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Archiv "Ergebnisse des Influenza-Meldesystems: Gut gewappnet in den nächsten Winter" (20.10.1995)

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THEMEN DER ZEIT BLICK INS AUSLAND/BERICHTE

Das Influenza-Meldesystem steht. Rechtzeitig vor Beginn der kom- menden Grippewelle kann die Ar- beitsgemeinschaft Influenza (AGI), getragen von den Influenza-Impfstoff- herstellern Behringwerke, Duphar, Merlaux und Sächsisches Serum- werk/SmithKline Beecham, mit hand- festen Daten über die Influenza-Sai- son 1994/95 aufwarten.

Von den 700 über das gesamte Bundesgebiet verteilten Meldepraxen beteiligten sich über 500 an der Erfas- sungsperiode im letzten Winterhalb- jahr. Während der 30 Meldewochen registrierten sie insgesamt 3,3 Millio- nen Patientenkontakte, darunter 355 000 akute respiratorische Erkran- kungen sowie 130 000 dadurch be- dingte Arbeitsunfähigkeiten und 900 Hospitalisierungen.

Geringe Impfrate bei Risikogruppen

Der Höhepunkt des eher mäßi- gen Verlaufs der Influenza-Verbrei- tung lag ungewöhnlich spät: Erst im März und April stiegen die akuten re- spiratorischen Erkrankungen in den Meldepraxen um zirka 40 Prozent, die registrierten Arbeitsunfähigkeiten um zirka 60 Prozent. In diese Zeit fiel übrigens auch ein Übermaß an Be- gleiterkrankungen. Ferner wurde um die Weihnachtszeit eine erhöhte Akti- vität von Mycoplasma pneumonicae festgestellt, später auch RSV-Akti- vität.

Perspektiven einer verbesserten Influenza-Überwachung und einer daraus resultierenden höheren Impf- beteiligung der Bevölkerung zeigte Dr. Jean-Marie Cohen (Paris), Vertre- ter des französischen Meldesystems, auf einer Pressekonferenz der AGI in München auf. Im Zuge der Einrich- tung des Sentinel-Systems in Frank- reich und der kostenfreien Impfung gegen Influenza für Risikopersonen

über 65 Jahre konnte die Impfbeteili- gung seit 1980 von unter 30 Prozent auf über 65 Prozent in 1994 gesteigert werden. Der Erfolg ist in einer drasti- schen Abnahme der Todesfälle infol- ge Influenza abzulesen: Im gleichen Zeitraum gingen die Todesfälle von 160 auf 20 per 100 000 Personen zurück.

Auch wenn eine massenhafte In- fluenza-Schutzimpfung von Schulkin- dem — sozusagen als Sperre für eine weitere Verbreitung einer möglichen Epidemie — wünschenswert wäre, die Influenza-Schutzimpfung ist und bleibt eine Indikationsimpfung. Wie Prof. Dr. Burghard Stück (Berlin) be- tonte, sollten vor allem chronisch Kranke und alle Menschen über 60 Jahre geimpft werden.

Dennoch liegt die Impfrate in den Risikogruppen nur bei etwa 15 bis 20 Prozent. Erfahrungsgemäß ist der nach WHO-Vorgaben aktuell produzierte Impfstoff für die kommende Saison be- reits im Spätherbst ausverkauft. Die Vakzine ist nach folgender Empfeh- lung zusammengesetzt: A/Johannes- burg/33/94 (H3N2), A/Singapore/6/86 (H1N1) und B/Bejing/184/93.

Was ist aber, wenn tatsächlich ei- ne größere Epidemie aufgrund von Shift oder gar Drift der Viren herein- bricht? Impfstoff kann dann nicht mehr produziert werden. Die Influen- za-Impfstoffhersteller müssen kalku- lieren. Und sie kalkulieren derzeit realistisch mit einer geringen Impfbe- teiligung. Bei einem höheren Produk- tionsausstoß blieben die Firmen auf den überzähligen Dosen sitzen.

Aufgrund der bisherigen epide- miologischen Erfahrungen treten In- fluenza-Pandemien nach Shift und Drift alle zehn bis 20 Jahre auf. Die letzte größere Influenza-Epidemie forderte 1969/70 allein in den alten Bundesländern 20 000 Tote. Die In- fektionsraten lagen zwischen 80 und 90 Prozent. Seither sind 16 Jahre ver- gangen. Martin Wiehl kamenten aus Deutschland mitge-

bracht. Um den Tumorpatienten Bes- serung oder wenigstens Linderung zu verschaffen, übergab das deutsche Team den ukrainischen Kollegen Schmerzmittel und Chemotherapeu- tika. Vitaminpräparate, Medikamen- te für Diabetiker und Herz-Kreislauf- Mittel ergänzten den Medikamenten- transport.

Der Vorrat der wesentlichen Me- dikamente wird etwa sechs bis neun Monate reichen. Bezüglich der Aus- gabe der Medikamente wurde eine Kommission unter Leitung von Ober- arzt Solodtschenko gebildet. Dieser hat die Medikamente den Bedürfnis- sen entsprechend auf die verschiede- nen Stationen verteilt und die Verant- wortung den leitenden Stations- schwestern übertragen. Medikamen- te, die nicht unmittelbar im Bereich des onkologischen Krankenhauses Verwendung fanden, wurden bereits an sieben benachbarte Kliniken un- terschiedlicher Spezialisierung abge- geben.

Für die Arbeit der ukrainischen Kollegen kann man nur Hochachtung empfinden. Die Moral des Kranken- hauspersonals ist trotz der erwähnten Umstände gut. Mit geringen Ressour- cen im Hintergrund sind unsere ukrainischen Kollegen Künstler der Improvisation. Bei einem geringen Monatslohn mangelt es ihnen nicht an einer gehörigen Portion Idealis- mus, sich für das Wohl ihrer Lands- leute einzusetzen.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 1995; 92: A-2808-2810 [Heft 42]

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Axel Wiest Deutsches Krebsforschungs- zentrum / Abt. 0510

Postfach 10 19 49 69009 Heidelberg

Danksagung

Unser Dank gilt den Unternehmen, die unsere Inititative finanziell und mit Sach- und Medi- kamentenspenden unterstützt haben. Wir dan- ken unseren Kollegen des Deutschen Krebs- forschunsgszentrums, deren Mitarbeit ent- scheidend zum Gelingen der „Aktion Ukrai- ne" beigetragen hat, sowie für die professio- nelle Hilfe von Frau H. Stamatiadis-Schmidt und Herrn H. Rabl bei der Pressearbeit.

Ergebnisse des Influenza-Meldesystems

Gut gewappnet

in den nächsten Winter

A-2810 (36) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 42, 20. Oktober 1995

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