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Die Selbstdispensation ist der günstigere Abgabekanal!

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ARS MEDICI 112015

In 17 von insgesamt 19 Deutschschwei- zer Kantonen ist die Abgabe von Medi- kamenten durch den behandelnden Arzt zulässig. Der Abgabekanal ist be- liebt, sicher und günstig. In verschiede- nen Kantonen musste dieses Recht zur ärztlichen Medikamentenabgabe mit politischen Mitteln bis hin zu Volksab- stimmungen erkämpft oder verteidigt werden. Erinnert sei beispielsweise an die drei Zürcher Abstimmungen oder an den Entscheid der Schaffhauser Bür- gerschaft.

Unabhängige Studie stützt SD Über die Kosten der unterschiedlichen Abgabekanäle wurden in den vergan- genen Jahrzehnten zahlreiche Unter - suchungen durchgeführt. Viele stützten sich auf fragwürdige Annahmen oder auf zweifelhafte Daten. Aus diesem Grund gab das Bundesamt für Gesund- heit (BAG) im Jahr 2013 beim unab- hängigen Institut Polynomics eine Stu- die über die «Auswirkungen der Medi- kamentenabgabe durch die Ärzteschaft (Selbstdispensation) auf den Arznei- mittelkonsum und die Kosten zulasten der OKP» in Auftrag. Ziel war es, die Auswirkungen der Selbstdispensation (SD) auf die Medikamentenwahl sowie auf die Kosten zulasten der obligato - rischen Krankenkasse zu untersuchen.

Die aufgrund ihres Forschungsdesigns

ansprechende Studie bestätigt, was die Ärzteschaft schon seit je verkündete. Die ärztliche Medikamenten abgabe ist der günstigere Abgabekanal als die Rezep - tur. So, wie dies die jähr lichen Medika- mentenkosten pro versicherte Person und Kanton immer schon zeigten.

Grosse Datenbasis

Die breit angelegte Polynomics-Studie vergleicht die effektiven Medikamen- tenkosten von SD-Patienten mit jenen von Patienten, die ihre Arzneimittel über ein Rezept in Apotheken beziehen.

Die Analyse basiert auf zwei verschiede- nen Datensätzen der Helsana-Gruppe.

Der eine Satz vergleicht Zahlen des klas sischen SD-Kantons Luzern mit jenen des Rezepturkantons Aargau.

Der zweite Datensatz umfasst Versi- cherte aus den Kantonen Freiburg (SD nur im Ausnahmefall), Thurgau (SD die Regel) sowie Schaffhausen, Zürich und Bern (allesamt gemischte Systeme).

Insgesamt stützt sich die Studie somit auf rund 338 000 Datensätze.

Medikamente sind im SD-Kanal rund 13 Prozent günstiger

Der Vergleich der Medikamenten - kosten zwischen dem SD- und dem Apothekenkanal liefert insbesondere unter Berücksichtigung der leistungs- orientierten Abgeltung (LoA) ein ein-

deutiges Ergebnis. Er zeigt, dass SD- Patienten um rund 13 Prozent niedri- gere Medikamentenausgaben haben als solche, die ihre Arzneimittel in Apothe- ken beziehen. Darüber hinaus belegt die Studie einmal mehr, dass SD-Ärzte häu figer Generika verschreiben und ihre Patienten so mit günstigeren Arz- neimitteln versorgen. Bei bestimmten Wirkstoffgruppen arbeiten Ärzte mit eigener Praxisapotheke zudem mit geringeren Dosierungen als ihre Kolle- ginnen und Kollegen, die keine Medi- kamente abgeben.

Höhere Behandlungskosten?

Die Untersuchung brachte allerdings auch zum Vorschein, dass SD-Patienten offenbar leicht höhere Kosten für ärzt- liche Leistungen verursachen. Woran das liegt, ist derzeit noch unklar. Sind es die Dauerrezepte, die verschreibende Ärzte verabreichen? Werden die Patien- ten bei SD-Ärzten allenfalls umfassen- der betreut? Kommt bei SD-Ärzten eine bessere Compliance zum Zug? Werden SD-Patienten vielleicht später in Spitä- ler überwiesen? Was auch immer der Grund ist, wir werden dieser Feststel- lung nachgehen. Zu beachten gilt es aber auch, dass die SD-Kantone in der Regel tiefere Taxpunktwerte als die Nicht-SD-Kantone aufweisen. Folglich dürften sich leicht teurere ärztliche Leistungen so wieder «kompensieren».

Keine Aussagen

über Zufriedenheit und Qualität Die Studie kann leider keine Aussagen über die Qualität der medizinischen Behandlung oder die Zufriedenheit der Patienten machen. Die Ergebnisse sind somit rein quantitativer Natur. Es darf aber angenommen werden, dass im Falle der ärztlichen Medikamenten - abgabe eine bessere Compliance erzielt wird. Kennen die SD-Ärzte doch aus

Nach mehr als 15 Monaten veröffentlichte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die lang ersehnte Studie über die Kosten der Selbstdispen sation (SD) von Arzneimitteln. Sie bestätigt einmal mehr, dass Medikamente vom Arzt nicht nur beliebt, sondern auch günstiger sind.

Sven Bradke

Die Selbstdispensation

ist der günstigere Abgabekanal!

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ihrer täglichen Arbeit nicht nur ihre Patienten und ihre jeweiligen Kranken- geschichten sehr genau, sondern auch die möglichen Originalpräparate und Generika, deren Wirkungen und Neben- wirkungen sowie allfällige Interaktio- nen. Letztlich schätzen die Patientinnen und Patienten es auch, ihre Medika- mente direkt in der Praxis zu bekom- men. Das haben verschiedenste Umfra- gen immer wieder gezeigt.

Resultate zurückgehalten?

Obwohl der Schlussbericht der Studie das Datum des 10. Februars 2014 trägt, veröffentlichte das BAG sie erst vor wenigen Tagen. Es darf vermutet werden, dass das Department von Bundesrat Alain Berset die Publikation der Ergebnisse bewusst verzögerte.

Zumindest solange, bis die Eckwerte der Revision des Heilmittelgesetzes (HMG) in den beiden Räten beschlos-

senen waren. Die Verwaltung hatte sich wohl andere Ergebnisse erhofft. Wollte sie die Selbstdispensation doch früher einmal verbieten oder zumindest ein- schränken. Es sei nur an den Auftritt von Bundesrat Couchepin erinnert, als dieser vor laufender Kamera behaup- tete, die Selbstdispensation sei der teu- rere Abgabekanal. Das Gegenteil ist der Fall, wie die Studie nun einmal mehr belegt. Wir danken dem BAG für die Erteilung des Studienauftrags sowie letztlich auch für die Veröffentlichung der Ergebnisse. Wir hätten diese gerne früher auf dem Tisch gehabt. Sie liegen nun aber vor und bestätigen, was wir seitens der Ärzteschaft immer schon

kommunizierten.

Dr. rer. publ. HSG Sven Bradke Geschäftsführer der Ärzte mit Patientenapotheke (APA) Internet: www.patientenapotheke.ch

Die Selbstdispensation ist der günstigere Abgabekanal!

Unterstützen auch Sie die Beibehaltung der ärztlichen Medikamentenabgabe, und treten Sie der Vereinigung der Ärzte mit Patientenapotheke (APA) bei!

Die APA führt schweizweit den politischen Kampf zur Erhaltung der Selbstdispensation.

Helfen auch Sie mit, und melden Sie sich über www.patientenapotheke.ch an!

Danke für Ihre aktive Unterstützung!

Die wichtigsten Resultate im Überblick

Die Medikamentenausgaben sind bei SD-Pa tien - ten unter Berücksichtigung der LoA rund 13 Pro- zent niedriger. Exklusive LoA sind die Ausgaben immer noch um rund 6 Prozent niedriger.

Die Wahrscheinlichkeit, dass günstigere Prä - parate (z.B. Generika) zur Behandlung gewählt werden, ist bei SD-Ärzten höher.

Die Ausgaben für ärztliche Leistungen sind bei SD-Patienten um rund 8 Prozent höher.

Die Patienten weisen anscheinend auch mehr Konsultationen auf.

Die Studie kann unter www.bag.admin.ch eingesehen werden.

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