• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Schulstreß und die Folgen: Stellungnahme" (22.11.1979)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Schulstreß und die Folgen: Stellungnahme" (22.11.1979)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen

In Heft 39 bringen Sie einen Beitrag von Frau Christa Meves, Psychago- gin, zu einem uns Psychotherapeu- ten wohlbekannten und beunruhi- genden Thema, der jedoch durch pseudowissenschaftliche Argumen- tation falsche Vorstellungen wecken könnte und deshalb einer Richtig- stellung bedarf. Frau Meves läuft of- fene Türen pin, wenn sie fordert, Kinder für eine optimale Entwick- lung altersgemäß körperlich und seelisch zu beanspruchen — nie- mand wird das bestreiten. Die Schwierigkeit beginnt da, wo „Eu- streß" von „Distreß" im Sinne der von Frau Meves herangezogenen Adaptationslehre Selyes unterschie- den werden soll — Frau Meves um- geht diese Schwierigkeit.

Sie stellt epidemiologische Behaup- tungen auf; sie will eine Zunahme bestimmter krankhafter Störungen in der Bevölkerung, nämlich see- lisch bedingter Schulprobleme bei Kindern, die wir alle kennen, mit be- stimmten gesellschaftlichen Institu- tionen (Schulen, Schulverwaltungen etc.) in Beziehung setzen, bleibt aber jeden Beweis schuldig und er- schöpft sich in plakativen Behaup- tungen. Manche der nosologischen Zuordnungen in diesem Beitrag be- fremden den Psychotherapeuten, zum Beispiel wenn sie „die Katego- rie der Adipösen, der nägelbeißen- den Enuretiker, der kleinen Diebe — das Heer der neurotisch Depressi- ven" zusammenfaßt und erklärt, die- se seien durch Schulforderungen nicht mehr verstörbar. Diese Be- hauptung ist nicht nur unhaltbar, sondern auch bedenklich durch den wertenden Beiklang. Frau Meves er- weckt den Eindruck, als ob Schul- ängste hauptsächlich"ein Phänomen der letzten zehn Jahre seien. Bedeu- tende Zeugnisse aus der deutschen Literatur geben ein anderes Bild:

Gottfried Keller, Thomas Mann, Her-

mann Hesse, um nur einige zu nen- nen. Wer soll nun an all dem schuld sein? „... ein unterwandertes Schulwesen, das ... manche Ju- gendlichen direkt in die Fänge der Unterwanderer treibt". Irgendwel- che geheimnisvollen Bösewichte al- so, die ihre Fänge ausstrecken, um unsere Kinder zu greifen. Diese ver- einfachende Denunziation spricht schulreformerischen Bemühungen, auch wenn sie zu Irrtümern geführt haben mögen, jede Berechtigung, jede wohlmeinende Absicht ab. Ein derartig undifferenziertes, unausge- wogenes Denken sollte sich eine Psychotherapeutin eigentlich nicht leisten. Behauptungen, der Arzt könne „nur am Symptom kurie- ren ... , solange sich der Trend nicht grundlegend und grundsätz- lich wandelt", haben wir schon öfter gehört, allerdings sonst mehr aus der linken Ecke. Aus restaurativer Feder werden sie nicht seriöser. Was empfiehlt Frau Meves? „Eine aktive Konterrevolution . ". Im Lexikon (dtv) findet sich zu diesem Stich- wort der folgende Eintrag: Konter- revolution Gegenrevolution. „Im 20. Jahrhundert traten als Formen der R. die gleichfalls ge- gen die freiheitlich-demokratische Staatsform gerichteten national-re- aktionären faschistischen und na- tionalsozialistischen Umsturzbewe- gungen hervor. (R. von rechts: na- tionale R.)". Daher also weht der Wind! Ich bedaure, daß das DEUT- SCHE ÄRZTEBLATT sich zum Sprachrohr solcher Demagogie macht, und hoffe, daß es auch Ge- genstimmen ausreichend Raum ge- ben wird.

Dr. med. Lutz Rosenkötter Facharzt für

Psychiatrie-Psychotherapie Rombergstraße 10

6374 Steinbach/Taunus E>

Zulassungstests

Chance darstellt, die er in Wirklich- keit aber nicht ist, da die Kapazitäten der Universitäten nicht erhöht werden.

Auf dem XXVII. Internationalen Fort- bildungskongreß der Bundesärzte- kammer in Davos (vom 12. bis 24.

März 1979) wurde im berufspoliti- schen Kolloquium, von dem Auszü- ge im Heft 15 vom 12. April 1979 im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT abge- druckt wurden, von Bundesärzte- kammerpräsident Dr. Karsten Vilmar ganz klar unterstrichen, daß das demnächst eingeführte Testverfah- ren kein besseres Auswahlkriterium darstellt, sondern nur das schon größtenteils bestehende Regelden- ken weitertreibt und daher von der Bundesärztekammer abgelehnt wird. Auf dem Kongreß war die Ein- führung eines vorgeschalteten Kran- kenpflegepraktikums als Auswahl- kriterium in Verbindung mit einem Losverfahren im Gespräch. Dieses Krankenpflegepraktikum hätte den unbestreitbaren Vorzug, den Stu- dienbewerber in der Praxis mit der Materie vertraut zu machen und er- kennen ließ, ob er für diesen Beruf eine Eignung besäße. Es wäre ein Auswahlkriterium, das sich nicht ausschließlich im praxisfremden, theoretischen Bereich bewegt, son- dern schon eine gewisse Flexibilität des Bewerbers voraussetzt, den viel- seitigen Anforderungen im Kranken- pflegebereich zu begegnen.

Die Gremien, die heute über die neu- en Zulassungsbestimmungen und eine Reform des Medizinstudiums zu entscheiden haben, sollten aus dem ersten Fehler gelernt haben, der die heutige Situation erzeugt hat und die Verantwortung besitzen, die Fehler mit Maßnahmen zu beseiti- gen, die nicht noch weitere Schäden in Zukunft anrichten werden und keine Entscheidungen fällen, ohne nicht sicher zu sein, daß sie der Ent- wicklung der auszubildenden Ärzte- schaft auch wirklich nützt.

stud. med. Martin Rothe Am Bahnhof St. Magnus 13 2820 Bremen 70

FORUM

Schulstreß und die Folgen

Zu dem Aufsatz von Christa Meves in Heft 39/1979, Seite 2469 ff.

3146 Heft 47 vom 22. November

1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Dabei sollte nicht immer derselbe Schüler aus der jeweiligen Gruppe für die Lösungskont- rolle zuständig sein, sondern an jeder Station ein anderer dafür bestimmt werden.. Wichtig

Die „Fachtagung Medizin“ lehnt auch den Vorschlag ab, die Zulassungszahlen für Studien- beginner ausschließlich an der Bet- tenkapazität der medizinischen Fa- kultäten und

Seehofer hofft, daß auch die Länder mitspielen: Sie sind jetzt gefordert, die Hochschulkapazitä- ten mittels geänderter Kapazitäts- verordnung so zu ändern, daß die Zahl

In die Reform soll auch das Prüfungswesen ein- bezogen werden: Einerseits soll in Zukunft durch ei- ne stärkere Gewichtung der mündlichen Prüfung bei der Notengebung das Gewicht

sungsansatz wäre dazu, beim ersten Teil der ärztlichen Prüfung ein Ver- hältnis von 50 : 50 bei den schriftli- chen zu den mündlichen Prüfungen vorzuschreiben oder sogar 40 : 60

Wenn auch das Ziel einer durch- greifenden Reform des Medizinstu- diums sei, das Ausbildungsniveau der zukünftigen Ärzte anzuheben, so dürfe dies nicht vordergründig dazu

No- velle zur Approbationsordnung für Ärzte nicht abschließend bera- ten, obwohl der federführende Bundesratsausschuß für Gesund- heit dem Reformprojekt einer durchgreifenden Reform

Bisher haben die Gesundheits- minister der Länder auf die kapazitäts- wirksamen Festlegungen der neuen Gruppengrößen nach dem Entwurf vom Dezember 1997 nicht