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Bisphosphonate können mehr als Knochenschützen

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Academic year: 2022

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H A L I D B A S

Bisphosphonate werden breit gegen osteoporotischen Knochenschwund ein- gesetzt, und einige Vertreter dieser Wirkstoffklasse haben auch in der Onko logie zur Behandlung von Knochen - metastasen Bedeutung erlangt. Knochen- metastasen können für die Betroffenen vier, eventuell sogar kata stro phale Folgen haben, erläuterte PD Dr. Bernhard Pesta- lozzi, Klinik und Poliklinik für Onkologie, Universitätsspital Zürich:

■ Frakturen

■ therapierefraktäre Knochenschmerzen

■ Rückenmarkskompression

■ Hyperkalzämie

Bisphosphonate können solchen ske- lettbedingten Ereignissen entgegenwir- ken, wobei man sich vereinfachend vor- stellt, dass sie eine Art Überzug über den Knochenbälkchen bilden, der es den durch die Tumorzellen der Metasta- sen übermässig angeregten Osteoklas- ten erschwert, die Knochenmatrix abzu- bauen. Zur Behandlung tumorbedingter Hyperkalzämien und metastaseverur- sachter Knochenprobleme sind verschie- dene Bisphosphonate im Einsatz, die sich durch Unterschiede in der anti - resorptiven Potenz um den Faktor 10

unterscheiden. «Ob auch Unterschiede beim therapeutischen Fenster in ähn - licher Grössenordnung bestehen, ist aber offen», wie Bernhard Pestalozzi anmerkte.

Bemerkenswert und am letzten ASCO- Kongress lebhaft diskutiert sind die Er- gebnisse der ABCSG-12-Studie (ABCSG:

Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group), die bei Patientinnen mit hormon- rezeptorpositivem Mammakar zinom in frühen Stadien, die zunächst eine Lokal - therapie (Op., ggf. Radiotherapie) erhal- ten hatten, den weiteren Verlauf ver- folgte. 1800 Patientinnen wurden pros - pektiv in einer offenen kontrollierten Phase-III-Studie mit einem 2 ×2-fakto- riellen Design während 36 Monaten wei- terbehandelt. Die vier Studienarme be- standen aus täglich 20 mg Tamoxifen (z.B. Nolvadex®) mit oder ohne 4 mg

Zoledronsäure (Zometa®) als 15-minü- tige Infusion alle sechs Monate bezie- hungsweise täglich 1 mg Anastrazol (Ari midex®) mit oder ohne die halbjähr-

liche Zoledronsäureinfusion. Alle Pa- tientinnen erhielten zusätzlich monat - liche Goserelin-(Zoladex®-)Gaben zur Unterdrückung der Ovarialfunktion.

Inzwischen liegen erste Ergebnisse seit dem Rekrutierungsende 2004 mit einer medianen Beobachtungsdauer von zwei Jahren ab Therapieende vor. Zunächst ist festzuhalten, dass die Gesamtpro - gnose der Brustkrebspatientinnen in der ABCSG-12-Studie ausgezeichnet war.

«Über 98 Prozent dieser Frauen sind rund fünf Jahre nach der Diagnose ihres

Tumorleidens noch am Leben, und dies ohne adjuvante Chemotherapie», freute sich der Onkologe. Weiter belegen die Studienergebnisse, dass die Therapie mit

B E R I C H T

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ARS MEDICI 21 2008

Bisphosphonate können mehr als Knochen schützen

Studienergebnisse bei Frauen mit Brustkrebs zeigen antitumorale Wirkung

Die kürzlich am Jahrestreffen der American Society of Clinical Oncology (ASCO) öffentlich gemachten Resultate einer internationalen Studie bei prämenopausalen Frauen mit frühem Brustkrebs wurden in Zürich an einem Novartis-OncoTalk

®

vorgestellt.

PD Dr. med. Bernhard Pestalozzi, Zürich

« Über 98 Prozent der Frauen in dieser Brustkrebsstudie

sind rund 5 Jahre nach der Diagnose ihres Tumorleidens

noch am Leben, und dies ohne adjuvante Chemotherapie. »

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B I S P H O S P H O N A T E K Ö N N E N M E H R A L S K N O C H E N S C H Ü T Z E N

ARS MEDICI 21 2008

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Zoledronsäure zusätzlich zur hormonel- len Behandlung das Risiko von Ereignis- sen bezüglich des krankheitsfreien Überlebens um signifikante 36 Prozent verringerte. Beim rezidivfreien Über - leben beobachtete die österreichische Forschungsgruppe um Michael Gnant, Wien, ebenfalls eine Senkung des Risi- kos, hier um signifikante 35 Prozent.

«Während der bisherigen Beobach- tungszeit liess sich für zusätzliche Zole- dronsäure jedoch kein signifikanter Vor- teil beim absoluten Überleben nachwei- sen», hielt Bernhard Pestalozzi fest. Dies erlaubt angesichts sehr kleiner Ereignis- zahlen (16 Todesfälle in den Zoledron- gruppen bzw. 26 Todesfälle ohne das Bisphosphonat) vorderhand keine wei- teren Rückschlüsse. Ein ähnlicher zwar positiver, aber nicht signifikanter Trend ergab sich bei den Patientinnen mit

Knochenmetastasen (16 vs. 23 Patien- tinnen). Hier sind längere Follow-up- Zeiten notwendig.

Als Nebenwirkungen sind für intra - venöse Bisphosphonate grippeähnliche Symptome bekannt, die sich aber gut behandeln lassen. Ferner kann es unter Bisphosphonaten zu einer Verschlechte- rung der Nierenfunktion kommen. Dies

wurde aber bei diesen prämenopausa- len Frauen mit erfolgreich behandeltem Brustkrebs nicht gesehen, ebenso wenig wie die seltene, aber gefürchtete Bis - phos phonatnebenwirkung einer Kiefer - osteonekrose. Insgesamt war die Be- handlung mit Zoledronsäure gut ver- träglich, resümierte Bernhard Pesta lozzi.

Ganz überraschend kommen die Ergeb- nisse der ABCSG-12-Studie nicht, denn Laboruntersuchungen hatten unter an- derem auf eine Hemmung der für die

Tumorentwicklung wichtigen Angio - genese, auf für die Tumorabwehr wich- tige immunmodulierende Effekte, auf eine Förderung der Apoptose von Tu- morzellen und auf eine Verstärkung der Zytostatikawirkung auf Metastasen hin- gedeutet.

In seiner Bilanz der lebhaften Diskussio- nen um die ABCSG-12-Studie am ASCO- Kongress erwähnte Bernhard Pestalozzi die Einschätzung, dass nach diesen Er- gebnissen ein Therapiewandel noch nicht zwingend ist, dass aber die vor- läufigen Resultate durchaus für eine kli- nisch wichtige Antitumorwirkung spre- chen könnten. Die Beobachtung einer antitumoralen Wirkung von Zoledron- säure stützt sich auf eine geringere Zahl sowohl von lokalen und kontralateralen Rezidiven wie auch von selteneren Fernmetastasen. Zusätzlichen Auf- schluss erwartet man sich von den Langzeitergebnissen weiterer grosser Mammakarzinomstudien (z.B. GAIN, AZURE, NaTan) auch mit anderen

Bisphosphonaten.

Halid Bas

Interessenlage: Diese Berichterstattung erfolgt industrieunabhängig.

« Während diese Resultate eine signifikante Senkung des Rezidivrisikos zeigen, liess sich für Zoledronsäure jedoch bisher kein signifikanter Vorteil beim absoluten

Überleben nachweisen. »

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