• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Arzneimittelversand: Apotheker laufen Sturm" (29.03.2002)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Arzneimittelversand: Apotheker laufen Sturm" (29.03.2002)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

zwar rechtskräftig, aber frühestens zum 1. Juli umsetzbar und legal sei, listet man dem Arzt die Vorteile auf, die der Ausschluss der Substitution bietet: Er sichere die ärztliche Therapiehoheit, vermeide bisher ungeklärte Haftungs- fragen sowie unnötige Diskussionen mit den Patienten, die auch weiterhin ihre gewohnte und bewährte Medikati- on erhielten. Nicht zuletzt, so das Ver- sprechen, stünden dem Arzt bei Präpa- ratetreue weiterhin die Dienstleistun- gen und der Service des Unternehmens zur Verfügung.

Noch kein Trend erkennbar

Interessanterweise kündigen die Fir- men gleichzeitig an, dass sie, wenn die Ausführungsbestimmungen vorliegen und das Gesetz umgesetzt werden kann, entsprechende Maßnahmen er- greifen werden, „um auch weiterhin die Abgabefähigkeit unserer Arzneimittel im Rahmen der Aut-idem-Regelung zu gewährleisten“ – sprich die Preise zu senken. Offenbar liegt das Bundesmini- sterium für Gesundheit mit seinen Ein- sparerwartungen gar nicht so falsch.

Angesichts der Aufregung auf allen Seiten will das Ministerium mit einer Anzeigenkampagne über die Neurege- lungen informieren. 240 000 Euro lässt man sich die Aktion kosten. Bundesge- sundheitsministerin Ulla Schmidt be- tonte in diesem Zusammenhang erneut:

„Entscheidend ist der Wirkstoff, nicht der Name eines Medikamentes. Wenn zwei Medikamente dasselbe leisten, soll das günstigere Angebot zum Zuge kommen.“ Der Arzt könne aber selbst- verständlich auch weiterhin ein konkre- tes Arzneimittel verordnen, wenn dies für den Patienten notwendig sei.

In welchem Umfang die neue Substi- tutionsregelung inzwischen in der Pra- xis angewendet wird, ist noch völlig un- klar. Weder die ABDA – Bundesverei- nigung der Apotherverbände noch die KBV verfügen über Zahlen oder Trendmeldungen. Dafür sei es noch zu früh, heißt es von beiden Seiten. Klar ist so viel, der derzeitige Wirbel dürfte ebensoviel zur Verunsicherung von Ärzten, Apothekern und Patienten bei- tragen wie die unglücklichen Umstände der Einführung selbst. Heike Korzilius

P O L I T I K

A

A824 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 13½½½½29. März 2002

Arzneimittelversand

Apotheker laufen Sturm

Die Apotheker wollen einer Legalisierung des Versand- handels zuvorkommen und kündigen ein Alternativ- programm an.

D

er vertraute Weg in die Apotheke um die Ecke könnte bei einigen Patienten schon bald in Verges- senheit geraten. Bundesgesundheitsmi- nisterin Ulla Schmidt will die Kranken- kassen entlasten und hat wiederholt das Versandhandelsverbot infrage gestellt.

Jetzt sorgt ein Vorstoß des Betriebs- krankenkassen-(BKK-)Landesverban- des Bayern für Aufsehen. Erstmalig in Deutschland schließt eine Krankenkas- se einen Liefervertrag mit einer Ver- sandhandelsapotheke. Durch die Zu- sammenarbeit mit der niederländischen Versandapotheke DocMorris wolle man die Vorteile des freien Warenverkehrs innerhalb der Europäischen Union auch für den Arzneimittelsektor nutzen, so Gerhard Schulte, Vorstandsvorsitzen- der des BKK-Landesverbandes Bayern.

Die Apotheken bangen um ihre Mo- nopolstellung und laufen Sturm. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothe- kerverbände (ABDA) wies darauf hin, dass DocMorris mit zwei rechtskräfti- gen einstweiligen Verfügungen unter-

sagt wurde, Deutschland weiterhin zu beliefern. Wenn ein Krankenkassenver- band als Körperschaft des öffentlichen Rechts in Kenntnis dieser Umstände nun einen entsprechenden Lieferver- trag abschließe, zeuge dies von einer unglaublichen Ignoranz und Arroganz gegenüber dem Gesetzgeber, empörten sich die Apotheker.

Um eine mögliche Legalisierung des Versandhandels in Deutschland zu ver- hindern, stellte die ABDA in Berlin ein Alternativprogramm vor, mit dem der Service der Apotheken weiter ausge- baut werden soll. Fachkräfte aus der Apotheke sollen künftig vor allem chro- nisch kranken und immobilen Patienten Arzneimittel nach Hause liefern und sie bei Bedarf auch beraten. Gleichzeitig wolle man mit einer so genannten Dre- hung der Arzneimittelpreisverordnung die Krankenkassen entlasten. Dazu sol- len die Vertriebsmargen für hochpreisi- ge Arzneien gesenkt und für preiswerte Arzneien erhöht werden. Nach Anga- ben der ABDA seien auf diesem Wege Einsparungen zwischen 350 bis 450 Mil- lionen Euro möglich.

Informationskampagne pro Apotheke

Das Thema Versandhandel werde im- mer wieder von interessierten Krei- sen in die Öffentlichkeit getragen, so ABDA-Präsident Hans-Günter Friese.

„Es geht um die Zerstörung des Sy- stems der bedarfsgerechten, wohnortna- hen Arzneimittelversorgung – koste es, was es wolle.“ Mit der neu gegründeten Initiative „Pro Apotheke“ wolle man auf dieses Problem aufmerksam ma- chen. Für die Informations- kampagne würden sich alle zusammenschließen, „die am Erhalt einer flächen- deckenden Rundum-Ver- sorgung durch unabhängi- ge Apotheken interessiert sind“, kündigte Friese an.

Das Alternativkonzept der ABDA erfülle alle Ziele, die mit Versandhandel ver- folgt würden, ohne ihn selbst mit all seinen Ri- siken in Kauf nehmen zu müssen. Samir Rabbata Die Apotheker warnen vor dem Ende der wohnortnahen Arznei-

mittelversorgung. Foto: ABDA

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Das spiegelt sich auch in den Durchfallquoten wider: Nur fünf Prozent der Teilnehmer schaff- ten im Herbst 2008 die Prüfung nicht, was dem Niveau vor der Ein- führung der

In einer relativ reichen Gesellschaft, die sich tolle Autos, Reisen, Luxus leistet, sollten wir klar Partei ergreifen für Stüt- zungsbedürftige, also für Umverteilung, und nicht

Seit längerem setzen sie sich dafür ein, dass das Versand- handelsverbot für Arzneimittel in Deutschland fällt.. Angesichts stei- gender Arzneimittelausgaben

❃ Private Haftpflichtversi- cherung: Hier besteht der Versicherungsschutz im To- desfall bis zur nächsten Bei- tragsfälligkeit weiter. Den- noch sollte die

Schlichte Gemüter glauben ja, man brau- che dem Arzt lediglich die Ver- ordnung des Wirkstoffes zu überlassen, die Auswahl des Präparates dem Apotheker anzu- vertrauen und

Es erscheint mir wichtig, daß wir seitens der Ärzteschaft für die schwierige Situation, in die ein Apotheker hier, insbesondere nach dem derzeit gel- tenden Haftungsrecht, kommen

Der Vorschlag, Ge- brauchsinformationen für Fachkreise an die entspre- chenden Ärzte immer dann zu verschicken, wenn sich der Text dieser Information geän- dert hat, ist

Die ärztliche Therapiefreiheit, ihre rechtliche und praktische Absi- cherung sei eine wesentliche Grund- lage für das Arzt/Patienten-Verhält- nis als einem