Kongressbericht
Malignes Melanom: Alternative zu Ipilimumab als Kombinationspartner?
Die kombinierte Immuntherapie mit Nivolumab und Ipilimumab hat zu die Therapie des metastierten malignen Melanoms revolutioniert, wenn auch die hohe Effektivität der Kombination mit einer erheblichen Toxizität erkauft wurde. Die Kombination von Nivolumab mit Relatlimab könnte eine ebenfalls wirksame, aber besser verträgliche Alternative bieten.
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arauf weisen die ersten Ergebnisse der Phase-II/III-Studie RELATIVI- TY-04 hin, in der diese duale Immun- therapie bei Patienten mit fortgeschrit- tenem Melanom untersucht wurde [Lip- son EJ et al. ASCO. 2021;Abstr 9503].Wie Evan J. Lipson vom Johns Hopkins Kimmel Cancer Center in Baltimore, MD/USA, anlässlich der ASCO-Jahres- tagung 2021 erläuterte, ist Relatlimab ein Antikörper gegen den Checkpoint
„lymphocyte-activation gene 3“ (LAG3) und könnte sich als erster Inhibitor eines weiteren Checkpoints jenseits von PD-1 („programmed cell death protein 1“) bzw. PD-L1 („programmed cell death-ligand 1“) und CTLA4 („cytoto- xic T-lymphocyte-associated protein 4“) in der Melanomtherapie etablieren.
Infusion mit fixer Dosis
An der Doppelblindstudie nahmen 714 Patienten mit bislang noch nicht behan- deltem, nichtresektablem oder metasta- siertem Melanom teil. Die Therapie erfolg- te randomisiert mit Nivolumab (480 mg) und Relatlimab (160 mg) in fixer Dosie- rung in einer Infusion kombiniert oder nur mit Nivolumab (480 mg) jeweils q4w.
Im Vergleich zur Nivolumab-Mono- therapie konnte die Kombination von Nivolumab plus Relatlimab die Zeit bis zum Progress signifikant verlängern. Das mediane progressionsfreie Über leben (PFS; primärer Endpunkt der Studie) lag in der Kombinationstherapiegruppe bei 10,12 Monaten, in der Monotherapiegrup- pe bei 4,63 Monaten (Hazard Ratio [HR]
0,75; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI]
0,62–0,92; p = 0,0055). Die 1-Jahres-PFS- Rate betrug unter Nivolumab/Relatlimab 47,7 %, unter Nivolumab alleine 36,0 %.
Das verlängerte PFS unter Therapie mit Nivolumab plus Relatlimab war nach einer Subgruppenanalyse unabhängig von der LAG3-Expression.
Günstiges Nebenwirkungsprofil der Kombination
Die mit der Behandlung einhergehenden unerwünschten Ereignisse (TRAE) waren laut Evans unter der Kombination beherrschbar. Am häufigsten waren Juck- reiz, Fatigue, Hautausschläge, Arthralgien, Hypothyreoidismus, Diarrhoe und Vitiligo.
TRAE des Grades 3/4 waren unter Relatlimab/Nivolumab häufiger als bei Nivolumab alleine (18,9 vs. 9,7 %), waren aber laut Evans seltener als unter Nivo- lumab/Ipilimumab. Zum Therapieabbruch führten TRAE in der Relatlimab/Nivo- lumab-Gruppe bei 14,6 %, in der Nivolumab-Gruppe bei 6,7 % der Patienten.
Für Evans steht fest, dass die Kombi- nation von Nivolumab plus Relatlimab eine neue Therapieoption für Patienten mit bislang unbehandeltem, nichtresek- tablem oder metastasiertem Melanom darstellt. Er hofft, dass durch diese bes- ser tolerable Kombination eine duale Immuntherapie für mehr Patienten als bisher möglich wird. Friederike Klein Bericht vom diesjährigen Annual Meeting der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vom 4. bis 8. Juni 2021
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57. ASCO-Jahrestagung Nun das zweite Jahr in Folge fand die
Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) virtuell statt. Aber auch dieses Jahr gab es viel zu diskutieren.
++ ASCO 2021 ++
Neues Dosierungsschema beim Melanom möglich?
Bislang ist beim unresektablen, fortgeschrittenen Melanom eine Therapie mit Nivolumab (Nivo1; 1 mg/kg Körpergewicht [KG]) plus Ipilimumab (Ipi3; 3 mg/kg KG) zugelassen. In der Phase-III-Studie CheckMate 511 war nach einem Jahr mit einer Dosierung von Nivo 3 mg/
kg KG (Nivo3) plus Ipi 1 mg/kg KG (Ipi1) ein verträglicheres Sicherheitsprofil bei gleicher Wirksamkeit zu beobachten. Die 3-Jahres-Daten stellte Celeste Lebbe, Paris, Frankreich, vor.
Die Patienten mit unbehandeltem, unresektablem Melanom Stadium 3/4 wurden 1:1 auf Nivo3 plus Ipi1 q3w, oder Nivo1 plus Ipi3 q3w aufgeteilt, jeweils gefolgt von einer Nivo- Monotherapie (480 mg) q4w. Der Primäre Endpunkt waren Grad 3–5 Toxizitäten [Lebbe C et al. ASCO. 2021;Abstr 9616]. „Insgesamt war die Rate an schweren Nebenwirkungen in der Gruppe mit Nivo3 plus Ipi1 signifikant niedriger als unter Nivo1 plus Ipi3“, erklärte Leb- be. Insgesamt waren 61 % der Patienten unter Nivo3 plus Ipi1an schweren Nebenwirkun- gen der Grade 3–5 betroffen, während unter Nivo1 plus Ipi3 86 % betroffen waren. In der deskriptiven Analyse war die Rate des Gesamtüberlebens in beiden Gruppen ähnlich (59 vs. 61 % unter Nivo1 plus Ipi3). Man müsse jedoch beachten, dass die Studie nicht darauf ausgelegt war, die Nichtunterlegenheit in Bezug auf die Wirksamkeit nachzuweisen, warf Lebbe ein. Die Studie liefere aber wichtige Informationen über das Nutzen-Risiko-Profil
der beiden Dosierungsschemata. Sandrina Bachmaier
Bericht vom diesjährigen Annual Meeting der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vom 4. bis 8. Juni 2021
Im Fokus Onkologie 2021; 24 (4) 25
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