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Archiv "Zwei Jahre „Hammerexamen“: Ruhe nach dem Sturm" (23.01.2009)

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A128 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 4⏐⏐23. Januar 2009

V

or gut zwei Jahren muss- ten Medizinstudierende erst- mals das sogenannte Hammerex- amen ablegen. Dieser zweite Ab- schnitt der Ärztlichen Prüfung (M2) findet nach dem praktischen Jahr (PJ) statt und ersetzt die vorherigen drei Staatsexamen.

Bundesweite Demonstrationen, Petitionen und Unterschriftenaktio- nen – mit allen Mitteln protestierten Medizinstudierende, Marburger Bund und Bundesärztekammer gegen die Einführung des Hammerexamens.

Sie forderten eine Splittung in eine schriftliche Prüfung vor und eine mündliche, praxisorientierte Prüfung nach dem PJ. Doch ohne Erfolg: Im Oktober 2006 fanden die ersten M2- Prüfungen statt. Fast jeder Zehnte bestand nicht. Verglichen mit dem vorherigen zweiten Staatsexamen war die Durchfallquote doppelt so hoch. Bei Studierenden, die in der Regelstudienzeit die Prüfung ableg- ten, stieg sie sogar auf das Fünffache.

Zwei Jahre und vier M2-Prüfun- gen später hat sich die Aufregung um das „Hammerexamen“ gelegt.

Die Studierenden haben sich mit der neuen Prüfungssituation arrangiert.

Die Fachliteratur hat die neuen Fra- getypen aufgenommen und sich den neuen Inhalten angepasst. Zahlrei- che kostenpflichtige und univer- sitätsinterne Repetitorien werden angeboten, in denen das notwendige Wissen in geballter Form wiederholt werden kann. Das spiegelt sich auch in den Durchfallquoten wider: Nur fünf Prozent der Teilnehmer schaff- ten im Herbst 2008 die Prüfung nicht, was dem Niveau vor der Ein- führung der M2-Prüfung entspricht.

„Das Hammerexamen hat sich nicht als Hammer erwiesen“, sagt Dipl.-Psych. Prof. Dr. med. Jürgen Neuser, Direktor des Instituts für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen. Allerdings schnit- ten Studierende mit höheren Se- mesterzahlen bei der M2-Prüfung etwas schlechter ab, als bei den vor- herigen Examen, während Studie- rende, die in der Regelstudienzeit zur Prüfung anträten, sich verbes- sert hätten. Neuser führt dies auf die geänderte Approbationsordnung zurück. „Die Fakultäten haben eini-

ges geleistet, um die Aprobations- ordnung umzusetzen und die Stu- denten auf die klinischen Bezüge in der Prüfung vorzubereiten.“ Davon könnten Studierende mit höheren Semesterzahlen noch nicht so profi- tiert haben wie ihre Nachfolger.

Auch vonseiten der Bundesärzte- kammer und des Marburger Bundes gibt es derzeit wenig Kritik am Hammerexamen. Eine Splittung wird nicht mehr unbedingt befürwortet.

„Wir sind hin und her gerissen“, be- richtet Patrick Weinmann, Vorsitzen- der des Sprecherrats der Medizinstu-

denten im Marburger Bund. „Beide Varianten haben ihre Vor- und Nach- teile.“ Die derzeitige Regelung der M2-Prüfung sorge beispielsweise für mehr Flexibilität bei der Wahl eines Ausbildungskrankenhauses für das PJ, betont Weinmann. Bei einer Splittung der Prüfung, mit einem Ex- amen vor dem PJ, würden diese Plät- ze notenabhängig vergeben werden.

„Viele Dozenten sind allerdings eher für eine Splittung“, sagt Weinmann.

Denn seit dem Hammerexamen kom- men die Studierenden oft mit schlechteren Kenntnissen in die Kli- nik. Ohne eine umfangreiche Prüfung vor dem PJ – wie früher mit dem zweiten Staatsexamen – müssen die Studenten nicht mehr sämtlichen theoretischen Stoff des Studiums wiederholen. Einige Fakultäten ha- ben darauf schon mit PJ-Eingangs- prüfungen reagiert: Die Universität Regensburg führte beispielsweise ei- nen schriftlichen Test vor dem PJ ein,

während an der Medizinischen Fa- kultät Mannheim der Universität Heidelberg eine mündlich-praktische Prüfung verlangt wird.

Darüber hinaus richtet sich die Kritik an der M2-Prüfung hauptsäch- lich gegen die Aufgabenstellung.

Weinmann kritisiert, die Prüfungs- inhalte seien oft wenig praxisorien- tiert, und manches Thema werde auf Facharztniveau abgefragt. „Es ist tatsächlich so, dass Kliniker das eine oder andere, mit dem sie täglich konfrontiert werden, für examensre- levant halten, was zu fachspezifisch ist“, räumt Neuser ein. Aber man sei sensibilisiert für dieses Problem und bemüht, solche Fragen nicht in die Prüfung zu nehmen. „Diese Kritik kommt auch dadurch zustande, dass die Sachverständigen, die die Fragen stellen, täglich mit Sachverhalten umgehen, die noch nicht in den Lehr- büchern enthalten sind“, erklärt Neu- ser. „Darauf versuchen wir natürlich Rücksicht zu nehmen.“

Trotz des Hammerexamens be- standen im Herbst 2008 95 Prozent der Teilnehmer. „Unsere Medizin- studierenden sind sehr gut“, so Neu- ser. „Bei den Regelzeit-Studieren- den liegt die Durchfallquote bei ge- rade mal ein Prozent.“ n Dr. rer. nat. Marc Meißner

Das Hammerexamen hat sich nicht als Hammer erwiesen.

Dipl.-Psych. Prof. Dr. med. Jürgen Neuser, Direktor des Instituts für medizinische

und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP)

ZWEI JAHRE „HAMMEREXAMEN“

Ruhe nach dem Sturm

Die zweite Ärztliche Prüfung (M2), von Studierenden als „Ham- merexamen“ bezeichnet, findet seit Herbst 2006 statt. Vor der Einführung protestierten Studierende und Standesorganisatio- nen, doch heute scheint die M2-Prüfung etabliert zu sein.

Foto:Eberhard Hahne

T H E M E N D E R Z E I T

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