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Der Einfluss homöopathischer Arzneien auf das Immunsystem ein systematischer Review

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Academic year: 2022

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Der Einfluss homöopathischer Arzneien auf das Immunsystem ein systematischer Review

The influence of homeopathic remedies on the immune system a systematic review

Masterarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades

Master of Science (MSc)

der Fachhochschule FH Campus Wien

Masterlehrgang: Ganzheitliche Therapie und Salutogenese

Vorgelegt von:

Dr. Peter Sedaghat

Personenkennzeichen:

183037022

Erstbetreuer*in:

MR Dr. Gerhard Hubmann

Gutachter*in:

Prof. Dr. Michael Frass

Eingereicht am:

14.08.2020

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ii

Kurzfassung

Einleitung/Hintergrund:

Ein systematisches Review, welches sich solitär mit einer Bewertung gemessener und durch homöopathische Intervention veränderter Parameter im Immunsystem beschäftigt, ist für eine nüchterne Betrachtung dieser Wirkung, welche einen Placebo-Effekt vernachlässigbar macht, notwendig und wichtig.

Ziele:

Es sollte die Frage beantwortet werden, wie sich die derzeitige Studienlage darstellt, die den Einsatz von homöopathischen Mitteln, inklusive der Mikroimmuntherapie, zur Grundlage haben, in welchen immunologische Parameter innerhalb menschlicher und tierischer Organismen oder Zelllinien derselben gemessen und deren Veränderung durch diese Substanzen dokumentiert werden.

Methoden:

Es wurde nach Studien gesucht, welche gemessene Komponenten des angeborenen und erworbenen Immunsystems und exprimierte Komponenten wie Zytokine oder Chemotaxis sowie Veränderungen im genetischen Bereich beinhalten. Die Mikroimmmuntherapie wurde hierbei, da sie homöopathisierte Immunkomponenten per se beinhaltet, zusätzlich eingebaut.

Ergebnisse:

Es zeigten sich messbare und zu einem Großteil signifikante Veränderungen immunologischer Parameter im Gegensatz zu Placebo- und/oder konventionell behandelten Kontrollgruppen in sämtlichen klinisch untersuchten Bereichen von der Infektiologie bis zur Onkologie.

Schlussfolgerung/Fazit:

Der Einsatz von homöopathischen Mittel bewies in diesen Studien, eine wirkungsvolle und nicht vernachlässigbare Alternative zur konventionellen Medizin zu sein.

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iii

Abstract

Context/Background:

A systematic review, solitarily judging results of immunological parameters which were measured and thus changed by homeopathic treatment in animal and human organisms, is highly necessary and important to discard an explanation of its effects by placebo.

Objectives:

The goal of this master’s thesis is to answer the question of finding studies documenting measurable effects of homeopathic remedies including micro-immunotherapy on human and animal organisms and those undergoing changes through the treatments.

Methods:

A search strategy has been established including the most important immunological key words to find the most relevant studies. Those are supposed to include components of the innate and adaptive immune system like cytokines or chemotaxis as well as changes in the genetical area. Additionally, studies concerning micro-immunotherapy, a special kind of homeopathic use of immune components, were collected and discussed.

Results:

The results showed measurable and to the greatest part significant changes opposed to placebo or conventionally treated control groups, ranging from infectiology to oncology.

Also, the results of micro-immunotherapy showed positive results.

Conclusion:

The use of homeopathic agents in these studies proved to be an effective and non- neglectable alternative to the use of conventional medicine.

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IV

Inhaltsverzeichnis

KURZFASSUNG ... II

ABSTRACT ... III

1 EINLEITUNG ... 8

1.1 KONTEXT ... 8

1.2 FRAGESTELLUNG ... 10

2 HINTERGRUND ... 12

2.1 HISTORIE ... 12

2.2 HOMÖOPATHIE UND IMMUNOLOGIE ... 15

2.3 ISOPATHIE UND HOMÖOPATHIE ... 16

2.4 GESCHICHTE UND EINSATZ DER MIKROIMMUNTHERAPIE ... 19

3 METHODEN ... 21

3.1 ENTWICKLUNG DER SUCHSTRATEGIE ... 21

3.1.1Terminologie ... 21

3.2 KONKRETE SUCHE ZUR FRAGESTELLUNG ... 22

3.2.1Einschränkungen der Suche ... 22

3.2.2Auswahl der Studien ... 23

3.2.3Extraktion von Informationen ... 24

3.2.4Bewertung der identifizierten Literatur ... 24

4 ERGEBNISSE ... 25

4.1 ERGEBNISSE DER LITERATURRECHERCHEN ... 25

4.2 DESKRIPTIVE SYNOPSIS ... 25

4.3 MIKROIMMUNTHERAPIE ... 45

4.4 SYNTHESE ... 49

5 DISKUSSION ... 56

5.1 BEDEUTUNG DES THEMAS ... 56

5.2 DISKUSSION DER METHODEN UND ERGEBNISSE ... 57

5.3 FAZIT UND AUSBLICK ... 62

7 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ... 65

8 TABELLENVERZEICHNIS ... 66

9 LITERATURVERZEICHNIS ... 67

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V

Glossar

Abkürzung Erklärung

Hom. Homöopathie

C(Zahl) Centesimalverdünnungsgrad einer homöopathischen Substanz

KH Komplexhomöopathie

AMP Ampicillin

OXY Oxytetrazyklin

SOD Superoxid-Dismutase

TCM Traditionell Chinesische Medizin

CC Calcium carbonicum

HKM Homöopathisches Komplexmittel NK Natural Killer (Zelle)

CSF Colony-stimulating factors

TNF Tumor-Nekrose-Faktor

IFN Interferon

TCM Traditionell Chinesische Medizin

AB Antibiotika

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1 Einleitung

1.1 Kontext

Die Homöopathie ist wohl einer der umstrittensten Therapieformen, die im Bereich der westlichen Medizin auf dem Komplementärsektor Fuß gefasst hat. Sie spaltet die Meinungen all jener Menschen, welche sich Gedanken darüber gemacht haben, was in dieser Welt und speziell in der Medizin, wahr ist. Für jene, welche sich auf den Satz „Messen was messbar ist, messbar machen was nicht messbar ist“ von Galileo Galilei stützen, 1 ist ein reelles Wirkprinzip der Homöopathie ausgeschlossen, denn die ewige Streitfrage, ob etwas so hoch Verdünntes, das ab Überschreiten einer bestimmten Potenz mit regulärer Messung keine nachweislichen Moleküle mehr enthält, und somit nichts mehr als sein Trägerstoff ist, eine arzneiliche Wirkung haben kann, wird dort klar mit Nein beantwortet. Relationsrechnungen von Tropfen im Meer oder einzelne Teilchen in Relation zu planetaren Gebilden im Universum sollen die Absurdität des Glaubens an auch nur irgendeine Wirksamkeit der Homöopathie in Frage stellen. Mit solchen Rechnungen und weiteren Abstrusitäten wird die Homöopathie in Diskussionen immer wieder ins Lächerliche gezogen.

Für die Gruppe der BefürworterInnen gibt es, aus Gründen wie eigener klinischer Evidenz in der Praxis, ausgeübter oder selbst erfahrener Heilerfolge oder einfach aus einem Erfahrungswissen heraus, dass Vieles in dieser Welt eben nicht oder noch nicht messbar ist bzw. eine bestimmte Dosis aufweisen muss, dennoch eine Existenzberechtigung und durchaus Wirksamkeit für die Homöopathie.

Seit Begründung der Homöopathie scheint dieser Streit nicht enden zu wollen. Samuel Hahnemann, dessen Biografie und die darin vermutlich bedeutsamste Errungenschaft, nämlich die Begründung der Homöopathie, muss man selbst den Kritikern nicht mehr näherbringen. Er sah sich schon Zeit seines Lebens Neid, Anfeindungen und Spott aufgrund seiner Entdeckung ausgesetzt. Sei es, weil die Anwendung der kleinsten Dosen schlicht Humbug für viele bedeutete, er seine eigenen Arzneien herstellte und Apotheker dabei nicht mitverdienten oder Kollegen sich durch die Ausübung seiner sanften Medizin in ihrem Berufsfeld gestört und einer Abwerbung von PatientInnen ausgesetzt sahen. 2

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Mittlerweile gibt es viele hunderte Arbeiten zu dem medizinischen System, dem Samuel Hahnemann in schier endlosen Versuchen und Schriften seinen Platz in der Medizin einräumte. Sieht man sich in den bekannten akademischen Portalen und Fachjournalen um, so findet man dort eine beträchtliche Zahl von Studien zum Thema Homöopathie.

Dieser hohen Anzahl der Studien war es geschuldet, dass schließlich Metastudien zur allgemeinen Wirksamkeit durchgeführt werden mussten. Derzeit gibt es mehrere dazu, mit den jüngst von Mathie durchgeführten und nach Cochrane-Kriterien gemessenen Qualitätsstandards kann laut den Ergebnissen von einer Evidenz zur Wirksamkeit der Homöopathie ausgegangen werden. 3

Die der breiten Masse zugänglich gemachte Metastudie von Shang et al. schien jedoch zu zeigen, dass es keinerlei bewiesene Wirkung jenseits eines Placebo-Effektes geben könne.4 Das Ende der Homöopathie wurde im renommierten Lancet verkündet 5, die Skeptikergemeinde sah sich nun wissenschaftlich bestätigt. Dass die Realität jedoch nicht so einfach darstellbar war und zudem absichtlich grobe Verzerrungen durch die nicht immer nachvollziehbar selektive Auswahl der Studien vorgenommen, blieb freilich von jenen Seiten unerwähnt. Prof. Robert Hahn zeigte in einer Revision der Studien, dass über 90%

der angenommenen Studien ausgeschlossen werden mussten, um zu dem gewünschten und schließlich veröffentlichten Ergebnis zu gelangen.6 Naturwissenschaftlich und besonders in der westlichen Medizin wird eine nachvollziehbare Evidenz einer arzneilichen Wirksamkeit nach bestimmten Kriterien gefordert. Eine Möglichkeit dies näher zu beleuchten ist die wissenschaftliche Darstellung von messbaren Parametern des Immunsystems und deren Veränderung nach Anwendung von homöopathischen Substanzen.

Weltweit machen Millionen von Menschen Gebrauch von komplementären Therapien, unter anderem, weil diese abseits der konventionellen westlichen Medizin als nebenwirkungsarm gilt. Homöopathie ist neben der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) die weltweit am häufigsten verwendete Therapieform und erfreut sich in der Bevölkerung zunehmend wachsender Beliebtheit. 7 Vor allem bei akuten Erkrankungen soll sie schnelle und schonende Linderung bringen, auch bei chronischen Konditionen wird sie allein und zunehmend bei Krebserkrankungen in Kombination von geschulten TherapeutInnen eingesetzt. Durch die Forschung der letzten Jahrzehnte und Entschlüsselung von molekularen Mechanismen in zunehmender Geschwindigkeit, und hier spielt das Immunsystem eine entscheidende Rolle, wird auch zunehmend von jenen, die derzeit von einer Nanotechnologie der Homöopathie ausgehen,8 geforscht. Entsprechende und hier

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präsentierte Studien und Experimente sollen Zeugnis ablegen von einer messbaren immunologischen Wirkung und somit eines legitimen therapeutischen Einsatzes homöopathischer Arzneimittel.

Ein kleiner Teil dieses systematischen Reviews beinhaltet zuletzt noch eine Auswertung von Studien zur Wirksamkeit von Arzneien aus einem spezifizierten Feld innerhalb der Komplexhomöopathie (KH), der Mikroimmuntherapie. Die Mikroimmuntherapie ist eine von Dr. Maurice Jenaer in den Siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts begründete Behandlungsform.9

Hierbei handelt es sich um eine therapeutische Anwendung von potenzierten Immunbotenstoffen und Nukleinsäuren, die nach immunologischen Gesichtspunkten zusammengestellt und für eine Vielzahl von Krankheitsbildern angewendet werden.

Verwendet werden je nach gewünschter Wirkung nieder- und hochregulierende Potenzen, welche sich in unterschiedlichen Verdünnungsgraden zeigt. Die Mikroimmuntherapie spielt bei der komplexer werdenden Landschaft der Pathologie in unserer Gesellschaft bei komplementär arbeitenden TherapeutInnen eine zunehmend wichtige Rolle, darf jedoch nicht mit der klassischen Homöopathie verwechselt werden.

1.2 Fragestellung

Konkret sollen folgende Fragen untersucht werden: Wie stellt sich die derzeitige Lage relevanter Studien, inklusive jener der Mikroimmuntherapie dar, was Erkenntnisse über eine in Experimenten gemessene Veränderung von Komponenten des menschlichen und tierischen Immunsystems anbelangt, hervorgerufen durch die Anwendung von homöopathischen Arzneien?

Es besteht derzeit, nebst den bekannten Meta-Analysen, noch kein systematischer Review von Daten solcher Veränderungen von Immunkomponenten bezüglich der Wirkung homöopathischer Arzneien mit Einschluss der Mikroimmuntherapie.

Wie in der Suchstrategie weiters zu erfahren ist, wird nach bekannten und gemessenen Komponenten des Immunsystems gesucht, dies seien Zellen des angeborenen und erworbenen Immunsystems und exprimierte Stoffe wie Zytokine oder der Nachweis von Chemotaxis, auch Veränderungen im genetischen Bereich, sofern für diese Arbeit relevant, sollen besprochen werden. Die Mikroimmmuntherapie baut auf Komplexmitteln auf, welche

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ausgewählte und für Pathologien oder zur Prävention maßgeschneiderte Zusammenstellungen aus Komponenten des Immunsystems und Nukleinsäuren beinhalten.

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2 Hintergrund

2.1 Historie

Christian Friedrich Samuel Hahnemann wurde am 10. April 1755 im deutschen Meissen geboren. Er machte seinen Abschluss in Medizin 1779 mit 25 Jahren an der Universität von Erlangen. Als Universalgelehrter besaß er profunde Kenntnisse in mehreren Bereichen der Wissenschaften, diese beinhalteten neben der Medizin die Pharmakologie, Chemie, Alchemie und Linguistik. Er gilt als Begründer der Homöopathie. Wenngleich das Simile- Prinzip nicht per se neu war, so wurde es erst durch Hahnemann zur Grundlage für ein neues ganzheitliches medizinisches System, nebenbei bemerkt war Hahnemann bis heute der einzige Mensch, der im Alleingang ein in sich abgeschlossenes und nach wie vor unverfälscht gelehrtes Medizinsystem begründet hat.10

Abbildung 1: Dr. Samuel Hahnemann (Quelle: https://lifecarehomoeopathy.com/history/)

Da Hahnemann Zeit seines Lebens ebenso ein Experte im Bereich der Chemie gewesen war, wusste er um toxikologische Symptome sehr gut Bescheid. Er erkannte ebenso, dass eine Vergiftung durch beispielsweise Pflanzenalkaloide Erkrankungen hervorrufen konnten, die Pathologien anderen Ursprungs sehr ähneln konnten. Eines der vielen Beispiele ist die Symptomatik von Scharlach, welcher der Vergiftung mit der Tollkirsche ähnelt oder eine Vergiftung mit Arsen, welche Cholera-Symptomen imitieren kann. Der eigentliche Ursprung für den ersten homöopathischen Versuch Hahnemanns, das berühmte und noch häufig umstrittene Chinarinden-Experiment, stellt ein weiteres solches Beispiel für das Ähnlichkeitsprinzip dar, in diesem Fall der Periodizität von Wechselfieber (Malaria) und der

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ihr ähnlichen Wirkung durch eingenommene Rinde von der Pflanze Cinchona pubescens oder China officinalis. Er nahm diesen Versuch an sich selber vor und führte, wie es seine Art war, minutiös schriftlich darüber Buch.11 Als er dieses Prinzip erkannte, begann er, durch kleine Gaben von verschiedenen Agenzien, Kunstkrankheiten zu schaffen, um Krankheiten wie die vorher erwähnten Scharlach, Cholera oder Malaria mit kleinsten Dosen verschiedener Substanzen zu behandeln und diese Wirkung ebenfalls zu dokumentieren.12 Wer nur schemenhaft in der damaligen medizinischen Verschreibungspraktik historisch belesen ist, der weiß um die damaligen im besten Fall abenteuerlich zu nennenden Prozeduren, welche Menschen damals von Ärzten erleiden mussten - Stichwort Quecksilber und Aderlässe. Da konnte der Menschheit eine sanftere Medizin, wie sie von Hahnemann aufgebaut wurde, mehr als gelegen kommen.

Hahnemann prüfte also an sich, seiner Familie, Kollegen und Freiwilligen immer mehr solcher Substanzen, welche er zuerst verdünnte, um ihnen die unmittelbar toxische Wirkung zu nehmen und nach weiteren Versuchen dann nach seinen Prinzipien verschüttelte, was er potenzieren nannte und mit der Dynamisierung einer Substanz in Zusammenhang brachte, somit um eine mögliche Heilkraft dahinter zu entfachen.13 Diese Prozedur ist nach wie vor eine der umstrittensten Punkte in der Homöopathie und wird gerne von Kritikern und Skeptikern in Diskussionen aufgegriffen. Intuitiv wie Hahnemann war, landeten neben Pflanzen, bei welchen aus dem anthropologisch-kulturellen Gebrauch Heilwirkung oder toxikologische Symptome bekannt waren, auch Arzneien aus dem alchemistischen Feld, wie die Kalkschwefelleber (Hepar sulphuris) oder Metalle wie Gold, Silber und Antimon in seiner wachsenden Pharmakopöe, weiters wurden auch Stoffe tierischen Ursprungs nach und nach hinzugezogen. Er erkannte zunehmend, dass jedes Mittel aus verschiedenen Naturreichen durch die von ihm durchgeführte Prozedur des Verdünnens und Potenzierens eine potenzielle Heilwirkung für haben kann.14

Diesem 1796 geborenen und zu einem weltweit angewandten Medizinsystem entwickelten Gedanken entsprang die erste Auflage von Hahnemanns Organon im Jahre 1810, in Folge das mehrere Bände umfassende „Reine Arzneimittellehre“, „Die chronischen Krankheiten“

und mit wachsendem klinischen Erfahrungsschatz seine eigene Materia Medica. Diesen Werken sollten mehrere Auflagen bis posthum ins 20. Jahrhundert folgen.15

Über die Jahre und als Konsequenz zahlreicher Versuche veränderte Hahnemann zunehmend seine ursprünglichen Gedanken zur Homöopathie. Er erkannte zum Beispiel, dass eine Malaria nur durch Cinchona pubescens geheilt werden kann, wenn die Symptome

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des Patienten die Charakteristika eines solchen Cinchona-Wechselfiebers aufwiesen. Denn nicht alle Malaria-Patienten sprachen auf eine Behandlung durch diese Arznei an, Patienten mit abweichender Eigenheit der Krankheit bedurften somit einer anderen Arznei. Auch bemerkte er, dass es nach erfolgreicher Behandlung auch Rückfälle in dieselbe Erkrankung geben konnte oder diese Menschen von einer anderen Erkrankung befallen wurden. Somit musste er seine Ansichten ändern, führte die Konzepte von arzneispezifischer Pathogenese und krankheitsspezifischem Individualstatus ein. Weiters kam er zu dem Schluss, dass eine echte und permanente Heilung meist nur möglich sei, wenn eine Arzneiüberlegung auf den konstitutionellen und psychologischen Charakteristika der PatientInnen aufgebaut ist, sowie die Historie von deren Erkrankungen und Analyse des Umfeldes miteinschließen müsse.16 Hahnemann interpretierte seine auf dem Simile-Prinzip beruhende Therapie als Folge eines reaktiven Prozesses, den man als Homöostase, oder heute eher entsprechend als Homöodynamik bezeichnen würde: „Man passe auf eine chronische Krankheit ein ihr in seiner direkten anfänglichen Hauptwirkung sehr gleichendes Heilmittel an, die indirekte Nachwirkung ist dann zuweilen gerade die Körperstimmung, die man zu erzielen sucht.17 Anders gesprochen reichte laut Hahnemann die Lebenskraft oder vis vitalis, wie sie auch genannt wurde, nicht allein aus. Indem man eine Arznei verabreicht, welche der Krankheit des Individuums ähnlich ist, werde die innewohnende Lebenskraft (analog zu Hippokrates‘

„physis“) stimuliert und ihre Energie so weit vermehrt, bis sie stärker als die Krankheit werde und diese letztendlich verschwände. 18

Ein scharf kritisierter und auch unter Homöopathen diskutierter Aspekt der Homöopathie ist die Theorie der sogenannten Miasmen (einer Art innewohnenden Tendenz Erkrankungen nach speziellen Mustern zu entwickeln, aufbauend auf Infektionen in der eigenen oder der Ahnengeschichte), mit deren Hilfe Hahnemann die Entstehung und das Weiterbestehen von chronischen Krankheiten seiner Zeit zu erklären versuchte. Diese Theorie, die er in den letzten Jahren seines Lebens in der erst nach dessen Tod herausgegebenen 6. Auflage seines Organons formulierte, fand selbst bei Bewunderern und Kollegen Hahnemanns nicht durchgängiges Lob und wurde von manchen als das Hirngespinst eines alternden Hahnemanns gesehen. 19

Wie sich in logischer Konsequenz ergeben musste, wurden weitere Entdeckungen von Hahnemann, aber auch von dessen Schülern und nachfolgenden Ärzten zu neuen Konzepten und Behandlungsweisen herangeführt. Um die Grundlage des immunologischen Aspektes

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dieser Wissenschaft im historischen Kontext zu verstehen, wird die Immunologie innerhalb der Homöopathie und nachfolgend die Isopathie und die Einführung der sogenannten Nosoden folgend besprochen.

2.2 Homöopathie und Immunologie

Das Hauptprinzip der Homöopathie ist das Ähnlichkeitsprinzip oder das Simile-Prinzip

„Similia similibus curentur“, welches „Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden“

bedeutet. In anderen Worten beschrieben, wenn eine Substanz in der Lage sei, eine Reihe von Symptomen in einem gesunden Individuum zu erzeugen, können speziell zubereitete Dosen derselben Substanz, welche nach den homöopathischen Prinzipien verdünnt und verschüttelt, also potenziert bzw. dynamisiert werden, diese Symptome heilen. 11

Etwa 200 Jahre sind vergangen seit der originalen Interpretation des Ähnlichkeitsprinzips.

Während dieser Periode, hat sich die Medizin schnell wie nie zuvor gewandelt und die Theorien der Homöopathie und Pharmakopöen wurden ebenso wissenschaftlich untersucht und erweitert, obgleich deutlich langsamer im Gegensatz zu jenen der konventionellen Medizin.

Die Immunologie ist das Studium von Struktur und Funktion des Immunsystems, einer komplexen und in sich organisierten Gruppe von Organen, Geweben, Zellen und Zellprodukten und Antikörpern die, indem sie das Eigene vom Fremden unterscheiden können, unseren Körper gegen Infektion und Krankheit schützen und potentiell krankmachende Zellen oder Substanzen neutralisieren können. 20

Die Grundlagen für die Immunologie der westlichen Medizin und die der Homöopathie wurden beide am Ende des achtzehnten Jahrhunderts geebnet, die erste Impfung durch Edward Jenner war 1796 geboren. Ungefähr zur selben Zeit führte Samuel Hahnemann seine ersten homöopathischen Experimente durch. Die erste schriftliche Darlegung der Homöopathie durch Hahnemann wurde, wie eingangs erwähnt, zeitgleich zur Impfung 1796 registriert: „Man ahme der Natur nach,…, und wende in der zu heilenden (vorzüglich chronischen) Krankheit dasjenige Arzneimittel an, welches eine andre, möglichst ähnliche, künstliche Krankheit zu erregen im Stande ist, und jene wird geheilet werden; Similia similibus curentur." 21

Die profunden Analogien zwischen homöopathischem Gedankengut und der Immunologie sind der Tatsache geschuldet, dass die homöopathische Theorie auf den Prinzipien einer

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Regulation endogener Heilsysteme fußt, das am besten bekannte ist das Immunsystem und dessen neuroendokrine Integration. Ein signifikantes Beispiel eines Pioniers der Immunologie, der sich auch offen gegenüber der Theorie der Homöopathie zeigte, war Emil von Behring. 1912 schrieb er, dass Hahnemanns Prinzip, was unsere zeitgenössische Denkweise angeht, „überhaupt nicht schlecht“ sei, weiters fügte er hinzu “das Konzept einer kranken Person, welche unterschiedlich auf Medikation reagiert als der Gesunde, welches empirisch durch therapeutische Versuche bewiesen werden muss, spielte auch eine Rolle in Hahnemanns Denkweise.22 So sehen wir, dass Hahnemanns Sichtweise nicht solitär existierte oder vollkommen neu war und Spuren davon sich durch die Geschichte der gesamten Medizin ziehen..

2.3 Isopathie und Homöopathie

Die Isopathie oder auch Isotherapie genannt, war eine der frühesten und erwähnenswertesten Innovationen in der Homöopathie, welche ebenfalls in späteren Auflagen des Organons Erwähnung fand. Der Begriff wurde wahrscheinlich von dem Tierarzt Wilhelm Lux in den Jahren 1831-1833 eingeführt.23 Er beobachtete, dass durch die homöopathische Art von Verdünnung und Dynamisierung auch aus Krankheitsprodukten wie infektiösen Sekreten oder erkrankten Organteilen eine Arznei hergestellt werden konnte, die in sich die Möglichkeit einer therapeutischen Wirkung gegen eine spezifische Erkrankung bieten könne. Aus dem ursprünglichen Gesetz der Ähnlichkeit „Similia similibus curentur” wurde nun „Aequalia aequalibus curentur“ oder das Gesetz der Gleichheit.24 Drei Homöopathen sollten in der Geschichte der Isopathie dringend erwähnt werden: Wilhelm Lux, Constantin Hering (siehe Abbildung 2) und Denys Collet. 25

Abbildung 2: Constantin Hering (Quelle: http://www.homeoint.org/photo/h/heringc.htm)

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Constantin Hering wurde 1800 in Sachsen geboren und war ein Assistent des Chirurgen Robbi, der ihn beauftragte, ein Buch zur Diskreditierung der Homöopathie zu schreiben, indem er sie nach Spionage bei Hahnemann als Schwindel aufdecken sollte. Jedoch sollte es anders ablaufen, denn Hering war nach Hospitation bei Dr. Samuel Hahnemann nicht nur von diesem und der Homöopathie aufs Äußerste angetan, sondern wurde in weiterer Folge einer der produktivsten Homöopathen seiner Zeit, Begründer der Homöopathie in Amerika und blieb einer der glühendsten Verteidiger von Hahnemann und dessen Medizinsystem. Er trug erheblich zur Erweiterung des Arzneischatzes mit vielen Arzneimittelprüfungen bei, unter diesen auch solche die gemeinhin als Nosoden bezeichnet werden. Ursprünglich bezeichnete dies jede Arznei, die aus infektiösen Sekreten oder Eeten, die von Menschen oder Tieren gewonnen wurde, erweitert um erkrankte Organe oder Teile davon. Tiergifte wurden damals nach dieser Definition ebenso übernommen. Constantin Hering war der Erste, der das Gift der Buschmeisterschlange Lachesis muta und die Tollwut-Nosode Lyssinum prüfte und in die Homöopathie einführte. Lachesis muta stellte die erste, nach damaliger Definition Nosode genannte Arznei in der Geschichte der Homöopathie dar, und wurde zu einer bekannten und heute nach wie vor in der Homöopathie häufig genutzten Arznei, wenngleich sie heute nicht gemeinhin nicht mehr als Nosode gilt. Er entwickelte daraufhin ebenso die Nosode Psorinum, indem er aus dem Sekret von Krätzebläschen eines mit Skabies befallenen Mannes ein Arzneimittel herstellte. Er war überzeugt, dass jede Krankheit gleichzeitig Heilung und Prophylaxe in sich trage. Später fand er heraus, dass Produkte des menschlichen Körpers und seine Organe allesamt eine bevorzugte Wirkung auf die korrespondierenden erkrankten Teile haben und 1834 empfahl er bereits den Gebrauch von verdünnten und dynamisierten Organen und schuf so nebenbei die Isoorganotherapie. 23

Ein weiterer wichtiger Urvater der Isopathie war der 1776 in Schlesien geborene Tierarzt Joseph Wilhelm Lux. Er war Professor der Veterinärwissenschaften an der Universität Leipzig und seine Arbeit stellte einen Meilenstein in der Geschichte der Veterinärmedizin dar. 1820 begann er sich mit Hahnemanns Arbeit zu beschäftigen, wendete diese neue Methode innerhalb der Veterinärmedizin an und wurde so gleichzeitig zur Gallionsfigur der Veterinärhomöopathie. Als er 1831 von einem gewissen Herrn Valentin Zibrik gefragt wurde, ob er ein Mittel gegen Staupe und Anthrax besäße und er bis dato von keiner solchen Arznei wusste, empfahl er, als homöopathisches Simile die C30-Potenz eines Tropfens nasaler Absonderung eines an Staupe erkrankten Tieres sowie eines Tropfens Blut eines an Anthrax erkrankten Tieres einzusetzen. So wurde die Nosode Anthracinum geschaffen.1833

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veröffentlichte er seine Erkenntnisse in seinem Werk „Isopathik der Contagionen“, in welchem er seine Gedanken beschrieb, dass alle ansteckenden Erkrankungen in ihren pathologischen Phänomenen ihre eigenen Heilkräfte tragen. Lux erweiterte zudem sein Prinzip auf Substanzen, welche durch ihren Missbrauch eine iatrogene Gefahr darstellten.

So wurde seine Methode, welche ursprünglich bei ansteckenden Erkrankungen angewandt wurde, nun auch auf nichtansteckende Erkrankungen ausgeweitet. 26

Weitere für die Homöopathie relevante Ärzte des 19. Jahrhunderts waren die Ärzte Ernst Stapf, Johann Gottfried Rademacher (der Begründer der Organotherapie), Charles Brown- Séquard, Wilhelm Arnold, und Johann Emanuel Veith. Die damals bekannten Ärzte Johann Emanuel Griesselich und Edward William Berridge lehnten die Anwendung isopathischer Arzneien jedoch ab, da für sie diesen meist keine Arzneimittelprüfungen zugrunde lägen und sie nicht aufgrund der Totalität der bestehenden Symptome, wie Hahnemann dies im Organon dargelegt hatte, verschrieben wurden.27

Nach dieser Zeit der Erweiterung der Homöopathie war die neue Methode immer häufiger schwerer Kritik ausgesetzt, in solchem Ausmaß, dass die Isopathie für einige Jahre in der Versenkung verschwand und nur wenige Ärzte sie weiterhin benutzten. Schließlich brachte der 1824 geborene Dominikanermönch und Arzt Denys Collet die Isopathie zurück ins Bewusstsein der homöopathischen Gemeinschaft. Ab 1865 beschäftigte er sich intensiv mit dieser Methode, nachdem er selbst Zeuge einer homöopathischen Heilung geworden war. Er fand im Alleingang zur Isopathie und nach mehreren Jahrzehnten ihrer intensiven Erforschung veröffentlichte er „Isopathie, Methode Pasteur par Voie Interne“ im Alter von 74 Jahren. Das Buch enthält 42 persönliche Beobachtungen sowie die Regeln zum Umgang damit in der Praxis, welche den Grundstein für eine grundlegende Erneuerung der Methode legten. Laut Collet gab es drei Wege zur Heilung, die Allopathie, also konventionelle Medizin („Contraria contraribus curentur“: „Gegensätzliches möge durch Gegensätzliches geheilt werden“), die Homöopathie und die Isopathie, welche allesamt nützlich sein können, je nachdem welche klinische Indikation einer Arznei bedarf. Er teilte die Isopathie in 3 Kategorien ein: Die Pure Isopathie, welche Krankheitsprodukte von Patienten benutzt, um sie von derselben Krankheit zu heilen, die organische Isopathie, die Verwendung von gesunden Organen zur Wiederherstellung nach Erkrankung derselben und die serotherapeutische Isopathie oder kurzum Serotherapie, welche auf einem eigens hergestellten immunitären Serum aufgebaut ist.28

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Im zwanzigsten Jahrhundert wurden zwei Werke veröffentlicht, welche sich in ihrer Gesamtheit den Nosoden widmeten. Das erste Werk trug den Namen „The Materia Medica of the Nosodes“ und wurde von H.C. Allen im Jahre 1910 veröffentlicht,29 das zweite von dem Franzosen O.A. Julian mit dem Titel „Materia Medica der Nosoden“, welches zuerst 1960 auf Deutsch, darauffolgend in zwei französischen Versionen, dem 1962 betitelten

„Biothérapeutiques et Nosodes“ und dem 1977 erschienenen „Traité de Micro- Immunothérapie Dynamisée“, herausgegeben wurde.30 Letzteres kann mit Vorbehalt als der Grundstein für die nachfolgend beschriebene Mikroimmuntherapie gesehen werden.31 Erstgenanntes Buch von Julian war in Deutschland ein so großer Erfolg, dass es schließlich die Verwendung der Nosoden zur Renaissance führte. Auch H.H. Reckeweg, der Begründer der Homotoxikologie machte extensiven Gebrauch von Nosoden und Immunmodulatoren in seiner Biotherapie.32 Der deutsche Arzt Dr. Reinhard Voll band die Therapie mittels Nosoden in seine Arbeit ein und machte sie schließlich zum Mittelpunkt seiner Elektroakupunktur, einem diagnostisch-therapeutischem Verfahren. 33

2.4 Geschichte und Einsatz der Mikroimmuntherapie

In den 1970er Jahren wurde von Dr. Maurice Jenaer, einem belgischen Arzt, ein neuer Weg innerhalb der Homöopathie beschritten. Er experimentierte mit Verdünnungen und Verschüttelungen von DNA und RNA, also Nukleinsäuren, um mit dieser Grundinformation die Zellsysteme bei Tumorpatienten anzuregen und zu unterstützen. Die Ergebnisse zeigten sich sehr positiv sodass ihn dies bestärkte auf diesem Gebiet weiterzuforschen. Durch die damals sich rasant entwickelnde Forschung im Bereich der Immunphysiologie und Immunbiologie sowie durch die Entdeckung der Zytokine erfuhr die Mikroimmuntherapie einen raschen Aufschwung. Die Mikroimmuntherapie stützt sich auf mehrere Bestandteile die pro- und anti-inflammatorische Komponenten des Immunsystems und Nukleinsäuren in speziellen Potenzstufen, je nach gewünschter Wirkungsrichtung (Hemmung oder Stimulation von Immunvorgängen), beinhaltet und per Absorption durch das Lymphsystem ihre Wirkung entfalten sollen. Die Gesamtheit der mikroimmuntherapeutischen Komponenten wird ausschließlich durch biotechnologische Synthese hergestellt. Es wird in niedrigen (low-dose) und niedrigsten (ultra-low-dose) Dosierungen verwendet. Diese Mikrodosen sind der physiologischen Konzentration im Organismus angepasst, wodurch eine Informationsübertragung im klinisch nachvollziehbaren Bereich liegt. Die Feinabstimmung der Wirkung der Mikroimmuntherapie basiert sowohl auf den Erkenntnissen der Hormesis als auch auf Erkenntnissen über die Anwendung niedriger Potenzierungen. Zur Immunstimulation wird eine niedrige Dosierung, zur Modulation wird

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eine mittlere Potenz, zur Hemmung einer Wirkung eine hohe Potenz verwendet. Die Anwendung der Mikroimmuntherapie eignet sich somit sowohl zur präventiven Anwendung als auch zur Behandlung bereits bestehender Erkrankungen mit dem Ziel, auch tiefer liegende Ursachen der Pathologie zu beseitigen. Durch die Aufnahme der Medikation im Bereich des Lymphsystems durch die sublinguale Gabe soll eine direkte Wirkung auf immunkompetente Zellen des Organismus erfolgen. Um einen Zustand des Immunsystem zu ermitteln ist neben einer ausführlichen Anamnese am Patienten eine klinische Erhebung des Immunzustands notwendig. Sie erfolgt über Lymphozytentypisierung, Erstellung eines Proteinprofil, HLA-Diagnostik sowie gegebenenfalls weitere Tests im Bereich der zu behandelnden Erkrankung. 34

Abbildung 3: Dr. Maurice Jenaer (Quelle: https://www.mikroimmuntherapie.com/gesund-leben/)

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3 Methoden

Es soll eine Übersicht und anschließende Synthese der Studienlage erfolgen, welche sich auf eine gemessene Veränderung quantitativ gemessener immunologischer Parameter durch homöopathische Substanzen stützt. Inkludiert werden als Zusatz auch jene Studien, die die klinische Anwendung der Mikroimmuntherapie beinhalten. Daraufhin wird eine Zusammenfassung dieser per systematischem Review geschaffen. Bei der Suche wurde auf Inkludierung aller in Frage kommenden Studien wert gelegt. Für Praktizierende der Medizin sowie für jene, die sich mit dem Thema Immunologie und allgemein mit komplementären Ansätzen beschäftigen wollen, soll es als wissenschaftliche Begleitung bei diesem Thema dienen.

Es erfolgte eine Suche über PUBMED, Embase, der Cochrane Central Register of Controlled Trials, Google Scholar und die Studiensammlung der “Karl und Veronica Carstens-Stiftung und inkludiert jene vom Jahr 1988 bis inklusive Mai 2020. Es wurde möglichst Wert auf rezente Studien zum Zwecke der Dokumentation einer wissenschaftlichen nach neuesten Standards Arbeitsweise gelegt.

Das Review soll Studien sämtlicher Designs sowie homöopathische Einzelarzneien, welche nach klassischen Gesichtspunkten eingesetzt wurden als auch Komplex- und isopathische Arzneien miteinschließen. Die Studien können sowohl eine Wirkung in vivo als auch in vitro dokumentieren, untersuchte ProbandInnen können menschlichen oder tierischen Ursprungs sein, inklusive Zelllinien jedweder Spezies. Studien mit ProbandInnen aller Altersgruppen werden ebenso eingeschlossen. Die Diagnosen, sofern vorhanden und relevant, orientieren sich an den publizierten Leitlinien von Diagnose und Erkrankung.

Die Diskussion wird sich nach den im Ergebnisteil dargestellten und zusammengefassten objektiv messbaren Daten richten, im Falle dieser Arbeit auf eine Veränderung von methodisch deskriptiven Parametern des Immunsystems oder indirekten Wirkungen auf dasselbe.

3.1 Entwicklung der Suchstrategie 3.1.1 Terminologie

Um die Auswahl der im Anschluss bei der Suche inkludierten Immunparameter zu verstehen, soll noch eine grobe Einführung in die Benennung der immunologischen Abwehr von Säugetier-Organismen gemacht werden. Allgemein unterscheidet man das angeborene Immunsystem, welche durch Vererbung im Vorfeld lebenslang festgelegt wird und weniger

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spezifisch in der Abwehr ist, sowie das erworbene Immunsystem, das sich lebenslang den Umständen und Bedrohungen des Organismus anpassen kann. Ebenso unterscheidet man das humorale Immunsystem, dies sind alle nicht-zellulären Bestandteile des Immunsystems und die zelluläre Immunabwehr, bestehend zum überwiegenden Teil aus Granulozyten, T- Lymphozyten und Natural-Killer-(NK)-Zellen. Zum Immunsystem zählen auch noch mechanische Barrieren wie Auskleidungen der Trakte von beispielsweise Harn- oder Darmorganen wie auch Haut- und Schleimhautgebilde (Haut, Mund, Augen etc.). Zytokine sind körpereigene Botenstoffe, die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, die bekanntesten davon sind die Interleukine, die unter anderem für die Teilung, Reifung und das Wachstum von Immunzellen verantwortlich sind. Man kennt mittlerweile schon mehr als drei Dutzend solcher Interleukine. Weitere Zytokine sind die colony-stimulating-factors (CSF), Tumonekrosefaktoren (TNF) und Interferone (IFN). Die zellulär vermittelte Abwehr wird bei sogenannten Lymphozyten(sub)typisierungen für eine Beurteilung der Immunlage besonders bei komplementär arbeitenden ÄrztInnen als zusätzliche differenzialdiagnostische Möglichkeit herangezogen um eine individualisierte Therapie, beispielsweise durch die Mikroimmuntherapie, zusammenzustellen. 35

3.2 Konkrete Suche zur Fragestellung 3.2.1 Einschränkungen der Suche

Ausgeschlossen wurden jene Studien, welche sich nicht ausschließlich dem Einsatz homöopathischer Substanzen widmen wie auch jene, welche den Einsatz von Urtinkturen oder eine phytotherapeutische Anwendung von Substanzen beschreiben. Ebenso bei den Ergebnissen der Suche ausgeschlossen wurden Case-reports, also Fälle aus der homöopathischen Praxis, ohne Angabe von messbaren Parametern aus der Immunologie, sowie Studien, welche keine immunologischen Parameter festgelegt und gemessen hatten.

Dies bezieht sich auf Studien, welche sich ebenso auf Veränderungen eines Krankheitsbildes oder Prävention desselben beziehen, jedoch keine quantitative Dokumentation einer Veränderung von messbaren immunologischen Parametern beinhalten und sich auf eine allgemeine Verbesserung einer Pathologie beziehen, wie beispielsweise durch die Quality of Life Scale, wöchentliche oder tägliche Validierung der bestehenden Symptomatik, Scores einer visuellen Analogskala oder der Anzahl behandlungsbedürftiger Tage validiert wird.

Studien aus dem Bereich der Mikroimmuntherapie wurden über das Portal der Mikroimmuntherapeutischen Gesellschaft MeGeMit bezogen, welche eine Sammlung der bereits durchgeführten Studien anbietet. 35 Für Arzneien aus der Mikroimmuntherapie

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werden die Kriterien der Suche nur bedingt berücksichtigt, da diese in sich bereits immunologische Bestandteile in homöopathisch potenzierter Form beinhalten und diese Studien als Addition zu verstehen sind. Eine Einschränkung des Zeitraums innerhalb welchem die Studien veröffentlicht wurden, besteht bei der Suche nicht, da hier sämtliche verfügbare Studien aller eingeschlossenen Jahre einfließen sollen, wenngleich Wert auf möglichst rezente Studien gelegt wurde.

Es erfolgte eine Erhebung von Studien über die eingangs erwähnten Portale. Die Suchstrategie erfolgte in englischer Sprache, da hier die meisten Treffer gefunden werden und deutsche Treffer die Schlagworte im Regelfall im Abstract verzeichnen müssen. Das Schlagwort „homeopath*“ und „homoeopath*“ wurde in der Suche ergänzt mit einer Auflistung der wichtigsten Immunparameter der zellulären als auch der humoralen Abwehr.

So sollte bei der Suche gewährleistet werden, dass der messbaren Beinflussbarkeit des Immunsystems Güte getragen wird. Um die Studien der Mikroimmuntherapie und der klassischen Homöopathie anzunähern, wurde auf die Schlagworte „interleukins“ bzw.

„cytokines“ besonderes Augenmerk gelegt. Diese finden sich neben Nukleinsäuren als Hauptbestandteile in Präparaten der Mikroimmuntherapie. In Abbildung 4 findet sich die finale Suchstrategie.

Abbildung 4: Suchstrategie (Quelle: eigene Darstellung)

3.2.2 Auswahl der Studien

Jene Studien, welche die Kriterien für die Inklusion in den Review erfüllten, wurden nach Identifikation der Studienlandschaft in einer Vorauswahl näher betrachtet. Duplikate wurden entfernt, die Studien auf Ausschlussgründe hin untersucht. Anhand der gefundenen Ergebnisse wurden die relevanten Studien mit tatsächlich gemessenen Parametern einzeln begutachtet und ausgewertet. Ausgeschlossen wurden Studien mit einer Anwendung von Urtinkturen von Substanzen welche nicht homöopathisch potenziert wurden, vorbestehende Reviews und Metastudien, Sprachen außerhalb der englischen und deutschen, Studien

(homeopath*[TIAB]) AND (homoeopath*[TIAB]) AND (lymphocyt* OR leucocyt* OR granulocyt* OR “immune system” OR interleukin* OR interferon OR cytokin* OR apoptos* OR CD4 OR CD8 OR nk OR superoxid* OR "nitric oxide")

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welche sich nur teilweise oder erwähnend der Homöopathie widmen und Studien welche sich mit dem brasilianischen homöopathischen Komplexmittel CANOVA beschäftigen, da diese ein eigenes Review zur näheren Beleuchtung verdienen und den Rahmen dieser Arbeit zu sehr sprengen würden.

3.2.3 Extraktion von Informationen

Es wurden nun die im finalen Pool befindlichen Studien auf ihre spezifischen immunologischen Parameter und auf ihr Ergebnis überprüft. In Tabelle 1 im Ergebnisteil werden die Studien mit Referenz und Ergebnis der Fragestellung dargestellt, auf jede der inkludierten Studien wird in der deskriptiven Synopsis eingegangen.

3.2.4 Bewertung der identifizierten Literatur

Um den größtmöglichen Überblick über die nach der vorgegebenen Fragestellung ausgewählten und in Anzahl begrenzten Studien zu erhalten, wird auf eine Qualitätsprüfung derselben verzichtet. Im Diskussionsteil soll auf diese noch näher eingegangen werden.

Auch werden Studien sämtlicher Designs übernommen, um einem systematischen Review eine möglichst große Anzahl an Ergebnissen zu liefern.

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4 Ergebnisse

4.1 Ergebnisse der Literaturrecherchen

Abbildung 5: Prisma-Flowchart (Quelle: eigene Darstellung)

4.2 Deskriptive Synopsis

Saucedo, P.E. et al. (2017). Homeopathy outperforms antibiotics treatment in juvenile scallop Argopecten ventricosus: effects on growth, survival, and immune response.

In einer im Jahr 2017 durchgeführten Studie36 wurden die homöopathische Behandlung von Catarina Muscheln (Argopecten ventricosus), welche anfällig für bakteriellen Befall v.a.

durch Vibrio alinolyticus sind, im Gegensatz zu einer antibiotisch behandelten Kontroll- sowie zusätzlich einer Placebogruppe veranschaulicht. Es wurde dabei ein homöopathischer Komplex aus Passiflora incarnata C30, Valeriana officinalis C30, Ignatia amara C30 und

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Zincum valerianicum C30 plus Phosphoricum acidum C30 (Behandlung TH1) oder Silicea terra C30 (Behandlung TH2) gegeben. Dagegen stand eine Mischung aus den zwei Antibiotika Ampicillin (AMP) und Oxytetrazyklin (OXY). Hier ergaben sich neben einem signifikant größeren Wachstum und Gewicht eine höhere Proteinkonzentration durch TH2.

Bei der TH1-Behandlung zeigte sich eine erhöhte Überlebensrate von 85% (p< 0,05) im Gegensatz zur Behandlung mit den beiden Antibiotika (53% bei AMP und 30% OXY) und zur Kontrollgruppe mit 0% und eine signifikant erhöhte Superoxid-Dismutase (SOD, p <

0,05). 36

Saha, S. et al. (2013). Calcarea carbonica induces apoptosis in cancer cells in p53- dependent manner via an immuno-modulatory circuit. BMC complementary and alternative medicine.

2013 wurden von Saha et al.37 die Wirkung von Calcium carbonicum C6 (CC), einem wohlbekannten Polychrest in der homöopathischen Medizin, auf seine Beeinflussung von Tumoren bei Albinomäusen hin getestet, weiters wurde eine nichtbehandelte und eine placebokontrollierte Kontrollgruppe hinzugezogen. Es zeigte sich, dass die Anwendung von CC bei Ehrlich-Aszites-Tumoren und Sarkom S-180, beides transplantable Mäusetumoren, die Tumormasse um 30-35% reduzieren konnte. Interessanterweise konnten diese Ergebnisse jedoch nur in vivo produziert werden. Bei ex vivo-Versuchen wurde keine solche antitumoröse Wirkung beobachtet. CC hob den tumorinduzierten Verlust von Effektor-T- Zellen auf, weiters wurde der Typ-2-Zytokin-Bias umgekehrt, und es stoppte die tumorassoziierte Inhibition der T-Zell-Proliferation. Indem man durch RNA-Interferenz p53 ausschaltete und somit die CC-induzierte Apoptose inhibierte zeigte sich hiermit eine definitive Beteiligung von p53. Am Ende fand sich eine Überlebensrate von 88% der mit CC behandelten Mäuse. Es zeigte sich eine signifikante Reduktion der Tumormasse. Eine positive Kontrollgruppe wies bei mit dem Zytokin IL-2-gefütterten Mäuse dieselbe Wirkung auf die Reduktion von Tumormasse auf wie CC. Es zeigte sich ein signifikanter Anstieg von hypoploidem DNA-Inhalt, der auf DNA-Zusammenbruch, ähnlich wie bei der Apoptose, schließen ließ. Interessanterweise wurde keine Zytotoxizität bei gesunden Zellen beobachtet.

Auch eine Zelllinien-Spezifität konnte nicht beobachtet werden, da auch die Sarkom180S- Zellen einen signifikanten (30%) Rückgang aufwiesen. Durch CC-Behandlung wurden CD4+-/CD8+-positive Effektor-T-Zellen des Thymus, der Milz und der Lymphknoten stimuliert, diese verhinderte deren Apoptose und verbesserten so auch die zirkulierenden T- Zell-Populationen hin zu einem normalen Level. Es gab eine signifikante Reduktion im Bcl-

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2-Level von menschlichen Brustkrebszellen im Vergleich zu unbehandelten/Placebo T- Zellen (p < 0,05).37

Guimarães, F. S. et al. (2009). Stimulation of lymphocyte anti-melanoma activity by co- cultured macrophages activated by complex homeopathic medication. BMC cancer.

Mittels eines eigens hergestellten homöopathischen Komplexmittels (HKM) wollten die brasilianischen Forscher rund um Guimarães et. al die Verformung von Melanom-Zellen durch dessen Anwendung untersuchen. Dieses enthielt Aconitum napellus, Arsenicum album, Asa foetida, Calcium carbonicum, Conium maculatum, Ipecacuanha, Phosphorus, Rhus tox, Silicea terra, Sulphur und Thuja occidentalis in einer D5-Potenz. Verglichen wurde die hom. Gruppe mit einer unbehandelten Kontroll/Placebo-Gruppe. Es zeigte sich, dass Lymphozyten, welche mit Makrophagen in der Präsenz des HKM kultiviert wurden, eine höhere Anti-Melanom-Aktivität aufwiesen, die Zelldichte insgesamt erniedrigt aber sich die Anzahl der lysierten, also abgetöteten Tumorzellen, erhöht hatte. Die so behandelten Lymphozyten zeigten ein Clustering an Makrophagen, das signifikant höher bei der Behandlung mit dem HKM war (p < 0,01), die Anzahl der Apoptose war deutlich höher. Es gab eine höhere Proportion von aktivierten CD25+-Lymphozyten mit erhöhter Lebensfähigkeit. Zusammengefasst besaßen mit dem HKM behandelte und so aktivierte Lymphozyten eine verbesserte Fähigkeit, wachsende Krebszellen zu zerstören als jene der Kontrollgruppe. 38

Bonamin, L. V. et al. (2013). Immunomodulation of Homeopathic Thymulin 5CH in a BCG-Induced Granuloma Model.

Bonamin et al. untersuchten die Immunmodulation von Thymulin C5 in einem experimentellen BCG-induziertem-Granulom-Model.39 Nach 7 Tagen der Inokulation, zeigten die mit Thymulin behandelten Mäuse eine Reduktion der Anzahl von epitheloiden Zytokeratin-positiven Zellen in der Läsion (p = 0,0001), in Relation zu jungen Phagozyten.

Nach 21 Tagen erreichte die Differenzierung von peritonealen B1-Stammzellen ihren Höhepunkt (p = 0,0001) und zeigte sich erhöht in der Thymulin-Gruppe. Gleichzeitig nahm die Zahl der infizierten Phagozyten und die Anzahl der von B1-abstammenden Phagozyten ab (p = 0,001), die CD4+ und CD8+-Lymphozyten in den Lymphknoten erhöhten sich im Gegensatz zur Kontrollgruppe (p = 0,0001). Es konnte kein Unterschied in den CD25+

regulatorischen T-Lymphozyten gefunden werden. Somit konnte gezeigt werden, dass die Behandlung mit Thymulin C5 in der Lage ist, den entzündlichen Prozess rund um das

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Granulom und den Infektionsrückgang zu verbessern indem es die lokale und systemische Phagozytendifferenzierung moduliert.39

Chirumbolo, S. et al. (2009). Inhibition of CD203c membrane up-regulation in human basophils by high dilutions of histamine: a controlled replication study.

Chirumbolo et al. prüften in fünf Experimenten in dreifacher Wiederholung Centesimalverdünnungen (C, 1:100-Verdünnungen) von Histamin und die Wirkung der Potenzen C2 bis C16 auf basophile Granulozyten, 40 die mit monoklonalem anti-humanem IgE1-Ziegen-Antikörper in Kontakt kamen, auf eine mögliche Hemmung von CD203c (Nukleotid-Diphosphatase 3) im Gegensatz zu einer Placebo-Kontrollgruppe. Es zeigte sich, dass eine Hochregulation von CD203c bei anti-IgE stimulierten basophilen Granulozyten durch homöopathisch potenzierte Arzneien möglich ist. Die Hochregulation wurde mit Histamin behandelten Proben bei Verdünnungen von C2 (p = 0,001), C12 (p = 0,047), C14 signifikant gehemmt (p = 0,003), C15 (p = 0,036) und C16 (p = 0,009). 40

Kawakami, A. P. et al. (2011). Inflammatory Process Modulation by Homeopathic Arnica montana 6CH: The Role of Individual Variation.

Die Effekte von Arnica montana C641 auf die individuelle Modulation der akuten Entzündungskinetik wurden 2011 bei Ratten evaluiert.41 Erwachsene männliche Ratten wurden mit 1%igem Carrageen in den Fußballen beimpft und daraufhin mit Arnica C6 behandelt, gegen Dexamethason als positive Kontrollgruppe oder mit einem Wasser- Alkohol-Gemisch als negative Kontrollgruppe. Daraufhin wurden histopathologische und immunhistochemische Messungen durchgeführt, um den Entzündungsprozess beurteilen zu können in Bezug auf CD3 (T-Lymphozyten), CD45RA (B-Lymphozyten), CD18 (Beta-2- Integrin), CD163 (ED2-Protein), CD54 (ICAM-1) und MAC 387 (Monozyten und Makrophagen). Die Tiere wurden a posteriori in 2 Subgruppen unterteilt, solche mit Spontanödem und jene mit spätem Ödem. Tiere, welche ein Spontanödem entwickelten, sprachen weniger gut auf Arnica C6 in Bezug auf hämodynamische Veränderungen an. Jene Ratten mit spätem Ödem zeigten dieses durch Arnica schwächer ausgeprägt sowie eine geringere Anzahl von Mastzelldegranulationen und einen Anstieg des lymphatischen Gefäßdurchmessers.41

De Oliveira, C. C. et al. (2011). Developments on drug discovery and on new therapeutics: highly diluted tinctures act as biological response modifiers.

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De Oliveira et al. testeten Komplexmittel aus der Kombination verschiedener homöopathischer Arzneien42 (M1, M2 und M8) auf eine eventuelle Immunmodulation bei Mäusen und Menschen. Es wurden in vitro Zytotoxizität, ausgeschüttete Zytokine und NF- κB Aktivierung gemessen. Danach wurden Lebensdauer der Zellen, oxidative Antwort, Lipidperoxidation, Knochenmark und Lymphozyten-Immunphänotypisierung nach in vivo - Behandlung ermittelt. Keine der getesteten Tinkturen zeigte sich zytotoxisch auf Makrophagen. Lipopolysaccharid-stimulierte Makrophagen, welche mit allen Tinkturen behandelt wurden, reduzierten die Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α) – Ausschüttung, M1 und M8 reduzierten die IFN-γ Produktion. M1 reduzierte die NF-κB Aktivität der durch TNF-α stimulierten Zelllinie. Die Behandlung in vivo führte zu einem Rückgang der ROS (reactive oxygen species), die NO (Stickstoffmonoxid)-Produktion wurde von M1 und M8 erhöht und die Lipidperoxidation wurde von M1 und M2 induziert. Alle Tinkturen verbesserten somit das angeborene Abwehrsystem, M1 verbesserte außerdem die erworbene Abwehr und M2 reduzierte die B-Lymphozyten. 42

Fuselier, C. et al. (2019). Low-diluted Phenacetinum disrupted the melanoma cancer cell migration.

Eine neuere Studie aus 2019 von Fuselier et al.43 zeigte, dass dynamische und reziproke Interaktionen zwischen Tumorzellen und deren Matrix (Mikroumgebung) eine große Rolle in der Tumorprogression spielen. Beobachtet wurde das bekannte Verhalten einer Anhaftung von spezifischen Teilen der Matrixkomponenten welche es mit der wiederholten und koordinierten Formation von Membran-Protrusionen den Tumorzellen erlauben, einen bestimmten Weg zu zurückzulegen. Die Studie analysierte den Aktionsmechanismus von tiefpotentem Phenacetinum bei melanotischem Hautkrebs in seiner Fibronektin-Matrix- Umgebung. Die Studie demonstrierte eine Reduktion der Zellmigration, in frühem Stadium und nach 24 Stunden, indem die Membran-Protrusionen beeinflusst wurden. Phenacetinum zeigte eine stark erhöhte Zellelastizität in peripheren Arealen (p < 0,001), indem sich unter der Plasmamembran befindliche Aktinfilamente lösten. Schließlich modifizierte es die Struktur der Plasmamembran indem es große Lipiddomänen akkumulierte und die B16- Zellwanderung zwischen geordneten und ungeordneten Lipidphasen störte.43

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Porozov, S. et al. (2004). Inhibition of IL-1beta and TNF-alpha secretion from resting and activated human immunocytes by the homeopathic medication Traumeel S.

Traumeel S, ein Kombinationspräparat mit Auszügen aus Medizinalpflanzen und Mineralien, welche in der Homöopathie für verschiedene Arten von Verletzungen eingesetzt werden, wird bei Mensch und Tier genutzt um Trauma, Entzündung und degenerative Prozesse zu reduzieren. Die Effekte auf Immunzellen von Traumeel wurden von Porozov et al. untersucht.44 Hier wurden in einem in vitro- Experiment ruhende und durch PHA-, PMA- oder TNF-α-aktivierte humane T-Zellen, Monozyten, und Darmepithelzellen in einem Zeitraum von 24-72 Stunden bezüglich ihrer Fähigkeit proinflammatorische Mediatoren wie IL-1β, TNF-α and IL-8 auszuschütten, untersucht. Traumeel inhibierte die Ausschüttung aller drei Komponenten in ruhenden wie auch in aktivierten Zellen. Die TNF-α-Sekretion wurde bis 65% bzw. 54%, die IL-8-Sekretion um 50% reduziert, sowohl in ruhenden als auch in aktivierten Zellen (p < 0,01 für alle Zellen). Der Effekt schien dosis-abhängig zu sein, die maximale Inhibition wurde bei Verdünnungen von 10-3-10-6 des Traumeel- Materials erreicht (p < 0,01). Die T-Zell- und Monozyten-Proliferation wurde nicht beeinflusst, es konnte auch keine Zytotoxizität festgestellt werden.44

Mayer, J. et al. (2016). The immunomodulatory effects of a commercial antiviral homeopathic compound in C57BL/6 mice, pre and post vaccine challenge.

In der nächsten Studie wurden Mäuse mit Engystol45, einem antiviralen homöopathischen Komplexmittel, behandelt und per Antigen-Challenge untersucht. Lymphozyten aus Milzgewebe und Zytokine wurden per Zytokin-Panel gemessen. Zuerst wurde 28 Tage lang Engystol allein, dann per H5N1 Impfstoff weitere 33 Tage Engystol verabreicht. Es zeigte sich, dass unter Engystol allein keine Veränderung der Immunitätslevel auftrat, sobald eine Antigen-Challenge mittels des Impfstoffes auftrat, führte Engystol zu erniedrigter CD4(+)/CD8(+) – Ratio, so wie zu einer Zytokin/Chemokin-Veränderung, außerdem wurden die anti-H5N1 HA IgG-Titer erhöht.45

Fimiani, V. et al. (2000). Immunomodulatory effect of the homoeopathic drug Engystol-N on some activities of isolated human leukocytes and in whole blood.

Fimiani et al.46 zeigten im Jahre 2000, dass Engystol in isolierten menschlichen Leukozyten die Superoxid-Anion-Bildung von neutrophilen Granulozyten und die Zytokin-Produktion von T-Lymphozyten stimulierte. Im Vollblut bewirkten die gleichen Dosierungen von Engystol eine Reduktion der Superoxid-Anionen der neutrophilen Granulozyten.

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Kulturmedien von T-Lymphozyten, die mit Engystol behandelt wurden, zeigten denselben inhibierenden Effekt auf die Superoxid-Anion-Bildung. 46

Sarwar, A., & Enbergs, H. (2007). Effects of Saussurea lappa roots extract in ethanol on leukocyte phagocytic activity, lymphocyte proliferation and interferon-gamma (IFN-gamma).

Die Effekte einer homöopathischen Zubereitung von Saussurea lappa47 (indische Kostuswurzel) wurde auf seine Wirkung bezüglich Phagozytose-Aktivität hin untersucht.

Hierbei wurden in-vitro mononukleäre Zellen von Ziegen mit den drei Dilutionen D4, D6 und D8 behandelt. Dabei zeigte sich jeweils eine signifikante Wirkung auf den Phagozytose- induzierenden Effekt, das Maximum wurde bei einer D8 erreicht. Die Lymphozyten- Proliferation wurde ebenso mit allen Dilutionen erreicht, ebenso eine Inhibierung der IFN- γ -Ausschüttung.47

Toliopoulos, I. K. et al. (2013). Stimulation of natural killer cells by homoeopathic complexes: an in vitro and in vivo pilot study in advanced cancer patients.

Toliopoulos et al.48 ermittelten 2013 die funktionelle Aktivität der Natural Killer Zellen (NKCs) bei 12 fortgeschrittenen KrebspatientInnen in vitro und 15 in vivo, nachdem gleichzeitig die hom. Komplexpräparate Coenzyme Compositum, Ubichinon Compositum, Glyoxal Compositum, Katalysatoren und Traumeel über 3 Monate verabreicht wurde. Alle 5 erhöhten signifikant die zytotoxische Aktivität der NK-Zellen (p < 0,05).48

Glatthaar-Saalmüller B. (2007). In vitro evaluation of the antiviral effects of the homeopathic preparation Gripp-Heel on selected respiratory viruses.

Die antivirale zytotoxische Aktivität von Gripp-Heel49 wurde in vitro an verschiedenen Immunzellen inklusive Leukozyten sowie behüllten wie unbehüllten DNA- und RNA-Viren getestet und gegen Kontrollsubstanzen wie Aciclovir, Ribavirin und Amantadin- Hydochlorid getestet. Es zeigte sich eine signifikante Reduktion der Infektiosität von 20%

bis 40% gegen eine Vielzahl von Viren (Humaner Herpesvirus 1, Humaner Adenovirus C Serotyp 5, Influenza A Virus, Humaner Respiratorischer Synzytialvirus, Humaner Parainfluenza Virus 3, Humaner Rhinovirus B Serotyp 14 und Humaner Coxsackievirus Serotyp A9).49

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Wälchli, C., Baumgartner, S., & Bastide, M. (2006). Effect of low doses and high homeopathic potencies in normal and cancerous human lymphocytes: an in vitro isopathic study.

Primäre Lymphozyten und Leukämiezellen wurden in 34 Experimenten (23 mit niedrigen Konzentrationen, 11 mit hom. Hochpotenzen) für 120 Stunden mit niedrigen Konzentrationen oder homöopathischen Hochpotenzen von Cadiumchlorid behandelt und danach einer toxischen Behandlung durch Cadmium verschiedener Konzentration unterzogen. Bei beiden zeigte sich eine signifikant erhöhte Lebensdauer der Lymphozyten nach toxischer Behandlung im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (p < 0,001). Bei den Leukämiezellen zeigte sich bei der niedrigen Dosis ebenso ein signifikanter Unterschied, wenngleich geringer als bei normalen Lymphozyten. Die hom. Behandlung hatte auf diese jedoch keinen Effekt.50

Sainte-Laudy, J., & Belon, P. (2009). Inhibition of basophil activation by histamine: a sensitive and reproducible model for the study of the biological activity of high dilutions.

Ein biologischer Effekt von Histamin in C-Dilutionen51, teilweise jenseits von C12, sodass keine Moleküle mehr nachweisbar sein sollten, konnte bei humanen basophilen Granulozyten, die durch verschiedene Antigene aktiviert wurden und später Histamin- Rezeptor-Antagonisten verabreicht bekamen, gezeigt werden. Dieses Experiment wurde im späteren Vergleich mit einem Mäuse-Modell gegen eine Placebo-Gruppe durchgeführt und durch dieselbe Wirkung bestätigt. Es zeigten sich, dass auch reproduzierbar bei einem Peak der Potenzen C15-C17 die Histaminausschüttung behindert wurde. Es wurde in 3 unabhängigen Labors mit demselben Ergebnis durch Durchflusszytometrie wiederholt, mit demselben Ergebnis. Es konnte auch eine Umkehr des Effektes durch Histamin-Rezeptor- (H2) - Antagonisten gezeigt werden.51

Poitevin, B., Davenas, E., & Benveniste, J. (1988). In vitro immunological degranulation of human basophils is modulated by lung histamine and Apis mellifica.

In einer weiteren verblindeten in-vitro-Studie wurde der Effekt von Histaminum52 und zusätzlich Apis mellifica bei basophilen Granulozyten mit der Fragestellung untersucht ob eine Degranulation derselben erreicht werden könne. Die basophile Degranulation wurde signifikant in Anwesenheit von Histaminum in C5 (p < 0,001) und C15 (p < 0,005) um 28.8%

bzw. 28.6% und um 65.8% in Anwesenheit von Apis mellifica C9 (p < 0,05) reduziert. Die

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basophile Degranulation bei Anti-IgE Antikörper wurde auch bei höheren Dilutionen mit Inhibition von fast 100% mit Histaminum C18 (p < 0,05) und Apis mellifica C10 (p < 0,05) erreicht.52

Gassmann, G. et al. (2019). Immunological ex vivo Study on the Effects of Potentiated Substances in Periodontal Inflammation Using Flow Cytometry.

Bei der Behandlung parodontaler Entzündungen wurden ebenso die möglichen Auswirkungen potenzierter Substanzen untersucht.53 Drei Parodontitis-Patienten und drei gesunden Probanden wurden Lymphozyten per Blutabnahme abgenommen und mit homöopathischen Substanzen (D12 und C200) aus Mercurius solubilis, Silicea, Sulphur, Tuberculinum (jeweils D12 und C200) oder Placebo inkubiert. Es zeigten sich Veränderungen der Expression von CD25 und CD45R0 bei Mercurius C200, Mercurius D12, Silicea D12 und Sulphur D12. Sulphur zeigte mit 36,47% in der Potenz D12 den höchsten Unterschied in der Expression von CD45R0 im Vergleich zwischen Verum und Placebo. Mit 18,68% zeigte sich die CD25-Expression bei Mercurius D12 am höchsten.53 Rosero-García, A. et al. (2019). Effect of Homeopathic Medicines on Intestinal Coccidia and Immune Response Cells in Spotted Rose Snapper (Lutjanus guttatus).

Lutjanus guttatus, eine Meeresfischart, welche anfällig auf parasitäre Kokzidien und mit intestinalen Infektionen und Zelldegenerationen reagieren, wurden zu je 43 Stück in Gruppen aufgeteilt und für 45 Tage mit Passival, einem HKM, Phosphoricum acidum oder beidem behandelt und gegen eine Kontrollgruppe auf Wirkung dieser Substanzen untersucht. Fische die mit der Kombination aus Passival und Phosphoricum acidum behandelt wurden, wiesen eine höhere Rate von neutrophilen Granulozyten auf (p = 0,015), alle nur mit Passival behandelten Fische zeigten einen Rückgang in den Darmläsionen als auch verbesserte Intaktheit des Darm- und Magengewebes (p < 0,05). Die Anzahl der Schleimhautzellen der Kiemen zeigten sich bei der Kombibehandlung ebenfalls größer als bei der Kontrollgruppe (p < 0,001). Die Kohlenhydratreserven der Leber wurden im Vergleich mit der Kontrollgruppe ebenso erhöht.54

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