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Archiv "Taxane und Mammakarzinom: Effizienz in frühen Stadien wird geprüft" (16.03.2001)

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axane haben aufgrund der hohen Effizienz und guten Verträglichkeit in der Therapie des metastasier- ten Mammakarzinoms einen festen Platz in der First- und Second-Line-Therapie. Für die neoadjuvante und adjuvante Situation geben verschiedene Studien Anlass zu Hoffnungen – insgesamt ist die Datenlage jedoch hier für die Aufnahme der Taxane in die bisherigen Standards nicht ausreichend.

Ob sich die Erfolge mit Doce- taxel in der palliativen Situati- on nicht doch auch auf das frühe Mammakarzinom über- tragen lassen, dazu sind jetzt mehrere innovative Studien – teilweise in Kombination mit Immuntherapie – angelaufen.

Brustkrebs: Eine systemische, keine lokale Erkrankung Das Mammakarzinom – frü- her als lokaler Prozess einge- ordnet – wird heute als syste- mische Erkrankung einge- stuft. Mit dieser geänderten Sichtweise hat sich auch die Therapie verschoben: weg von großen Operationen hin zur verstärkten systemischen Behandlung. Wie Dr. Elisa- beth Merkle (Stuttgart) bei einem Fortbildungsseminar des Unternehmens Aventis in Rottach-Egern ausführte, set- zen die Experten in der primär operablen Situation verstärkt auf effektivere, wenn auch toxischere Chemothera- peutika – und auf die neoad- juvante Therapie.

Denn die Gabe von Adriamycin und Cyclophos- phamid (AC) präoperativ ist der postoperativen Applika- tion nach bisherigen Erfah- rungen nicht unterlegen; im Beobachtungszeitraum wur- de kein Unterschied im rezi- divfreien Überleben festge- stellt. Abgesehen von einem erhöhten Anteil brusterhal- tend zu operierender Patien- tinnen, profitieren von der neoadjuvanten Therapie ins- besondere die Frauen, bei de- nen eine pathologische Kom- plettremission erzielt wird (zehn bis 14 Prozent).

Dosisdichte Kombinatio- nen, wie das hierzulande ent-

wickelte ADoc-Schema (Do- xorubicin und Docetaxel alle 14 Tage, x4), sind, so Dr.

Günter Raab (München), viel versprechend, erfordern auf- grund von Nebenwirkungen aber überwiegend die Gabe von G-CSF. Derzeit läuft die Rekrutierungsphase für GEPARDUO, eine Phase-III- Studie, bei der das dosisdich- te ADoc-Regime (Therapie- dauer acht Wochen) mit der sequenziellen Gabe von Do- xorubicin/Cyclophosphamid, gefolgt von Docetaxel (Taxo- tere® alle drei Wochen, x4, insgesamt 24 Wochen), bei Pa- tientinnen mit primär opera- blem Brustkrebs (T ✉2 cm, NO-2, MO) geprüft wird.

Präliminäre Daten dieser Studie weisen mit 13,5 Pro- zent eine relativ hohe Rate pathologischer Komplettre- missionen aus. Das kurze, kombinierte Regime ging durch die G-CSF-Gabe mit deutlich reduzierten häma- tologischen Nebenwirkungen einher: Anstelle von 61 Pro-

zent schwerwiegender Neu- tropenien (Grad III/IV) habe man mit 32 Prozent hier eine Halbierung beobachtet, sagte Raab.

Adjuvante Therapie

In der adjuvanten Therapie ist die Kombination von Chemo- und Hormontherapie bei hor- monrezeptor-positiven Patien- tinnen effektiver als eine der beiden Behandlungsformen alleine. Die Hoffnungen hin- sichtlich einer verlängerten Überlebenszeit ruhen auf do- sisintensivierten Chemothe- rapieregimes. Noch offen ist laut Prof. Fritz Jänicke (Ham- burg), ob Taxane und Trastu- zumab neben der Chemo- und Hor- montherapie Über- lebensvorteile brin- gen.

Unklar sei, ob bei N1-3-Tumoren ag- gressivere Chemo- therapieformen tat- sächlich effektiver sind, sagte Prof.

Ulrike Nitz. Die Düsseldorfer Onko- login bescheinigte beispielsweise vier Zyklen einer an- thrazyklin-basierten Chemotherapie ge- genüber dem CMF- Schema (Cyclophos- phamid, Methotre- xat, Fluorouracil) ei- ne „marginale Über- legenheit“, wobei auch die Leukämie- rate von ein Prozent zu bedenken sei. Auch für Dr.

Kay Friedrichs (Hamburg) hat das CMF-Schema angesichts der vergleichsweise geringen Toxizität „nicht komplett aus- gedient“, obwohl in den USA die anthrazyklin-basierte Che- motherapie Standard ist.

Der Wert der adjuvanten Chemotherapie ist bei nodal-

negativem Brustkrebs abhän- gig vom Rezidivrisiko; insbe- sondere Frauen mit niedri- gem Risiko profitieren nur marginal. Dieses Problem sei offensichtlich auch durch Ein- beziehung der neuen Progno- sefaktoren nicht zufrieden- stellend zu lösen, erklärte Dr.

Björn Lisboa (Hamburg): So wiesen zwar viele der Pa- tientinnen niedrige Werte des Plasminogenaktivators (Uro- kinasetyp) und seines Inhibi- tors – und damit ein niedriges Risiko – auf; gleichzeitig liege mit einem G2-Stadium je- doch eine Indikation zur Che- motherapie vor.

Für die Gruppe der nodal- positiven Patientinnen dage- gen ist eine Studie geplant, in der der Nutzen der Chemo- therapie ohne oder aber mit Docetaxel überprüft wird.

Für die Untergruppe von Pa- tientinnen mit einer HER-2- Überexpression laufen ge- trennte Trastuzumabstudien an, in die auch nodalnegative Hochrisikopatientinnen ein- gehen.

Obwohl als Analogieschluss aus den Studien beim meta- stasierten Brustkrebs Vortei- le für eine Taxantherapie nach anthrazyklinbasierter Chemo- therapie zu erwarten sind, ha- ben erste Untersuchungen in der adjuvanten Situation zwar ein verlängertes rezidivfreies Überleben, bisher aber keine signifikante Steigerung des Gesamtüberlebens für Taxol gezeigt. Jänicke warnte in diesem Zusammenhang je- doch davor, angesichts der re- lativ kleinen Fallzahlen ein vorschnelles Urteil zu fällen.

Angesichts der hohen An- sprechraten und (bisher?) aus- gebliebener Spätfolgen von Docetaxel in der metasta- sierten Situation hoffen die Experten bei diesem Taxan auch auf Vorteile in der Adju- vanz.

Hormonrezeptorstatus Bei metastasiertem Brustkrebs richtet sich die Therapie nach dem Befinden, der adjuvan- ten Vorbehandlung der Pati- entin, dem Hormonrezeptor- und eventuell dem HER-2- V A R I A

A

A708 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 11½½16. März 2001

Taxane und Mammakarzinom

Effizienz in frühen Stadien wird geprüft

Unternehmen

Kolorierte Röntgenaufnahme eines Mamma-

karzinoms Foto: Aventis

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Status. Low-risk-Patientinnen erhalten eine antiestrogene Therapie; in der Prämeno- pause haben Aromatasehem- mer nach Angaben von Prof.

Bernd Gerber (Rostock) bei hormonrezeptor-positiven Pa- tientinnen signifikante Vor- teile gegenüber Tamoxifen, bei rezeptornegativen jedoch nicht. In der Postmenopause sind Tamoxifen oder GnRH oder die Kombination ange- zeigt. Eindeutige Anweisun- gen gab Gerber auch für die Therapie bei Patientinnen mit deutlichen Symptomen und raschem Handlungsbe- darf.

Bei Progression 5-Fluorouracil Wesentliches Kriterium ist die adjuvante Vorbehandlung: Bei Patientinnen mit Anthrazy- klintherapie setzt Gerber auf eine Monotherapie mit Do- cetaxel, bei anders vorbe- handelten auf die Kombina- tion des Taxans mit Doxoru- bicin. „Diese Kombination ist allen anderen in der ersten Linie überlegen.“ Hämatoto- xische Nebenwirkungen kön- nen durch eine wöchentli- che Gabe des Taxans redu- ziert werden.

Im Fall einer Progression sieht Gerber den Einsatz von 5-Fluorouracil (oder der Pro- drug Capecitabine), eventuell in Kombination mit anderen Zytostatika (Gemcitabine, Topotecan) als gerechtfertigt an. Bei einer Überexpression des HER-2 ist die Therapie mit Trastuzumab mit oder oh-

ne Paclitaxel zugelassen; bei dieser Gruppe liegen laut Gerber auch gute Daten für Docetaxel vor.

Die entsprechenden Studi- en vermeiden in einem Arm die Kombination von Anthra- zyklinen und Trastuzumab, die mit einer hohen Kardio- toxizität einhergeht, und nüt- zen stattdessen den synergi- stischen Effekt von Platin- verbindungen mit Docetaxel und Trastuzumab aus, der bei In-vitro-Untersuchungen be- obachtet wurde.

In zwei Pilotstudien mit Carboplatin oder aber Cispla- tin fanden sich bei jeweils rund 30 Patientinnen An- sprechraten von etwas über 70 Prozent. Als Nebenwir- kungen wurden unter ande- rem Neutropenien in neun bis elf Prozent und Asthenie in elf bis 18 Prozent dokumen- tiert, jedoch keine erhöhte Kardiotoxizität.

Im April startet die klini- sche Prüfung dieses neuen, TCH genannten Regimes in der adjuvanten Situation beim HER-2-überexprimierenden Mammakarzinom im Rahmen einer internationalen Phase- III-Studie (BCRIG 006). Das Behandlungsschema sieht drei Arme vor: vier Zyklen anthra- zyklin-basierte Chemothera- pie, gefolgt von Docetaxel al- leine oder in Kombination mit Trastuzumab über ein Jahr;

der dritte Arm ist anthrazyklin- frei und besteht aus sechs Zy- klen Docetaxel und Platinsalz sowie einjähriger Trastuzum- abgabe. Dr. Renate Leinmüller

Geringere Erträge in Phar- masparte – Der Schweizer Chemie- und Pharmakonzern Novartis hat im vergangenen Jahr Umsätze und Gewinn deutlich steigern können. Die Umsätze stiegen um zehn Prozent auf 23,3 Milliarden Euro, der Überschuss um acht Prozent auf 4,7 Milliar- den Euro. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Kon- zernchef Daniel Vasella mit geringeren Erträgen in der Pharmasparte. Die Marktein- führung neuer Medikamente wie das Anti-Leukämie-Mit- tel Glivec wirke sich zwar mittelfristig positiv auf die Geschäftsentwicklung aus, belaste aber zunächst das Er- gebnis.

Rösch und Pharmacia ko- operieren – Die Rösch AG Medizintechnik (Berlin) hat einen Vertrag mit Pharma- cia AB (Stockholm) geschlos- sen, der den Schweden die

weltweit exklusiven Rech- te gewährt, das Pharmacia Wachstumshormon Gonotro- pin® mit dem nadelfreien Injektionssystem Injex® zu verkaufen. Die Behandlung mit Genotropin® beginnt in der Regel frühzeitig im Kin- desalter und wird bis etwa zum 20. Lebenjahr fortge- führt.

Strathmann – Mit einer Spende von 10 000 DM hat Dr. Detlef Strathmann, Vor- stand eines der größten deut- schen Pharmaunternehmen in Privatbesitz, die Urwald- Klinik in Lambaréné (Ga- bun) unterstützt. Ziel sei es, den deutsch-afrikanischen Dialog für die Gesundheit zu fördern. In dem Urwald- Hospital werden jährlich et- wa 40 000 Patienten behan- delt. Der elsässische Theolo- ge und Arzt Albert Schweit- zer hatte die Klinik 1913 er-

richtet. JF

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Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 11½½16. März 2001 AA709

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