• Keine Ergebnisse gefunden

Diese Arbeit zielt darauf ab, eine quantitative Bewertung der verfügbaren Studien in Bezug auf gemessene Immunparameter im Bereich der Homöopathie, mit speziellem Augenmerk auf den Einsatz der Mikroimmuntherapie, durchzuführen. Die zahlreich publizierten Studien und Experimente mit homöopathischen Interventionen, zeichnen sich durch sehr heterogene Qualität aus, was einen willkommenen Angriffspunkt für Kritiker dieser Medizin bietet.

Jedoch sind auch randomisiert kontrollierte Studien (RCT) sowie qualitativ durchgeführte Beobachtungs- und Äquivalenzstudien, welche Homöopathie mit der konventionellen Medizin vergleichen, in den letzten Jahrzehnten vermehrt aufgetaucht. Durch verbesserte Messmethoden lassen sich nun auch noch Nanopartikel der ursprünglichen Substanz in homöopathischen Hochpotenzen wie der C200 finden, auch wenn sich die Verdünnungen der Ursubstanz rechnerisch jenseits des molekularen Nachweises befanden. Das Erklärungsmodell über medizinisch agierende Nanostrukturen für die Homöopathie wird in der wissenschaftlichen Welt immer lauter.96 Dass beispielsweise auch Hormone in diesem Nanobereich ihren Wirkungsbereich haben können, kann man nachweisen.97

58

Die Effektivität der Homöopathie wird von Kritikern vor allem durch die Methodik der Studien angezweifelt, die vermeintlich aus niedrigen Standards, unpräzisen Outcomes, unklarem Ausscheiden von Teilnehmern, zu wenigen unabhängigen Wiederholungen der Experimente, geringer Anzahl der Studienteilnehmer oder Bias in der Publikation, also der Veröffentlichung mehr positiver als negativer Studien, besteht. 98,99 Diese Qualitätsunterschiede bestehen jedoch ebenso in der konventionellen Medizin, was bei solchen Diskussionen jedoch gerne unter den Tisch gekehrt wird. In der Tat gibt es wie eingangs erwähnt eine starke Heterogenität in der Qualität der Studien. Das Problem ist auch, dass der „Goldstandard” der Studien in der konventionellen Medizin, die RCT, nicht uneingeschränkt für die Homöopathie, die sich auf eine individualisierte Art der Behandlung stützt, anwendbar ist und eine Abweichung von dieser Art der Studie als eine mangelhafte Beweisführung kolportiert wird. Um einen Beweis für die klinische Effektivität einer Therapie zu evaluieren, ist die Placebo-Frage natürlich eine wichtige, aber nicht gleichbedeutend mit der Frage, ob ein therapeutischer Zugang klinisch effektiv ist. Solch eine Evidenz wird in der Naturwissenshaft grundsätzlich mit einer doppelverblindeten RCT gezeigt. Die Epidemiologen sind sich jedoch einig, dass dieses künstliche Setting zwar eine hohe interne Validität zeigt, diese jedoch oft nicht im richtigen Leben umgesetzt werden kann.

Die meisten Studien in der Homöopathie orientieren sich an nicht-quantifizierten immunologischen Parametern, die häufig über eine Art von Skala eine Veränderung bei krankhaften Zuständen aufzeigen, nachdem ein oder mehrere homöopathische Mittel über einen definierten Zeitraum verabreicht wurden. Diese Veränderungen sind beispielsweise die Häufigkeit von Krankheitsepisoden, Rückfallstendenz, Veränderung der Lebensqualität, Schmerzintensität etc.

Eine möglichst unabhängige Weise, fern von subjektiven Veränderungen, dies zu dokumentieren, und dies sollte die Grundlage dieser Arbeit darstellen, sind Veränderungen messbarer Immunparameter, welche man als weniger anfällig für subjektive Interpretation sehen kann. Ebenso sollte eine Placebo-Wirkung durch eine solch objektive Änderung einer Messgröße weniger in den Fokus der Erklärung einer Evidenz rücken. Zusätzlich zu den

„klassisch” homöopathischen Studien wurden auch die Ergebnisse der verfügbaren Studien aus der Mikroimmuntherapie, zusammengefasst, die in sich bereits als Dilution solcherlei Bestandteile des Immunsystems und Nukleinsäuren tragen.

59

Es muss hier festgehalten werden, dass die in dieser Arbeit präsentierten Studien keinem gemeinsamen Studiendesign folgen, und weder die Erkrankungen noch die Arzneien, die verabreicht wurden, folgen einem einheitlichen Bild oder gemeinsamer Indikation. Manche Interventionen beruhten auf Komplexmitteln, die für das Experiment zusammengestellt wurden, andere setzen sogenannte „bewährte Indikationen“ ein. Grob individualisierte Arzneien wurden ebenso wie isotherapeutische Arzneien eingesetzt. Es gab eine Anwendung an Mensch, Tier und in experimentellem Setting bei Zelllinien, einem sehr unterschiedlich auf vermeintliche Placebo-Wirkung ansprechendem ProbandInnentum. In Tabelle 1 wurden die Ergebnisse der angeführten Studien zusammengefasst.

Man sieht hier einige vielversprechende Ergebnisse, die den klinisch demonstrierbaren Nutzen von homöopathischen Arzneien auf das Immunsystem belegen. Die Studienergebnisse decken sich auch mit der allgemein verbreiteten Ansicht, dass homöopathische Arzneien sicher und ohne schädliche Nebenwirkungen dennoch effektiv sind.

PatientInnen und ÄrztInnen müssen gleichermaßen die empirische Frage beantwortet bekommen, inwieweit die homöopathische Therapie, die als ganzheitliches Heilsystem angesehen wird, tatsächlich helfen kann, Symptome von Erkrankungen zu reduzieren, die Lebensqualität zu verbessern und andere, toxischer wirkende Therapie zu ersetzen oder zumindest zu begleiten. Es müssen pragmatischere Studien gefordert werden, die die Homöopathie verbessern und nicht bloß beweisen sollen.100

Es muss hier auch noch einmal das Problem des Verblindens angesprochen werden. Wie erwähnt ist eine doppelblinde randomisierte Studie als der Goldstandard zusehen. Da Homöopathie aber eine Wissenschaft ist, die auf einer oft langwierigen und minuziösen Anamnese und einem vertrauensvollen therapeutischen Feld fußt, welche wiederum besonderer erlernter Voraussetzungen, die in der jahrelangen Ausbildung zu erlernen sind, bedarf, stellt eine Randomisierung ein großes Störfeld dar.101

In der Homöopathie folgen die Parameter der Evaluierung spezifischen Regeln, die meist die Totalität der Symptome des/der PatientIn beinhalten und mehrere über einen längeren Zeitraum sich erstreckende Folgegespräche nach sich zieht, in denen der Zustand genau evaluiert werden muss und häufig auch ein Wechsel der homöopathischen Arznei durchgeführt werden muss, vor allem in chronischen Fällen. Die Reaktion auf ein solches

60

homöopathisches Mittel muss in seiner Komplexität und seinen Modalitäten vom Praktiker verstanden werden, dies beinhaltet auch die Kenntnis der verabreichten Arznei(en).

Die Wirkung von homöopathischer Medizin wird mancherseits auch auf ein quantenphysikalisches Phänomen, einer Triade aus Wirkung von Arznei, TherapeutIn und PatientIn zurückgeführt, dem sogenannten „entanglement“.102 Die große Bedeutung von Körper- und Geist-Medizin muss auch die Frage stellen, was eigentlich eine Heilung bewirkt und dass das ÄrztIn-PatientIn-Verhältnis hier auch immer miteingeschlossen werden muss, auch deswegen muss es angezweifelt werden, dass RCTs die passende Bewertung einer Effektivität von Homöopathie ist.103

Man kann zusammenfassend sagen dass die Homöopathie auf einer komplexen Interaktion besteht, aus der Verabreichung eines ultraniedrig dosierten Arzneimittels, eines Nano-Effektes der noch nicht restlos verstanden aber in seiner Aufklärung begriffen ist und einer Signalkaskade die von diesem Arzneimittel ausgeht, welches sich ein einer Alteration des Immunsystems und seiner agierenden Teile ist.

Da wir in der Situation sind, dass wir die strikten Kriterien der evidenzbasierten Medizin, die ursprünglich für die Evaluierung konventioneller Pharmazeutika entwickelt wurde, für die Erklärung der Homöopathie ins Auge fassen, so finden sich nicht ausreichend Beweise für die Effektivität der Homöopathie. Werden aber Beobachtungs- und Äquivalenzstudien mit ins Boot geholt, so findet man ausreichend Beweis für deren Effektivität. In jedem Fall ist dies von einem pragmatischen Standpunkt aus eine wertvolle Information, denn so kann die Entscheidungsfindung auf anderen Faktoren wie der persönlichen Präferenz des Patienten/der Patientin, den Kosten, der Zugänglichkeit und den Nebenwirkungen beruhen.

Es existiert eine Vielzahl an Reviews und Meta-Analysen in der Homöopathie. In diesem Review wurde wie erwähnt ein anderer Weg gegangen, da er nur Studien beinhaltet, welche sich auf die Veränderung von Immunparametern nach Verabreichung homöopathischer Mittel über einen bestimmten Zeitraum fokussieren. Dies führt zum einen dazu, dass man

„nüchterne“ Zahlen vor sich hat, die mit einer oder mehreren Kontrollgruppen verglichen wurden. Weiters fanden einige dieser Studien nicht am Menschen statt, was die Reduktion einer therapeutischen Wirkung auf das besondere Feld zwischen TherapeutIn und PatientIn und einen möglichen Placebo-Effekt weitgehend ausschließt. Da die Anzahl der gefundenen Studien heterogenen Designs sind und auch solche Studien eingeschlossen werden, welche qualitativ diskutabel sein mögen, wurde eine Qualitätsprüfung der Studien hier nicht

61

durchgeführt. Vielmehr sollte die Gemeinsamkeit der Ergebnisse nur in der dokumentierten Messung von Immunparametern liegen. Die Suchstrategie bot die Möglichkeit, einen Ausschluss von Publikationen ohne wissenschaftlichen Anspruch durchzuführen, welche primär über MEDLINE und die Cochrane Library erfolgte, welche eine akzeptable Anzahl von zu diskutierenden Studien bot. Gefunden wurden 167 Ergebnisse, von welchen nach Durchsicht schließlich 47 bzw. 53 Studien mitsamt der Mikroimmuntherapie inkludiert und besprochen wurden.

Was interessanterweise am Gesamtergebnis ins Auge fällt, sind die zahlreichen und beinahe durchgängig signifikanten Veränderungen von immunologischen Parametern, welche durch homöopathische Interventionen im Gegensatz zu einer oder mehreren Kontrollgruppen gemessen wurden. Fanden sich konventionelle medizinische Interventionen zum Vergleich, so fiel das Ergebnis der homöopathischen Intervention mindestens durch gleiche Effektivität, in häufigeren Fällen aber als die wirksamere auf. Es fanden sich lediglich 2 Studien, welche keinen Effekt durch die Homöopathie beobachten konnten.

Es zeigte sich bei jenen Studien, welche eine Wirkung auf Tumorzellen untersuchten, dass auf der einen Seite ein pro-apoptotischer Weg initiiert wurde, beispielweise über einen Caspase-3-mediierten Signalweg und/oder durch eine Modulierung von Bax oder Cytochrom C, welche beide in der Durchführung der Apoptose eine wichtige Rolle spielen.

Auf der anderen Seite zeigten sich stimulatorische Effekte auf die lokalen Immunzellen auf mehreren Wegen. Diese zogen wiederum eine Kaskade von Reaktionen nach sich. Die Anwesenheit der Immunzellen scheint bei Durchsicht der Ergebnisse ein Faktor zu sein, welcher vorhanden sein muss. Das Fehlen von fähigen Immunzellen und Anwendung homöopathischer Mittel als solitäres Agens auf Tumorzellen scheint möglicherweise der Grund für ein Fehlen einer Wirkung bei jenen Interventionen gewesen zu sein, die keinerlei Effekt durch die Homöopathie beobachten konnten. Vielmehr kann wohl der Mechanismus durch eine passive Funktionsweise, also über Vermittlung einer spezifischen immunmodulatorischen Wirkung erklärt werden.

Ein sehr interessanter Punkt konnte in der fehlenden Zytotoxizität durch homöopathische Anwendungen gefunden werden. Somit sei noch einmal erwähnt, dass die „sanfte“ Medizin, wie die Homöopathie häufig genannt wird, damit eine Bestätigung gefunden zu haben scheint. Gleichzeitig wurde selektiv eine Stimulation der für die Immunabwehr notwendigen Zellen wie der Lymphozyten oder der Granulozyten erreicht, indem beispielsweise ihre Proliferation erhöht oder die Chemotaxis erhöht wurde. Weiters wurden Erhöhungen der

62

Zytokine wie der Interferone, Interleukine, TNFs oder der Phagozytose beobachtet und gemessen. Es konnten speziell bei onkologischen Studien signifikante Rückgänge der Anzahl von Tumorzellen so wie auch histologische Veränderungen beobachtet werden.

Höhere Potenzen homöopathisierter Substanzen schienen, obwohl eine hohe Verdünnung mit Verschüttelung vorlag, eine häufig effektivere Wirkung zu haben als niedrigere.

Dahingehend muss man in der Forschung tatsächlich den Versuch einer anderen Erklärungsweise des homöopathischen Wirkprinzips berücksichtigen und annehmen.

Die Ergebnisse der Mikroimmuntherapie zeichneten ebenso das Bild einer für die Zukunft wichtigen Medizin, welche dem zunehmenden Verständnis immunologischer Vorgänge entgegenkommt und die gewonnene Expertise auch in diese integrieren kann. Im Vergleich zu den Kontrollgruppen fand man eine teilweise signifikante Effektivität der einzelnen Substanzen auf die besprochenen Pathologien, was für einen ebenso modulierenden Effekt homöopathisierter Interleukine und Nukleinsäuren spricht. Hier müssen freilich noch weitere Studien folgen und diese dann mit ausreichender Anzahl von Studien einem eigenen systematischen Review zugeführt werden.