehrgefühl der Selguken ! " Auf diese Weise kam derN'ezir durch das Geschwätz des Garderobedieners um das Leben.

Notizen über die Chinesen auf der Insel Java,

Von

' • Aquasie Boachi ,

Prinz vou Ashanti*).

I. Allgemeines. Die Chinesen auf Java oder besser gesagt die dor¬

tigen Abkömmlinge vun Chinesen durch Mischung derselben mit den Java-

1) S. Quatremire, Hisl. des Sull. Maml. 1, t, p. 162, not. 40; II, l,

p. 115, not. 3. Fl.

2) S. Quatremire, Hisl. des Mongols de la Perse, p. 206 ff. , Hisl. des Sull. Maml. I, 1, p. 134, 5"; I, 2, p. 143, drittl. u. vorl. Z. Fl.

3) S. Tausend und Eine Nachl, Breslau 1842, ßd. 9. Vorwort, S. 19. Fl.

*) Der Herr Verfasser, Sohn des Königs von Ashanti, seit dem Knaben¬

aller in Europa, namenllich in Holland und Deutschland, gebildet, jetzl in Buitenzorg auf Java als Königl. Niederländischer Berg-Ingenieur für den Dienst in Ostindien fungirend , hat in obigem Aufsalze einer ffitte der Re¬

daclion zu entsprecben die Güte gehabt. Die Abhandlung selbsl ist, dem Begleitschreiben zufolge, auf einer geognoslischen Reise, „mitten im L'rwalde", ohue alle literarische Hülfsmiltel abgefasst, und giebt somit den reinen Ein¬

druck unmittelbarer Beobachtung wieder. Docb hat die Red., vom Hrn. Verf.

dazu ermächtigt. Einzelnes weggelassen und im Ausdruck sich einige Aende¬

rungen gestaltet. — Die Orthographie der Fremdwörter ist die holländische.

D. Red.

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Aquasie Boachi, üker die Chinesen auf Java. 809

nen'), deren Zahl sich jetzt ungefähr auf 200,000 beläufl, trifft man vorzugs¬

weise längs der Nord- und Ostküste , weniger im Innern und höchst seilen im Süden von Java an. Am grösslen ist ihre Znhl in den drei Hauptstädten Ba¬

tavia, Samarang und Soerabaya.

Ihr Vaterland China nennen sie seihst Tanngsonnn, während die Euro¬

päer im Allgemeinen die Chinesen Kee nennen. Diese Benennung wird aber ofl mehr als Schimpfwort gebraucht.

An jedem Orte, wo sie sich niedergelassen haben, beziehen sie nied¬

liche, in chinesischer Art gebauete Wohnungen, die regelmässig neben ein¬

ander gestellt sind und den sogenannten Chinesischen Kamp ausmachen.

Ohne Erlaubniss der Ortshebörden (welche sehr scbwer zu erhalten isl) darf kein Chinese ausserhalb dieses Chinesischen Kampes wobnen. — Die Woh¬

nungen ibrer Häuptlinge nennen sie Kongsi. Nach der Wichtigkeit des Orles, den sie bezieheu und nach ihrer Zabl stehen die Chinesen unler Aufsicht und Befehl eines Major-Chinese, Kapilän-Chinese und Leutnant-Chinese. Diese ihre Häuptlinge werdeu von ibnen selbsl vorgeschlagen , aber von der Re¬

gierung gewählt, ernannt und iostallirt; sie werden nicht besoldet mit Aus¬

nahme des Kapitän-Chinese , der Procente von dem sogenannlen Zopfgelde ') erhält. Ausser diesem Zopfgelde bezahlt jeder Cbinese jährlich an die Re¬

gierung 6 fl.=.3| ,5^ für jedes Pferd und 100 fl. = 5a| .ä^ für jeden Wa¬

gen oder Halbkutsche (Chaise), die er bält: eine Steuer, von welcber die Europäer und die mit ihnen gleichgeslelllen Eingebornen frei sind.

Der ganze Kleinhandel ruht in ihren Händen; sie sind Pflanzer, Künstler, Handwerker, Fabrikanten und Landwirlhe. Im Ganzen sind sie niedrig, demütbig , aber geld- und habsüchtig und schlau, und, so lange sie sich in Armuth befinden, kriechend und arbeitsam. Sind sie dagegen reich, so werden sie slolz und lässig und sehen mit Geringschätzung auf Andere herab.

Listiger uud schlauer als der Javane , lassen sie ihn für sich scbwer arbeitea, drücken ihn und gebrauchen ihn zur Befriedigung ihrer Gewinnsachl. Der Javane wird von ihnen einerseits grob und hart behandelt, jedoch auf der

1) Denn wirkliche Chinesen findet man dort sehr wenige, so haben sie sicb mit der Bevölkerung von Java und den anderen Inseln vermischt.

2) Es isl hekannt, dass der Chinese sein Haupthaar zu einem Zopfe (Todjang) zusammenbindet und herabhängen lässt, und für die Erlaubniss diesen Zopf zu tragen muss er an die Regierung eine gewisse Steuer be¬

zahlen, die bei den Reichsten 50 fl. = 27^ und bei den Aermslen 2 fl.

= 1^ jährlich beträgt, die aber ersl von ibrem 15. Lebensjahre an, mit welchem sie mündig werden, erhoben wird. Für diese Steuer erhält er jedes Jahr einen Zettel oder Schein, welcher Soerat-Condeh genannl wird. Soerat ist Malayisch und bezeichnet Brief, Zettel oder Schein. Condeh nennen die

Chinesen eigentlich die Art, wie ibre Frauen die Haare flechten nnd zusam¬

menhalten , und die in Europa bei den Damen (wenn icb nicht irre) unter der Bezeichnung Coiffure h la Chinoise hekannt ist. Sie besteht darin, dass man die Haare von vorn nach hinten nnd von hinten nach vorn kämmt und in der Milte oder ein wenig nach hinten mit 2, 3, 4 oder 5 Haarnadeln zusammenhält, mit welcben übrigens grosser Luxus getrieben wird; sie sind cnlweder von Silber oder vergoldet, oder sogar von Gold und mit Brillanten und Diamanten besetzt.

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810 Aquasie Boachi, iiber diq^Qhinesen aaf Java.

andern Seile lässt sich der Chinese herah zu seinem Javanischen Arheiler, setzt sich nehen ihn, isst, lacht und plaudert ganz vertraulich mit ihm; aher es hat Alles nur Einen Zweck , nämlich den armen Javanen um so hesser prellen zu können, oder ihn im Interesse des Chinesen schwerer arbeiten zu lassen.

Einige ihrer Häuptlinge und Kaufleute besitzen grosse Reicbthümer , in Fabriken, in Ländereien, wie in baarem Gelde bestehend; so hinterliess z. ß. der im J. 1851 verstorbene Major-Chinese von Soerabatja im Ganzen 5,000,000 n.= 2,777 ,777|

Das Ehrgefühl ist bei den Chinesen sehr gross, und die Furcht vor ent¬

ehrenden Strafen (z ß. Pranger, Gefängniss , Prügel, Zwangsarbeit u. s. w.) gebt bei ibnen oft so weit, dass sie sich das Leben nehmen, wenn sie die Unmöglichkeit seben diesen Strafen zu entgehen. Indessen werden auch Ver¬

brechen, auf welchen diese Strafen siehen (wie Diebstahl, Gewaltthat, Mord) von ihnen höchst selten , ja fast niemals begangen.

Grossen Muth besitzen sie nicbt, und es hängt damit zusammen, dass man sie von Verrätherei nnd Misstrauen nichl freisprechen kann. Doch wer¬

den die Chinesen der Westhüste von Borneo, in der Provinz Sambas (die seil 1850 gegen die Niederländische Regierung aufgestanden sind) für tapferer, aber zugleicb auch für viel grausamer, gehallen ; wovon man in den letzten Jahren die abscheulichsten Beispiele gesehen hat.

2. Glaube. Die Cbinesen glauben an einen guten und einen bösen

Geist. Den bösen Geist beten sie an und verehren ihn, indem sie sagen:

der gute Geist ist ohnehin gut und gegen uns wohlwollend gesinnt, er giebt uns nur Segen, GlUck und Freude; den bösen Geist aber, welcher zürnt und gegen uns feindselig gesinnt ist, müssen wir anbeten, ihm opfern and Ehrfurcht bezeigen , damit er gegen uns gütig werde. Dazu haben sie ge¬

wöhnlich der Hausthür gegenüber einen Tisch , worauf ein geheimnissvolles Kästchen oder ein chinesisches Gemälde steht. An der linken und rechten Seite davon befinden sich Wachskerzen, und täglich opfert man auf diesem Tische Kuchen, Opferstöcke (Räucherstöcke) , Früchte, Hühner, Enten u. s. w.*

und steckt die Lichte an.

Von einem Leben uaoh dem Tode baben sie nur sebr düstere Begrifl'e;

die Seclenwanderung in die Körper noch Lebender steht bei ihnen im Vor¬

dergrund. Daher glauben sie, dass die Seelen ihrer verstorbenen Verwand¬

len, die auf dieser Welt glücklich gelebt haben, reicb geworden sind, und geehrt und hochschätzt waren, in die Körper ihrer Kinder übergehen. Mit Bezug auf diesen Glaubea machen sie ein Gemälde von einem dieser Seligen (d. b. von einem der Abgeschiedenen, der auf Erden alt geworden, grosse Keichlbümer balte , und geehrt und geachtet war) , stellen es in ihrem Hause in einer Nische auf, und bringen diesem Gemälde am Neu- und Vollmond Opfer ( das aus Früchten , Backwerk , Kuchen , Blumen , Weihrauch , Opfer¬

slöcken und dem Leibessen des Verstorbenen besieht), damit der Geist des¬

selben in die Körper ihrer Kinder übergehe und diese glücklich mache.

Sic haben Priester, die in den Tefckhomt bio ') oder Tempeln wohnen, 1) Tepekkonn isl der Name fdr die Gottheit und bedeulet der Höchste oder Htrr; Bio: Haus oder Stätte.

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Aquasie Boachi, über die Chinesen auf Java. Sil

wo sie den Gottesdienst verricliten und bei vorliommenden Gelegenheiten den Eid abnehmen. Man hnt zwei Klassen von Prieslern , nämlich einen kleinen Priester, Psäkionn genannt, dessen Haupt ganz kahl geschoren sein muss;

er darf jedocb den Todjang (Zopf) beibehalten und hat die Erlaubniss zu heirathen; er darf aber nichts essen, was von einem lebenden Wesen her¬

kommt. Demnacb bestehl seine Speise nur aus Reis, Gemüse, Früchten, Zwiebeln (einem Leibessen aller Chinesen) und Kuchen (nur mit Cocosöl, nicht mit Bulter angemacht). Der Psäkionn wird nach seinem Tode b e erd igt. Der hohe oder grosse Priesler, den man Wäsionn nennt, musa sein Haar gleichfalls ganz wegrasiren, er darf aber keinen Todjang tragen und nichl heirathen ; auch er darf nichts essen , was von einem lebenden Wesen herrührt und nach dem Tode darf er nicbt beerdigt, sondern muss ver¬

brunnt werden. — Beide Priester werden von den Chinesen selbst gewählt, und zwar nimmt man dazu gewöhnlich gescheite Leute. Der Wäsionn wird iu der Regel aus solchen genommen , die erst kürzlich aus China angekom¬

men sind (aus Sm*ees) und er muss eigentlich ein Schwarzkünstler sein, indem man ihm die Kraft zuschreibt, Wachslichle, die schon einige Stunden vorher ausgelöscht waren, durcb blosses Berühren mit seinem Fächer wieder anzuzünden ; ferner muss er Teller so hoch in die Luft werfen können, dass sie ganz und gar verschwinden , nachher muss er sie unler geheimnissvollcn Formeln und Geberden vom Teufel, der diese Teller zu skh genommen hat, zurückrufen, auf seinen Fingerspitzen auffangen und tanzen lassen.

Mcht ao jedem Orte, wo sich Cbinesen aufhalten, giebt es einen Prie¬

sler ; in den grösseren Slädten wie Batavia, Samarang und Soerabaya be¬

findet sich eiu grosser und ein kleiner Priesler zugleich ; an andern Orten, wo die Zahl der Chinesenigeringer ist, hat man nur den kleinen Priester, und z. B. zu Buitenzorg, wo ibre Zahl sich ungefähr auf .3000 beläuft, befindet sich gar kein Priester und muss bei Feierlichkeiten einer von Batavia her¬

kommen.

Oben sagte ich , dass die Priester den Eid abnehmen müssen. Dieser Eid ist nun zweierlei Arl. Den einen schwört man ohne viel Umstände und Cere¬

monien, der. andere dagegen ist viel ernsthafter nnd das Abnehmen desselben findet mit grosser Feierlichkeil Statt, und zwar in folgender Weise. Derjenige, der diesen Eid leisten soll, wird erst rasirt, sein Todjang mit weissem Zwirn durchDochleo , uod er selbst nachher gaoz wie eio Todler angezogen und be¬

bandelt, nur mit dem Unterschied, dass seine Kleider nicht von Seide sind, wie es hei den Verstorbenen der Fall ist. Sind diese Formalitäten vorbei, so wird der Mann in grosser nnd feierlicher Procession, unler Voraotrilt des Priesters, der chinesischen Häuptlinge und desjenigen Chinesen, der über den Tbeil des Chinesischen Kampes gestellt ist, worin der Mann wohnhaft ist (und der den Name Commpi oder Viertelsmeisler des Chinesischen Kampes führt), nach dem Tempel und vor deo Allar gebracht, wo in gewöhnlicher Weise geopfert wird (Opferslöcke , Weihrauch, Früchte, Blumen, Kuche^

u. s. w.). Darauf koieen Alle oiedcr^ man liest Jem Mann die chinesische Gesetzgebung vor und geleitet ihn gaoz feierlich uod langsam, einem Leich¬

name gleich , aus dem Tempel ; maS betritt wieder den Tempel und jetzt

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812 Aquasie Boachi, über die Chinesen auf Java.

wird der Mann vor dem Altar unler feierlicher Slille ganz langsam üher das¬

jenige hefragt, worüber er den Eid ablegen soll. Und leistet der Chinese diesen Eid, so kann man fest versichert sein, dass er nur die Wahrheit gesprochen ; man kennt hier anf Java fast keinen Fall, wo auf diese Weise von einem Chinesen ein Meineid geschworen worden wäre. Der blosse Gedanke, dieser Feierlichkeit unterworfen zu werden, ist in den meisten Fällen hinreichend, um von ibnen die Wahrheit beraus zu bekommen.

Das Scheeren des Bartes und des Haupthaares wird nur am Vollmond vorgenommen ; am liebsten lassen sie es durch einen Barbier vollziehen , da sie selbst es nichl gern tbun. Nachher nehmen sie neuen Zwirn und flechten sich den Todjang damil. Da sie nun glauben, dass durch das Scbeeren ihre Unreinigkeit mit fortgeht, so darf ein Frauenzimmer niemals das Haar eines Mannes flechten, indem die Frau für unrein gehallen wird.

3. Einige Gebräucbe derCbinesen. n. Feierlichkeilen vor

der Hochzeit bei Beichen und Vornehmen. Einen Tag vor der

Hochzeit werden die Geschenke vom Bräutigam an die Braut geschickt. Diese bestehen aus einem ganzen Schwein (einem Leibessen der Cbinesen), das gereinigt und geschmückl ist, einem Bock, ebenso wie das Schwein gereinigt und geschmückt, jedoch mit dem Eingeweide um den Hals; ferner aus einem Käfig mit Kapaunen und aus Tischen mit verschiedenartigen Geschenken. Die Reichen und Vornehmen schicken 24 solcbe Tiscbe, der Mittelstand 16, und

üie armen Chinesen nach ihrem Belieben. — Auf jedem Tiscbe siehen 4

Schenkteller. Die 4 ersten Tische enihalten nur die chinesischen Ingredien- tien, die beim Anmachen der Speisen gebraucht werden (z. B. sogenannte Vogelnester, Champignons, getrockneten Fisch, Tripang, u. s. w.). Auf dem fünften Tische stehen fünf grosse , rothgefärbte und schwer vergoldete Wachs¬

kerzen ; ferner liegt darauf der Ehecontracl, der von 20 bis 500 fl. oder von 11 J bis 277| S^S- kostet zum Vorlheil der Landeskasse. Auf dem sechs¬

ten Tische stehen neben einander 4 Schenkteller mit Goldpiasleru, Der sie¬

bente Tisch cnlhält die Krone der Braut, welche aus zusammengcreihlen Perlen, vorn mit Fransen, besteht; weiler liegen darauf 4 Frauen-Kamisole mit 4 Röcken, von Seide. Auf dem achten Tische sieht man Schuhe, hohe Stiefel und Panlolfeln. Der neunte Tisch enthält 4 Sirie-Dosen und 4 Spuck¬

näpfe (unentbehrlich beim Sirie-Kauen) Die Sirie-Dosen sind von Mes¬

sing, Silber, Gold und Schildkrötenscbale; die Spucknäpfe dagegen von Gold, Silber und Messing. Auf dem zehnten Tische liegen Halsschnüre und Hals¬

kragen (von rothem Tuch mit Gold und Brillanten gestickt). Den Hulskragen

1) Das Sirie-Kauen oder -Essen ist ein bekannter Gebrauch unler den Völkern des Indiscben Archipels, der auch bei den Chinesen ( d. h. solchen, die aus der Vermischung von wirklicben Chinesen mit Javanen bervorgegan- gCD , und zwar bei Männern und Weibern) Eingang gefunden bat. Die Be¬

standtheile sind Kalk , die Frucbt vom Pinangbaum und Stücke Gambir. Diese Gegenstände findet man in jedem Chinesischen und Javanischen Hause , und vjfnn man ausgebt, nimmt man sie oft in einer Dose mit; den Vornehmen dagegen werden sie von ^inem Bedienten nachgetragen. Bedeutender Luxus wird von den Fürsten, Adeligen, Häi/fHingen und Reicben mit Sirie-Dosen getrieben , die gewöhnlich von Gold unj mit Diamanten und Brillanten reich besetzt sind.

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Aquasie Boachi, über die'XStinesen auf Java. 813

nennt man Kaloeiuj madjapoeng . liier Tisch: Armbänder von Gold ond Edelsteinen and zwei Gürtel von Gold mit einer mit Juwelen besetzten Platte.

12ter Tisch: 30 grosse Haarnadeln und Blumen von Brillanten und 24 kleine Haarnadeln und Brillanten-Blumen. 13ter Tiscb : Ringe und einige Garnituren Knöpfe fvon Brillanten, Diamanien und Rubinen). I4ter Tisch: kleine Toi¬

letten-Sachen: Parfümerien, Waschnäpfe u. s. w. 15ter Tisch: zwei seidene Kamisole mit Bouquets von Gold gestickt, ein seidenes Kamisol mit Bouquets von Juwelen und zwei Kamisole von Golddraht geweht (eines von rotber, das andere von grüner Seide), wovon jedes 400 11., 222^ ä^, werth ist.

I6ler Tisch: grüne L'mschlagetüchcr von Sammel, mit Gold und Juwelen gestickt. 17ter Tisch : 12 violettfarhene Kamisole von Battist zum täglichen Gebrauche. 18ter Tisch: 12 weisse Kamisole von Battist. ' 19ter und 20sler Tisch: allerhand Arten von Sarongs >). 21ster und 22ster Tisch: allerhand Arten gestickter Chinesischer Pantolfeln. 23ster Tisch: seidene Schnupftücher mit Figuren gestickt. 24ster Tisch: 4 künstliche Granalbäume , deren Blätter von Seide und deren Aepfel vergoldet sind.

Hinter diesen Geschenken folgen sechs Wagen mit alten Frauen, welche der .Mutter der Braut die Geschenke anbieten. Diese nimmt einige davon und gieht dafür Gegengeschenke , die der Bräutigam acceptiren muss ; darunter beflndet sich ein grosser, ganz weisser Vogel (eine Wasserschnepfe) mit einem diamantenen Ringe im Schnabel.

b. Hochzeit. Wenn in einer F'amilie zwei Kinder siod (z. B. ein Sohn und eine Tochler), so wird es als ein Gesetz angesehen, dass das älteste Kind zuerst heiratbel. Sobald der Sohn und die Tochler verheirathet sind, fängt die Grossmulter an für das weibliche Geschlecht Bestimmungen zu treffen, in der Weise, dass die Tocbter der verheiralheten Tochler mit den Söhnen des verheiralhelen Sohnes sich verheiralhen darf; dagegen dürfen Kinder von Brüdern, bis ins vierte Glied, nicbt untereinander heiralhen; denn bis dabin isl bei den Chinesen nahe Verwandtschaft. Sobald dagegen ein Mädchen heirathet, wird es aus ihrer Familie ausgeschlossen.

Wenu in zwei mit einander befreundeten Familien ein Sohn und eine Tochler vorhanden ist, so werden diese zwei Kinder ohne ihr Wissen von ihren Aeltern mit einander verlobt. L'nd zwar selzl man fest, dass ein Mäd¬

chen mit seinem Iti. und ein Mann mit seinem 18, Jahre verlobt sein muss.

Die heimlich durcb die Aeltern Verlobten dürfen bis zum Tage ihrer Ver¬

heirathung einander weder seben, noch sonst kennen lernen. An diesem Tage geht der Bräutigam in Gala mit grossem Pomp, mit Musik (europäischer, javanischer und chinesischer), und von dem sogenannlen Kuppler (einem sehr alten Mann , dem ältesten , den man bekommen kann) ') und 14 allen Wei¬

bern begleitet, nach dem Hause der Braut.

1) Ein gewebtes Unterkleid, das die Stejie von Hosen bei Männern und von Röcken bei Weibern einnimmt.

2) Diesem Manne bezahlt mun für seine Function bei dieser Feierlichkeit 250 Piaster =3474 .5%.; er muss nicbl'nur alt sein, sondern auch einen hohen Rang und eine vornehme Stellung einnehmen. An diesem Tage wird er von Allen mit grosser Ehre und Auszeichnung behandelt, und da er also an demselhen Tage als glücklich und reich zu bezeichnen isl, so wird er

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gt4 Aquasie Boachi , über die Chinesen auf Java.

Dorl angekommen wird er von dem Vater und dem ältesten Bruder der Braut mit grossem Staat empfangen. Er trinkt nun eine Tasse Thee unter Hüpfen und Tanzen; verrichtet nachher ein Gebet, und wird bierauf erst von dem Vater und dem ältesten Bruder der Braut, so wie aucb von 6 Cere- monienmeistern (wo möglich ISeffen , die in Gala erscheinen) bis*vor die Thür der Braut gebracbl , wo sie ihm verschleiert aufwarlet. Zwei Men¬

schen, die mit furchtbarer Gewalt anf das Becken *) schlagen, gehen dem Bräutigam in das Braulgemacb voran und slellen sich an das Bett (eine Art Ehrenbezeigung für den Bräutigam). Im Brautzimmer angelangt, nimml der Bräutigam der Braut den Schleier ab, und sie sehen sich zum ersten Male;

jetzt begrüssen beide das Bett, was gleichfalls eine Art von Ehrenbezeigung ist; trinken nachher Arak und Thee zusammen und setzen sich an einen Tisch, auf welchem die feinsten und ausgewähltesten chinesischen Speisen aufgetra¬

gen werden. Und zwar müssen 16 verschiedenartige Speisen aufgesetzt wer¬

den, jedoch immer nur vier Arten zugleich. Am Tische darf nur das Sluben- mädchen der Braut bedienen , jedoch in Gegenwart der Verwandlen und einer grossen Menge von Gästen. Nach Tische legi der Bräutigam seine Gala¬

kleidung ab und zieht ein schönes blaues Kamisol an, wonach er in demselben Aufzug, mit demselben Pomp, nach Hause geht, nur mit der Ausnahme, dass jetzt ein Theil der Musik bei der Braut zurückbleibt. Hierauf wird die Braut ausgekleidet, und es werden ihr die chinesischen Schuhe und die Krone abgenommen ').

Alle drei Stunden wird der Bräutigam zu der Braut zum Essen gerufen, und das dauert bis Abends 10 Uhr, wonach er das Braulzimmer nicht mehr verlässt. Er trinkt jetzt mit der Braut Ingwer-Wasser und isst mit ihr eine Art Nadeln von Reismehl. Auch wird an diesem Abend ein grosses Fest gegeben , das man lUalran Ondee oder Hochzeitsessen nennt , and zn welchem die Verwandten und viele Gäsle eingeladen werden ; so waren z. B. im J.

I8äl bei der Hochzeit des Sohnes vom Kapitän-Chinese von Buitenzorg mehr als 60 Tische für Gäste angerichtet •).

als Sinnbild gebraucht, mit dem Wunsche und in der Holfnung, dass die Heiralhenden einmal in ihrer Ebe sein Glück, seine Ehre, seinen Rang und Reichlhum und sein Aller erreichen mögen.

t) Zwei Kupfer-Schalen (von den Chinesen Gemmbreng genannt), die gegen einander geschlagen werden.

1) Das Brautkleid ist ein Kamisol enlweder von amaranthfarbigem Atlas oder von blauer Seide, reich mit Gold gestickt. Ist aber die Braut von Adel oder sonsl von hohem Stande, so hat sie noch eine Art kupfernen Reif als Gürlel um , mit viereckigen Slücken von Achat , den man Pending nennt, und der, sobald die Verlobung heimlich durch die Aeltern Statt gefunden bat, aus C'Atiui bestellt werden muss. Jedes Kamisol einer adeligen oder sonsl

vornehmen Braut kostet wenigstens 150 Piaster = 208| ; — und eine

solcbe Braut muss am Tage d^r Hochzeit mit Gold, Brillanten, Diamanten, u. 8. w. bedeckt sein von einem Werlh der sich bis auf mehr als 20,000 fl.

— llltll ^ beläufl.

3) Alle Feste und Feierlichkeiten, die von Männern oder zu Ehren von Männern veranslallet werden, flnden Abends, dagegen die von Frauen oder für Frauen gegebenen nnr am hellen Tage statt.

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Aquasie Boachi, über die Chinesen auf Java- S15

Während der drei ersten Tage darf weder der Bräutigam noch die Braut mit der Mutter zusammentreifen , obgleich sie mit ibr in einem Hause wohnen.

Nachher wird dem weiblichen Personale ein Fest gegeben , hei welchem aber kein Mann sein darf, selbst der Bräutigam nicht ; dagegen wird für diesen bei einem Oheim oder Nelfen ein Festmahl veranstaltet. Das erslere Fest muss immer im Hause der Schwiegermutter gehalten werden.

Vor der Verheirathung wechselt man Hinge zum Zeichen der stattge¬

fundenen Verlobung.

Eine chinesische Frau darf iu ihrem Leben nur einmal heirathen ; den Männern dagegen ist diess gestaltet so oft sie wollen.

Fiir die Keuschheit ihrer Tüchter tragen die Aeltern grosse Sorge. Die chinesischen Mädchen dürfen nur höchst selten ausgehen , und auch dann nur in Begleitung der Mutler oder des Vaters oder beider zugleich , und in Ge¬

sellschafl von Männern dürfen sie fast niemals kommen. Sie werden förmlich eingeschlossen. L'nd zur Ehre der Chinesen muss man sagen , dass ihre Frauen und Mädchen im Ganzen sehr sittsam sind und gut Haus hallen. Bei der Verheirathung erklären die Aeltern feierlich, dass die Braut Jungfrau sei, und im Fall von Betrug sind die Aeltern gebunden, die vom Bräutigam gemachten Ausgaben zurück zu zahlen.

Es ist gebräucblich , dass man vor der Hochzeit und vor der Beerdigung dem höchsten chinesischen Magistrat ein Päckchen mit Wachslichten Uber¬

reicht. Bei der Hochzeil giebt man aber auch den Verwandten Lichte, die dafür Gegengeschenke machen. Die Hochzeillichle unterscbeiden sicb von den Leichenkerzen dudurch, dass sie viel grösser und ausserdem mit Blumeo, Zeichnungen und den Namen der Heiralhenden in gelben ßuchstaben versehen sind; dagegen sind die Leichenkerzen zwur auch röthlich gefärbt, wie die Hochzeitlichte , aber nur sehr klein und ohne Aufschrift.

Im Obigen isl, wie gesagt, ein Bild einer chinesischen Hochzeil gegeben, wie sie bei Adeligen , Vornehmen und Reichen gefeiert wird ; die ärmeren Chinesen begnügen sicb rait einem Theile dieser Gebräuche, was dann ohoe Pomp vor sich gebt. —

Nach Ablauf von H oder 7 Tagen von der Hochzeil an stallet die Neu¬

vermählte bei denjenigen ihrer Verwandlen Besuche ah, welche Wachslichtc von ihr erhalten und Gegengeschenke an sie geschickt haben. Im 7ten Monate der Schwangerschaft wird die Frau in sieben .Arten voo Blumenwassern ge¬

badet; zugleich wird von den Verwundten Reis gekocht und Speise zubereitet und zu den Freunden und Bekannten geschickt, die früher bei der Hochzeils¬

feier zugegen waren. Nach der Gehurt des Kindes ') bringt jeder, der Reis und Speise erhulten hal, einige Kinderkleider als Geschenk an die Mut¬

ter. — L'ehrigens wird es bei den Chinesen als SUndenstrafe belracblel, wenn ein Mädchen stirbt ohne verheirathet gewesen zu sein.

c. Tod und Beerdigung. Wiihrend die Annen schnellen Schrittes,

1) Gelegentlich mag hier bemerkl werden, dass, wenn ein Kind eineu Tug vor dem chinesischen Neujahr geboren woiiden, dasselbe am Neujahr Schoo als ein Jahr alt gilt; ja man rechnet sogar das Aller eines Kindes voo der Zeit der Schwangerschaft un.

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816 Aquasie Boachi , iiber die Chinesen auf Java.

ohne Lärm, ohne Pomp, im Stillen beerdigt werden, wird der Reiche mit Lärm nnd Musik, mit Pomp und Luxus ganz langsam zur letzten Ruhestätte geführt.

Beim Verscheiden wird dem Sterbenden eine grosse Perle in den Mund gesteckt, damit diese ibm wie eine Laterne auf dem Wege nach dem Him¬

melreich vorleuchte.

Wenn ein reicher Chinese stirbt (wie es z. B. der Fall war beim M.ijor- Chinese von Soerabaya im J. 1851), so dürfen der älteste Sohn und die Frau des Verstorbenen, so lange die Leiche über der Erde stebt ') sich nicht baden, die Haare nicht kämmen und den Kopf nicht mit Oel salben, während sämmtliche Söbne sich nicht rasiren dürfen.

Die drei ältesten Söhne sind Universal-Erben , die Frau und die übrigen Kinder (Söhne und Töchter) erhalten nur Legate.

Es giebt zwei Arten die Leichname zu behandeln. Bei der einen wird die Leiche nicht gebunden; bei der andern wird sie von 16 Menscben mit Garn von ungebleichter Leinwand so stark gebunden bis die Knochen krachen und brechen. Ferner wird bei den Männern das Angesicht mit Atlas bedeckt, die Finger mit in Silber gefasslen Perlen geschmückt und man steckt ihnen in die Augen und in die Nasenlöcher grosse Perlen, die unbeschädigt und ungebohrt sein müssen. Die Leichen von Frauenzimmern werden ganz angezogen wie bei der Hochzeit, nur mit dem Unterschiede, dass bei der Leichenfeier Alles weiss und von Silber ist, nicbt bunt und von Gold. Den Leichen von Män¬

nern dugegen legt man, Je nacb dem Alter und dem Reichthum, bis 9 dop¬

pelte Kamisole von Seide an, die der älteste Sohn vorher anziehen muss.

Dazu stellt er sich im Hause, unter dem freien Himmel, wie ein Kleider¬

stock , mit ausgebreiteten Händen hin , nnd in dieser Positur werden ihm diese Kamisole entweder von seinen Brüdern oder von seinen Oheimen an¬

gezogen. Nachher nimmt man ihm dieselben zugleich ab , und schiebt die Leiche io alle 9 Kamisole (die Jelzt wie ein einziges Kleid geworden sind) hinein. Jetzt wird die Leiche in den Sarg gelegt und man stopft denselben voll mit Thee uod Papierschnitzeln. So lange der Leichnam im Hause über der Erde steht, sind die Frau, die Söhne und Töchter gebunden, gegen Essens¬

zeit unter Heulen und Scbreien den Verstorbenen zum Essen zu rufen (eine Art voo Ehreobezeigung). Täglich werden die Lieblingsspeiseo des Abge¬

schiedenen frisch bereitet und vor dem Sarge geopfert. Zu diesem Zwecke hängt man die Kleider, welche der Verstorbene zum letzten Male angezogen hat (oder, falls er ein Häuptling war, seine Unifonn) über einen Stuhl und stellt diesen vor den (reich und luxuriös ausgestatteten) Tisch , auf welchem die Speisen, Thee, Arak und Früchte aufgetragen sind. Das Bett des Ver¬

storbenen wird jeden Tag mit neuen frischeo Blumen geschmückt. — Weiter werden 28 Puppen von Pappe gefertigt, deren Gesicht von Porzellao ist.

1) Diese Zeit ist von verschiedener Dauer Je nach Geschlecht , Aller, Stand uod Rang. Bei den Reichen bleibt der männliche Leichnam und zwar der eines Greises zwei Monate, der eines Mannes von mittlerem Alter 40 Tage üher der Erde steben; dagegen müssen arme Chinesen, Kinder uod Frauen schon nach dem zweiten Tage beerdigt sein.

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Aquasie Boachi , über die Chinesen auf Java. 817

Jede dieser Puppen trägt einen Gegenstand des Verstorbenen (z. B. seinen Stocii, liegenschirm, Waffen u. s. vi.). Sie sollen sinnbildlich Herolde vor¬

stellen, die ihn zum Himmelreich geleiten. Ferner bildet man auch das Wohnhaus des Abgeschiedenen gunz genau in Miniatur von Papier nach, mit dom ganzen Ameublemcnl (Stühlen, Tischen, Beiten, Zierralhen , Geschirr u. s. w.), die Ställe, Nebengebäude, den Garten u. s. f. •). Dahei wer¬

den auch kleine niedliche Häuser von Papier (mit Backwerk und Kuchen reichlich gefülil) gefertigt, so wie auch ganze Musikcorps, Gruppen von Menschen und Thieren. Alle diese Sachen werden 40 Tage lang zur Schau ausgestellt, von dem Tage nach der Beerdigung an gerechnet. Während dieser Ausstellung im Huuse des Verstorbenen (wo auch der Stuhl mit den Kleidern und dem Opfertisch zu sehen sind), werden die Wohnung und vor¬

züglich der Garten und die Säle, worin diese Gegenstände und die Opfer¬

sachen ausgestellt sind, prächtig erleuchtet, und an jedem Ahend lässt sich im Kause ein .Musikcorps (europäische Musik) hören, wübrend dem Publicum freier Zutritt gestattet ist, um Alles zu besichtigen.

Kurz vor dem Begräbniss wird endlich noch eine ungeheuer grosse Figur (Telnusinn geuannt) aus Papier gefertigt, mit 4 Augen und einem Scepter in der Hand. Sie stellt sinnbildlich einen N'orbereiler auf dem Wege nach der Ewigkeit vor, damit der Todte ungehindert nach dem Himmelreich reisen könne.

Am Tage der Beeidigung zieht man in grosser, feierlicher Procession, unter Begleitung von Musik, nach dem Grabe. Dieser Zug besteht aus ver¬

schiedenen Gegenständen: Schilfen, Häusern, Seeungeheuern, und allerhand niedlichen , zum Theil vergoldeten Pupparbeiten ; ferner aus dein papierenen Wohnhause des Verstorbenen, den 28 Puppen, dem Tclnusinn u. s. w. und zuletzt aus dem Tragsesscl des Todten , welche Sachen alle hinter der Leiche gelragen werden. Dann folgen die Verwandlen. Der älteste Sobn ist jelzt mit einem Kamisol von geflochtenem Stroh, und einer Mütze von demselben Zeuge bekleidet, an welcher sich hölzerne Schellen befinden; die übrigen Söhne baben Kleider, Mützen und Schuhe von ungebleichter Leinwand; und sämmtliche Söbne haben einen Stock in der Hand von demselben Holze, wovon die Schellen an der Mütze des ältesten Sobnes gefertigt sind, dessen Knopf mit Stroh bedeckt ist. Die Frau, Töchter, Schwiegertöchter, kurz die weiblichen Verwandten des Abgeschiedenen, gehen unler einem Zell von Leinwand (ganz ungesehen, man darf nicht einmal bemerken, dass sich Men¬

schen unler diesem Zelt belinden), und unler Heulen und Schreien nähert

sich der Zug der Ruhestätte. Auf dem Wege vom Hause bis zum Grabe

slreuen die Söhne fortwährend Kügelcben von gelbgefärblem Reis mit far¬

bigem Papier und Deuts •).

Vor der Grubstätte befindet sich eioe Erhöhuag wie eine Art von Auf-

1) Die Ausgaben für das Fertigen des \A'ohnbauses aus Pappe mit allem Zubehör betrugen bei dem .im September 1851 zu Soerabaya beerdigten Major-Chinese 5000 n. = 2777| ,0^

2) Kleine kupferne holländische Münzen , die jetzl nur in Ostindien im Gebraucb sind. Ein Deut ist=: I j. Pfennig Sächsisch.

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818! Aquasie Boachi , über die Chinesen auj Java.

trilt, und darauf sind verschiedenartige Speisen, P>üchle u. s. w. reichlich ausgestellt. Sohald die Leiche am Grabe angekommen ist, steigen zuvörderst zwei Menschen, wie Tiger verkleidet, hinab, um den bösen Geist aus der letzten Ruhestätte zu verjagen, damit er dem Verstorbenen den Eingang in das Himmelreich nicht erschwere. Dazu machen diese Leute Bewegungen und Lärm, Geberden und Mienen und schlagen mit Stöcken um sich her, als ob sie wirklich Jemand sähen. Hierauf wird unter furchtbarem Lärm und Donner von schwerem und kleinem Geschütz , unter dem Spiele von Musik, dem Schlagen des Beckeos (Gemmbreng) und unter Heulen und Schreien, die Leiche in das Grab hinabgelassen Jelzt wirft jeder der drei ältesteo Söhne drei Schaufeln Erde auf deo Sarg uod streut gelbe Reiskügelchen mit farbigem Papier und Deuts ins Grab; wonach die Söhne alle auf der letzten Ruhestätte ibres Vaters niederknieen und beten.

Nach dieser Feierlichkeil gebt man in demselben Aufzug zurück; auch der Tragsessel wird "zurückgebracht in der Meinuog dass die Seele des Ab¬

geschiedenen wieder nach Hause kehrt; daher man zu Hause ihm zu Ehren eio grosses Fest anrichtet und die Opfer (von Speisen, Blumen, Arak, Thee und Kuchen) von neuem , frisch gemacht , binstellt.

Vierzig Tage nach der Beerdigung wird wiederum ein grosses Fesimahl gegehen; das Haus, der Garten und die nachgemachte Wohnung des Verstor¬

benen, ungemein scbön und hell erleuchtet, wird für das Publicum zur Schau ausgestellt, und um Millernachl wird Alles, was nachgemacht oder aus Papier gefertigt war, unler Musik und Lärm verbrannt. Darauf wird das Testament eröffnet und der letzte Wille des Verstorbenen zur AusHibrung gebracht.

Die drei erslen Monale tragen die Frau nnd die Kinder des Verslorhe- oeo als tiefe Trauer Kleider und Schuhe von grauer, umgekehrter, unge¬

bleichter Leinwand (Kleider von blauer Farbe sind Zeichen ganz grosser und liefer Trauer). Erst nach diesem Zeitraum dürfen die Frauenkleider ge¬

waschen werden und legt man kleine oder halbe Trauer an, die drei Jahre dauert. Diese drei Jahre hindurch muss das Haus des Verstorbenen so uoler- halten werden, wie es bei seinem Leben war, nichts darf verändert werdea.

Während dieser Zeil mass seine Frau das Haus beziehen. Man glaubt, dass die Seele des Abgeschiedenen noch immer im Hause umhergeht, and des¬

wegen wird jeden Monat zweimal (gegen Neu- und Vollmond) ein Fest nnd jedes Jabr einmal ein grosses Fest ibm zn Ehren veranslallet.

Das Begräbniss des Major-Chinese von Soerabaya im J. 1851 hat im Ganzen 25,000 fl. = 13888| gekostet.

4. Feste der Chinesen im Laufe des Jahres 1854. a. 29. Ja¬

nuar. Neujahr. Vor dem Aufgange der Sonne opfert man dem Fo

und betet zu ihm. Hierauf stallet man bei Verwandlep und Freunden Be¬

suche ab und bringt Glückwünsche dar. Die Weiber gehen nach dem Grabe der Abgeschiedenen, reinigen dasselbe, und bringen darauf als Opfer Blu¬

men, Früchte, Backwerk, Kuchen, Speisen u. s. w. Abends brennt man

Feuerwerk ab.

1) Beim Niedersinken des Leichnams wird der Telausinn verbrannt.

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Aquasie Boachi, über dte Chinesen auf Java. §19

b. Vi. Februar. Tjap-Go-ineb (Fest der Freude), von den

Javanen Tepekkonn genannt. Dieses Fest wird verschiedentlicb ge¬

feiert. In einigen grossen Städten werden die Kinder von Vornehmen und Reichen in sebönen, niedlichen, reich gescbmücklen, kleinen Wagen durcb die Gassen von Menschen gezogen, begleitet von einer unzähligen Menge vou Lichten und bunten, schönfarbigen chinesischen Laternen und einigen Musik¬

corps , unler Gesang und Lärm und furchtbarem Schlagen auf das Gemmbreuf,-.

Tausende von Raketen und Schwärmern werden abgebrannt. An andern Orten werden allerhand Seeungebeuer (Seeschlangen, abscheuliebe Fische u. s. w.), Schilfe , Gruppen von Menschen und Thieren u. s. w. von verschiedener Grösse aus farbigem Papier gefertigt und auf Gerüsten durch die Stadt zur Schau getragen, unter furchtbarem Lärm und Geschrei. Man zieht bei dieseu Gerüsten, die mit Tausenden von Lichten und vielfarbigen Laternen erleuchtet sind , mil .Vlusik und dem Becken vorüber , auf welchem eine betäubende Musik gemacbt wird. Tausende und aber tausende von Raketen und Schwär¬

mern werden abgebraunt, und machen in Verbindung mit dem Geschrei

und Jauchzen der .VIenschen einen Lärm wie ein Kanonenfeuer. Eine unge¬

heuere Menge von Wagen und .Menschen (Europäer und Javanen , Vornehme wie Niedert) hewegl sich auf den Strassen oder hal sich auf den Buicunen der chinesischen Häuser versammelt •) , um diese fremdartige Procession an/.useben. Die chinesischen Häuser sind geöiliiet, und sowohl Europäer als Inländer haben darin freien Zutritt uud werden gastfrei mit Tbee, Arak, Bier und Backwerk bewirlhet.

Die allen Gesetze und Gebräuche ihrer Religion bringen mit sich, dass die Frauen (sowohl verbeirathete als unvcrheirathete) im .Mondschein spazieren gehen, in jeden geöirnelen Garten eintreten und Blumen pOücken müssen und nicht eher heimkehren dürfen, bevor sie über sieben Brücken gegangen sind;

es ist dies jedoch ein Gebrauch , der jetzt aus der Mode ist und nur selten oder gar nichl mebr beobachtet wird.

Behufs dieses Festes, das gewöhnlich 14 Tage nacb Neujahr und kurz vor dem Vollmond gefeiert wird , wird unter ihnen eine Sammlung ver¬

unstaltet ').

c. 5. April. Tjeng-Beng (E ri n n eru ngs fes t an die Verstor¬

benen). Früh opfert man dem Fo und betet ihn an; nachher ^henken

die chinesischen Häuptlinge einige Scliweine an die Bevölkerung, die in dem Tempel von' den Priestern gescblacblet und zugerichtet werden. Man fertigt davon kleine Scheiben, fügt zu jeder Scheibe ein Stückchen Zuckerrohr und machl hieraus Bündel. Jetzt werden diese Bündel, unter rürchterlichein Lärm und Schlagen auf das Berken herumgetragen nnd an jeder Thür eines chinesischen Hauses wird eine Scheibe Schweinefleisch und ein Stückchen Zuckerrohr abgegeben , was als ein Geschenk des gulen Geistes betrachtet

1) Denn der Aufzug findol nur in dein Chinesischen Kamp Slall.

2) Dazu steuert «us jede* Hause jeder erwachsene Chinese I fl. = 17f^.

und jedes Kind 60 Deut oder 8^ «jff. Die Summe wird an den höchsten Häuptling abgegeben, der daraus die lür dieses Fesl nöthigen Kosten be¬

streiten muss.

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820 Aquasie Boachi , über die Chinesen auf Java.

und gegessen wird. Darnach zieht man auf den Kirchhof, reinigt die Gräber der tbeuern Abgeschiedenen, schmiicltt sie mit Blumen und opfert den Ver¬

storbenen zu Ehren Früchte, Reis, Speisen, Baclcwerk , Hühner, Enten Schweine, Thee, Kaffee und Arak. Man verrichtet ein Gebet zum Andenken der Todten nnd isst auf den Gräbern von den Opfergaben.

d. 31. Mai. Go-Goeü-tje oder Petjoen. Früh opfert man dem

Fo und betet zu ibm , macbt darnach Backwerk von Reis , in ßambusblätter gewickelt, bekannt unter dem Namen Kwee-tjang , das man ausschliesslich nur an diesem Feste fertigen und essen darf, aber auch essen muss. Denn die Sage erzäblt und es ist allgemein Glauhe unter den Chinesen, dass die¬

jenigen, welche an diesem Tage nicht von diesem Backwerk essen, im Laufe des Jabres Augen- und Mundweb bekommen. Nachher wird die Feier anf das Wasser verlegt. Tausende von Böten und kleinen Fahrzeugen , ganz niedlich und reich ausgestattet, das eine schöner und hübscher als das andere, voll Cbinesen, bewegen sich mit ungeheuerer Schnelligkeit üher das Wasser, und unter dem Pauken auf das (iemmhreng und unter Lärm, Geschrei, Gelächter und Jauchzen, wetteifern die Böte im Schnellfabren. Diese Freude auf dem Wasser dauert bis 12 l'hr Mittag. Dann werden Flaschen mit dem Wasser gerüllt, auf welchem dieses Fest Statt gefunden hat (dabei muss aber nach dem • Aberglauben die Oelfnung der Flasche stromabwärts gewendet sein), und diesem Wasser schreibt man Heilkraft während des laufenden Jahres

zu gegen Kopfschmerzen, Erhitzungen, Fieber u. s. w. — Dieses Fest

feiert man zum Andenken des chinesischen Beamten Khoet-Gownn , der sich vor undenklichen Zeiten in Chinn ertränkt hat, weil sein im Interesse der Regierung und Bevölkerung gegebener guter Rath nicht befolgt wurde. Das Fahren und Hin- und Herziehen mit kleinen Böten und Fahrzeugen erinnert an die vergebliche Mühe, welche die Bevölkerung angewendet hat, um ihn za retten.

c. 8. August. Tj i e t - G oee - Po a oder Tjioko, auch Roe-

boetan, oder Fest des bösen Geistes. Zu den Ausgaben für

dieses Fest steuert jeder mannbare Chinese aus jedem Hause (wie bei dem Tjnp-Go-meh oder Freudenfest) 1 fl.= 17 «jjf. und jedes Kind unter diesem Alter 84 »gif. , was ibr höchster Häuptling bekommt und zu diesem Zwecke verwenden muss. Acht oder zebn Tage vor dem Feste wird ein ungeheuer grosses Gerüst und daneben ein gewaltig grosser Teufel mit vier Augen aus Papier gefertigt (der bei diesem Feste den Namen Tnsio führt) und an einem öffentlichen Orte oder vor dem Tempel in dem Chinesischen Kamp aufgestellt.

Am Tage des Festes geht mao gegen 2 Uhr Nachmittags nach dem Gerüste and schmückt es in folgender Art : auf der Spitze des Gerüstes steht eia papierener Mann mit gezogenem Schwert, der den TrabanLen des böseo Gei¬

stes vorstellt; oebeo ihm weht die chinesisAhe Fahne. Unten am Gerüste belindet sich eine grosse Menge vielfarbiges Papier (als Opfer) ; rings umher hängen bunte Tücher, vielfarbige papierene Figuren und Bilder, Blumen, eine grosse Anzahl voo Lichten und cbinesischeo L^teroeo , die Abeods erleuchtet werden. Im ersten Stockwerk des Gerüstes siebt mao zur liokeo Seile aller- haod Speiseo , Früchte , Backwerk , Kuchen , u. s. w. , zur Rechten lebendige und geschlachtete Enten, Hühoer, Schweioe und Schafe. Im zweiteo Stock-

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Aquasie Boachi, über die Chinesen auf Java. 821 werk befinden sicb Wobnhiinser , Säle und Zimmer für die verschiedenen Teufel , die man erwartet. Diese Wohnungen von Papier sind ganz niedlich und hübsch gemacht und mit allen möglichen Bequemlichkeiten versehen als da sind Badeplätze , Betten , zugerichtete Tische , Handtücher , Servietten , Trink- und Waschwasser, Teller, Lichte, Geschirre und eine grosse Menge von Bedienten , um den teulliscben Gästen aufzuwarten. Sobald es finster ist, wird vom zweiten Priester (Psäkionn) eine Laterne angezündet und hoch in die Luft aufgezogen , damit die Gäste den Weg finden. Dann ver¬

richtet er ein Gebet und ruft und ladet in gcheimnissvoller Sprache alle Teufel aus den Häusern und Gegenden, wo sich Cbinesen aufhalten, znm Essen ein , und opfert bierauf. Sobald der Priester die Ueberzeugung haf, dass alle Teufel hier versammelt sind und ihm ihre Zufriedenheit über dio Aufnahme kund gegeben hahen , wird der nachgemachte papierene Teufel mit dem ganzen Haufen Papier vcrbronnt. Die Hauptsache bei diesem Tbeile des Festes ist, dass man Sorge fragen muss, dass vor allen Dingen der Kopf des Teufels ja verbrannt wird und nicht einem der Chinesen in die Hände kommt, indem sie glauben, dass derjenige, der das Glück bat, den Kopf des Teufels mit sicb heim zu rühren , im Laufe des Jahres ein Schwarz¬

künstler und Wundermann wird , und alle seine Wünsche in diesem Zeitraum errüllen kann. Deshalb zieht man einen Kreis von bewaffneten Leuten um die Stelle der Festlichkeit. Nach der Verbrennung wird Alles, was geniess- und nutzbar ist, vom Gerüste herabgezogen, und jeder schleppt mit sich fort, was er nur bekommen und tragen kann. Zu diesem letzten Act des Festes wird die ganze versammelte Menge, Chinesen, Javanen, Mnlayen u. s. w., zugelassen ; so dass man diese Feier eigentlich wohl als eine Art von Ver¬

söhnungsfest betracbten kann.

f. 22. December. Tangtje oder Makan-Ondee. Schon bei

Schilderung der Hochzeit habe ich von einein Mnhan-Ondce oder Hochzeits- essen gesprochen , einem Gastmahl , das am Abend vor dem Hochzeitstage veraustaltet wird. Das hier erwähnte Makan-Ondee ist aber ein ganz anderes und nur ein Fest für die Schuljugend. Hier werden die Schulknaben , mit ibren besten Kleidern angethan , im Schulgebäude mit Kuchen , Backwerk.

Thee, Ingwerwasser, eingemachten Früchten u. s. w. bewirtbet. Man darf jedoch dabei keinen Reis und kein Fleisch essen.

5. Volksbelustigungen. Die zwei ganz allgemein über Java ver¬

breiteten Volksbelustigungen , weicbe die Namen Majin uinjang und Majin topeng (oder schlechthin Wajang und Topeng) rühren, sind anch bei den Cbinesen sehr beliebt. Von der Wajang giebt es drei Arten : Wajang goelit, ein Puppenschauspiel , wozu man niedlich und scbön geschnittene Figuren von Leder gebraucht. Die zweite oder Wajang golloce unterscheidet sich von der ersten nur darin , dass man hierzu aus Holz gefertigte Peppen , die maskirt sind , anwendet. Die dritte uod beliebteste Art ist die Wajang

orang Diese wird im Ganzen voo 12 Persooeo ausgeHihrt, jedoch so,

1) Majin heisst .Spiel, spielen; Wajang ist so viel als Comödie nod Topeng bezeichnet Maske. Goelit ist Leder und Orang ist der Name für Mensch. Alle diese-Worte sind Malayisch.

IX. Bd. 53

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822 Aquasie Boachi, über die Chinesen auf Java.

(lass erst 4 Persuiien . dann wieder 4, hierauf 2 und zuletzt wieder 2 auf¬

treten. Zu der Wajang orang werden nur p'rauenzinimer genommen und zwar in der Regel sehr junge und hübsche Mädchen, die dazu erst noch eine Art Unterricht erhalten, und die bei dem Spiel mit bemaltem Angesicht auf¬

treten. Sie werden Im i\olhfalle auch als Männer verkleidet, wenn Männer im Laufe des Spieles auftreten mUssen. Die Wajang orang hat übrigens nur einen'Aufzug, der jedoch sehr lang ist und mit den verschiedenen Pausen

von Abends 8 Uhr bis früh 5 Uhr währt. Man spricht dabei entweder

Javanisch oder Malayisch, und bei der Auirührung spielt die unter dem Namen Gnmmbiang bekannle Javanische Musik. Bei der Wajang orang der Sinkees dagegen dürfen nur Männer auftreten und darf nur Chinesisch ge¬

sprochen werden.

Der Hof von Mndurn zu Bnnghallang isl berühmt wegen seiner

prächtigen und niedlich gearbeiteten W.ijang-Figurcn { Wajang-goelil ). Im Ganzen giebt man sich auf Jnvn und Mnilurn (vorzüglich an den Höfen) sehr viel Mühe, eine reich ausgestaltete und schön gearheitclc W.ijang-goelit zu besitzen, wozu oft sehr viel Geld uud Zeil verwendet wird.

Die Topeng wird in mehreren Aufzügen von einer grossen Menge

von Leuten beiderlei Geschlechts gespielt, und es treten dabei auch noch Thiere , wie Tiger , Pferde , Elepbanten u. s. w. auf dem Schauplätze auf '). Die Topeng-Sage isl im Wesentlichen folgende. In uralter Zeil leble jenseits des Meeres ein sehr heiraihslusliger Künig: Dieser kam nach Jnva mit einem grossen Gefolge von Dienern und Hriegsleulen , mit Geschenken u. s. w. , um sicb eine Frau zu wählen. Nachdem er lange und vergeblich gesucht, siehl er eines Tages eine sehr schüne Frau, und zwar eine Prinzessin, deren Bruder Künig dieser Insel war. Der fremde Fürst macht die Bekanntschaft des Javanischen .Monarchen und seiner Schwe¬

ster und begehrt sie zur Ehe. Obgleich die Prinzessin ihm gewogen isl, so verweigert doch ihr Bruder seine Zustimmung zu der Ehe. Der Bewerber lässt nichts unversucht, um die Hand der schönen Prinzessin zu erhallen:

Geschenke, Anerbietungen, Bitten, Schmeicheleien; aber Alles vergebens.

Endlich nimmt er seine Zuflucht zu einer List. Durch einen längern Auf¬

enthall erwirbt cr sicb die Liebe des Javanischen Fürsten, und eines Tages richtet er seinem königlichen Gaslherrn ein grosses Fesimahl an. Nach Tische gicbl er ihm einen beläubendcn Trank, den der Javane obne Argwohn trinkt;

aber bald darauf fällt er in einen liefen Schlaf. Der fremde Fürsl entführt jetzt die Prinzessin , welcher ihre ganze weibliche Dienerschaft folgl. Nach¬

dem cr sich mit ihr hat vermählen lassen, begiebt er sicb mit seinem gan¬

zen Gefolge gul bewaffnet auf die Flucht und stellt sein Kriegsheer in einer günstigen Posiiion auf, da cr die unvermeidliche Folge seiner Iren- losen Handlung voraussieht. Der Javanische Beherrscher , aus seinem Sehlummer erwacht, vermisst seine Sehwesler sowie seinen fürstlichen Gast nehst dessen ganzem Gefolge ; jelzt wird es ihm deutlich , wie schänd¬

lich er helrogeii ist. Sein Zorn und seiue Rache kennen keine Gränze ,

1) Es sind diess aher nur nachgemachte Thirre , wiewohl in natürlicher Grösse, worin Menschen verborgen sind.

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Mordlmann, über den Ausdruck iCi*. >>. j . §23

er ist ganz ausser sich, er zittert, bebt, stampit, schreit, rast und zerstört Alles; — Rache, Rache nur isl sein Losungswort. Bald sind seine treuen und lapfern Krieger um ihn versammelt, und er setzt den beiden Treulosen nach ; plötzlich bemerkt er vor sich ein wohl gerüsleles Kriegsheer in Schlachtordnung aufgestellt. Der Kampf ist heftig uud wird mit abwechseln¬

dem Glück geführt. Der Muth der Soldaten und die Leitung der Heerführer des fremden Königs ist ausgezeichnet ; viele Javanen kommen ums Leben ; ihre Reihen sind beträchtlich gelichtet; ihr Fürst ist verwundet. Der Kö^g von jenseits des Meeres ist hingegen nur an einer Slelle des Körpers ver¬

wundbar und das wird dem Fürsten von Java durch einen l'eberläufer be¬

richtet , gerade in dem Augenblicke , wo der Kampf sich zu Gunsten seines Feindes wendet. Diese unschätzbare .Mittbeilung wird der kleinen, aber tapferen Scbaar der Javanen, die noch übrig gehlieben ist, bekannt gemachl, sowie dass der L'eberläufer sich mit einigen kühnen und unerschrockenen Javanen in einen Hinterhall legen wolle, um dem fremden Fürsten das Lehen zu nehmen. Diese Nachricht erweckt den gesunkenen .Muth der Javanen wieder. Der Kampf wird mil Heftigkeit erneuert und gerade nach der Slelle hingewendet, wo man sich in den Hinterhall gestellt hat. Auf einmal siehl man den feindlichen König hinsinken ; er ist tödtlich verwundet. Da seine Krieger jelzt seben, d.iss ihr Herr und Fürst gefallen ist, wanken sie und ergreifen die Flucht; — der vollkommene Sieg isl auf Seiten der Javanen und die treulose Prinzessin wird wieder zurückgeführt.

Die Spieler und Spielerinnen bei der Topeng sind alle maskirt. Die Gammhlang begleilet das Spiel und zwei Personen führen im Namen der Spieler das Wort gi'gen einander. Die Dauer einer wohl ausgeführten Topeng ist übrigens in der Regel von Abends 8 L'hr bis um Millernachl.

Ueber den Ausdruck .... iu- ^^j^ j .

Von Consul Dr. TTIordtinanii.

Im 5. Bande dieser Zeilschrifl S. 60 ff. besprachen Flügel und Fleischer in eingehender Weise die Bedeutung des Ausdruckes .... »Sm OjtXs» j ^ ohne jedocb die Sache zum Abscbluss zu bringen ; vielmehr forderten sie selbst andere Orientalisten und gelehrte Orientalen auf, zur Entscheidung der angeregten Frage das Ihrige beizutragen. Mir ist seitdem nichts darüber zu Gesichl gekommen ; ich habe jedoch die Sache nicht aus den Augen ver¬

loren und , so oft ich in meiner Lectüre den fraglichen Ausdruck fand , mir die Slelle angemerkt. Zu einer Erörterung, wie sie der heutige Standpunkt der Philologie erfordert, besitze ich weder Zeit noch Krafl; ich kann nur Material liefern , dessen Bearbeiiung ich tüchtigem Leuten überlassen muss.

Doch vorher zwei Nebenbemerkungen. 1) In der heutigen lürkischen

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