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Bisphosphonate bei meta-stasierendem Brustkrebs

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Academic year: 2022

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BR I T I S H ME D I C A L JO U R N A L

Obwohl sich die Bisphospho- nate rasch einen Platz in der Standardtherapie von Brust- krebspatientinnen mit Knochenmetastasen erobern konnten, sind noch etliche Punkte unklar geblieben.

Trotz adjuvanter Therapien gelangen zwi- schen 24 und 60 Prozent der Frauen mit Mammakarzinom schliesslich ins Stadium der Fernmetastasen. Häufigster Metasta- sierungsort sind die Knochen. Von den Pa- tientinnen mit Knochenmetastasen erlei- den zwei Drittel im Verlauf skelettale Ereignisse. In den einschlägigen Behand- lungsstudien zählen dazu pathologische Wirbel- und andere Frakturen, Rücken- markskompression, Komplikationen, die ein chirurgisches oder radiotherapeuti- sches Eingreifen nötig machen, sowie Hy- perkalzämie. Für die Betroffenen ebenso wichtig sind jedoch Schmerzen, Immobi- lität, Analgetikabedarf sowie Notwendig- keit von Physiotherapie.

Bisphosphonate als Inhibitoren der durch Osteoklasten vermittelten Knochenre- sorption sind ein etablierter Standard für die Betreuung von Patientinnen und Pati- enten mit Knochenmetastasen. Einerseits haben sie eine gewisse analgetische Wir- kung, andererseits können sie den Beginn skelettaler Ereignisse hinauszögern. Diese

Arbeit aus dem «British Medical Journal»

versucht einen Überblick zu geben über die Grenzen der derzeit vorliegenden Bis- phosphonat-Studien und über die offe- nen Fragen mit ihren Implikationen für die Patientinnen und für die direkten Krank- heitskosten.

Was bekannt ist

Mary C. Gainford und Mitautoren suchten in PubMed nach entsprechenden Daten.

Sie fanden je sechs Studien, in denen in- travenös (Ibandronsäure [Bondronat®] und Pamidronsäure [Aredia®]) respektive peroral verabreichte (Ibandronsäure, Clo- dronsäure [Bonefos®, Ostac®] und Pami- dronsäure) Bisphosphonate jeweils mit Plazebo oder keiner Therapie verglichen wurden.

Die randomisierten Studien galten der Sekundärprophylaxe bei Brustkrebspati- entinnen mit etablierten Knochenmeta- stasen und konnten belegen, dass Bis- phosphonate zusätzlich zu Chemo- oder Hormontherapie skelettale Ereignisse sig- nifikant zu reduzieren vermögen.

Auch ein systematischer Review be- stätigte die vorteilhafte Wirkung dieser Substanzgruppe mit signifikanter Sen- kung des Risikos für nichtvertebrale Frak- turen, kombinierte Frakturen, Notwendig- keit für Radiotherapie oder orthopädische Eingriffe sowie für Hyperkalzämie. Keine Schutzwirkung liess sich statistisch für Rückenmarkskompression und Wirbel- frakturen eruieren.

Ein anderer systematischer Review sah 90 mg Pamidronsäure intravenös im Ver- gleich zu 45 mg Pamidronsäure oder zu oralen Bisphosphonaten als wirksamstes Agens zur Verhinderung von skelettalen Ereignissen.

Eine Vergleichsstudie zwischen 90 mg

Pamidronsäure und 4 oder 8 mg Zolen- dronsäure (Zometa®) zeigte eine äquiva- lente Wirksamkeit bei allen Patientinnen mit Knochenmetastasen, in der Unter- gruppe mit lytischen Knochenmetastasen war Zolendronsäure der Pamidronsäure jedoch in mehreren sekundären Endpunk- ten signifikant überlegen (Verlängerung

Bisphosphonate bei meta- stasierendem Brustkrebs

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

p u n k t e p u n k t e

●Bisphosphonate sind etablierter Behandlungsstandard bei Brust- krebspatientinnen mit Knochen- metastasen.

●Randomisierte kontrollierte Stu- dien bestätigen für Bisphospho- nate signifikante Reduktionen bei Knochenereignissen.

●Die Bisphosphonat-Effekte sind zeitabhängig, d.h. der Behand- lungsnutzen zeigt sich erst nach sechs Monaten.

●Bisphosphonate wirken am besten bei Patientinnen, die aus- schliesslich Knochenmetastasen haben, da sie ausreichend lang überleben.

●Bisherige Studien umfassten hochselektionierte Patientenpo- pulationen mit besonders grosser Wahrscheinlichkeit für einen Therapienutzen.

●Der Nutzen der Bisphosphonate bei Patientinnen mit schlechter Prognose, die optimale Behand- lungsdauer und das optimale Bis- phosphonat bleiben unbekannt.

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der Zeit bis zum ersten Knochenereignis von 174 auf 310 Tage, halbierte jährliche Inzidenz von skelettalen Ereignissen).

Analgetische Eigenschaften

Hinsichtlich der analgetischen Eigenschaf- ten der Bisphosphonate besteht weniger Klarheit. Diese Ungewissheit spiegelt sich in den widersprüchlichen Ergebnissen von Behandlungsstudien bei Patienten und Patientinnen mit Knochenmetastasen.

Daher konnte eine systematische Über- sicht zur Schmerzbekämpfung bei Kno- chenmetastasen nicht ausreichende Evi- denz finden, um Bisphosphonate als Firstline-Therapie zu empfehlen, und sie konnte auch zwischen verschiedenen Bis- phosphonaten bei unterschiedlichen Ar- ten von Primärtumoren keine wirklichen Differenzen herausarbeiten.

Widersprüchliche oder in sich wenig kon- sistente Resultate ergaben Studien zur Schmerzlinderung mit intravenöser Pami- dronsäure oder oraler Clodronäsure.

Ibandronsäure vermochte jedoch in oraler und intravenöser Form Knochenschmerz- scores günstig zu beeinflussen.

Die Rolle der Bisphosphonate in der Primärprävention von Knochenmetasta- sen bei Frauen mit Mammakarzinom ist schon intensiv erforscht worden und könnte in Zukunft zum bemerkenswertes- ten Einsatzgebiet dieser Wirkstoffgruppe werden.

Wer profitiert am meisten von Bisphosphonaten?

Die positiven Wirkungen der Bisphospho- nate sind zeitabhängig, und ein signifi- kanter Behandlungsnutzen zeigt sich erst nach sechs Monaten.

Dies hat auch einen Einfluss auf die beob- achteten Auswirkungen der Therapie. In einer grösseren retrospektiven Analyse bei Brustkrebspatientinnen hatten diejenigen mit auf das Skelett beschränkten Metasta- sen die höchste Wahrscheinlichkeit für eine pathologische Fraktur. Die Zeit bis zur

Fraktur eines Röhrenknochens war in al- len Gruppen gleich. Am wenigsten Frak- turen wurden jedoch bei Patientinnen mit Knochen- und Lebermetastasen beobach- tet – ganz einfach, weil sie am wenigsten lang überlebten (5,5 Monate vs. 2,2 Jahre). Daraus lässt sich auch schliessen, dass Brustkrebspatientinnen, die aus- schliesslich Knochenmetastasen haben, die grösste Wahrscheinlichkeit für skelettale Ereignisse haben. Und ebenso liegt der Schluss nahe, dass es solche Patientinnen sind, die am meisten von einer Behand- lung mit Bisphosphonaten profitieren.

Schätzungen gehen davon aus, dass in der alltäglichen klinischen Praxis (also aus- serhalb von Behandlungsstudien) weniger als ein Drittel der Patientinnen eine auf das Skelett beschränkte Metastasierung zeigen. In den kontrollierten Studien mit Bisphosphonaten waren in bis zu zwei Dritteln Patientinnen mit auf den Kno- chen beschränkten Fernmetastasen un- tersucht worden. Deren Resultate dürften sich daher nicht ohne Weiteres auf die Gesamtpopulation der Betroffenen extra- polieren lassen, und die Rate skelettaler Ereignisse sowie die absolute Risikoreduk- tion dürften in der Praxis tiefer ausfallen.

Wie weiter?

Wichtig zu wissen wäre, welchen Behand- lungsnutzen durch Bisphosphonate Brust- krebspatientinnen mit ausgedehnten Metastasen und schlechterer Gesamtpro- gnose als in den randomisierten Studien erfahren. Bis solche Daten vorliegen, könnte es vertretbar sein, bei asymptoma- tischem Knochenbefall den Therapiebe- ginn hinauszuzögern oder auf eine Bis- phosphonat-Therapie bei Patientinnen mit einer Überlebensprognose von weniger als sechs Monaten ganz zu verzichten, schrei- ben Mary C. Gainford und Mitautoren.

Obwohl eine Fortführung der Bisphos- phonat-Behandlung bei Patientinnen mit wiederholten skelettalen Ereignissen und Fortschreiten der Knochenmetastasierung kaum einen Sinn ergeben dürfte, erhalten

viele Patientinnen – in einer kanadischen Studie waren es 90 Prozent – das Bisphos- phonat bis zum Tod weiter. Dabei wäre es möglicherweise sinnvoller, das Medika- ment abzusetzen oder auf ein potenteres Bisphosphonat zu wechseln. Bei dieser unter anderem auch aus pharmako- ökonomischen Gründen wichtigen Unter- gruppe von Brustkrebspatientinnen wären Studien, vorzugsweise unter Einbezug der Lebensqualität, dringend nötig.

Für die nach wie vor nicht richtig geklär- ten Fragen nach dem optimalen Behand- lungsbeginn beziehungsweise -abbruch wären dringend gute Entscheidungsmar- ker erforderlich. Hier ist das N-Telopeptid (NTx) im Zentrum des Interesses, das eine bessere Beurteilung des Knochenmetabo- lismus zu erlauben scheint als die kno- chenspezifische alkalische Phosphatase.

In einer Studie an 121 Patienten mit Kno- chenmetastasierung hatten diejenigen mit einer NTx-Konzentration über 100 nmol/mmol Kreatinin eine 20-mal grössere Wahrscheinlichkeit, innerhalb der folgenden drei Monate skelettale Komplikationen zu erleiden als diejenigen mit normalen NTx-Ausgangswerten. Eine laufende Studie (BISMARK: BISphos- phonate therapy directed by bone re- sorption MARKers) soll den Einfluss von Knochenmarkern auf das Timing der Bisphosphonat-Therapie klären helfen.

Mary C. Gainford et al. (Division of Clinical Oncology, Sunnybrook and Women’s College Health Sciences Centre, Toronto/CAN): Recent developments in bisphosphonates for patients with meta- static breast cancer. Brit. med. J. 2005;

330: 769–773.

Halid Bas

Interessenlage: Zwei Koautoren haben zuvor Forschungsgelder der Firmen Novartis und Roche erhalten, die Bisphosphonate herstellen.

Bisphosphonate bei metastasierendem Brustkrebs

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